Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
02.02.2025 20:10
... Dass das bei Martin wie gestochen aussieht, ist halt einfach jahrzehntelange, effizient ausgeführte Übung. ...
Das ist von 1849, da war Martin noch jung und frisch. :) Jahrzehntelange, effiziente Übung stimmt natürlich, 1mm kann sich ja mal jeder zuhause angucken.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Gast1 hat geschrieben:
02.02.2025 11:32
... Nur bei frechy funktioniert das, weil er weiß wie und irgendwoher hat er ein nicht zu unterschätzendes Knowhow. Und bei Downfall hat das mit dem Blau funktioniert, weil frechy ihm gesagt hat wie.
Ich habe mich gründlich in die Literatur eingelesen, mit Fachpersonen ausgetauscht und sehr viele Experimente gemacht. Die Resultate, ob gut oder schlecht, mussten gedeutet werden. Wichtig waren auch die Rückmeldungen von denen, die sich den Tintenproben annahmen.

Ich konnte mir zuvor nicht vorstellen, was alles beachtet werden muss. Die Forschung macht aber immer noch richtig Freude.
agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

moniaqua hat geschrieben:
02.02.2025 20:10
Wieso, bei l und b (lieber) sowie noch ein paar Buchstaben im Gesangsverein sieht man doch einen deutlichen Unterschied zwischen Haarlinie und Schwellzug.
Pennino ging es da im Fitzelkurrent um die Buchstaben ohne Über- und Unterlängen, also um a,e,i,u,o,n,m usw. Bei l, k,t, g usw. ist es ja tatsächlich kein Problem.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
02.02.2025 22:18
... Die Forschung macht aber immer noch richtig Freude.
Nun ja. 1849 dachten die Leute fälschlicherweise, es wäre die Gegenwart. In ca. 7 Jahren wird Perkin den offiziell ersten Teerfarbstoff, das Mauvein, erfinden, was zu den Teerfarbstofftinten und den synthetischen Hilfsfarbstoffen führen wird. Man könnte in diesem Zusammenhang durchaus von einem Doppelwumms sprechen.

Bild
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

"Sulphate of aniline", deshalb heißen die Teerfarbstoffe auch Anilinfarbstoffe. Anilin ist ein aromatisches Amin mit der toxikologischen Einstufung, giftig bei Verschlucken, giftig bei Hautkontakt, giftig bei Einatmen, allergen, augenschädigend, kann vermutlich genetische Defekte verursachen, kann vermutlich Krebs erzeugen, organschädigend und sehr giftig für Wasserorganismen.
Im Farbstoff ist es aber in einem komplexen Molekül eingebunden. Wenn eine EG-Tinte mit Hilfsfarbstoff langsam ihre Farbe im Flakon verändert oder verliert, dann wird der Farbstoff entweder ausgefällt (und liegt auf dem Flakonboden) oder chemisch zerstört. D.h. Molekülverbindungen werden abgetrennt, dadurch verkleinert sich das freie Elektronensystem und die Lichtabsorption verändert sich. Toxikologisch ist die Tinte dann außer Kontrolle.
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Pennino
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Pennino »

@ agathon
Danke für den Test. Das ist schon sehr schwierig.
Es gibt viele Schriftbeispiele in Fizzelkurrent und trotzdem noch mit Schwellzug.
Ich frag mich, wie die das damals so hinbekommen haben.
Noch dazu, wenn schnell geschrieben wurde.
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das ist wirklich schwierig. Die schmalste Brause Bandzug ist 0,5mm, man könnte es mal mit einem Wechselzug probieren.
agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

Wenn ich schnell schreibe, werde ich unwillkürlich größer mit den Buchstaben. Dieser Fitzelkram geht bei mir nur langsam. Ich probiere es die Tage noch mal mit frischer Feder und vielleicht größerem Buchstabensbstand.Vielleicht ist das das Geheimnis.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Auf die Größe könnte ich das auch nicht bewusst mit Schwellzug schreiben. Die einzige Möglichkeit, wie das überhaupt ginge, wäre eine spitze Feder mit einer handverlesenen Flexibilität, die den Schwellzug praktisch von selbst mit meiner normalen Schreibbewegung macht.
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

Es geht, aber es macht keinen Spaß. Nix für mich.

Bild oben: John Mitchell 075 EF EG Tinte
Bild unten Gillott 170 EF 4001 blau-schwarz
Papier Brunnen Premium 90g

Gruß, Martin
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IMG_20250205_142204.jpg
IMG_20250205_142204.jpg (72.97 KiB) 3335 mal betrachtet
K15
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von K15 »

Helmut hat geschrieben:
01.02.2025 21:54
Hallo Daniel,
die Farbe der Tinte ist meistens blauschwarz, je nach Qualität der Zutaten. [...]
Lieber Helmut,

vielen Dank für Deine Antwort!

Viele Grüße Daniel
neptun
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von neptun »

Entschleuniger hat geschrieben:
02.02.2025 11:59
...

Wo ist Downfall eigentlich abgeblieben?

LG Martin
Gute Frage, der hat das Experimentieren weitestgehend eingestellt. Die aktuelle Tinte verwendet wieder Salz- statt Weinsäure und entspricht weitestgehend der Vergleichstinte aus der Norm, mit den Hinweisen von Thomas bezüglich dem Verhältnis von Gerbsäure zu Eisen.

Um die Materialverträglichkeit mache ich mir keine Gedanken, ich habe einen Füller für die Tinte reserviert, der außer der Goldfeder keine Metallteile enthält. Bisher läuft der Kolben auch noch butterweich. Ich hab der Tinte lediglich etwas Proylenglykol beigegeben, da das Anschreibenverhalten einfach etwas besser wird.

Zu den Federn: ich bin überzeugter Schreiber der 303, mache aber seit Jahren schon nur business penmanship damit. Da MUSS die Feder unbedingt sehr leicht auf dem Papier sein. Insofern hat die empfindliche Feder das Lernen zusätzlich begünstigt.
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Beim Barte des Poseidon. Für Edelstahlfedern wäre, wie schon gesagt, Schwefelsäure noch eine Option. Die ersten Alizarintinten verwendeten Indigosulfonsäure (Indigo ist nicht wasserlöslich), das war in Schwefelsäure aufgelöster Indigo. Und diese Schwefelsäure war das eigentliche "Geheimnis" der Tinten. Der ebenfalls enthaltene Holzessig diente nur der zusätzlichen Konservierung durch das enthaltene Phenol.
neptun
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von neptun »

Fördert die Schwefelsäure nicht den Papierfraß?

Ich mache nochmal eine mit Weinsäure, weil ich die eh da hab, aber solange kein Edelstahl im Spiel ist erhoffe ich mir davon keinen Vorteil.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

neptun hat geschrieben:
08.02.2025 19:46
Fördert die Schwefelsäure nicht den Papierfraß? ...
Das ist halt die Frage, will ich lieber die Feder fressen oder das Papier? Aber so klar ist gar nicht, was da passiert, diese kalziumhaltigen Papiere bilden mit dem Sulfation wahrscheinlich ein Kalziumsulfat-Hydrat und binden das Sulfat.
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