Europäische Urushikünstler?
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- Holunderbeere
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Europäische Urushikünstler?
Hallo zusammen,
Zu meinem Entzücken stelle ich fest, dass es mittlerweile auch in Europa einige Menschen gibt, die Urushi-lackierte Füller herstellen, also bin ich auf der Suche danach, was es denn da so geben könnte. Gute Gründe gibt es allemal, Nakaya ist ja nach wie vor nur theoretisch erhältlich und überhaupt ist mensch ja neugierig.
Über einen Post hier im Forum habe ich Stüdyo Agackakan gefunden: https://www.studyoagackakan.com/?lang=en
Leider ist der Threadersteller wohl nicht mehr im Forum, ich hätte gerne gewusst, wie die Füller sich bewährt haben. Die Hersteller sitzen in der Türkei.
Über Google bin ich dann zufällig auf Tamenuri Studio gestoßen: https://tamenuri.com, Michal aus Frankreich.
Beide Arbeiten sind traumhaft und relativ erschwinglich, wahrscheinlich auch, weil die Füller mit Stahlfedern ausgestattet sind, allerdings sollte es kein großes Problem sein, eine Goldfeder einzubauen, wenn man möchte. Füllsystem ist bei beiden Patrone/Konverter, untendrunter scheint Ebonit zu sitzen, eyedropper ginge also auch.
Ich bin arg in Versuchung, einen der beiden auszuprobieren, wahrscheinlich Michal, denn aus Frankreich brauche ich keinen Zoll zu bezahlen.
Ich würde den Thread gern also Info- und Erfahrungssammlung nutzen - welche europäischen Lackkünstler kennt ihr außerdem?
Viele Grüße,
Barbara
Zu meinem Entzücken stelle ich fest, dass es mittlerweile auch in Europa einige Menschen gibt, die Urushi-lackierte Füller herstellen, also bin ich auf der Suche danach, was es denn da so geben könnte. Gute Gründe gibt es allemal, Nakaya ist ja nach wie vor nur theoretisch erhältlich und überhaupt ist mensch ja neugierig.
Über einen Post hier im Forum habe ich Stüdyo Agackakan gefunden: https://www.studyoagackakan.com/?lang=en
Leider ist der Threadersteller wohl nicht mehr im Forum, ich hätte gerne gewusst, wie die Füller sich bewährt haben. Die Hersteller sitzen in der Türkei.
Über Google bin ich dann zufällig auf Tamenuri Studio gestoßen: https://tamenuri.com, Michal aus Frankreich.
Beide Arbeiten sind traumhaft und relativ erschwinglich, wahrscheinlich auch, weil die Füller mit Stahlfedern ausgestattet sind, allerdings sollte es kein großes Problem sein, eine Goldfeder einzubauen, wenn man möchte. Füllsystem ist bei beiden Patrone/Konverter, untendrunter scheint Ebonit zu sitzen, eyedropper ginge also auch.
Ich bin arg in Versuchung, einen der beiden auszuprobieren, wahrscheinlich Michal, denn aus Frankreich brauche ich keinen Zoll zu bezahlen.
Ich würde den Thread gern also Info- und Erfahrungssammlung nutzen - welche europäischen Lackkünstler kennt ihr außerdem?
Viele Grüße,
Barbara
Füllerliebhaberin, Vollblutbibliophile & halbseidene Buchbinderin. Internetpräsenz inner Mache. 
Der Füllerblog der Holunderbeere: http://thesebeautifulpens.blogspot.com

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Re: Europäische Urushikünstler?
In der Schweiz mach Martin Pauli tolle Urushi Stifte (Manupropria).
Ich habe leider keine Erfahrung mit seinen Füllern, aber sie sehen sehr hübsch aus!
Gruß Marc
Ich habe leider keine Erfahrung mit seinen Füllern, aber sie sehen sehr hübsch aus!

Gruß Marc
Re: Europäische Urushikünstler?
Da hätte ich noch was aus Österreich in meiner Linkliste.
Selber noch nie in der Hand gehabt
https://www.tintenschnecke.at
Selber noch nie in der Hand gehabt
https://www.tintenschnecke.at
Re: Europäische Urushikünstler?
Manupropria ist mir bekannt.
Ich glaube Anja von Papier und Stift hatte mal ein paar Exemplare bei einem Füllerstammtisch mitgebracht.
Lange vor Corona....
Das Design und die Lackierung waren sehr schön.
Was damals bei den Exemplaren enttäuschte, war die Verarbeitungsqualität und die Passgenauigkeit an den Gewinden.
Ansonsten sehr schöne Teile.
Gruß
Axel
Ich glaube Anja von Papier und Stift hatte mal ein paar Exemplare bei einem Füllerstammtisch mitgebracht.
Lange vor Corona....
Das Design und die Lackierung waren sehr schön.
Was damals bei den Exemplaren enttäuschte, war die Verarbeitungsqualität und die Passgenauigkeit an den Gewinden.
Ansonsten sehr schöne Teile.
Gruß
Axel
"Die Qualität bleibt, wenn der Preis längst vergessen ist." Henry Royce
Re: Europäische Urushikünstler?
Hier möchte ich anmerken, dass die Tochter von Anja traditionelle Holzkunst herstellt und in Urushi ausgebildet ist:
Practicing traditional wood turning & Urushi lacquering in Japan @rabea.gebler
Herzliche Grüße, Angelika
"Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt." (Der kleine Prinz)
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- PapierundStift
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Re: Europäische Urushikünstler?
Dann sage ich mal Danke im Namen meiner Tochter für die Werbung. Aber (a) arbeitet sie ja nicht in Europa....

Ich finde die Idee sehr schön, hier auch europäische Urushi-Künstler mal aufzulisten. Aber ich möchte zu bedenken geben, dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist...
Anja
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Re: Europäische Urushikünstler?
Dem muss ich leider auf ganzer Linie zustimmen, Ohne die Bemühungen auch nur ansatzweise herabsetzen zu wollen.PapierundStift hat geschrieben: ↑07.04.2025 11:45Hier auch europäische Urushi-Künstler mal aufzulisten. Aber ich möchte zu bedenken geben, dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist...
Anja
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Angi
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Re: Europäische Urushikünstler?
..»dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist...»
Ich möchte gerne etwas länger auf diese Aussage eingehen.
Ich arbeite seit etwa 15 Jahren intensiv mit Urushi, aber über 550 Jahre mit japanischer Kultur, Kunst und Kunsthandwerk
Angefangen habe ich Urushi als Autodidakt, «learning by doing»
Ein guter Freund in Japan, der ein ausgebildeter Urushi-Handwerker ist gab mir einige wichtige und hilfreiche Informationen und während meiner vielen Aufenthalte in Japan haben wir uns ausgetauscht und immer im Frühjahr zusammen unser Urushi hergestellt.
Das Herstell- oder Verfeinerungsverfahren nennt man «Tenbikurome»
Dabei wird Rohlack (Ki-Urushi) in grossen, zur Sonne ausgerichteten Holzbottichen einige Stunden lang mit einem Holzrakel bewegt. Mit der Zeit entweicht Wasser und der Rohlack fermentiert. So entsteht das hochwertigste, flüssige und honigfarbige Urushi, «Sukurome-Urushi» genannt.
Dieses Sukurome-Urushi wird für einige Jahre in einer Glasschale aufbewahrt. Über die Jahre bilden sich Segmente, unten ein dunkles, schnell trocknendes Urushi von niederer Qualität, welches man nur für Grundierungen verwenden kann. In der Mitte ein dunkles Urushi mittlerer Qualität, welches man für pigmentierte Lacke verwendet. Die Oberste Schicht ist ein transparentes wie Apfelsaft scheinendes, sehr flüssiges Urushi mit einem hohen Anteil an Urushiol. Dieses Urushi wird für die obersten Schichten verwendet, vorzugsweise beim Nuritate-Urushi, dem Lack, der ohne Politur angewandt wird.
Zur Zeit arbeite ich mit Urushi, welches wir in Jahre 2012 hergestellt haben.
Es ist zu erwähnen, dass wir nur mit dem besten japanischen Urushi arbeiten.
Das Urushi erhalten wir vom Schwager meines Freundes, der in den Bergen von Nagano Urushi zapft. Über 90% des in Japan verarbeiteten Urushi wird aus China importiert, natürlich wegen des tieferen Preises.
In Japan wird Urushi nur an schönen Tagen gesammelt, 80 bis 120 Gramm pro Baum und Saison. In China wird an allen Tagen gesammelt, auch bei Regen. Der japanische Rohlack wird rein und sauber eingebracht und verarbeitet. Der chinesische Rohlack jedoch ist durch Wasser und Insekten kontaminiert und muss vor dem Verarbeiten vorgereinigt werden.
Daher kommt es auch, dass das chinesische Urushi leicht säuerlich riecht, während das japanische Urushi sich durch einen süssen, angenehmen Geruch auszeichnet.
Auch kann ich bestätigen, dass chinesisches Urushi über Jahre nicht Segmente bildet wie oben beschrieben. Grundsätzlich sind aber beide Lacke von guter Qualität.
Das Arbeiten mit Urushi ist im Grunde genommen einfach. Am trickreichsten ist der Härtungsprozess im Feuchtschrank (Furo). Hierbei muss man viel experimentieren und eigene Erfahrungen machen. Ist der Lack zu dick oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch, bildet der Lack Falten «Jijimu». Ist die Luftfeuchtigkeit zu gering trocknet der Lack nicht mehr «Bokeru». In diesem Fall legt man das Lackobjekt in den Feuchtschrank bei über 90% Luftfeuchtigkeit und hofft, dass der Lack in 20 bis 30 Tagen aushärtet.
Normalerweise dauert der Härtungsprozess im Feuchtschrank für eine Lackschicht 24 Stunden bis 3 Tage
In Japan geht es bei der Ausbildung zum Lackarbeiter «Urushi-Shi» nicht so sehr um den Lack selber sondern um die verschiedenen Techniken, auf die sie getrimmt werden.
Beim Lernen eines Handwerks in Japan stellst der Lehrling keine Fragen und der Ausbilder gäbe keine Antworten. Die Japaner lernen durch schauen, reflektieren und Verstehen. Daher dauert die Ausbildung in Japan so lange. Der Lehrling lernt genau so zu arbeiten wie sein Ausbilder und eigenes Denken und Kreativität ist absolut nicht gefragt.
Mein Freund in Japan hat eine Ausbildung in Kamakura-Bori gemacht. Hier wird Holz geschnitzt und anschliessend lackiert. Damit wird die aus China stammende Lackschnitzerei imitiert. Nach 20 Jahren Kamakura Bori hat sich mein Freund weitergebildet in einem Atelier, dass auf Nuritate spezialisiert ist. Nuritate ist ein hochwertiger Lack, der nicht poliert wird.
Einige Jahre später hat er sein eigenes Atelier gegründet, und macht dort ausschliesslich Gegenstände für Küche und den Tisch, die wegen der aussergewöhnlichen Schönheit und der perfekten Ausführung begehrt sind. Seine Waren werden in verschiedenen Galerien in Japan angeboten. Vor einigen Jahren erzähle er mir, dass er in seinem Leben ausschliesslich Kamakurabori und Nuritate gemacht hat und noch nie andere Techniken versucht hat wie zum Beispiel Urushi polieren.
In den Jahren habe ich viele Urushi-Shi kennen gelernt und alle waren von meiner «Kreativität» überrascht. Ich meine dies nicht als Selbstlob sondern um zu erklären, wie konservativ Kunsthandwerker in Japan sind respektive durch die Zwänge der Gesellschaft gehalten werden.
Zur Qualität meiner Lackarbeiten darf ich erwähnen, dass der Grossteil der Füllfederhalter, die bei Itoya Tokyo verkauft werden von japanische Kunden gekauft werden.
Interessant ist auch zu wissen, dass bei Itoya der Grossteil der Füller mit Maki-e-Arbeiten von Touristen gekauft werden. Japaner kaufen keine Maki-e-Füller sondern einfache, solide und schön gemachte Dinge.
Abschliessend möchte der Aussage, dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist
klar widersprechen.
Das Kanji für Urushi setzt sich übrigens aus 4 Kanji zusammen Feuchtigkei, Baum, Mensch, Wasser
Beste Grüsse,
Martin
Ich möchte gerne etwas länger auf diese Aussage eingehen.
Ich arbeite seit etwa 15 Jahren intensiv mit Urushi, aber über 550 Jahre mit japanischer Kultur, Kunst und Kunsthandwerk
Angefangen habe ich Urushi als Autodidakt, «learning by doing»
Ein guter Freund in Japan, der ein ausgebildeter Urushi-Handwerker ist gab mir einige wichtige und hilfreiche Informationen und während meiner vielen Aufenthalte in Japan haben wir uns ausgetauscht und immer im Frühjahr zusammen unser Urushi hergestellt.
Das Herstell- oder Verfeinerungsverfahren nennt man «Tenbikurome»
Dabei wird Rohlack (Ki-Urushi) in grossen, zur Sonne ausgerichteten Holzbottichen einige Stunden lang mit einem Holzrakel bewegt. Mit der Zeit entweicht Wasser und der Rohlack fermentiert. So entsteht das hochwertigste, flüssige und honigfarbige Urushi, «Sukurome-Urushi» genannt.
Dieses Sukurome-Urushi wird für einige Jahre in einer Glasschale aufbewahrt. Über die Jahre bilden sich Segmente, unten ein dunkles, schnell trocknendes Urushi von niederer Qualität, welches man nur für Grundierungen verwenden kann. In der Mitte ein dunkles Urushi mittlerer Qualität, welches man für pigmentierte Lacke verwendet. Die Oberste Schicht ist ein transparentes wie Apfelsaft scheinendes, sehr flüssiges Urushi mit einem hohen Anteil an Urushiol. Dieses Urushi wird für die obersten Schichten verwendet, vorzugsweise beim Nuritate-Urushi, dem Lack, der ohne Politur angewandt wird.
Zur Zeit arbeite ich mit Urushi, welches wir in Jahre 2012 hergestellt haben.
Es ist zu erwähnen, dass wir nur mit dem besten japanischen Urushi arbeiten.
Das Urushi erhalten wir vom Schwager meines Freundes, der in den Bergen von Nagano Urushi zapft. Über 90% des in Japan verarbeiteten Urushi wird aus China importiert, natürlich wegen des tieferen Preises.
In Japan wird Urushi nur an schönen Tagen gesammelt, 80 bis 120 Gramm pro Baum und Saison. In China wird an allen Tagen gesammelt, auch bei Regen. Der japanische Rohlack wird rein und sauber eingebracht und verarbeitet. Der chinesische Rohlack jedoch ist durch Wasser und Insekten kontaminiert und muss vor dem Verarbeiten vorgereinigt werden.
Daher kommt es auch, dass das chinesische Urushi leicht säuerlich riecht, während das japanische Urushi sich durch einen süssen, angenehmen Geruch auszeichnet.
Auch kann ich bestätigen, dass chinesisches Urushi über Jahre nicht Segmente bildet wie oben beschrieben. Grundsätzlich sind aber beide Lacke von guter Qualität.
Das Arbeiten mit Urushi ist im Grunde genommen einfach. Am trickreichsten ist der Härtungsprozess im Feuchtschrank (Furo). Hierbei muss man viel experimentieren und eigene Erfahrungen machen. Ist der Lack zu dick oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch, bildet der Lack Falten «Jijimu». Ist die Luftfeuchtigkeit zu gering trocknet der Lack nicht mehr «Bokeru». In diesem Fall legt man das Lackobjekt in den Feuchtschrank bei über 90% Luftfeuchtigkeit und hofft, dass der Lack in 20 bis 30 Tagen aushärtet.
Normalerweise dauert der Härtungsprozess im Feuchtschrank für eine Lackschicht 24 Stunden bis 3 Tage
In Japan geht es bei der Ausbildung zum Lackarbeiter «Urushi-Shi» nicht so sehr um den Lack selber sondern um die verschiedenen Techniken, auf die sie getrimmt werden.
Beim Lernen eines Handwerks in Japan stellst der Lehrling keine Fragen und der Ausbilder gäbe keine Antworten. Die Japaner lernen durch schauen, reflektieren und Verstehen. Daher dauert die Ausbildung in Japan so lange. Der Lehrling lernt genau so zu arbeiten wie sein Ausbilder und eigenes Denken und Kreativität ist absolut nicht gefragt.
Mein Freund in Japan hat eine Ausbildung in Kamakura-Bori gemacht. Hier wird Holz geschnitzt und anschliessend lackiert. Damit wird die aus China stammende Lackschnitzerei imitiert. Nach 20 Jahren Kamakura Bori hat sich mein Freund weitergebildet in einem Atelier, dass auf Nuritate spezialisiert ist. Nuritate ist ein hochwertiger Lack, der nicht poliert wird.
Einige Jahre später hat er sein eigenes Atelier gegründet, und macht dort ausschliesslich Gegenstände für Küche und den Tisch, die wegen der aussergewöhnlichen Schönheit und der perfekten Ausführung begehrt sind. Seine Waren werden in verschiedenen Galerien in Japan angeboten. Vor einigen Jahren erzähle er mir, dass er in seinem Leben ausschliesslich Kamakurabori und Nuritate gemacht hat und noch nie andere Techniken versucht hat wie zum Beispiel Urushi polieren.
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Abschliessend möchte der Aussage, dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist
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Beste Grüsse,
Martin
Manu Propria Pens
Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
Verkauf weltweit, direkt aus dem Atelier in der Schweiz
Einzel- und Spezialanfertigungen
http://www.manupropria-pens.ch/welcome.html
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- PapierundStift
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Re: Europäische Urushikünstler?
Naja, mit deiner Aussage, hast du dem nicht so richtig widersprechen können. Ich kenne nur den Ausbildungsweg meiner Tochter, die zwei Jahre lang in Yamanaka Onsen die dortige Kunstgewerbeschule besucht hat. Dieser Ort ist bekannt für seine Misosuppen-Schalen, die erst gedreht und dann mit Urushi lackiert werden. Dort wird in 2 Jahren mit 5 bis 6 Tagen Unterricht pro Woche nur die Basis gelehrt, wie man diese Schalen herstellt.manupropriapens hat geschrieben: ↑21.04.2025 15:01
Abschliessend möchte der Aussage, dass die wenigsten davon auch nur ansatzweise die Ausbildung genossen haben, die bei den japanischen Urushi-Künstlern Mindeststandard ist
klar widersprechen.
Dafür werden allein im ersten Jahr hunderte an Schalen gedreht. Egal wie diese ausfallen. Sie werden am Ende des ersten Jahres alle verfeuert! Diese Wertschätzung, dass man erst einmal eine gewisse Routine erlernen muss, bevor man sich überhaupt nur einbilden darf, die Technik verstanden zu haben, ist vom europäischen "learning by doing" vollkommen konträr.
Auch ist es ein Mythos, dass japanische Schüler / Lehrlinge nur zuschauen und nichts hinterfragen. In dieser Schule gibt es einige Lehrer, die als sogenannten lebende Legenden lehren. In Japan werden nämlich nicht nur alte Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, sondern auch besondere Künstler. Diese erhalten für ihre Leistungen, die sie durch ihre jahrzehntelange Arbeit geschaffen haben, eine Art Rente. Das können Kalligraphen, Schauspieler, Schwertschmiede oder auch Urushi-Künstler sein. Und sie sollen ihr Wissen weiterreichen. Das geschieht zum Beispiel dann an solchen Kunstgewerbeschulen. Natürlich wird diesen Personen der allergrößte Respekt gezollt, aber sie sind Lehrer mit Vorträgen, Vorführungen und Kritiken gegenüber den Schülern.
Und ja, die einzelnen Meister haben alle ihr Spezialgebiet. Einige haben es vielleicht bei der Präsentation des ersten Urushi-Füllhalters von Scribo mitbekommen, dass der Schriftzug von einem anderen Künstler gefertigt wurde, weil er auf die Signaturen spezialisiert ist. Auch die Pelikan Meisterwerke kommen von verschiedenen Künstlern, da Pelikan gerne viele unterschiedliche Techniken vereinen möchte. Dafür gibt es dann Zoom-Meetings, in denen dann alle beteiligten Künstler ihre Vorschläge für ihre eigene Technik machen dürfen.
Wenn es um den Einsatz der Materialien geht, kommen wir noch zu dem nächsten Unterschied. Aber ich möchte jetzt nicht von dem verrückten japanischen Meister berichten, die sich eigene Ratten züchtet, ordentlich fett füttert, als Ersatz für die nicht mehr verfügbaren Schiffsratten, um dann seine Pinsel aus den Achselhaaren herstellt. Weil nur diese die feinsten Striche wirklich hinkriegen....



Es gibt nicht viele in Europa, die dies in Vollzeit in Japan gelernt haben: zwei bekanntere Namen sind Heri Gahbler und Suzanne Ross. Manfred Schmid, der für Lamy die Urushi-Füller gemacht hat, hat zum Beispiel in Barcelona gelernt. Michal von Tamenuri hat sich auf eine besondere Technik konzentriert und diese für sich perfektioniert, dem Kawarinuri. Das ist eine sehr einfache Technik, mit der man aber auch sehr viel rumspielen kann. Sein Erfolg gibt ihm recht. Ein anderer Franzose ist Nicholas Pinion, der oft in Japan ist, aber seine Grundausbildung in Frankreich erhalten hat. Soviel um mal wirklich die Namensliste hier zu erweitern...

Anja
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Re: Europäische Urushikünstler?
Danke Anja,
In den Schulen wird die Ausbildung natürlich etwas anders, sagen wir, etwas lockerer, westlicher gehandhabt.
Die Lackkunst ist in Japan stark unter Druck geraten und viele Urushi-Zentren sind Heute verlassen, die Arbeitsplätze nach China ausgelagert. Das gleich passiert seit langem auch in anderen Bancheen
Deshalb richten sich Schulen und Kursen verstärkt an ausländische Studenten und versuchen Menschen aus aller Welt für Urushi zu interessieren
Bei den traditionellen Urushi-Werkstätten ist es immer noch so wie ich es beschrieben habe.
Die traditionellen Urushi-Künstler halten übrigens nicht allzuviel von den Kunstakademien
Wie Du beschreibst sind an Füllerprojekten viele Hände beteiligt.
Die einen sind zuständig für die Herstellung der Körper, andere für die Grundierung und mittlere Lackschicht, dann jemand für den Schlusslack und ein anderer für die dekorativen Techniken wie Chinkin oder Maki-e und alle beteiligten machen nur diese spezifische Arbeit. Die unteren Arbeiten wie Herstellen der Körper oder das Grundieren werden im Akkord ausgeführt und dort gilt "Zeit ist Geld". Der "Künstler" ist dann schon etwas freier in der Preisgestaltung.
Nakaya zum Beispiel gibt keine Auskunft über die Materialien, die bei den Füllern verwendet werden. Kein Wunder, da zu viele verschiedene Zulieferer an der Herstellung der verschidenen Lacken beteiligt sind und die meisten Studios haben ihre Geheimnissse, die sie nicht preisgeben wollen.
Ein schönes Beispiel der geteilten Arbeitsweise ist das Hikoju Makie Studio, das von Wakamiya Takashi vor einigen Jahren gegründet wurde. Sein Ziel war es Lackobjekte so zu kreieren und herzustellen wie es die Lackstudios der Daimios in der Edo-Periode taten. In zusammenarbeit mit gut 20 Spezialisten entwarf und stellte er aussergewöhnliche und aufwändige Lackobjekte her. die neue Standards in der Lackkunst setzen. Er galt als prominentester Botschafter für die Lackkunst auch und vorallem im Ausland.
Meine Freunde haben mich Wakamiya san vor einigen Jahren in Tokyo vorgestellt und haben uns beim Abendessen über Urushi ausgetauscht. Seit da standen wir kontunierlich im Ausstausch Leider ist er vor wenigen Wochen von uns gegangen. Wir hoffen alle, dass das Hikoju weitergeführt werden kann.
https://hikoju-makie.com/
Alles Gute,
Martin
In den Schulen wird die Ausbildung natürlich etwas anders, sagen wir, etwas lockerer, westlicher gehandhabt.
Die Lackkunst ist in Japan stark unter Druck geraten und viele Urushi-Zentren sind Heute verlassen, die Arbeitsplätze nach China ausgelagert. Das gleich passiert seit langem auch in anderen Bancheen
Deshalb richten sich Schulen und Kursen verstärkt an ausländische Studenten und versuchen Menschen aus aller Welt für Urushi zu interessieren
Bei den traditionellen Urushi-Werkstätten ist es immer noch so wie ich es beschrieben habe.
Die traditionellen Urushi-Künstler halten übrigens nicht allzuviel von den Kunstakademien
Wie Du beschreibst sind an Füllerprojekten viele Hände beteiligt.
Die einen sind zuständig für die Herstellung der Körper, andere für die Grundierung und mittlere Lackschicht, dann jemand für den Schlusslack und ein anderer für die dekorativen Techniken wie Chinkin oder Maki-e und alle beteiligten machen nur diese spezifische Arbeit. Die unteren Arbeiten wie Herstellen der Körper oder das Grundieren werden im Akkord ausgeführt und dort gilt "Zeit ist Geld". Der "Künstler" ist dann schon etwas freier in der Preisgestaltung.
Nakaya zum Beispiel gibt keine Auskunft über die Materialien, die bei den Füllern verwendet werden. Kein Wunder, da zu viele verschiedene Zulieferer an der Herstellung der verschidenen Lacken beteiligt sind und die meisten Studios haben ihre Geheimnissse, die sie nicht preisgeben wollen.
Ein schönes Beispiel der geteilten Arbeitsweise ist das Hikoju Makie Studio, das von Wakamiya Takashi vor einigen Jahren gegründet wurde. Sein Ziel war es Lackobjekte so zu kreieren und herzustellen wie es die Lackstudios der Daimios in der Edo-Periode taten. In zusammenarbeit mit gut 20 Spezialisten entwarf und stellte er aussergewöhnliche und aufwändige Lackobjekte her. die neue Standards in der Lackkunst setzen. Er galt als prominentester Botschafter für die Lackkunst auch und vorallem im Ausland.
Meine Freunde haben mich Wakamiya san vor einigen Jahren in Tokyo vorgestellt und haben uns beim Abendessen über Urushi ausgetauscht. Seit da standen wir kontunierlich im Ausstausch Leider ist er vor wenigen Wochen von uns gegangen. Wir hoffen alle, dass das Hikoju weitergeführt werden kann.
https://hikoju-makie.com/
Alles Gute,
Martin
Manu Propria Pens
Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
Verkauf weltweit, direkt aus dem Atelier in der Schweiz
Einzel- und Spezialanfertigungen
http://www.manupropria-pens.ch/welcome.html
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Re: Europäische Urushikünstler?
Herzlichen Dank Euch beiden für diese spannenden Einblicke in die Hintergründe der Urushi-Welt!
Wirklich höchst interessant!
Viele Grüße
Sebastian

Wirklich höchst interessant!

Viele Grüße
Sebastian
Re: Europäische Urushikünstler?
Geht mir genauso! Vielen Dank für diese vielen Einblicke.
- Andreas_Hannover
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- Registriert: 10.03.2022 20:41
- Wohnort: Hannover
- Kontaktdaten:
Re: Europäische Urushikünstler?
Hochinteressant das Ganze, herzlichen Dank!
- PapierundStift
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Re: Europäische Urushikünstler?
Gern geschehen. Wobei wir wahrscheinlich hier nur gerade an den Interna der Urushi-Szene entlang kratzen. Da gibt es noch einiges mehr. Und die Einblicke sind hier auch sehr unterschiedlich....
Anja

Anja
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Re: Europäische Urushikünstler?
Ich dachte, dass ich für die, die an Urushi interessiert sind noch etwas beigeben kann.
3 Seiten eines Buches aus den 1860er Jahren über Japan und die Geschichte des Urushi.
Und wer weiter interessiert ist findet in meiner Library eine grosse Auswahl an wissenschaftlichen Papieren zu Urushi
https://www.manupropria-pens.ch/welcome/Library.html
Alles Gute
Martin
3 Seiten eines Buches aus den 1860er Jahren über Japan und die Geschichte des Urushi.
Und wer weiter interessiert ist findet in meiner Library eine grosse Auswahl an wissenschaftlichen Papieren zu Urushi
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Alles Gute
Martin
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