Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Thom

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Thom »

Der Frank steht schon wiedermal vollstens im Saft, das muss ich schon sagen. Und was passiert bei dieser Apfelbräunerei?
Eine enzymatische Polyphenoloxidation. Und genau dasselbe passiert bei unseren EG-Lichttests,
nur das es da eine radikalische Oxidation ist.
Benutzeravatar
titanus
Beiträge: 281
Registriert: 11.08.2017 15:34

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von titanus »

Abgesehen von der radikalistigen Reaktion :D ,
nehme ich Ascorbinsäure lieber in Form von Ananas, Apfel, Apfelsine, Apfelbeere,...
zu mir.
Das schmeckt mir einfach besser.
Und ich nehme u. U. noch andere, wichtige Stoffe zu mir.
Wäre ja möglich.

titanus
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 7028
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von vanni52 »

Die Bildung des schwarzen, wasserunlöslichen Eisenkomplexes auf dem Papier lässt sich mithilfe der Chromatographie beobachten.
Dazu ein Vergleich einer frisch aufgetragenen Probe mit dem Ergebnis fünf Tage später.

IMG_0363.jpeg
IMG_0363.jpeg (606.87 KiB) 1661 mal betrachtet

Bei den beiden Rundchromatogrammen (Laufmittel Wasser) wurden die Proben am 30.8.21 aufgetragen und beim linken Chromatogramm sofort chromatographiert. Dabei ist noch kein Schwarz zu sehen, lediglich der blaue Hilfsfarbstoff. Fünf Tage später wurde auch die zweite Probe (rechts) chromatographiert und am Startpunkt bleibt der schwarze Komplex zurück.

Das gleiche Ergebnis dann bei den beiden Streifenchromatogrammen. Das hierbei verwendete Laufmittel, ein Gemisch aus Wasser, Ethanol und Essigsäure, verursachte darüberhinaus ein leichtes Anlösen des Komplexes, der dann eine graue Spur beim Transport hinterließ.
LG
Heinrich
Ottokar
Beiträge: 16
Registriert: 08.02.2018 13:46

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Ottokar »

Aktuell habe ich mir die EG-Tinten R+K Salix und Scabiosa mal wieder bestellt und war sehr verwundert.
Schon beim Öffnen und Schnuppern viel mir auf: die Tinte riecht anders, nur noch leicht alkoholisch, ohne die medizinische Note, die man auch beim Schreiben wahrnehmen konnte.
Beim Schreibtest stellte ich dann fest: Die Salix dunkelt beim trocknen nicht mehr nach, auch nicht nach Stunden oder Tagen.
Der Ausstreichtest mit dem Wattestäbchen zeigt ein - je nach Tintenmenge - intensives mittleres bis dunkles Blau, ohne Anteile von schwarz oder grau, auch nach mehreren Tagen unverändert (siehe Bild).
Beim Wassertest werden keine blauen Farbpartikel mehr ausgewaschen, wie das bei früheren Test der Fall war, stattdessen bleibt der Farbton unverändert.
Auf einen Test der Scabiosa habe ich erst mal verzichtet.
Auf Anfrage hat R+K verneint, dass die Zusammensetzung der EG-Tinten geändert wurde. Meine aktuellen Tests mit Salix stehen jedoch im Widerspruch zu dieser Aussage.
Mir persönlich gefällt die Salix so nicht mehr.
sk_salix.jpg
sk_salix.jpg (144.02 KiB) 1528 mal betrachtet
Downfall

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Downfall »

Ich habe mir vor wenigen Wochen noch je ein Glas Salix und Scabiosa zugelegt, beide Tinten sind exakt so, wie ich das aus der Vergangenheit gewohnt bin. Geruchlich und auch vom Schreibverhalten. Einen Wassertest habe ich nicht gemacht, aber die Tinte dunkelt ganz normal nach. Ich wüsste auch nicht, weshalb die Zusammensetzung signifikant geändert werden sollte?
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 7028
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von vanni52 »

Ottokar hat geschrieben:
03.07.2024 16:18

Beim Schreibtest stellte ich dann fest: Die Salix dunkelt beim trocknen nicht mehr nach, auch nicht nach Stunden oder Tagen.
Die Tests weiter oben hatte ich mit der Salix durchgeführt, die ich ca. 2016 erworben habe. Und auch bei dieser Tinte kann ich keine nennenswerte Verdunklung erkennen, ist halt eine Eisen-Gallus-Tinte mit einem unterdurchschnittlichen EG-Anteil.

Dazu ein aktuelles Foto des Ausstriches von 2021 (s.oben):

IMG_0409.jpeg
IMG_0409.jpeg (728.84 KiB) 1504 mal betrachtet

Spuren des schwarzen Eisengalluskomplexes zeigen sich nur bei sehr dickem Auftrag.

Aber entscheidend ist ja das Ergebnis des Wassertestes, also: Bleibt überhaupt etwas stehen? Falls ja, ist es noch lesbar ? Und mit welcher Farbe ?
LG
Heinrich
Downfall

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Downfall »

Die Tinte dunkelt bei mir schon ein wenig nach, sie schlägt ein wenig ins Graue. Auch wenn der Anteil gering ist, der Prozess ist dennoch wahrnehmbar.
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 7028
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
03.07.2024 18:09
Die Tinte dunkelt bei mir schon ein wenig nach, sie schlägt ein wenig ins Graue. Auch wenn der Anteil gering ist, der Prozess ist dennoch wahrnehmbar.
Ich kann natürlich nicht wissen, wie lange das von mir 2016 erworbene Glas schon im Regal des Händlers gestanden hat. Und ob und wie schnell sich der EG-Anteil grundsätzlich bei der Salix abbaut, weiß ich nicht. Bei der 4001 Blau-Schwarz, einer vergleichbaren EG-Tinte, haben wir hier an einer anderen Stelle schon mal festgestellt, dass der EG-Anteil nicht ewig hält.
LG
Heinrich
Benutzeravatar
vanni52
Beiträge: 7028
Registriert: 02.03.2016 17:57

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von vanni52 »

Ich möchte nochmal kurz auf das Thema "EG-Gehalt“ der Salix zurückkommen.
Weiter oben hatte ich ein Chromatogramm der Salix gezeigt, das auf den ersten Blick einen beachtlichen EG-Anteil suggeriert, hier nochmal vergrößert:

IMG_5184.jpeg
IMG_5184.jpeg (94.7 KiB) 1448 mal betrachtet

Tatsächlich enthält dieser beeindruckende dunkle Fleck in der Mitte des Chromatogrammes neben dem schwarzgrauen EG noch einen großen Anteil des blauen Hilfsfarbstoffes, der dort fixiert wurde. Den man allerdings abtrennen kann, um den EG-Anteil besser einschätzen zu können. Und zwar mit einer zweiten Chromatographie, jetzt mit einer Säure (HAc) als Laufmittel.

Vorher:

IMG_8498.jpeg
IMG_8498.jpeg (515.97 KiB) 1448 mal betrachtet

Nach der zweiten Chromatographie:

IMG_8504.jpeg
IMG_8504.jpeg (521.03 KiB) 1448 mal betrachtet

Nach der Abtrennung eines größeren Teils des blauen Hilfsfarbstoffes ist jetzt das Grau des EG-Komplexes besser zu sehen.
Es bleibt also dabei, die Salix gehört zu den eher schwächeren EG-Tinten.
LG
Heinrich
Gast1
Beiträge: 581
Registriert: 01.06.2024 14:35

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Gast1 »

vanni52 hat geschrieben:
03.07.2024 19:44
... Es bleibt also dabei, die Salix gehört zu den eher schwächeren EG-Tinten.
Gut, 400 Jahre würde ich der auch nicht geben. Bei den verdächtigen Kandidaten würde ich aber mal auf dem Flakonboden schauen, ob da deutliche Ausfällungen sind. Bei den braunen Tintengläschen müsste man dazu mal umgießen.
KaEff
Beiträge: 383
Registriert: 28.09.2016 9:13

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von KaEff »

Gast1 hat geschrieben:
03.07.2024 19:58
... mal auf dem Flakonboden schauen, ob da deutliche Ausfällungen ...
Das hätte ich auch spontan vermutet, deckt es sich doch mit meiner Erfahrung mit abgebrochen gelagerter Salix.

Im Büro habe ich umgefüllte Salix in kleiner Menge (Pelikan Klarglas-Fass), deren Reste ich von Zeit zu Zeit wegen scharzen Präzipiats verklappe.
Frank
* * *
Am Grunde der Moldau wandern die Steine. / Es liegen drei Kaiser begraben in Prag. / Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine. / Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. [...] B. Brecht
Downfall

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Downfall »

Die Salix ist sicherlich eine der schwächeren EG-Tinten. Ich behaupte aber, dass die immernoch permanent genug ist, um für mehrere Jahrzehnte das Überleben von Informationen sicherzustellen, sofern die Tinte frisch und das Papier dazu geeignet ist. Besser als Königsblau wird sie sicherlich sein.

Dass der EG-Gehalt gering ist lässt sich auch am subtilen Nachdunkeln feststellen, wobei die ursprüngliche Behauptung ja war, dass die Tinte ihre Farbe gar nicht mehr ändern würde. Dem muss ich aber widersprechen, zumindest mit meinem einige Monate alten Glas. Die Tinte wird mittelblau aufgetragen, dunkelt ein klein wenig nach und verliert anschließend ein wenig ihrer Blaufärbung um ins Graue einzuschlagen. Wird die Tinte dunkel, so wie andere EG? Sicher nicht, aber mir gefällt sie gut, sie ist eine gute und unkomplizierte Tinte, die man bedenkenlos in jeden Füller geben kann. Was mir an der Salix gefällt, ist vor allem, dass sie meiner Erfahrung nach nicht viel Wert auf eine dichte Kappe legt. Aber natürlich "erkauft" man sich die unkomplizierte Handhabung mit der geringeren Permanenz.

Wie lange das von mir erworbene Glas bereits beim Händler stand ist mir nicht bekannt, soweit ich weiß druckt R&K auch keine Herstellungsdaten oder Losnummern auf den Gläsern auf. Es handelt sich aber nicht mehr um ein braunes Glas, was mich initial überrascht hat (die Salix war meine erste Tinte von R&K in einem farblosen Glas).
Ottokar
Beiträge: 16
Registriert: 08.02.2018 13:46

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Ottokar »

Die in den ersten Stunden nach dem Schreiben typische Oxidation beim Trocknen mit Farbumschlag ins graublaue, wie ich sie aus früheren Jahren (2021) kenne, findet bei der Salix nicht mehr statt, und Farbpartikel lassen sich auch nicht mehr auswaschen, wie es früher der Fall war. Die Tinte ist lt. Händler Herstellungsjahr 2024.
Natürlich ist es immer noch eine dokumentenechte Tinte, soweit ich das ohne Langzeittest beurteilen kann. Allerdings mit anderen Eigenschaften und anderem Farbton als noch vor ein paar Jahren.
Downfall

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Downfall »

Hast du denn das Papier gewechselt? Bei cremefarbenen Papieren ist das mit dem Oxidationsprozess anders, da dauert das zum Teil deutlich länger. Ich nehme den Übergang ins Graue auf weißen Schreibpapieren erst nach gut einem Tag wahr. Hin und wieder benutze ich aber auch cremefarbene Papiere, wie das C von Clairefontaine. Auf dem dauert das länger, auch mit anderen EG-Tinten. Das gleiche Papier gibt es auch in weiß und naturweiß, da dauert es wiederum auch nicht so lang.
Gast1
Beiträge: 581
Registriert: 01.06.2024 14:35

Re: Rohrer & Klingner Salix (eisengallushaltig)

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
06.07.2024 14:38
Hast du denn das Papier gewechselt? ...
Das ist ja die bekannte Wirkung des Papieres, also es geht nicht immer sehr schnell mit der EG-Bildung, aber nach 1-2 Tagen müsste man auch auf langsamem Papier eine Nachdunkelung erkennen, auch wenn die EG-Bildung da noch nicht abgeschlossen ist.
Die Überlegung, aus der Salix eine Pigmenttinte zu machen, wäre aber auch nicht so weit hergeholt. Für den hartgesottenen EG-Rührer würde sich das nicht rechnen, aber R&K hat schon alles da, das Wissen, die Technik (das wäre der Teil, der sich nicht rechnet) und jede Menge Pigmente.
Antworten

Zurück zu „Tintenbetrachtungen / Ink-Reviews“