Übersicht über Füllsysteme

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stift
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von stift » 24.03.2020 6:42

VolkerB hat geschrieben:
14.03.2020 22:41
Hallo,

ich hatte ja angekündigt, noch ein paar Fotos zu bringen. Etwas anders organisiert als in der Liste am Anfang.

Hier ein paar Beispiele zur herausfahrbaren Feder, hinter der ganz unterschiedliche Füllsysteme stecken können.
Capless und Safety.jpg

Der braun marmorierte Füller ist ein Sicherheitsfüller (safety filler) von Noodler's, der blaue eine Pilot Capless Décimo. Der Safety hat eine Kappe, der Capless - how shocking! - nicht. Bei genauerem Betrachten ist das Gewinde am Schaft des Sicherheitsfüllers vor dem Griffstück und nicht dahinter. Da die Tinte vor dem Gewinde gehalten wird, kriegt man keien blauen Finger (oder seltener). Die Kappe ist auch recht robust, weil das Gewinde tief in der Kappe sitzt und da Spannungen besser aushält als ganz am Ende.

Retractable nibs - eingefahren s.jpgRetractable nibs - ausgefahren s.jpg

Beide fahren die Feder ein und aus. Beim Safety verschließt die Feder mit der Halterung den Schaft, in eingezogenem Zustand ist der Schaft offen. Ofensichtlich ist dieser Füller leer, sonst gäbe es davor einen bunten Fleck auf der Unterlage. Hier noch einmal die Bewegung:

Safety Federbewegung.jpg

Manche Safeties haben in der Kappe auch einen Metallstift, der verhindert, daß man die Feder verbiegt, weil man die Kappe aufschraubt, ohne vorher die Feder ganz einzuziehen.





Der Capless ist etwas völlig anderes. Auch hier bewegt sich die Feder, aber sie ist Teil einer Einheit, die auch Tintenleiter und - tank umfaßt. Hier ein paar Bilder:

Capless 1.jpg

Die silberne Federeinheit bewegt sich im Schaft. Das vordere Ende des Schafts enthält die Verschlußklappe, die den Füller gegen die Außenluft abdichtet, das hintere Ende den Klicker, der die Federeinheit vor- und zurückbewegt. Mit einer Steckkappe ergänzt wäre die Federeinheit ein vollwertiger Füller.

Hier noch einmal ein Bild mit der Federeinheit weiter auseinandergenommen:
Capless 2.jpg
Die Federeinheit besteht aus Feder, Tintenleiter und Hülse, auf der linken Seite. Darin wird eintweder ein Konverte gesteckt oder eine Tintenpatrone. Auf die Tintenpatrone gehört dann noch eine Metallhülse, vermutlich um ein Widerlager für den Klickmechanismus zu bilden.

Viele Grüße,
Volker
Hallo
Jetzt würde mich interessieren wie sie, beim Safety die Dichtung gemacht haben,ob mit Kork oder etwas anderes.
Bei diesen zu schiebenden Sicherheitsfüller ist die Dichtung leicht zu wechseln,ich meine bei den alten jetzt.
Von den alten Sicherheitsfüller ist dass.das leichteste System.
Bin schon gespannt auf eine Antwort auf meine Anfrage.
Liebe Grüße
Harald
#Non, je ne regrette rien#

VolkerB
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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 24.03.2020 6:56

Hallo,

ich muß gestehen, ich habe noch nicht nachgesehen.

Es handelt sich um einen neuen Füller von Noodler's, den ich vor etwa 2 Jahren gekauft habe. Man kann das Ding auseinanderschrauben, ich habe es aber noch nicht getan. Es gibt dazu ein relativ langes Video von Noodler's in dem irgendwo auch beschrieben wird, wie man es macht.

Soweit ich weiß, ist das Dichtungsmaterial Kunststoff in irgendeiner Form (Gummi, Silikon), jedenfalls kein Kork.

Mal sehen, vielleicht ist das mal ein Anlass, ihn zu demontieren.

Gruß,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 29.03.2020 11:14

Hallo,

Zeit für ein paar neue Bilder. Ich will noch einmal auf den Pelikan Level eingehen.

Der Pelikan Level ist eine Übergangsform zwischen den Selbsfüllern mit eigenem Füllsystem an Bord einerseits und andererseits den Eyedroppern, die nur Tank und keinen Füllmechanismus haben. Der Level hat Ventile, die für das Füllen notwendig, aber eben auch nicht ausreichend sind.
Füllsysteme Level 1s.jpg
Füllsysteme Level 1s.jpg (274.85 KiB) 6256 mal betrachtet
Hier ein Level mit einer passenden Tintenflasche. Der Schaft ist etwas durchsichtig, in der Mitte sieht man im Durchlicht eine Stange, weshalb der Stift auch etwas an einen Vakuum-Füller erinnert. Hinten am Schaft befindet sich ein Drehknopf, das Ventilrad, das in 2 Positionen einrastet. Ich nenne die Positionen mal Schreib- und Transfer-Position.
Ganz am Ende des Schaftes befindet sich eine Gummidichtung, die genau in den Deckel der Tintenflasche paßt:
Füllsysteme Level 2s.jpg
Füllsysteme Level 2s.jpg (372.84 KiB) 6256 mal betrachtet
Am Ende sieht man zwei weiße Punkte, das ist die Schreibposition des Ventilrads, so kann der Füller auch befüllt werden: Flasche oben aufstecken, Tinte in den Tank drücken, loslassen, Flasche abziehen. Jetzt ist Tinte im Vorratstank hinten im Schaft, steht aber noch nicht zum Schreiben zur Verfügung. Dafür wird die Tinte aus dem vorderen Schreibtank genutzt, der von Zeit zu Zeit aus dem Vorratstank aufgefüllt werden muß. Dazu wird das Ventilrad so gedreht, daß jetzt Punkt und Dreieck zueinander stehen. Die Tinte fließt dann aus dem Vorratstank in den Schreibtank. Danach kommt das Ventilrad zurück in die Schreibposition. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, daher noch die Bedienungsanleitung.
Pelikan Level - Bedienungsanleitung s.jpg
Pelikan Level - Bedienungsanleitung s.jpg (656.09 KiB) 6256 mal betrachtet
Eine Befüllung aller Tanks quasi 'quer durch' ist nicht möglich, weil sich der Tankadapter am Schaftende in Transferpostion in die Tiefe bewegt.

Hier noch einmal eine komplette Liste der Level-Modelle, einschließlich Bilder demontierter Modelle: https://www.pelikan-collectibles.de/de/ ... index.html

Vorteil des Typs ist zuerst einmal die insgesamt hohe Tintenkapazität - Dirck Delint gibt 3,5 ml an, etwa der Gegenwert von 5 kurzen Pelikan-Patronen. Da man die Feder auch nicht in ein Tintenglas tauchen muß, ist das Befüllen sehr sauber.

Nachteil ist vor allem, daß die Tintenflaschen nicht mehr produziert werden, was ein Befüllen schwierig macht. Die noch existierenden Flaschen können allerdings aufgeschraubt und neu befüllt werden. Durchspülen ist auch nicht vorgesehen.

Richard Binder geht recht kritisch mit dem Typ um: http://www.richardspens.com/ref/design/ ... inking.htm

Viele Grüße,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 14:07

Hallo,

noch ein paar Bilder, ich habe gerade Zeit. Diesmal geht es um Kolbensysteme.
3 Kolbensysteme 1.jpg
3 Kolbensysteme 1.jpg (397.59 KiB) 6170 mal betrachtet
Von oben nach unten: TWSBI GO, TWSBI 580, TWSBI Vac Mini.

Einer der Vorteile von manchen TWSBI-Füllern ist, daß sie sich gut zerlegen lassen. Das will ich hier auch mal vorführen.

Aber zuerst einmal die Füller bereit zum Füllen:
3 Kolbensysteme 2.jpg
3 Kolbensysteme 2.jpg (565.32 KiB) 6170 mal betrachtet
Beim GO wird der Schaft abgeschraubt, darunter kommt der Kolben zum Vorschein. Fast der Ganze Schaft hinter dem Gewinde wird vom Füllmechanismus eingenommen.

Beim 580 bewegt sich der Kolben nach vorne und gleichzeitig der Füllknopf nach hinten, das Pelikan-Differentialkolbensystem. Bei manchen Herstellern bewegt sich der Füllknopf nicht axial, es gibt auch Modelle, wo der Füllknopf unter einer Schutzkappe versteckt ist etc.

Beim Vac Mini als Vakuum-Füller wird der Füllknopf losgeschraubt und dann zusammen mit der Kolbenstange herausgezogen. Die Kolbenstange ist deutlich dünner als die Metallhülse eines pneumatischen Füllers, z. B. des Sheaffer Snorkel.

Weiter geht es mit Details.

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 14:13

Der TWSBI GO gehört nicht zu den Füllern, die sich zerlegen lassen.
TWSBI Go syringe filler.jpg
TWSBI Go syringe filler.jpg (149.25 KiB) 6164 mal betrachtet
Letztlich ist es eine Variante des syringe fillers, bei dem der Kolben wie bei einer medizinischen Spritze nach hinten gezogen wird. Damit der Kolben nicht versehentlich nach vorne gedrückt wird, wird er anschließend mit einer Kappe gesichert, die meist einen wesentlichen Teil des Schafts ausmacht.
Hier wird der Kolben zusätzlich durch eine Feder nach hinten gedrückt, die das Aufziehen einfacher macht und den Kolben zusätzlich sichert. Im Vergleich zu den Drehkolbensystemen (Pelikan etc.) ist es mechanisch deutlich einfacher, läßt sich aber etwas schlechter dosieren.

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 14:39

Hier der Vac Mini als Vakuum-Füller. Auch eine Art von Kolbensystem. Erst einmal zerlegt:
Vac Mini zerlegt.jpg
Vac Mini zerlegt.jpg (311.36 KiB) 6155 mal betrachtet
Der Füllmechanismus läßt sich aus dem Schaft herausschrauben. Vorne sieht man das etwas konische Dichtungsgummi, in der Mitte des Schafts die Führung und Dichtung der Kolbenstange. Das Dichtungsgummi ist etwas konisch und läßt bei Zurückziehen die Luft aus dem hinteren Teil des Schafts entweichen, beim Vorschieben hält es dicht. Die Dichtung in im Führrungssegment soll die Bewegung der Kolbenstange erlauben, ohne daß wesentlich Luft durchtritt. Der Füllknopf kann auf dem hinteren Gewinde des Dichtungssegments festgeschraubt werden. Dann wird gleichzeitig der Übergang vom (durchsichtigen) Tintentank zum Tintenleiter (im schwarzen Griffstück) geschlossen. Im Schaft sieht man eine Erweiterung des Hohlraums/Tintentanks im vorderen Abschnitt.
Vac Mini Füllvorgang.jpg
Vac Mini Füllvorgang.jpg (310.98 KiB) 6155 mal betrachtet
Beim Füllen wird der Kolben gnaz nach hinten gezogen und dann der Füller ins Tintenglas getaucht. Dann den Füllgriff zügig und entschlossen nach vorne schieben. Dabei bildet sich ein Unterdruck im Tintentank hinter dem Kolben, bis der Kolben die Erweiterung erreicht. Dann führt der Unterdruck dazu, daß Tinte über den vorderen Teil des Tintentanks, Tintenleiter und Feder aus dem Glas angesaugt wird. Oft hört man dabei am Ende des Weges ein Klicken. Die Tinte strömt am Kolben vorbei und füllt einen größeren Teil des Tanks, aber nicht alles. Etwa die Hälfte bis 2/3 sind normal.

Vorteil des Vakuum-Systems sind große Tintenkapazität und eine einfache Mechanik. Ich finde diese Füller abr schwierig zu reinigen, wenn man Tinten wechseln will, außerdem kann man nur schwer teilweise füllen. Vor allem aber ist die große Tintenkapazität nicht unproblematisch. Weil das System dadurch zum Klecksen neigt, wird der Tintenfluß duch den festgeschraubten Füllgriff unterbrochen.Das spielt bei kurzen Notizen keine Rolle, ich finde es aber lästig bei längeren Texten.

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 15:13

Jetzt noch der klassische Kolbenfüller am Beispiel des TWSBI 580. Erst einmal der Füllmechanismus als Ganzes aus dem Schaft gedreht:
580.jpg
580.jpg (363.36 KiB) 6142 mal betrachtet
Das Füllsystem sehen wir uns näher an. Der Kolben ist etwas herausgedreht.
580 Füllsystem.jpg
580 Füllsystem.jpg (275.51 KiB) 6142 mal betrachtet
Die Kolbenstange hat einen rechteckigen Querschnitt und bewegt sich in der Führungshülse vor und zurück. Die Führungshülse hat ebenfalls einen rechteckigen Querschnitt, dadurch kann sich die Kolbenstange nicht in der Führungshülse drehen. An den Schmalseiten der Kolbenstange findet sich ein Gewinde. Der Füllknopf hat sich beim Vordrehen des Kolbens auf der Führungshülse etwas nach hinten bewegt.
580 Füllsystem zerlegt.jpg
580 Füllsystem zerlegt.jpg (295.95 KiB) 6142 mal betrachtet
Hier weiter zerlegt. In der Führungshülse steckt die Spindel, die im Inneren ein Gewinde hat. Die Zähne hinten an der Spindel greifen in die Zähne hinten im Füllgriff.

Wenn man den Füllgriff dreht, dreht er gleichzeitig die Spindel mit. Die Spindel greift in das Gewinde der Kolbenstange. Die kann sich in der Hülse nicht drehen, wird aber statt dessen vor und zurück bewegt.
Der Füllgriff bewegt sich auf dem feinen Gewinde mit geringer Steigung, die Steigung des Gewindes auf der Kolbenstange ist deutlich höher. Bei Drehungen bewegt sich der Kolben schnell vor und zurück, der Füllgriff nur wenig - daher der Name 'Differentialkolbensystem'.

Beim Pelikan 100 war der Schaft etwas konisch, vorne enger als hinten. Dadurch wurde die Korkdichtung in Ruheposition etwas entspannt. Gleichzeitgig schließt der Kolben an der Führungshülse und der Füllgriff am Schaft, also zusammen 3 Dichtungen. Ich weiß nicht, ob diese Details heute noch alle so verwendet werden.

Es kann etwas dauern, wenn man das System wieder zusammensetzen will, die Teile müssen im richtigen Abstand zueinander stehen, aber das ist vermutlich in erster Linie eine Übungssache. Ansonsten ist auch dieses das System nicht besonders kompliziert und mechanisch zuverlässig. Für einen Selbstfüller ist es nicht besonders schwer zu reinigen.

Wie bei fast allen Selbstfüllern nimmt der Füllmechanismus etwa die Hälfte des Schafts ein, dafür steht aber der gesamte Querschnitt zur Verfügung.

Hier beim 580 bewegt sich der Kolben nicht ganz nach vorn, warum auch immer. Der 580 hat aber ohnehin eine hohe Tintenkapazität. Bei Pelikan liegt die Menge der Souveräne fast durchgehend bei ca. 1,35 ml, nur der M300 hat einen kleineren Tank. Etwas überraschend, daß der, z. B. im Vergleich zum M400, deutlich größere Schaft des M1000 nicht in mehr Tintenkapazität umgesetzt wird, aber da bestanden vielleicht Bedenken, was das Klecksen angeht.

Damit liegt die Tintenkapazität ähnlich hoch wie bei einer langen Patrone - hier die volle Länge des Schafts, aber nur ein Teil des Querschnitts.

Viele Grüße,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von pelikanjog » 31.03.2020 16:19

Hallo Volker,

sehr interessant - Danke!

Hansjürgen

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 23:01

Hallo,

noch mal ein paar Ergänzungen zu dem Thema, diemal mit Hilfe von Francis (fountainbel) und Christof (Zollinger). Vielen Dank für die Bilder. Es geht hier um das Montblanc Teleskop-Kolbensystem. Ich hatte einen solchen Füller mal in der Hand, schreiben konnte ich nie damit. Daher ist die Hilfe von außen sehr willkommen.

Montblanc hat das Kolbensystem noch einmal weiterentwickelt. Wenn ein einstufiges Kolbensystem wie bei Pelikan die Hälfte des Schafts für den Füllmechanismus benötigt, dann kann man etwa 2/3 des Schafts freimachen, wenn sich der Kolben wie ein Teleskop in 2 Stufen zusammenschiebt. Hier ein Bild davon (Dank an Christof).
Montlblanc 232 Zollinger 49317902177_b6c6ff8d56_o s.jpg
Montlblanc 232 Zollinger 49317902177_b6c6ff8d56_o s.jpg (396.81 KiB) 6085 mal betrachtet
Link zuFlickr

Man sieht, daß die Kolbenstange eine Stufe hat und im hinteren Ende sieht man das Gewinde, das den vorderen Teil einzieht. Zusammengefahren ist das System sehr kompakt. Verwendet wurde es wohl in der 13x- und der frühen 14x-Serie. Hier ein paar Konstruktionszeichnungen von Francis:
IMG_1679.jpeg
IMG_1679.jpeg (97.29 KiB) 6085 mal betrachtet
IMG_1680.jpeg
IMG_1680.jpeg (77.29 KiB) 6085 mal betrachtet
IMG_1681.jpeg
IMG_1681.jpeg (96.97 KiB) 6085 mal betrachtet
Hier im Vergleich noch einmal das Original-System von Pelikan (Christof).
Pelikan 100 Differentialkolben Zollinger 29545573711_4865bcfaee_o s.jpg
Pelikan 100 Differentialkolben Zollinger 29545573711_4865bcfaee_o s.jpg (242.04 KiB) 6085 mal betrachtet
Link zu Flickr

Man sieht, daß es im Vergleich zum Montblanc-System länger ist.

Das Teleskop-Kolben-System hat den Vorteil der größeren Füllmenge, ist aber mechanisch empfindlicher. Außerdem habe ich den Eindruck, daß man länger drehen muß, um den Kolben zu bewegen. Aber dazu kann ich wenig aus eigener Erfahrung sagen. Die modernen Montblanc-Füller haben ein einstufiges System.

Viele Grüße,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 31.03.2020 23:22

Da wir gerade dabei sind: Christof hat den Sheaffer Snorkel noch weiter demontiert als ich es mich getraut habe.
Sheaffer Snorkel  Zollinger 8135274353_2b31f83349_o s.jpg
Sheaffer Snorkel Zollinger 8135274353_2b31f83349_o s.jpg (279.88 KiB) 6080 mal betrachtet
Die Teile:
Obere Reihe: Kappe, Schaft, Dichtungsgummi
Zweite Reihe: Feder, halb darunter Dichtungsgummi, Griffstück, Metallhülse des pneumatischen Füllsystems, Füllknopf.
Dritte Reihe: sac guard, Feder.
Unten: Snorkel mit Tintensack und Verbindungsstück.

Der Schnorchel führt im ausgfefahren Zustand die Tinte aus dem Glas in den Tintensack und im eingefahrenen Zustand in den Tintenleiter im Griffstück. Diese Teil bewegt sich zusammen mit der sac guard beim Füllen vor und zurück. Die Feder in der dritten Zeile fährt die Einheit nach vorne. Nach hinten wird sie gefahren, wenn das pneumatische Füllsystem (touchdown) eingefahren ist und zugeschraubt wird. Dan greift das Gewinde vorne an der Metallhülse in das Gewinde an der sac guard und zieht die Tinteneinheit zurück. Das Dichtungsgummi zwischen zweiter und dritter Zeile schießt das penumatische System nach vorne ab. Das Dichtungsgummi ganz oben schließt das Sysstem nach hinten ab, bis eine Sicke an der Hülse vobeikommt, dann entweicht der Überdruck mit einem leichten Zischen. Man kann an der Hülse die Sicke oben rechts sehen: die dunkle Linie am Oberrand der Hülse ist unterbrochen.

Ich finde das Snorkel-System eines der komplexesten Füllsysteme, die es gibt.

Gruß,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 04.04.2020 19:41

Hallo,

nach dem komplexen Snorkel jetzt der einfachste pneumatische Tintensackfüller: Der Blowfiller.

Hier ein Video dazu.

Das Funktionsprinzip ist das Gleiche: Überdruck um den Tintensack herum führt dazu, daß der Tintensack in sich zusammenfällt und die Luft (unter atmosphärischem Druck) wird herausgedrückt. Der Überdruck wird abgelassen, der Tintensack bringt sich durch dei eigene Elastizität wieder in Form und saugt dabei die Tinte wieder an.

Beim Blowfiller befindet sich ein Loch oben im Schaft. Der Überdruck wird erzeugt, indem man vorsichtig hineinbläst. Technisch einfach, in der praktischen Ausführung anfällig für Flecken und pubertäre Witze. Es gab auch die Möglichkeit, statt dessen mit einem Gummiball zu blasen, was aber natürlich das Konzept eines Selbstfüller ad absurdum führt.

Viele Grüße,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 07.04.2020 21:02

Hallo,

noch ein paar Ergänzungen zu, TWSBI GO!

Hier ein Video von S.B.R.E. Brown, in dem er den Füller zerlegt.

Außerdem ist der PenBBS 500 sehr ähnlich aufgebaut. Allerdings wird hier nicht der hintere Schaft abgeschraubt, um an den Kolben zu kommen, sondern man kann einen Knopf am Ende lösen, eine Verlängerung der Kolbenstange herausziehen und dann den Kolben von außen bedienen. Hier gibt es Bilder.

VieleGrüße,
Volker

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von Zollinger » 14.04.2020 20:56

Volker hat mich freundlicherweise eingeladen an seinem Faden mitzuwirken. Ich habe mir gedacht, dass ich drei unterschiedliche Füller vorstellen möchte, deren Füllsystem sehr ähnlich ist, und eine Abwandlung oder Veredelung des einfachen Druckknopffüllers darstellen. Die drei sind:

Matador Turbo (auch Turbino)
Goldfink Wunderfüller/Punktfüller
Soennecken Rheingold


Beim Turbo und dem Wunderfüller heisst es: Drehen statt Drücken. Dadurch erfordert die Befüllung zwar eine beidhändige Bedienung, ist aber sicherer, bequemer und auch eleganter als das einhändige Pumpen der Druckknopffüller. Das reduziert die Gefahr beim Pumpen die Feder im Tintenglas anzustossen. Und so sieht der Matador Turbo aus:

Bild

Und so funktioniert der Mechanismus:

Bild

Wird am Drehknopf gedreht, dreht sich auch die Spindel, schiebt den querliegenden Hartgummi-Stift nach vorne und bewegt somit den Kolben, der wiederum den versteckten Druckknopf betätigt. Die Füllung erfolgt über mehrere 1/2-Drehungen, vor und zurück.

Bild
Bild
Bild
Bild


Der Goldfink Wunderfüller funktioniert ähnlich. Allerdings gibt es keinen Kolben, sondern eine Messingwelle mit einer Speiche, welche einen kompliziert gefrästen Messingblock nach vorne schiebt. Dieser drückt dann wiederum auf den im Inneren verborgenen Druckknopf. Das besondere daran ist, dass die Ausfräsungen ein Überdrehen erlauben. Der Block schnappt dann wieder zurück und wird durch eine ununterbrochene Drehbewegung mehrmals nach vorne gedrückt. Das ist noch etwas eleganter als der Turbo wie ich finde.

Bild

Katalog:
Bild

Zerlegt:
Bild

Die Soennecken Rheingold sind etwas bescheidener konstruiert. Es gibt lediglich einen festen Druckknopf, der statt durch eine Abdeckkappe, durch eine darum liegende Hartgummi-Hülse vor dem versehentlichen Pressen geschützt ist. Die Hülse lässt sich elegant in den Schaft hinein schrauben. Dadurch gibt es keine losen Teile die verloren gehen könnten.

Die erste Generation der Rheingold hatte noch kein Sichtfenster, und sowohl Drehknopf als auch Schutzhülse waren aus Hartgummi:

Bild
Bild
Bild

Die 2. Generation hatte dann bereits ein Sichtfenster, und den hübschen weissen Kaseindruckknopf.
Bild
Bild

ebenso die 3. Generation:
Bild
Bild


Skizze:
Bild

Z.

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von vanni52 » 14.04.2020 21:16

Wow, was für ein toller Thread
LG
Heinrich

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Re: Übersicht über Füllsysteme

Beitrag von VolkerB » 16.04.2020 11:49

Hallo Christof,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Ein paar Sachen fallen mir auf:

- "Druckknopf"-Füller mit Drehknopf? Na ja, geht offensichtlich auch.
- Alle Systeme haben gemeinsam, daß man keine Schutzkappe verlieren kann, die den Druckknopf schützt.
- Die späteren Rheingold sind eine Mischung aus Tintentsack- und und Steigrohr-System. Ganz interessant - einerseits erlauben sie ein Tintensichtfenster, was bei Tintensäcken sonst nicht funktionierte. Der Tintensack ist aber tatsächlich auch Tank und nicht nur Pumpe wie bei den Bulb-Fillern. Weil aber der Abschnitt mit dem Tintenfenster so viel Totraum darstellt, wird ein Steigrohr benötigt.

Hatte Montblanc nicht auch Druckknopf-Füller, bei denen man die Schutzkappe nicht abnehmen mußte?

Ganz spannende Dinge, finde ich, und schöne Bilder dazu! Noch einmal vielen Dank!
Volker

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