Mich wundert ehrlich gesagt, dass es zu dieser - hier sicherlich bekannten - Tinte noch gar keine Vorstellung gibt! Oder, ich habe sie übersehen

Daher versuche ich jetzt, diese Lücke zu schließen. Im Titel steht ausschließlich Kurzreview, da ich mich weder an bestimmten Vorgaben entlang hangele, noch meine Eindrücke für irgendwelche objektiven Schlussfolgerungen geeignet sind. Es handelt sich ausschließlich um meine Erfahrungen mit der Tinte, und letztendlich fehlt hier vieles, es gibt kein Chromatogramm, keinen Wasser- und/oder Lichttest etc., die Resistenzen der Tinte wurden sowieso schon mehrfach im EG-Thread untersucht.
Betrachtet es somit einfach als Thread mit ein paar Bildern, die keinem näheren Konzept zugrunde liegen

Das Review verfolgt darüber hinaus keinen bestimmten Zweck, da die meisten Forumsmitglieder sicherlich mit der Tinte halbwegs vertraut sind, aber sollte jemand in Thoms Shop auf die Tinte stoßen, dieses Forum nicht kennen und vielleicht mal danach googlen...nunja, ihr wisst, worauf ich hinaus will. Die Tinte präsentiert sich in einem unauffälligen Schraubglas, welches ich jedoch recht nett anzuschauen finde. Die Form erinnert an die De Atramentis Gläser, ich muss jedoch gestehen, dass ich bisher keine DA-Tinte mein eigen nenne. Daher ist das nur eine Vermutung, dass es sich um das selbe Glas handelt. Das wissen andere hier aber sicherlich besser

Auf dem Papier "C by Clairefontaine" in der naturweißen Variante zeigt sich die Tinte direkt nach dem Schreiben recht dunkel. Ich muss dazu sagen, mein Glas ist bereits etwas älter als ein Jahr. Möglicherweise zeigt sich die frisch produzierte Tinte ein wenig heller als in meinem Fall. Es ist allerdings noch ein sehr deutlicher Farbverlauf zwischen "frisch aufgetragen" und "einige Stunden getrocknet" erkennbar. Auf diesem Papier braucht der Oxidationsprozess meiner Erfahrung nach ohnehin mehr Zeit als auf anderen Papieren. Die Farbänderung geht dementsprechend nur langsam voran. Zum Zeitpunkt dieses Bildes war die Tinte sowohl in Tropfen-, Schrift- und Ausstrichform frisch aufgetragen, was man gut an den nassen Tropfen erkennt.
Anmerkung zum Papier: Dieses Papier verwende ich sehr gerne, gerade in der naturweißen Variante. Generell ist das Papier sehr unempfindlich, was die verwendete Tinte betrifft. Sogar Baystate Blue funktionierte damals ohne Probleme hier drauf. Mir ist das Papier für den Alltagseinsatz aber oft ein wenig zu schade, oder eher, ein klein wenig zu teuer. Daher zeige ich die Tinte jetzt auf meinem Lieblingspapier, das ich eigentlich für alle Arten von Notizen, egal ob beruflicher oder privater Natur, verwende: dem Neusiedler Japan Post.
Zur Information, ich habe auf dem Japan Post die Vorderseite verwendet, also die Seite, auf der die Struktur des Molettezeichens zu fühlen ist. Auf der Vorderseite verhalten sich Tinten meiner Erfahrung nach generell viel unruhiger, als auf der Rückseite. Ich habe jedoch keine Präferenz und benutze beide Seiten gerne. Auf dem Papier zeigt sich die Tinte in einer ähnlichen Farbe, wie auf dem Clairefontaine. In der Realität wirkt die Tinte auf beiden Papieren für mich ähnlich, das Clairefontaine sorgt jedoch für eine gewisse Tiefe. Schwer zu beschreiben und für mich unmöglich in Bildform festzuhalten.
Da eine der Stärken der meisten EG-Tinten in der Eignung für jegliche Papiere liegt, möchte ich noch zeigen, wie sich die Tinte auf Kopierpapier aus der Hölle verhält. Das Papier heißt Recyconomic Classic White vom Hersteller Papyrus. Ich verwende es generell zum Drucken, allerdings federn so gut wie alle meine Tinten auf dem Papier aus. Mit der Nachtblau sieht es wie folgt aus: Die Tinte zeigt eine gute Farbe, ein sehr gutes Schreibverhalten und federt in keinster Weise aus. Ich würde sogar sagen, dass die Randschärfe hier geradezu phantastisch ausfällt. Farblich bietet sie auf dem Papier jedoch etwas weniger Tiefe, als auf den anderen beiden.
Die Rückseiten der Papiere zeigen sich unauffällig, die Tropfen kommen aber bei allen dreien durch. Aber diese Menge an Tinte stellt wohl für jedes Papier einen Härtetest dar. Abgesehen davon blutet die Tinte aber nicht durch, auch auf dem Recyconomic zeigt sich die Rückseite die Schrift betreffend unauffällig und das Papier wäre problemlos beidseitig zu beschreiben.
Noch ein paar Worte zur Tinte selbst, damit es sich hier zumindest ansatzweise um ein Review und keinen Bilderthread handelt:
Die Tinte schreibt sich aus meiner Sicht für EG-Verhältnisse ungewöhnlich nass, gerade im Vergleich mit Salix und Scabiosa. Die Feder fühlt sich immer gut geschmiert an. Meine Federn sind generell alle butterweich, daher kann es auf glattem Papier schonmal dazu kommen, dass es schnell zu glatt wird - gerade dann, wenn man von der Haut Fette auf das Papier absondert. Dieses Problem hat die Nachtblau in meinem Fall häufig, aber ebenso diverse Iroshizuku-Tinten. Ich benutze jedoch generell ein Unterlegblatt beim Schreiben, daher stört mich das nicht weiter. Ich bevorzuge den üppigen Fluss der Tinte in jedem Fall gegenüber der Salix, und gerade gegenüber der Diamine Registrar's, welche mir einfach zu mühsam zu schreiben war und dadurch auch farblich nicht so interessant gewirkt hat, wie sie es bei üppigem Auftrag tut. Die Nachtblau hat hier für mich eindeutig die Nase vorn.
Die Tinte ließ sich bisher aus all meinen Füllern problemlos reinigen, Korrosion habe ich nirgends beobachten können. Eintrocknen sollte vermutlich verhindert werden, aber ich schätze, das gilt für alle Tinten. Wie im EG-Thread schon öfter beschrieben wurde, kann Ascorbinsäure (Vitamin C Pulver aus der Apotheke) Wunder bei der Reinigung bewirken, sollte Wasser nicht ausreichen.
Die Tinte hat keinen aufdringlichen Geruch. Nach Füllen und Abwischen der Feder nehme ich einen leichten Eisengeruch war, der jedoch schnell verfliegt und mich nicht stört. Im Gegenteil, das erwarte ich eigentlich bei einer solchen Tinte.
Auf dem Clairefontaine sowie dem Japan Post zeigt sich übrigens, dick aufgetragen oder aus einem "nassen" Füller geschrieben, ein leichter, rötlicher Sheen: Ich persönlich mag diese zusätzliche Note sehr gerne, es macht die Tinte komplexer und wertet sie in meinen Augen einfach nochmal ein Stück weit auf.
Sicherlich habe ich einiges vergessen, ich würde Schriftproben demnächst eventuell noch ein wenig erweitern, sobald der Oxidationsprozess fortgeschritten ist. Die Schriftproben sind alle etwa vor anderthalb Stunden entstanden. Wenn ich es am Wochenende schaffe, werde ich vielleicht noch ein paar Vorher-Nachher Bilder einfügen.
Anmerkungen oder Hinweise willkommen

Viele Grüße
Daniel