Warum flexen Federn?

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pelikanjog
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Warum flexen Federn?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

kann mir jemand erklären, warum bei Flexfedern die Flügel auseinander gehen, bei anderen aber nicht.

Hansjürgen
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Edelweissine
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von Edelweissine »

Hallo Hansjürgen,

mit Technik und Physik stehe ich auf Kriegsfuß, aber vielleicht hilft Dir meine laienhafte Erklärung dennoch weiter.
Ich habe es so verstanden, dass eine Flexfeder in bestimmten Bereichen durch Materialeigenschaften und speziellen Schliff so gearbeitet ist, dass sie sich bei moderatem Druck auseinanderbiegt und dann entsprechend die Tinte breiter verteilt. Sofern man es übertreibt, kommt es zum gefürchteten Railroading. Bei nachlassendem Druck springt die Feder wieder in ihren Ursprungszustand zurück und schreibt erneut, wie ursprünglich, in der schmaleren Form.
Je nach Druck entstehen breitere oder schmalere Buchstaben, je nach Haltung des Schreibgerätes ebenfalls. (Bei meiner Handhaltung entsteht kein Flex im herkömmlichen Sinne, das habe ich ausprobiert.)
Möglicherweise antwortet Dir jemand noch etwas fachmännischer ;) .
Gruß,
Heike
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pelikanjog
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von pelikanjog »

Ja, Heike,

das weiß ich, da ich gerne mit meiner Sammlung von flex - Federn schreibe.

Ich schreibe auch gerne mit stub 0.7 oder 1.1, aber die schreiben halt (abwärts) nicht fein, sondern ziemlich breit.
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vanni52
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von vanni52 »

pelikanjog hat geschrieben:
10.09.2025 16:54
…bei anderen aber nicht.
Hallo Hansjürgen,

ein bekanntes Beispiel für eine Feder mit einer geringeren Öffnung das Federschlitzes ist die Flügelfeder von Montblanc.
Zu den technischen Details möchte ich den Hersteller selbst zu Wort kommen lassen:

IMG_5900.jpeg
IMG_5900.jpeg (167.06 KiB) 625 mal betrachtet
LG
Heinrich
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pelikanjog
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo Heinrich,

danke für die Anzeige.

Klar eine Feder muss federn, tut sie (moderne Feder, auch die von MB, ausser 149 mit flex-Feder) aber in der Regel nicht.
Meine Frage ist technisch: Wie muss eine Feder "gebaut" sein, dass ihre Fügel sich spaltöffnend verhalten?
Früher hatten fast alle Hersteller auch "normale" (semi-) flex Federn im Angebot, z.B. Pelikan 400.

Gruß Hansjürgen
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vanni52
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von vanni52 »

Hallo Hansjürgen,

das Besondere der Flügelfeder ist wohl das seitliche Abknicken um fast 90 Grad, allerdings kann ich dazu keine entsprechende Erklärung liefern, inwieweit etwa die Statik dadurch beeinflusst wird. Da kann ich mich nur Heike anschließen und hoffen, dass vielleicht ein Fachmann hier mitliest. ;)
LG
Heinrich
Edelstein1
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von Edelstein1 »

Alles ganz genau zu dem Thema findet sich hier:

https://fountainpendesign.wordpress.com ... flex-nibs/

Viel Vergnügen bei der Lektüre!
Jacky
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pelikanjog
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von pelikanjog »

Jaaa, Jacky!

Das habe ich gesucht. Vielen Dank!

Hansjürgen
Gast1
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von Gast1 »

Man kann's auch komplizierter als nötig machen. Flex kommt von flexibel, also elastische Verformung. Das ist eine Materialeigenschaft, bei Goldlegierungen erreicht man das durch den Kupferanteil, weil Kupfer zu Kaltverfestigung neigt. Und der Rest ist Geometrie, die Federbacken sind nicht gerade sondern schräg, meistens als Rundung, dadurch biegen die sich nicht nach gerade oben sondern schräg nach außen.
Gast1
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von Gast1 »

Hier die Departementale Cementee (2. von oben) ist schon fast eckig. Die Federspitze muss man aber trotzdem so formen, dass sie beim Flexen nicht mit den Außenkanten am Papier hängen bleibt.

Bild
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pelikanjog
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,

ich danke. Schon bei deinem vorigen Antwort habe ich es begriffen. Es ist die Geometrie ... (und die Legierung?). Ich habe halt nicht begriffen, warum bei "gleich" aussehenden Federn, die einen flexen und die anderen nicht.

MfG Hansjürgen
Gast1
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Re: Warum flexen Federn?

Beitrag von Gast1 »

Na ja, bei Goldlegierungen macht man das mit Kaltverfestigung, dadurch bekommt man die bis zur Federhärte. Die Stahlfedern da oben sind thermisch gehärtet. Die Perry Iridinoid ganz unten ist aber ein Chrom-Nickel-Stahl, durch den hohen Nickelanteil ist der nicht mehr thermisch härtbar, weil der im erforderlichen Temperaturbereich nicht mehr von kubisch-raumzentriert nach flächenzentriert umkristallisiert. Die Iridinoid ist nicht flexibel. Also die Flexibilität hängt von der Legierung und der Bearbeitung ab.
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