karlk hat geschrieben: ↑26.08.2018 20:05
Ein Füller muß eingeschrieben werden - dies (e Ausrede) hat wohl für die Schulfüller der 60er, 70er Jahre gegolten, die mit weiten Toleranzen hergestellt wurden und die man daher ausprobieren mußte.
Das ist auch so ein Gerücht, das sich hartnäckig hält. Wenn Du nicht gerade Schleifpapier einsetzt, dann musst Du einige tausend Seiten schreiben, um das Korn zu verändern. Das Einschreiben in dem meist gebrauchten Sinne bedeutet dann eher, dass man die Haltung des Halters der Hand anpasst. Meine Erfahrung auch mit zuerst verschmähten Federn ist, dass es sich lohnt, sich mit jeder Feder intensiv auseinander zu setzen und sowohl den richtigen Drehwinkel als auch den richtigen Ansatzwinkel zu finden. Gerade Goldfedern werden - warum auch immer - noch vielfach in Handarbeit erzeugt. Und da gibt es leider kleine Varianzen. Bei Stahlfedern sieht das anders aus. Die werden voll automatisiert produziert. Daher gibt es dort auch kaum Ausreißer.
Dazu kommt natürlich, dass inzwischen viele Halter über den Versandhandel gekauft werden. Klar ist das häufig günstiger. Allerdings hat es sich bei vielen Kunden eingebürgert, einen Halter, der nicht perfekt ist, einfach zu retournieren. Und irgendwann hat man halt Pech, einen Halter zu bekommen, der eine Macke hat und der einem den Spass verdirbt. Zudem sollte man bedenken, dass gerade bei den Goldfedern die üblichen Toleranzen ganz viel ausmachen können. Ich habe vor ein paar Jahren ein Meisterstück 149 kaufen wollen. Ich bin zu Frau Blanckenhorn gefahren. Dort habe ich zwei Meisterstücke mit einer OBB-Feder und einen Sir George Solti testen dürfen. Die Federn der beiden Meisterstücke haben mir gar nicht zugesagt. Die des Sir George Solti war wie für meine Hand geschliffen. Eine der besten Federn, die ich jemals bekommen habe. Hätte ich im Versandhandel gekauft, hätte ich den Sir George Solti niemals in die Hand bekommen. Dazu kommt, dass der Fachhändler sich - wenn er gut ist - neue Füllhalter ganz genau ansieht und ggf. selbst ein wenig Hand anlegt, bevor er sie dem Kunden präsentiert. Oftmals bedarf es nicht viel, einen anfangs unwilligen Halter zum Schreiben zu bekommen. Oft sind es nur Produktionsrückstände, die den Tintenfluss behindern. Mehrmals gut spülen - Problem beseitigt. Der Versandhändler mit den günstigsten Preisen hat dazu keine Gelegenheit. Und natürlich weiß keiner von uns, was mit dem Halter, den wir aus dem Versand bekommen haben, vorher passiert ist. Vielleicht ist ein Federschenkel leicht verbogen, weil ein vorheriger Kunde schlicht unvorsichtig war und das Problem herbeigeführt hat. Der Halter wurde einfach zurückgesendet und der Versandhändler hat keine genaue Kontrolle durchgeführt. Und schon landet bei uns ein Halter mit einem Problem. Geiz ist eben nicht immer geil. Und natürlich geht es auch anders. Allerdings wäre ich früher nie auf die Idee gekommen, einen Halter online zu kaufen. Bei neuen Haltern ziehe ich es bis heute vor, in ein gut sortiertes Schreibwarengeschäft zu gehen, dort auf eigenem Papier zu testen und den Halter zu nehmen, dessen Feder mir am besten gefällt. Genau das ist der Grund, warum ich Montblanc-Boutiquen meide. Ich will keinen Testfüllhalter probeschreiben, sondern den, den ich auch kaufen möchte. Sonst kann ich gleich im Versandhandel bestellen.
Viele Grüße
Thomas