Nun neigen die kreativen Köpfe bei Seitz Kreuznach dazu, den erwartungsvollen Tintentunker mit einer fast schon psychedelischen Namensfindung ihrer Produkte zu narren und ein karamellenes Gebräu nach einem rötlichen Beuteltier zu benennen, dieses jedoch als gelb zu deklarieren. Oder ein blasses Violett als pflaumenblau zu labeln.
Doch was soll's, ich bin dem Psychedelischen an sich nicht abgeneigt. Alte Doors-Schallplatte auflegen, Seitz-Kreuznach-Päckchen aufmachen und sich einfach überraschen lassen. Mal gucken, was die alten Hippies im Tintenbraugewölbe sich diesmal haben einfallen lassen!
Vor diesem Erwartungshorizont ist Rosenrot schon fast eine Enttäuschung. Denn Rosenrot ist, farblich und vom ganzen Wesen her, rosenrot. Eine richtig schöne Rosenholzfarbe mit tollem Shading, irgendwo zwischen tiefdunkelrosa und blutrot. Schriebe ich jemals Liebesbriefe, ach, ich schriebe sie mit Rosenrot!
Der blaue Diamant hingegen ist dann wieder ein echtes SK-Erlebnis. Als die ersten Kringel aus der Feder des M215 fließen, ist meine spontane Reaktion: Igitt!!! Denn der blaue Diamant ist so wenig blau wie Pflaumenblau. Oder so wenig beuteltierfarbig wie Kängurugelb. Wäre ich die Taufpatin dieser Tinte gewesen, so hätte ich ihr den Namen Latzhosenlila gegeben. Und dann wäre ich schreiend weggelaufen.
Was wiederum schade gewesen wäre, denn dann hätte ich die absolut faszinierende Metamorphose gar nicht miterlebt, die das grässliche Quietschlila während des Trocknungsprozesses durchläuft: Von Lila zu etwas, das sich am besten als sanftes, warmes Blau beschreiben lässt. Okay, ein sanftes warmes Blau, das hin und wieder "Latzhose!" ruft. Aber nur ganz leise und neckisch.
Mir machen sie auf jeden Fall Spaß, die Überraschungstinten von Seitz Kreuznach. Inzwischen tummeln sich schon sieben Stück von ihnen in meiner Schublade. Und Rosenrot und Blauer Diamant werden definitiv nicht die letzten sein.





Sonnige Frühlingstage wünscht
Bianka