Ich mag es, wenn schwarze Tinte einen Hauch eines anderen Farbtons auf's Papier bringen. Das ist zum Beispiel der Fall bei der grün-schwarzen 50505 von Robert Oster (Schriftproben) oder der John Frost von Pure Pens (Schriftproben). Ich wollte letztere noch ein wenig dunkler bekommen und habe sie daher mal mit der Lamy Blackberry (hier vorgestellt) gemischt: Grün plus Violett gleich Schwarz. Das Ergebnis finde ich verblüffend - aus dem Grün-Schwarz wurde ein kühles Blau-Schwarz (jeweils zwei Linien mit einem tintengetränkten Wattestäbchen auf sehr weißem Fedrigoni Soho Spendorgel 100 g/m²):
Beide Tinten zeigen deutlichen Sheen, sind also ordentlich hoch konzentriert. Die Blackberry ist so stark gesättigt, dass ich sie mit mindestens zwei Teilen John Frost mischen musste, um dem Lila zu entkommen. Bei der 1+2-Mischung (entsprechend einer 1:3 Verdünnung) reicht das Spektrum vom tiefen, kühlen Schwarz bis zu einem dunklen Blau-Violett. Bei größerem Grünanteil (Verdünnung 1:4,6) ist das Schwarz nicht so tief und das Blau verblasst am Ende zu einem Grau-Blau. Keine Mischung zeigt auf diesem papier Sheen.
Ich wollte dieses verblüffende Farb-Resultat verstehen und habe ein Chromatogramm der Kandidaten angefertigt:
In der Blackberry finde ich neben Cyan vor allem Rottöne. Deren Konzentration ist so hoch, dass das Rot und das Rosa am äußeren Rand stark verschmieren. Der rosa Farbstoff zeigt im UV-Licht Fluoreszenz.
Die John Frost wird von drei Blau-Tönen beherrscht, das Gelb sorgt für den grünen Farbton.
Alle diese Farbstoffe zusammengenommen (Cyan, Magenta, Gelb), erhalte ich das erwartete Schwarz. Ein Überschuss an Cyan aus der John Frost sorgt mit etwas Magenta aus der Blackberry schließlich für den blau-schwarzen Gesamteindruck. Wird der Blackberry-Anteil verringert (zweite Mischung), tritt das Blau stärker hervor, das Schwarz ist nicht mehr so tief.
Ich bin von dem Zufallsergebnis total begeistert und verwende die 1+2-Mischung problemlos in Kolben- und Patronenfüllern (alles F-Federn): die Tinte fließt gut (besser als die reine Blackberry) und trocknet in normaler Zeit. Eine absolut alltagstaugliche, seriöse Tinte.
Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
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Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Viele Grüße
Fritz
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Besteht damit ein signifikanter Unterschied zur Lamy Cliff?mondindianer hat geschrieben: ↑29.03.2025 22:52Ich bin von dem Zufallsergebnis total begeistert und verwende die 1+2-Mischung problemlos in Kolben- und Patronenfüllern (alles F-Federn): die Tinte fließt gut (besser als die reine Blackberry) und trocknet in normaler Zeit. Eine absolut alltagstaugliche, seriöse Tinte.
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Die Lamy Cliff kommt der zweiten Mischung (1+3,6) recht nahe, ist aber bei starkem Auftrag nicht so schwarz. Insgesamt finde ich sie wegen des höheren Grauanteils auch langweiliger. Darin ist sie übrigens der Midnight Blue von Graf von Faber-Castell sehr ähnlich.
Die Lamy Blau-Schwarz hinterlässt ein noch schwächeres Blau, weswegen ich sie nur noch mit sehr nassen Federn verwende.
Die Lamy Blau-Schwarz hinterlässt ein noch schwächeres Blau, weswegen ich sie nur noch mit sehr nassen Federn verwende.
Viele Grüße
Fritz
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Danke für die Beispiele. Mir gefällt Deine Mischung 1+2 in der zweiten Zeile farblich ausgesprochen gut!
Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Hallo Fritz,
hochinteressant, wie Du das für Dich zunächst "verblüffende Ergebnis“ mithilfe der Chromatographie aufklärst.
Und Glückwunsch zur optimierten Tinte.
hochinteressant, wie Du das für Dich zunächst "verblüffende Ergebnis“ mithilfe der Chromatographie aufklärst.
Und Glückwunsch zur optimierten Tinte.
LG
Heinrich
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Verblüffend war das vor allem, weil die vorherigen Versuche mit der eingangs genannten Robert Oster Grün-Schwarz ganz anders ausgingen: Nach nur wenigen Tropfen Blackberry zeigte die Mischung ein Schwarz, das auch am Ende des zweiten Swab-Strichs keine Farbe aufwies. Die Grün-Schwarz ist - anders als die John Frost - keine Sheen-Tinte und daher von normaler Farbkonzentration. Ein Verhältnis von 1:57 reicht für das komplette Schwarz schon aus. Weitere Zugabe von Blackberry führte zu einem violetten Stich der Tinte, da schlug also die Blackberry vollständig durch.
Das fand ich nicht so spannend und habe die John Frost hergenommen. Und da ergab sich eben in der Mischung eine Farbe, die keiner der Ausgangstinten zuzuordnen war, sondern aus einer neuen Kombination der Einzelfarbstoffe entstand. Sowas hatte ich nicht erwartet und war dementsprechend verblüfft

- mondindianer
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Zum guten Schluss noch ein Blick in die Chromatographie dieser Mischung für eine mögliche Erklärung.
Oben die Grün Schwarz von Robert Oster - klassisch aus den drei Komponenten Cyan, Magenta und Gelb so zusammengesetzt, dass der namengebende Farbeindruck entsteht, es wird also ein Überschuss an Cyan und Gelb vorgelegt. Darunter die Mischung 1:57 mit der Lamy Blackberry - die bringt vor allem Rot und Magenta ein, dazu Cyan (der Cyan-Streifen wird breiter bei gleicher Farbintensität). So erscheint diese konkrete Mischung komplett schwarz, indem sich die wenigen Tropfen Blackberry passend zum Gelb der Grün-Schwarz ergänzen. Auch bei stärkerer Verdünnung wird kein Einzelfarbton sichtbar.
Wird mehr Blackberry zugegeben, bleibt die in vollem Umfang erhalten und ergibt so eine schwarz-violette Tinte.
Oben die Grün Schwarz von Robert Oster - klassisch aus den drei Komponenten Cyan, Magenta und Gelb so zusammengesetzt, dass der namengebende Farbeindruck entsteht, es wird also ein Überschuss an Cyan und Gelb vorgelegt. Darunter die Mischung 1:57 mit der Lamy Blackberry - die bringt vor allem Rot und Magenta ein, dazu Cyan (der Cyan-Streifen wird breiter bei gleicher Farbintensität). So erscheint diese konkrete Mischung komplett schwarz, indem sich die wenigen Tropfen Blackberry passend zum Gelb der Grün-Schwarz ergänzen. Auch bei stärkerer Verdünnung wird kein Einzelfarbton sichtbar.
Wird mehr Blackberry zugegeben, bleibt die in vollem Umfang erhalten und ergibt so eine schwarz-violette Tinte.
Viele Grüße
Fritz
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Re: Mein blaues Wunder: Blackberry X John Frost
Im Schneider Ray TR etwas gereift, sieht das Blau auch sehr nah dran aus:
Auf Oxford Optik Paper.