Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Griffelo
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Griffelo »

neptun hat geschrieben:
31.03.2025 12:19
Welches Schmiermittel bietet sich denn an, damit schwergängige Kolben wieder geschmeidig laufen?
Die freundlichen Pelikan-Mitarbeiter hatten uns im Zuge der Werksführung 2018 berichtet, dass sie dazu Rizinusöl verwenden.
Ciao, Kay

Mein heiliger Gral: Pelikan M1005 Demonstrator
neptun
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von neptun »

Danke für die Info. Dann schaue ich mal, ob das mit Eisengallus auch funktioniert.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

neptun hat geschrieben:
24.03.2025 20:58
Ich denke, es liegt eher an der Säure die zur Stabilisierung eingesetzt wird?
Zwischen Salz- und Weinsäure stelle ich erhebliche Unterschiede fest. Während ich der salzsäurehaltigen Tinte praktisch zuschauen kann, muss man bei der Version mit Weinsäure schon eine Zeitlang warten. Da spielt sich das Nachdunkeln eher im Bereich von Stunden bis Tagen ab.
Ich habe die Geschwindigkeit des Abdunkelns bei den Tinten nochmals angeschaut. Wir haben ja schon festgestellt, dass bei der Haltbarkeit im Glas der pH-Wert eine wichtige Rolle spielt, bei der Oxidation auf dem Papier auch. Im sauren Bereich ist die Reaktion langsam, im neutralen bis basischen Bereich schnell.

Bei Salzsäure erreicht man gleich zwei gewünschte Effekte, sie senkt den pH-Wert wie kaum andere Säuren (1) und sie hat einen hohen Dampfdruck, sodass sie sich beim Trocknen schnell verzieht (2). Wenn man auf nichtflüchtige Säuren setzt, kriegt man auch eine gute Stabilisierung hin, gleichzeitig wird die Reaktionsgeschwindigkeit auf dem Papier heruntergesetzt.

Bei der Salzsäure haben wir aber den Nachteil der Aggressivität gegenüber Metallen, die insbesondere mit den Chloridionen zusammenhängt. Eine Bicolorfeder hat mir den Nachteil aufgezeigt, als ich noch Eisen(II)-chlorid eingesetzt hatte.

Aus diesem Grund habe ich die Chloridionen aus der Tinte verbannt. Bisher greifen die Tinten nichts mehr an und reagieren eher zurückhaltend, was auch seinen Reiz hat.

Ich mische unterdessen allerdings nicht mehr fertige Tinten zusammen, sondern mit Hilfsfarbstoff versetzte Gallustinten ohne Eisen. Benötige ich eine Eisengallustinte, wäge ich das benötigte Eisensulfat und den gewünschten Stabilisator ab, lege beides im Tintenglas vor und giesse mit der Gallustinte auf. Es entsteht eine sedimentfreie, frische Eisengallustinte, die federschonend ist. Soll die Tinte schnell reagieren, lasse ich den zusätzlichen Stabilisator weg und lebe damit, dass die Tinte schneller altert, wenn das Luftvolumen im Glas zunimmt.
agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

Ich habe nicht alles verstanden, finde die Idee mit der langsameren Alterung aber sehr interessant. Faktisch hat man ja ganz schnell Tinten bei sich rumstehen, die ruckzuck älter als 1 bis 2 Jahre sind. Als Frage formuliert: Ist die Produktion randscharfer und gleichzeitig alterungsbeständiger möglichst reiner EG-Tinten möglich?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
12.04.2025 9:58
... lasse ich den zusätzlichen Stabilisator weg und lebe damit, dass die Tinte schneller altert, wenn das Luftvolumen im Glas zunimmt.
Wir altern alle schneller, wenn das Luftvolumen im Glas zunimmt. :) Dein zusätzlicher Stabilisator verlangsamt das. Wenn man sowas macht, dann ist das blade running, weil die Tinte erst beständig ist, wenn sie ihre Eisenfarbstoffe gebildet hat.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das ist aber was für die Tintenmischer, wenn ich's mir recht überlege. Bei den niedrigen pH-Werten wird die Oxidation des Eisens verlangsamt, zusätzlich spielt vielleicht noch die Protonierung der funktionellen Gruppen der Gallussäure eine Rolle. Eine flüchtige Säure wie die Salzsäure verdunstet zusätzlich auf dem Papier, eine nichtflüchtige wie die Schwefelsäure wird nur neutralisiert. Die Ascorbinsäure wirkt als Reduktionsmittel auf das Eisen. Und die Weinsäure als Komplexbildner. Das nennt sich alles "Säure", aber es wirken tatsächlich unterschiedliche Mechanismen.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Der Säure kommen mehr Aufgaben zu als gedacht.

Agathon, bei Deinen Tinten ist der Eisengehalt so hoch, dass wir alleine mit dem Tannin nahe an der Sättigung sind. Daher kann irgendwann etwas ausfallen, gemäss jüngst zitierter Literatur von Gast 1 am ehesten Tannine.

Wie die Tinte stabiler bleibt? Vielleicht sollte man mit dem Eisen etwas runter. Oder mit dem pH-Wert etwas tiefer. Am besten wirken vermutlich halb- bis vierteljährliche Lieferungen :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
12.04.2025 20:08
... gemäss jüngst zitierter Literatur von Gast 1 am ehesten Tannine. ...
Na ja, ehrlich gesagt, waren es Mitchell/Hepworth die Hinrichsen zitieren. Das Original sieht so aus

Hinrichsen_ Die Untersuchung von Eisengallustinten.JPG
Hinrichsen_ Die Untersuchung von Eisengallustinten.JPG (724.22 KiB) 972 mal betrachtet
Das passiert so bei Luftabschluss, vermutlich waren die Flaschen längere Zeit nicht geöffnet worden. Wenn da ständig Luft reinkommt, können sich auch EG-Ausfällungen bilden. Was Hinrichsen da hat, sind keine einfachen Tanninausfällungen, sondern vernetzte wasserunlösliche Gerbsäureverbindungen. Durch Säuren wird das katalysiert, also mehr Säure verstärkt das eher. Wegen ein bisschen Ausfällungen braucht man aber nicht gleich panisch zu werden, wer allerdings eine starke EG-Tinte kauft und die dann ewig ungenutzt herumstehen lässt, sollte sich was schämen. :)
agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

Gast1 hat geschrieben:
12.04.2025 21:17
wer allerdings eine starke EG-Tinte kauft und die dann ewig ungenutzt herumstehen lässt, sollte sich was schämen. :)
Ich habe lediglich theoretisiert, nicht mich schuldig gemacht.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Die haben die Flaschen wahrscheinlich geöffnet, was rausgenommen und wieder verschlossen. Da kam Luft in die Flaschen rein und hat vielleicht auch ein bisschen EG gebildet. Aber dann waren die fast noch voll und standen herum. Und unter solchen Bedingungen reduziert die Gerbsäure das dreiwertige Eisen wieder zu zweiwertigem. Als sie die 1907 wieder öffneten, war praktisch kein dreiwertiges Eisen in den Tinten, deshalb sind da auch keine EG-Ausfällungen. Normalerweise werden die Flaschen aber regelmäßig geöffnet und das Luftvolumen wird immer größer, da ist der Befund dann nicht so eindeutig.
neptun
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von neptun »

Mir scheinen die damaligen unterjährigen Teillieferungen immernoch die sinnvollste Methode zu sein, um der Problematik entgegenzuwirken. Es macht ja keinen Sinn, mir 3 mal 50ml EG auf einmal zu kaufen, wenn ich davon nicht mal 30ml im Jahr aufbrauche.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ich habe heute eine Vergleichstinte (5 g/l Eisen) mit Salzsäure angesetzt, ungefähr nach dem Rezept „Urkundentinte“ (Amtliche Grundsätze für Tintenprüfung). Mit der Salzsäure habe ich einen etwas tieferen pH-Wert wie meine normale EG-Tinte eingestellt.

Die Reaktionsgeschwindigkeit auf dem Papier ist entgegen meinen Erwartungen vergleichbar… Nun kann ich die Salzsäure beruhigt wieder ins Regal stellen :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

neptun hat geschrieben:
13.04.2025 17:53
Mir scheinen die damaligen unterjährigen Teillieferungen immernoch die sinnvollste Methode zu sein, um der Problematik entgegenzuwirken. Es macht ja keinen Sinn, mir 3 mal 50ml EG auf einmal zu kaufen, wenn ich davon nicht mal 30ml im Jahr aufbrauche.
Wer soll das ahnen? :) Ein bisschen Ausfällungen kann man verschmerzen, aber es sind manchmal Schreibproben von z.B. der ESSRI in Umlauf, die sind wirklich gruselig, die Tinte hat da zuviel ausgefällt.
neptun
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von neptun »

Es ist immer nur schade, dass so etwas dann auf mangelnde Qualität der Tinte geschoben wird.
Wie oft habe ich schon gelesen, dass die Leute ihr Glas Salix 5 Jahre da herumstehen haben und sich dann darüber beschweren, dass die Tinte ganz komisch aussieht...meistens heißt es dann "EG kommt mir nicht mehr in den Füller". Die Hersteller sollten meiner Meinung nach angeben, dass die Tinten sich alterungsbedingt nach und nach verändern und auch die permanenten Eigenschaften zurückgehen.

Hat jemand noch einen Hinweis, wie ich das mit dem Gummi Arabicum besser machen kann?

Aktuell nutze ich grobes Granulat, dass ich zermahle und dann in warmem Wasser zu einer zähen Flüssigkeit löse. Das mische ich unter die Tinte.
Ich verwende etwa 1,3g auf 100ml.
Die Füllung im Konverter zeigt nun immer wieder weiße Ablagerungen, die sich jedoch wieder lösen lassen. Problematisch scheint es also nicht zu sein, ich frage mich dennoch, woran es wohl liegt. Vielleicht sollte ich einfach weniger GA reingeben?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

neptun hat geschrieben:
14.04.2025 10:54
... Wie oft habe ich schon gelesen, dass die Leute ihr Glas Salix 5 Jahre da herumstehen haben und sich dann darüber beschweren, dass die Tinte ganz komisch aussieht...
Salix macht mit Luft im Flakon auch Ausfällungen und nicht zu knapp.
Wenn Du die Oberflächenspannung nicht künstlich senkst, dann kannst Du für Füller mit dem Gummiarabicum noch ein bisschen runter, für Feder aber nicht, sonst ist die nicht mehr richtig fixiert (Spitzfeder macht allgemein dickere Schicht).
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