Von der Tinte gelangte vor längerer Zeit schon einmal eine Probe zu mir: Ein nebulöses Olivgrün mit Tendenz zu Grau und viel Shading, unkompliziert und mit sattem Fluss. Der passende Begleiter zu den grüngestreiften/-marmorierten Vintage-Pelikanen, die sich bei mir tummeln, fand ich und bestellte ein Glas.
Das Etikett war eine Überraschung, denn es deklarierte die Tintenfarbe als "Geistergrau". Man lernt doch nie aus! Im Farbspektrum der Geisterwelt sind nachts alle Katzen grün, und man kann mag sich gar nicht vorstellen, was sich dort an Ampelkreuzungen abspielt. Außerdem wies es einen Duft aus, nämlich "Geister". Das hat mich gleich überzeugt, denn die Tinte roch haargenau wie mein Kloreiniger mit Zitrusfrische. Die Älteren werden sich noch an die sensationelle Geschichte von Chopper erinnern, dem Geist, der aus der Kloschüssel einer Zahnarztpraxis sprach. Eine Geschichte, die seinerzeit großes Aufsehen in den Medien erregte. Hier kann man dem Hersteller nur zu knallharter Rechercheleistung und konsequenter Umsetzung gratulieren. Auch wenn das aromatische Erlebnis beim beherzten Zug über dem offenen Tintenglas ein wenig verstörend ist. Aber man soll sich ja gruseln. Sonst braucht man keine Geistertinte.
Getankt sind die Magischen Geister seit ihrem Eintreffen in einem grauen Pelikan 100N mit OB-Feder.

Erfreulicherweise sind die Magischen Geister nicht von der polternden oder sonstwie böswilligen Sorte. Die Tinte ist fließfreudig und problemlos, schlägt auch auf dünnem Papier nicht durch und franst nicht aus. In schmalen Federn ist sie allerdings etwas farblos, in der OB des Pelikan hingegen hat sie ein ausgeprägtes Shading. Hier auf 60g Talentus, talentlos abgelichtet.


Fazit: Wer den Fokus eher auf Shading, gedeckte Farben und gute Verträglichkeit legt, ist mit den Magischen Geistern gut bedient. Den furchterregenden Geruch muss man nicht scheuen: Der verflüchtigt sich beim Schreiben ... wie ein Geist.
