Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

Antworten
Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3101
Registriert: 29.10.2010 23:43

Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Andi36 »

Hallo zusammen,

bei meiner letzten Tintenorder hatte ich die Gutenberg Urkundentinte G10 schwarz mit bestellt.

Beim ersten Probieren habe ich festgestellt, dass die Tinte ausgesprochen wässrig ist, so dass sie beim Schreiben zunächst nur einen zarten, kaum wahrnehmbaren Strich hinterlässt. Durch die Oxidation wird der nach kurzer Zeit dunkler und gut lesbar - schwarz ist er aber auf keinen Fall, bestenfalls eine dunkleres Grau.

Frage an Euch:
Ist das normal für diese Tinte, oder habe ich eine "schlechte" Charge erwischt?

Hier ein Bild:
oben: so dunkel wird sie nach der Oxidation
unten: so wirkt sie beim Schreiben
gutenberg.jpg
gutenberg.jpg (30.92 KiB) 7708 mal betrachtet
P1020216.JPG
P1020216.JPG (163.48 KiB) 7695 mal betrachtet
Gruß,
Andreas
Don't feed the troll.
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Re: Wer hat erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von DanielH »

Also bei einer Dokumententinte, die Eisengallus enthält, ist so ein Verhalten zu erwarten weil der Eisen(II)-Komplex mit der Gallussäure löslich ist und sich erst durch Oxidation an der Luft zum unlöslichen und sehr dunklen Eisen(III)-Komplex umwandelt. Man wählt diesen Weg weil es leicher ist, eine lösliche Substanz mit dem Papier in Kontakt zu bringen.

Oft werden solchen Tinten allerdings zusätzliche Farbstoffe beigemischt, um die Farbe sofort hervortreten zu lassen.

Eigene Erfahrungen mit dieser Tinte habe ich allerdings nicht sammeln können.
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Re: Wer hat erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Tenryu »

Eine tiefschwarze Alternative zur Eisengallustinte wäre z.B. die Fount India Füllhaltertusche von Pelikan. Es ist eine Tusche (mit Rußpartikeln), die aufgrund ihrer besonderen Zusammensetzung für Füllhalter geeignet ist. Nach dem Trocknen ist die Schrift außerordentlich licht- und auch sehr gut wasserbeständig.
Im gegensatz zue Eisengallustinte dürfte sie auch alterungsbeständig sein, da sie keine Säure enthält, welche das Papier im Laufe der Jahrhunderte zerfrißt. :wink:
Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3101
Registriert: 29.10.2010 23:43

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Andi36 »

Ich habe heute ein wenig bei De Atramentisch geschmökert und bin über die historischen Tinten gestolpert.

Die Info's über die historischen Tinten erklären folgendes:

Eisen-Gallus Tinte ist an sich fast farblos (grau) und wird erst durch die Oxidation schwarz. Zweiteres war mir klar, ersteres neu.
Weiter heisst es, dass im 19.ten Jahrhundert die sogenannte Galluskanzleitinte aufkam - dieser Tinte wurde ein vorläufiger Farbstoff beigemischt, um dem farblosen Eisengallus-Exktrakt von Anfang an Farbe zu verleihen.

Dann wird wohl die Gutenberg Tinte eine "echte" Eisengallustinte sein und es ist mit ihr alles in Ordnung.

Andreas
Don't feed the troll.
Michael
Beiträge: 194
Registriert: 19.02.2004 8:24
Wohnort: Dortmund

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Michael »

Hallo Andreas,

ich kann Deine praktischen Erfahrungen mit der Gutenberg Urkundentinte bestätigen.
Die Tinte wird als "schwarz" verkauft, trocknet aber bei Füllhaltern ohne sehr starken
Tintenfluss grau (oder auch nur hellgrau), ohne schwarz nachzudunkeln.

Insoweit habe ich verschiedene Gebinde (kleines Tintenfaß und Literflasche) aus-
probiert. Nur bei einer Pelikan-Feder mit erheblichem Tintenfluss ergab sich ein
Schwarzton mit Schattierung.

MfG aus Dortmund

Michael
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Tenryu »

Ich vermute, daß dies der Füllhaltertauglichkeit geschuldet ist. Bei einer höheren Sättigung würde es wahrscheinlich zu verstopfenden Ablagerungen im Tintenleiter kommen.

Richtig gute, schwarze Eisengallustinten kann man nur mit Tauchfedern benutzen. Ähnlich wie gute wasserfeste Tuschen. (Obgleich die o.g. Fount India schon erstaunlich haltbar ist für eine füllertaugliche Tusche).
Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3101
Registriert: 29.10.2010 23:43

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Andi36 »

Hallo Michael,

danke vielmals für Dein Feedback zur Gutenberg Tinte. Auch wenn ich mir schon gedacht habe, dass sie in Ordnung ist und das besondere Verhalten dem speziellen Typ dieser Tinte geschuldet ist, so räumt Deine Bestätigung doch die letzten Zweifel aus.

@Tenryu:
Da hast Du sicher recht, dass diese Tinte an die Benutzung im FH angepasst ist. Überall wo man Rezepte für die Herstellung von Eisengallustinten findet, sieht man auch den expliziten Hinweis, dass sie für den Einsatz im Füller nicht geeignet sind. Vermutlich wird die Gutenberg gefiltert um die Schwebstoffe zu entfernen, damit wird man aber gleichfalls Teile der Oxidationsstoffe entfernen, also der Tinte "Farbtiefe" nehmen.

Die Fount India habe ich übrigens auch - sie war in derselben Bestellung wie die Gutenberg dabei, ich bin ja schon lange neugierig auf die Füllertusche. Allerdings habe ich noch nicht ausgiebig testen können, nur mal so mit der Tauchfeder geschrieben.

Danke nochmals Euch Beiden.
Andreas
Don't feed the troll.
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Thomas Baier »

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß die

Akkerman Ijzer-Galnoten

die Anforderungen an eine leicht fließende, nachdunkelnde Eisengallus-Tinte bestens erfüllen könnte.

Die Versandkosten sind für mich aber inakzeptabel, auch wenn die großen Gläser auch entsprechend schwer sind.

Thomas
Benutzeravatar
Andi36
Beiträge: 3101
Registriert: 29.10.2010 23:43

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Andi36 »

Hallo Thomas,

auch diese Tinte habe ich seit kurzem, aber es ist wie mit der Fount India: ich bin noch nicht zum ausgiebigen Testen gekommen.

was ich soweit sagen kann ist, dass sie gut (fast zu gut) fließt und praktisch Schwarz wird. Im Vergleich mit R+K Salix bevorzuge ich jedoch diese aufgrund ihres zurückhalterenden Fließverhalten und der Tatsache, dass sich mit ihr hübsche Shadings erzielen lassen die von einem mittleren Blau-Schwarz bis zu fast Schwarz reichen. Im Augenblick vergleiche ich die beiden Eisengallus Tinten in einem Waterman 12S Safetypen - die Kombination mit Salix ist traumhaft!!!

DIE Dokumententinte für den Alltag ist für mich aber nach wie vor De Atramentis "schwarze Dokumententinte", die sich absolut keine Schwäche erlaubt - abgesehen vom Preis

Beste Grüße,
Andreas
Don't feed the troll.
Thomas Baier
Beiträge: 1941
Registriert: 17.10.2003 19:27
Kontaktdaten:

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Thomas Baier »

Danke für die Infos, Andreas. Vielleicht zeigst Du uns eine Prbe der Akkerman-Tinte. Das würde mich interessieren.

Thomas
Benutzeravatar
Cepasaccus
Beiträge: 2897
Registriert: 29.08.2012 18:31
Wohnort: Nürnberg

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Wenn ich die Gutenbergtinte mit MB Blauschwarz, MB Mitternachtsblau, Diamine Registrar's Ink nach dem guten Waessern, d. h. entfernen der Blauanteile, vergleiche, dann hat die Gutenbergtinte den geringsten IG-Anteil. Da sie auch nur IG hat ist sie die blasseste. Die Farbe reicht von rostgelb bis mittleres blaugrau. Wirklich begeistern tut mich das jetzt nicht.

Cepasaccus
Benutzeravatar
Cepasaccus
Beiträge: 2897
Registriert: 29.08.2012 18:31
Wohnort: Nürnberg

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Also ich wuerde sagen, meine ist nicht mehr gut. Am Boden schwarzer Schlonz, den man mit dem Stoeckchen rausfischen kann.

Cepasaccus
Dateianhänge
gutenberg_slime.jpg
gutenberg_slime.jpg (82.78 KiB) 6668 mal betrachtet
Benutzeravatar
Cepasaccus
Beiträge: 2897
Registriert: 29.08.2012 18:31
Wohnort: Nürnberg

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von Cepasaccus »

Heute kam die Ersatztinte. Frische Ernte neu bestellt vom Hersteller. Das ist was ganz anderes. So koennte die Tinte frueher gewesen sein ohne jede Farbstoffzusaetze. Das Fass ist diesmal nicht blau sondern orange. Der Fluss scheint mir vergleichsweise trocken zu sein. Was fuer die sproeden unter uns, die gerne Fueller putzen. :) Bei so einem alten Pipettenfueller aus Hartgummi haette ich keine Bedenken. In einen modernen Pelikan bei dem Feder und Tintenleiter eine Einheit sind wuerde ich es nicht benutzen.

Cepasaccus
Dateianhänge
ig.jpg
ig.jpg (55.74 KiB) 6425 mal betrachtet
juehof66
Beiträge: 7
Registriert: 11.04.2011 12:22

Re: Wer hat Erfahrung mit Gutenberg Dokumententinte?

Beitrag von juehof66 »

Hallo zusammen,

da ich beruflich täglich ca. 70 - 100 dokumentenechte Unterschriften leisten muss, ist seit über einem Jahr mein tägliches Arbeitspferd in Punkto Tinte die Schwarze Dokumenten-Tinte von deAtramentis (nicht zu verwechseln mit der Gutenberg-Tinte) in einem Pelikan M400.

Von dieser Tinte bin ich begeistert. Sehr gute Fließeigenschaften, tiefschwarz deckend, rel. schnell trocknend und auch nach mehrfacher Befüllung ist der Füller problemlos zu reinigen/auszuspülen.

Wichtig: die Tinte ist lt. Herrn Janssen NICHT eisengallushaltig.

Nicht billig (ca. 16 Euro für 35 ml) aber für mich jedenfalls ihr Geld wert.

Früher habe ich die Blauschwarze Tinte von MB verwendet, aber die ist eisengallus-haltig und damit auf Dauer ggf. ein Problem für den Füller, jedenfalls wollte ich da nichts riskieren und habe daher gewechselt, ohne es zu bereuen.

Viele Grüße, Jürgen
Antworten

Zurück zu „Die Tinte und der Tintenfluss / Ink and the ink flow“