Wohin geht Gold?
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Re: Wohin geht Gold?
Jetzt habe ich mal mein Titanfeder-Projekt vom Materialpreis kalkuliert. Eine Goldfeder ohne Schreibkorn hier wiegt 0,4 Gramm, der Goldpreis für 585er Goldlegierung (man braucht eine Legierung, weil man reines Gold nicht bis zur Federhärte kriegt) ist bei 67€ pro Gramm, das sind 26,80€ Materialkosten für die Goldlegierung. Die Materialkosten für Titan lägen bei 5 Cent.
Re: Wohin geht Gold?
Für einen hochwertigen Kolben-Füllfederhalter kommt für mich nur eine Goldfeder infrage.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Wohin geht Gold?
Die Materialkosten sind ja auch nur 26,80€. Man muss sich das mal vergegenwärtigen, in einen Füller kommen potentiell alle möglichen Füllertinten von unterschiedlichsten Herstellern. Schon eine Königsblau ist so sauer wie Essig, eine zünftige Eisengallustinte ist saurer als Essigessenz, dann kommen die unterschiedlichen Farbstoffqualitäten, die werden bei der Herstellung ausgesalzt (Druckerfarbstoffe werden nachträglich nochmal entsalzt), da kommen womöglich auch noch Chloridionen rein. Und die Füllerfeder ist damit im Dauerkontakt, das ist ein korrossiver Albtraum. Goldlegierungen können das problemlos und wo die Grenzen der Flexibilität sind, sieht man bei der PINK-nib. Die Goldfedern und die Edelstahlfedern sind heuzutage so ähnlich, weil die Hersteller sie so machen, das sind aber nicht die Materialgrenzen, sondern die vom Hersteller postulierten Grenzen der Kundschaft. Solche flexiblen Federn können die nicht mehr wirtschaftlich verkaufen, Montblanc lehnte sich mit der Flexfeder schon ziemlich aus dem Fenster und es gab da auch einige Reklamationen.
Re: Wohin geht Gold?
Die Vergoldungen bei den Pelikan-Füllern sind ein Witz, weil so dünn, dass sie nach einmal polieren sich in Wohlgefallen auflösen. Die neuen Goldfedern von denen sind auch ein Witz, weil so langweilig geschliffen und geometrisiert, dass es rausgeschmissenes Geld ist, zur Gold- statt zur zumindest sehr, sehr ähnlich schreibenden Stahlfeder zu greifen. Blöderweise wird die ab M400 aber nicht angeboten. Insofern spricht da vieles für KAWECO, da gibt es wenigstens die Stahlvarianten. Was anderes sind aber die Goldfedern aus den 20ziger und 30ziger Jahren, die sind wirklich gut und gemessen an den Preisen für (dann auch noch qualitativ bescheidene) Neuware sogar günstiger zu haben.
Re: Wohin geht Gold?
Damals konnten die Leute auch noch schreiben. Diese historischen Goldfedern kann ich auch nur empfehlen, ich schreibe nur mit solchen. Man muss da mal die Hersteller verstehen, die machen dann halt sowas wie Pineider, die hatten für die Grande Bellezza eine flexiblere Goldfeder entwickelt und haben die dann verworfen. Die gehen einfach davon aus, damit können ein paar Spezialisten schreiben und das war's und die Spezialisten können das auch viel preisgünstiger mit anderen Mitteln. Aber Beschichtung bei einer aktuellen Füllerfeder ist werkstofftechnischer Unsinn, das ist reine Kosmetik.
