Schreibfedern für Schwellzug

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Stephan
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Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von Stephan »

Hallo,

ich möchte mir noch einen Satz Federn zum Eintunken besorgen.
Bei den Breitfedern weiß ich in etwa, was ich möchte.

Ich brauche aber auch eine Spitzfeder für Kurrent und Anglaise.

Ich habe einige Versuche mit einer Steno-Feder von Brause gemacht. Die ist ebenso zickig wie flexibel...
Ich bekomme aber vor allem den Tintenfluß bei ihr nicht in den Griff. Beim Anschreiben nach dem Eintunken ersäuft sie mir das Papier und nach ein oder zwei Worten ist sie leer. Ein Reservoir hat sie zugunsten der Flexibilität nicht.
Ich habe jetzt mitbekommen, daß es auch flexible Spitzfedern mit Reservoir gibt, kenne mich da aber nicht aus. Kalligraphie.ch hat eine Auswahl an englischen Schreibfedern, die mich einfach erschlägt.

Wie sind Eure Erfahrungen? Welches Modell ist am besten geeignet, wenn man keine kalligraphischen Kunststücke konstruieren sondern möglichst fließend schreiben möchte?
Gerrit
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von Gerrit »

Hallo Stephan,
ich habe z.B. gute Erfahrungen mit den Joseph Gillot 107´ern Federn gemacht, sie haben einen sehr feiner Strich und hohe Flexibilität und bewegen sich zudem relativ unproblematisch übers Papier, man sollte aber beachten, dass Spitzfedern niemals ( habe ich zumindestens noch nie gesehen) so weich schreiben wie Federn im Füllfederhalter. Dafür wird man ja dann aber auch mit reichlich Flex belohnt :)
Dass die Federn nach "ein bis zwei Worten" leer sind, halte ich für normal, besonders bei Englischer Schreibschrift. Meinen geht die Tinte meistens nach zwei bis drei Buchstaben aus.

Beste Grüße

P.S.: was ich gerade gesehen hatte und ganz interessant fand http://www.fountainpennetwork.com/forum ... e-pumpkin/
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Cepasaccus
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von Cepasaccus »

Bei den Federn ist es wichtig, dass man sie ordentlich entfettet, damit die Tinte haelt. Eisengallus-Tinten aetzen die Federn auch etwas an, so dass die Tinte meiner Meinung nach noch besser haelt. Wieviel man mit einer Federfuellung so schreiben kann, haengt von der Strichbreite ab. Mit einer 4er Mabie-Todd-Goldfeder kann ich problemlos mit einmal Tauchen die Addressseite und mit einem weiteren Tauchen die Textseite einer Postkarte beschreiben, aber halt nicht mit 3mm breiten Schwuengen. Mehr kann Euch sicher unser Experte schreiben.

Cepasaccus
pejole
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von pejole »

Hallo,

mit der Brause Steno Feder hast du dir aber auch so mit das kratzigste Biest rausgesucht was zu finden ist, wie der Name schon sagt ist die wohl eher für Steno Schriften.

Wenn die so geschmiert hat hast du die vor Gebrauch von Öl- oder Fettresten gereinigt, sprich kurz abgeflämmt oder mit Spüli/Wassermischung gereinigt, ansonsten schreibt die nicht oder die Tinte kommt mit einem Fleck aufs Papier. Auch nimmt die Feder dann die Tinte nicht gut an bzw hält sie nicht.

Ich habe bei der von dir genannten Seite mal nachgesehen, leider hat der nicht mehr diese schöne Suchfunktion nach Herstellern, sonst hätte ich dir -ich gehe mal davon aus dass du wenige oder gar keine Erfahrungen im Schreiben mit Spitzfedern hast - einige Spitzfedern genannt, habe aber keine Lust mir da jetzt 307 Spitzfederanbieter durchzusehen um eine bestimmte Feder zu finden, außerdem kenne ich die meisten Federn überhaupt nicht die der da anbietet, einige wenige reichen vollkommen aus sonst kommt man von der Rumprobiererei nicht los und findet immer wieder was neues.

Als Anfänger würde ich dir jedenfalls nicht direkt zu einer EF Feder raten, fange besser mit einer F an, wie da wäre die Gillott 404, die ist nicht zu spitz und frisst sich nicht allzu schnell im Papier fest, die muss der im Angebot haben, oder besser noch versuche es mit einer Nikko G, vernickelt, die ist noch etwas fester als die Gillott und trotzdem mit genügend Flex für dein Vorhaben, für Kurrent brauchst du eh nicht die flexibelsten Federn, besorge dir diese beiden erstmal oder auch noch eine Soenneken 075 F dazu, aber alle vor Gebrauch erstmal wie oben beschrieben reinigen, und nach Möglichkeit die Spitzen nicht mehr mit den Fingern anfassen, gut wäre dazu noch ein Oblique-Federhalter um die Schräge der Schriften leichter zu schreiben, besonders der englischen, sonst geht das zu sehr aufs Handgelenk.

Wichtig ist auch dass du gut verleimtes glattes Papier nimmst, versuche es mal mit dem Clairefontaine, es gibt auch andere, aber das ist gut, die Federn gleiten gut und wenn du dann noch ein Blatt Papier unter die Schreibhand legst und das Papier somit vor Schweiß und Hautfett schützt steht dem Schreibvergnügen eigentlich nichts mehr im Wege.

Dass Spitzfedern ein Reservoir wie die Bandzugfedern haben ist mir jetzt nicht bekannt, wenn du die anständig von Öl- und Fettresten gereinigt hast und tief genug ins Fass getaucht hast nehmen die so viel Tinte auf dass sich erheblich mehr damit schreiben lässt als von dir angegeben, und diese Tunkerei ins Tintenfass ist eine Zeremonie die gehört einfach zum Spitzfederschreiben dazu.

Gruß, pejole
pejole
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von pejole »

Hier mal Fotos von den Federn, die abgebildete Soenneken 075 ist allerdings die EF und nicht die F-Feder.

Um auf deinen letzten Satz zurück zu kommen, wenn du wirklich nur fließend schreiben möchtest dann versuche es mit der Nikko, die ist doch leicht und eher unproblematisch zu schreiben.
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Stephan
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von Stephan »

Danke für die Tips! :)
Wird heute abend alles umgesetzt.
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YETI
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Re: Schreibfedern für Schwellzug

Beitrag von YETI »

Hier zwei Bilder meines Arbeitsgeräts.
Es handelt sich um einen selbstgebastelten Obliquehalter, eine Brause 64EF und einen einfachen dünnen Draht, den ich mir so zurechtgebogen habe. Da passt schon mächtig viel Tinte rein. Allerdings verwende ich nur reine Eisengallustinte oder eine selbstgekochte Walnußtinte. Mit normalen Füllertinten habe ich oft Probleme mit Ausfransen und Durchbluten. Auch haben sie ein nicht immer brauchbares Fließverhalten.

Gruß

Andreas
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Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
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