Kennt jemand Gusswerk?

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Holunderbeere
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Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Holunderbeere »

Hallo zusammen,


Schaute heute nicht zum ersten Mal auf die Seite von "Gusswerk" und war optisch sehr angetan von dem Modell "Julius von Payer":

Bild

Auf der anderen Seite lässt mich manches befürchten, dass der Hersteller nicht gerade viel Ahnung von Füllern hat (es gibt nur eine Federstärke, man bietet Konverter an, sagt aber nicht "Konverter" dazu, sondern "Tintenmechanik" - kann ja auch ein versuchtes Alleinstellungsmerkmal sein, irritiert mich persönlich aber) und das gute Stück dann auch entsprechend schreiben würde. Der Preis ist ja auch nicht von Pappe für eine Stahlfeder.

Kennt jemand die Marke, hat jemand schon deren Füller in der Hand gehabt oder, noch besser, geschrieben und was sind eure Eindrücke?

Hier die Website: http://www.originalgusswerk.com/home.html

Schönen Sonntag,
Barbara
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philS
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von philS »

Kenne die Marke leider nicht, bei Amazon finden sich aber sehr durchwachsene Erfahrungen, die nicht gerade auf gute Schreibeigenschaften schließen lassen.
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Tenryu
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Tenryu »

Allein das verkorkste Design des Griffstücks zeigt, daß diese Füller nicht wirklich zum Schreiben geeignet oder gedacht sind.
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Holunderbeere
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Holunderbeere »

Ach, das mit dem Griffstück würde ich noch auf den Versuch ankommen lassen - auf die Idee, die Rezensionen bei amazon anzusehen, kam ich allerdings zwischenzeitlich auch und die sind ja wirklich äußerst durchwachsen und bestätigen meine Befürchtungen. Schade!

Mal sehen, vielleicht meldet sich ja noch jemand, der (mal) einen hat(te).
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Pennino
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Pennino »

" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
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Holunderbeere
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Holunderbeere »

Danke! Das war aufschlussreich.
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wilfhh
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von wilfhh »

Voriges Jahr in Wien wollte ich mir den "Payer" kaufen, bin dann aber beim "David Livingstone" gelandet, weil mir der andere zu dick, zu schwer, zu bunt war. Aber auch der Livingstone ist mit 47 Gramm für mein Empfinden noch sehr schwer, macht allerdings auch einen stabilen Eindruck. In der Größe ist er mit dem Lamy 2000 vergleichbar. Die Stahlfeder schreibt sehr gut, der Tintenfluss ist optimal - nur leider nicht sehr lange, da ich feststellen musste, dass die Patrone relativ schnell austrocknete. Und so steckt er - verbucht als "Souvenir aus Wien" - ungeliebt in der Mappe...
Aus dem Rätselraten, warum die Vertreiber von den acht Buchstaben des Namens ausgerechnet das "W" als Markenzeichen heraussuchten, dort gekrönt von einem Stern, wo ein anderes W eine Schlaufe hat, halte ich mich natürlich heraus.
Wilfried
Grüßle,
Wilfried

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anmay
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von anmay »

Hallo, guten Morgen!

Als Wiener, der sich seit über 20 Jahren mit dem Sammeln von Füllfedern und deren Geschichte beschäftigt, habe ich im Herbst 2011 Gusswerk entdeckt und wollte mehr darüber wissen. Ich wollte wissen, was denn die "neue Marke" aus Wien kann, wer die Produzenten sind, wo die Produktion ist usw.

Na ja, mit diesem Vorhaben und der Information, dass ich gerne in diesem Sammlerforum darüber berichten möchte, ging ich damals auf die Leute von Gusswerk zu.
Na ja, das war gleich gar nicht so einfach.

Die auf der Homepage im Impressum angeführte Kontaktadresse (Firmensitz) führte mich zu einem großen älteren Wohnhaus. Geschäftslokal oder Produktionsort waren nicht zu sehen. Laut Hausverwaltung finden sich dort auch nur Mietwohnungen und von Firmen (egal welchen Names) wissen die gar nichts.

Also e-mail an Gusswerk, ob ich denn auf Besuch kommen dürfe und ob sie mir ein Interview geben würden. Kam nach einer Woche ein ziemlich unfreundliches e-mail zurück - sie senden mir ein Prospekt zu. Gespräch gibt es keines und Produktionsstätte darf ich mir nicht ansehen. Sehr merkwürdig!

Nach weiteren 3 Wochen erhielt ich tatsächlich ein Prospekt. Allerdings nur dieses, ohne Begleitschreiben oder weitere Informationen. Eigentlich wollte ich ja bekanntlich über die Firma berichten und nicht aus dem Prospekt abschreiben!

So bin ich dann zu dem damals einzigen angeführten Händler gegangen, der sich in der Innenstadt Wiens befindet. Die Namensgleichheit der Geschäftsführers von Gusswerk und des Geschäftsinhabers von dem Laden lässt den Schluss zu, dass sie ziemlich sicher verwandt sind. In dem Laden ein älterer Herr, der mir 2 Modelle von Gusswerk zeigen konnte. Erklären konnte oder wollte er mir dazu nichts und über die Produktion hat er sich ausgeschwiegen.

Die von Gusswerk angepriesene tolle Füllmechanik kannte ich schon von diversen billigbilligbillig Füllern aus China - ein Konverter, darin eine flache Kunststoff-Stange mit Pressgewinde, die man in den Plastikdrehgriff des Konverters schraubt. Diese simplen Konverter finden sich in allen MB und Parker-Imitaten, sowei diversen nonames aus China und sind gar keine neue Füllmechanik.

Ich habe dann aus Interresse dennoch ein Exemplar des Gusswerk-Füllers mitgenommen. Ich glaube, es war das Modell Livingstone und es hat fast 100,- Euro gekostet. Der Füller hatte einen Metallkorpus, schwarz lackiert, die Beschläge chromfarben, Stahlfeder M.

Interessant fand ich, dass in der Beschreibung des Füllers steht, dass der Korpus aus Kupfer sein soll. Das stimmt so halbwegs, weil Messing bekanntlich aus einer Legierung von Kupfer und Zink besteht. Die helle Farbe des Messing lässt einen Anteil von ca 35-40% Zink vermuten. Na ja, Kupfer ist halt wirklich drinnen ;-)

Die Feder war eine sehr starre Stahlfeder und recht hübsch geprägt. Das Schriftbild entsprechend einer üblichen M mit Strichstärke auf gestrichenem Papier von ca 0,8mm und auf normalem Kopierpapier von ca 1,0 mm.

Ärgerlich war, dass die Tinte im Konverter nach 3 Tagen eingetrocknet war. Daher habe ich dann einfach normale Pelikan-Standardpatronen eingesetzt. Die waren überraschend nach 6-7 Tagen ausgetrocknet. Also irgendwie nicht dicht der Füller.

Dann hatte ich den Gusswerk Füller ein paar Monate in der Lade bei vielen anderen Füllern liegen, die ich so im Laufe Zeit von diversen Firmenvertretern geschenkt bekommen hatte.
Beim Umräumen vor meiner Übersiedlung ist er mir dann wieder in die Hände gefallen. Die Überraschung war sehr groß, als ich feststellen musste, dass der von Gusswerk als so wertvoller Lack angepriesen wurde, an der gesamten Oberfläche kleine Bläschen hatte. Das hatte ich bei einem Füller in der Preisklasse bei weitem nicht erwartet! Die ~30 gratis Werbefüller in der selben Lade waren alle in Ordnung.

Conclusio:
Die Gusswerk-Füller sind offenbar nicht mehr wert, als die billigen China-Füller, die man um einstellige Euro-Beträge inklusive Porto kaufen kann. Die hübsche Verpackung mit dem Metallröhrchen du das Tintenglas sind mehr wert, als der Füller selbst.

Das Marketing dürfte dafür umso besser sein, denn in der Zwischenzeit habe ich Gusswerk in mehreren namhaften Magazinen und Zeitungen gesehen - teilweise mit lobhudelnden Artikeln, die ich gar nicht nachvollziehen kann.
In einem dieser Artikel (Kurier im Juni 2012) hat der Geschäftsführer von Gusswerk gegenüber einer Journalisten-Kollegin zugegeben, dass die Füller in Shanghai gefertigt werden. Das hätte er ein halbes Jahr vorher auf meine Anfrage auch schon sagen können und ich hätte mir das Ganze erspart.

Also leider wieder nichts mit einem Produkt aus Wien. Nur ein Massenprodukt, das einfach gelabelt wird.

LG Andreas
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Holunderbeere
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Holunderbeere »

Hallo Andreas,

Danke für Deinen hochinteressanten Beitrag.

Alles zusammen hat jedenfalls dazu beigetragen, dass ich mir den Julius erfolgreich aus dem Kopf geschlagen habe! Das ist doch auch mal was.

Viele Grüße,
Barbara
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patta
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von patta »

Holunderbeere hat geschrieben:Alles zusammen hat jedenfalls dazu beigetragen, dass ich mir den Julius erfolgreich aus dem Kopf geschlagen habe! Das ist doch auch mal was.
Nach Lesen des Threads (inkl. der verlinkten Beiträge) denke ich auch, dass Julius etc. nicht in Deine Sammlung (schöne Fotos, schöner Blog) passen.
Zudem: Du findest sicher bald einen neuen :wink:

Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
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aljen
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von aljen »

Eines muss den Gusswerk-Leuten zugestanden werden: Das mit dem Marketing haben sie in der Tat drauf. Respekt dafür. Ich stand vor einiger Zeit auch schon kurz davor, bei A*a**n eines zu bestellen – aufgrund des doch recht überzeugenden "Exposés" und der passenden Fotos… Zum Glück gibt es Kundenrezensionen, die vor groben Reinfällen doch manchmal schützen können. :D
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von anmay »

Oh ja, das Marketing ist super, da könnten sich so manche große IT-Unternehmen eine Scheibe davon abschneiden!
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ichmeisterdustift
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von ichmeisterdustift »

Ich vermute, dass die Basis für das neueste Gusswerk-Modell "Gustav Klimt" ein Jinhao 650 ist. Natürlich noch leicht modifiziert (Feder,Clip, Kappenkopf und Gravur auf dem Kappenband), was bei einer Abnahme von 2000 Stück für die Chinesen aber auch kein Problem darstellt.
Was ich bisher von Jinhao in Händen halten durfte, war immer ordentlich verarbeitet, auch den 650 in dieser Abalone-Version hatte ich schon hier. Fraglich ist jedoch, ob ich etwa den 10fachen Preis zahlen würde für das Gusswerk-Label.

http://www.dhgate.com/product/jinhao-65 ... 4126812808

Beste Grüße,
Volker
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Holunderbeere
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von Holunderbeere »

Hi Volker,

In der Tat, die Ähnlichkeit ist frappierend. Ich war eh von vornherein skeptisch, aber mittlerweile ist Gusswerk für mich gänzlich gestorben. Nichts gegen die chinesischen Füller, sie mögen sehr gut sein - ich habe noch nie bewusst einen ausprobiert abgesehen von TWSBI -, aber tricksen find' ich unsympathisch.

Viele Grüße,
Barbara
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ichmeisterdustift
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Re: Kennt jemand Gusswerk?

Beitrag von ichmeisterdustift »

Hallo Barbara,
TWSBI kommt - wie auch Laban - aus Taiwan, das ist wieder ein ganz anderes Niveau (meiner Meinung nach).

Beste Grüße,
Volker
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