Veränderungen in Tinten bei langer Lagerung?

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Schuttwegraeumer
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Veränderungen in Tinten bei langer Lagerung?

Beitrag von Schuttwegraeumer »

Ich habe gestern eine Menge meiner alten Tinten wieder ausgegraben.
Sie standen im Schrank in meiner Wohnung hier.
Was mir im Verhältnis zur Dokumententinte aufgefallen ist ist die Kratzigkeit mit der die Federn liefen.
NEgativ aufgefallen waren mir vor allem die Salix, Lamy Blauschwarz mit Eisengallusbestandteilen (alt), beide auffallend kratzig, wie ohne Schmeirbestandteile, so arg hatte ich das garnicht in Erinnerung.
Die Noodlers black war da schon weniger arg.
Auch die WAterman BLueblack war dann wieder "normal".
Ich hatte damals als die Tinten noch neu waren ja auch viel damit geschreiben, dass da die Federn schlecht gleiten ist mir damals nicht aufgefallen.

Hat schon wer die Erfahrung gemacht dass sich die Schreibeigenschaften mit der Lagerzeit stark ändern oder bilde ich mir das alles nur ein weil die nagelneue gekauften Dokumententinten die Feder so gleiten lassen als wären sie geschmiert?

PS: Die Tinten mit Ausnahme der Dokumententinten von De Atramentis wurden in der ersten Phase von meiner Registrierung hier bis etwa 2006 gekauft, sind also schon etwas alt.
PPS: Starke abwertende Gerüche in den alten Tinten sind mir jetzt nicht so aufgefallen.
PeliJoerg
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Re: Veränderungen in Tinten bei langer Lagerung?

Beitrag von PeliJoerg »

Hallo!

Nur mal so eine Vermutung in den Raum: bei rund zehn Jahre alter Tinte, mit der damals geschrieben wurde - vielleicht auch mal zwischendurch? -, würde ich mit einem gewissen Verdunstungsprozess durch nicht 100% dichten Verschluss des Glases rechnen. Wenn die Tinte "weniger flüssig" ist, schreibt es sich damit auch weniger fließend.
Sollte diese Vermutung richtig sein, wäre eine irreversible Verschlechterung der Tinte damit allerdings nicht eingetreten; durch vorsichtiges Auffüllen mit Aqua dest. (tröpfenchenweise! - denn viel Volumen kann nicht raus sein, sonst wäre es am Füllstand ja möglicherweise aufgefallen) sollte sich der Ursprungszustand wieder herstellen lassen. Vielleicht sicherheitshalber erstmal mit einer Teilmenge der Tinte probieren und nicht gleich mit einem ganzen Glas.
Es hat eben doch schon seinen Grund, dass manche Tintenhersteller inzwischen MHD im Bereich deutlich einstelliger Jahresspannen auf ihre Gläser drucken - in zehn Jahren kann eine Menge passieren ...

Just my two cents
Jörg
Schuttwegraeumer
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Re: Veränderungen in Tinten bei langer Lagerung?

Beitrag von Schuttwegraeumer »

Welcher Bestandteil der Tinte ist eigentlich für das leichte Gleiten der Feder verantwortlich?
Das Gummi Arabikum?
Denn mir kommt es vor als ob die Tinten jetzt sehr kratzig sind.
Könnte sich der Bestandteil der die Tinte leicht gleitend macht verflüchtigen?
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Tenryu
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Re: Veränderungen in Tinten bei langer Lagerung?

Beitrag von Tenryu »

Eisengallustinten enthalten Eisenvitriol, das mit Sauerstoff zu metallischen Eisen wird. Bei frischer Tinte ist das eine flüssige Lösung, beim Trocknen auf dem Papier oder der Oxydation im Glas fällt das Eisen als feine Kristalle aus. Diese sind mikroskopisch klein, sorgen aber dafür, daß die Tinte sich nicht mehr so glatt anfühlt. EG-Tinten enthält auch Bindemittel wie Gummi Arabicum, welches als organischer Stoff sich mit der Zeit auch verändert.
Aus diesem Grund enthalten die blau-schwarzen Tintenpatronen im Gegensatz zur Tinte im Glas auch kein Eisengallus, weil der Kunststoff nicht dicht genug ist, um den Sauerstoff langfristig auszuschließen.

Früher wurde Eisengallustinte übrigens immer frisch hergestellt (vom Apotheker) und nur in der Menge eingekauft, wie man auch in einigen Wochen verschreiben konnte.

Normale moderne Tinten ohne Pigmente hingegen sind meist sehr langzeitstabile chemische Lösungen, die jahrzehntelang halten und bestenfalls durch UV-Strahlung oder Mikroorganismen in verunreinigten Behältern zersetzt werden können.
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