Mir spukte ein Demonstrator im Kopf herum. Der M805 wurde angekündigt, doch wollte er mich nicht richtig packen. Aus schönem, vielleicht sogar etwas ausgefallenem Material sollte er sein, gut verarbeitet und nicht alltäglich. Irgendwann stieß ich auf Francis' (fountainbel im Forum) Ankündigung des "Minimalisticas", einer aufs Wesentlichen reduzierten Form seines Bulkfiller Füllhalters. Die meisten von euch haben davon gelesen, deshalb nur eine ganz kurze Beschreibung: Conid fertigt weitgehend in Handarbeit aus dem Vollen gefräste Füllhalter mit einem besonderen Füllsystem: Anders als bei einem Kolbenfüllhalter, der konstruktionsbedingt in der hinteren Hälfte des Schaftes die Mechanik verbirgt und deshalb dort keinen Tintentank besitzt, wird der Bulkfiller von Conid fast gänzlich gefüllt. Das Füllsystem lässt sich am besten als eine Spritze beschreiben, bei der nach dem Aufziehen die Stange durch den Stempel in das Innere geschoben wird. Es wird also nur der Platz für den Stempel "verbraucht". Dadurch sind bei vergleichsweise kleiner Größe des Füllhalters große Tintentanks möglich: Gut zweieinhalb Milliliter fasst der Regular. Der im Bild gezeigte deutlich größere Omas Paragon fasst 1,8 Milliliter (und ist damit einer der Champions der Kolbenfüllhalter).
Das System besteht aus Dichtungen, einer Edelstahlstange und Ebonit-, Delrin- und Titanteilen in Modulbauweise. Der Füllhalter kann komplett selbst geöffnet, zerlegt, gereinigt und gewartet werden. Alle Dichtungsringe sollen leicht zu bekommen und zu ersetzen sein.

Das Füllsystem ist grundsätzlich nicht schwer zu bedienen, allerdings hilft der Demonstrator, den Ablauf zu lernen. Die Füllstange wird mit Linksdrehungen gelöst und dann herausgezogen. Weitere Linksdrehungen verschrauben sie mit dem Stempel und entriegeln ihn. Der wird daraufhin nach vorne geschoben und der Füller ins Fass eingetaucht. Dann wird aufgezogen, mit einer Rechtsdrehung der Stempel wieder verriegelt und die Stange vom Stempel gelöst und wieder hineingeschoben. Das ist weniger einfach als bei einem Kolbenfüller, aber keine Raketenwissenschaft. Die Stange dichtet in hineingeschobenen Zustand den Tintentank gegen die Feder ab, so dass sie bei längeren Schreibaufgaben eine Umdrehung gelöst werden sollte.
Hier gibt es ein Video der Füllmethodik:
http://www.conidpen.com/index.cfm?fuseaction=pendetails
Es gibt die Conid Füllhalter in verschiedenen Größen und Ausführungen. Anfangs überlegte ich, den großen Kingsize Bulkfiller zu bestellen, doch siegte die Unvernunft und ich kaufte zwei kleinere: Einen Regular und einen Minimalistica. Ich schätze Titan als Werkstoff (meine Frau hatte ein unglaublich schickes Titanmounty) und las von den tollen haptischen Eigenschaften von Ebonit. Also fragte ich bei Conid an, ob nicht eine Kombination möglich wäre, die diese Werkstoffe mit dem Demonstrator kombinieren würde. Nach weniger als 24 Stunden kam die Antwort, dass das natürlich möglich sei. Also habe ich angesichts meiner wirtschaftlichen Verwegenheit trocken geschluckt und bestellt. einen etwas modifizierten Regular Demonstrator (Titanendknöpfe und Clip, Demonstrator Schaft, Kappe und Griffstück aus Ebonit) und einen Minimalistica aus Delrin mit Titanclip. Es sind preiswerte, aber keine billigen Füllhalter - zusammen waren es um die achthundert Euro auf der Rechnung.
Die Bestellung brauchte ihre Zeit, da der Minimalistica noch nicht produziert war. Aber die Wartezeit konnte ich mir mit anderen Stücken vertreiben, und bald kam ein Päckchen mit den zwei Schmuckstücken an. Unboxing-Bilder gibt es nicht, um nicht den Spaß am testpaket zu verderben. Das sei gesagt: Zu jedem Bulkfiller gibt es eine liebevoll ausgestaltete Aluschatulle und eine Anleitung.
Ich hatte drei Federn (von Bock gefertigt) zu den zwei Füllhaltern bestellt: Titanfedern in F und M und eine Stahlfeder in M. Ich habe es vorhin geschrieben: Diese Stahlfeder kostet 5,- Euro und gehört zu meinen besten Performern. Super Tintenfluss, gute Gleiteigenschaften und ein bisschen nachgiebig. Die Titanfedern hatten trotz dokumentiertem Test (allerdings nur gedipped) üble Aussetzer, so dass ich sie nach Absprache zurück schickte. Sie wurden handgetuned und sind jetzt ausgesprochen gute, üppige Schreiber mit einer tollen Flexibilität. Ich habe eine Schriftprobe angehängt, die die Strichbreite der M Feder zeigt im Vergleich zu drei Referenzfüllern.
Mir ist bisher nur ein Nachteil im Gebrauch aufgefallen: Der Stempel bzw. Kolben ist ohne Schmiermittel nach einiger Zeit durch die Haftreibung nicht "ruckelfrei" nach vorne zu schieben, wenn der Füller neu befüllt werden soll. Drückt man etwas stürmisch, können vorne ein paar Tintentröpfchen herausspritzen. Es ist sicherer, die Feder dabei in ein Küchentuch zu stecken, um eine Sauerei zu verhindern. Francis hat in seiner Konstruktion sogar daran gedacht; mit etwas Silikonfett zusammengesetzt ist das "Problem" keines mehr.
Doch jetzt ein paar Bilder (weitere im Link unten). Fragen werden gerne beantwortet.
Grüße, Uwe