Altert Encre Authentique (Herbin)?

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moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Ok, danke, das schau ich mir mal an. Erstmal mit dem "französischen Rezept", aber ohne dem Kupfersulfat. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich mit 100 ml und ggf. mehr Tinte mache, ich krieg ja die anderen schon nicht weg. Aber ich bin neugierig, wie dunkel die Tinte rauskommt. Ich hatte sie wie gesagt viel dunkler in Erinnerung und dachte an Ruß, aber nachdem sie jetzt so hell ist, würde mich das eher wundern.

Das Alaun hilft als eigenständiger Hilfsfarbstoff eher nicht, da tippe ich eher auf pH-Wert. Es unterstützt die Farben der Pflanzen / Läuse und beeinflusst sie (meistens ergeben die Färbedrogen mit verschiedenen Beizen unterschiedliche Farbnuancen, ich nutze aber nur Alaun, alles andere ist asslig), aber wenn man nur Alaun in Wasser auflöst, bleibt das schlicht einfach so farblos, wie es ist.
Helmut
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Helmut »

Na ja, man kann so ein Rezept auch auf kleine Mengen herunterrechnen.
Das mache ich in den Versuchsphasen ebenso.
Grüsse
Helmut
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Stimmt, nur irgendwann gibt meine Feinwaage auch auf und ich kenn mich... ;) Plötzlich hab ich zwar nicht 100ml von einer Tinte, dafür stehen drei bis vier rum, weil ja noch das zu probieren war und das und - kennste bestimmt auch :)
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
28.11.2024 9:35
... aber wenn man nur Alaun in Wasser auflöst, bleibt das schlicht einfach so farblos, wie es ist.
Mich dünkt, ich muss doch etwas weiter ausholen. :) Die Metallionen bilden auch mit dem Farbstoff im Blauholz Komplexe. Kupfer auch mit den Gerbsäuren. Das ist ja keine reine Blauholztinte, sondern eine EG-Blauholz-Tinte. Eine EG-Tinte kann man auch nur mit Kupfersulfat völlig ohne Eisensulfat machen (dann wäre's aber eine KG-Tinte und hätte eine andere Farbnuance). Nur ist Kupfervitriol nicht ganz unbedenklich und was ein Kupferüberschuss in den Schriftzügen anrichtet, davon kann der Bach ein Lied singen. Kupfervitriol ist im Vergleich mit Eisenvitriol bestenfalls überflüssig. Ich habe aber gerade mal in den Leitfaden von Cassella für ihre Farbstoffe von 1908 geschaut, da steht tatsächlich ein Tintenrezept nur mit Tannin und Kupfersulfat für den Tintenkörper drinnen.
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Gast1 hat geschrieben:
28.11.2024 14:59
Die Metallionen bilden auch mit dem Farbstoff im Blauholz Komplexe.
Ja, klar, daher auch die Nuancierungen mit Eisensulfat. Das entwickelt Gelb zu Grün, Magenta zu Violett etc. Eisensulfat an sich ist aber schon bläulich; bei Alaun hingegen (hence "eigenständiger Hilfsfarbstoff", das im Zitat gerade unterschlagen war) ist das nicht so. Soweit ich mich erinnere war das mehr für die Haltbarkeit der Färbung, auch wenn da Komplexe gebildet werden. Ich lies mir das entsprechende Kapitel im Schweppe nochmal durch vorsichtshalber ;)
Gast1 hat geschrieben:
28.11.2024 14:59
Nur ist Kupfervitriol nicht ganz unbedenklich und was ein Kupferüberschuss in den Schriftzügen anrichtet, davon kann der Bach ein Lied singen. Kupfervitriol ist im Vergleich mit Eisenvitriol bestenfalls überflüssig.
Deswegen wollte ich das weglassen. Wobei das wieder die Farbe ändern wird; das Zeug ist in Wasser gelöst ja auch bläulich, nur etwas anders als Eisensulfat.

PS: Tinte mit Kupfersulfat ist eh langweilig, siehe https://www.chf.de/eduthek/projektarbei ... ml#link6-6
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
28.11.2024 15:17
... Wobei das wieder die Farbe ändern wird; das Zeug ist in Wasser gelöst ja auch bläulich, nur etwas anders als Eisensulfat. ...
Die Eigenfärbung der Metallsalzlösungen kannst Du komplett vergessen, die Metallkomplexe sind ein völlig anderes Kaliber.
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Gast1 hat geschrieben:
28.11.2024 20:35
Metallkomplexe sind ein völlig anderes Kaliber.
Die sind ein heißes Kaliber :D
Gekocht ist, nun muss ich warten... Ich will sie ein paar Tage abstehen lassen und dann nochmal durchfiltern. Musste aber doch in jedem Stadium schnell die Feder eintunken :o
Ohne Eisensulfat, also nur Blauholz und Galläpfel: langweiliges, relativ helles Braun.
Mit Eisensulfat: schwarz
Mit Eisensulfat und Alaun: schwarz, fast ein bisschen heller als vorher
Gummi Arabicum dazu (die von Dir empfohlene Menge): immer noch schwarz, noch an Tacken heller, bilde ich mir ein.

Ich muss mir das morgen bei Tageslicht nochmal anschauen, hier wechselt die Tinte je nach Lampe die Farbe... Sie ist aber schon beim schreiben tatsächlich etwas dunkler, als die Authentique derzeit, allerdings blauer, als ich die Authentique in Erinnerung habe. Der Ausstrich mit einer Breitfeder kommt blau daher, wird dann aber relativ schnell schwarz. Ich bin mal gespannt, wie das in ein paar Tagen aussieht. Dafür, dass das Blauholz und Galläpfel schon etwas ältlich sind und Naturstoffe eigentlich ziemlich unberechenbar sind, bin ich es echt zufrieden im Moment.

Tinten kochen macht irgendwie Spaß :)
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Ach ja, Schweppe redet übrigens von Farblacken, die sich die Beizung beim Färben dann bilden, keine Ahnung, ob das die Metallkomplexe sind, die Du meinst.
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
28.11.2024 21:38
Ach ja, Schweppe redet übrigens von Farblacken, die sich die Beizung beim Färben dann bilden, keine Ahnung, ob das die Metallkomplexe sind, die Du meinst.
Ja, und die werden mit der Zeit in der Tinte ausfallen, dann musst Du schütteln oder Dir was anderes ausdenken. Ich denke nämlich nicht, dass das Alaun ausreicht.
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Ähm, also, eigentlich ist es ja mission accomplished - ich wollte wissen, wie sich "frische" vielleicht-Authentique gibt, bzw. wie schwarz die daherkommt. Das weiß ich ja nun o:) Und jetzt kann ich beobachten, wie sie altert ;)
Es gibt ja genügend, die wunderschöne Tinte zum Kauf anbieten. Und bis ich meine rotfließende aufgebraucht habe, geht der Shop von Thom ja vielleicht mal wieder online.
Gast1 hat geschrieben:
28.11.2024 23:37
und die werden mit der Zeit in der Tinte ausfallen,
Ich liebe diese präzisen Zeitangaben ;) Das heißt in Tagen, Monaten, Jahren?
Ich muss doch noch mal gucken gehen, was das andere Rezept war. Wahrscheinlich kann ich eines Tages den Eisengallus-Thread auswendig...
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
28.11.2024 23:50
... Ich liebe diese präzisen Zeitangaben ;) Das heißt in Tagen, Monaten, Jahren? ...
Na, ich lese hier irgendwelche Rezepte, das ist wie Schuhgröße schätzen auf 4 km Entfernung. Der pH-Wert ist vermutlich zu hoch, wenn das so ist, wären es Tage bis wenige Wochen. Mit dieser Problematik kämpfen ja die Jungs im EG-Thread schon die ganze Zeit (und mit allen Mitteln :) wie z.B Weinsäure etc.). Das musst Du halt mal beobachten, Du hast zumindest den Vorteil, dass es keine Füllertinte ist.
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Gast1 hat geschrieben:
29.11.2024 1:21
Der pH-Wert ist vermutlich zu hoch
Den kann ich ja leider nicht messen, ich würd so gerne <seufz>. Ich hab zwar wenigstens Indikatorstäbchen, aber das hilft halt bei farbigen Dingern grad amal gar nichts.
Gast1 hat geschrieben:
29.11.2024 1:21
Du hast zumindest den Vorteil, dass es keine Füllertinte ist.

Jo, auch wenn ich mal gucken werde, wie die aus dem Füller fließt, auf eigene Gefahr. Meine hölzernen Chinesen sind ja recht geduldig und kosten im Zweifelsfall nicht viel ;) In einen Waldmann Vienna würde ich die nicht packen, aber da habe ich ja eh keinen :D


Mir fällt gerade auf:
Der pH-Wert ist vermutlich zu hoch,
Zu hoch? Kann doch fast gar nicht. Meinst Du, zu sauer? Ich les da nochmal nach :ugeek:
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

moniaqua hat geschrieben:
29.11.2024 9:45
Mir fällt gerade auf:
Der pH-Wert ist vermutlich zu hoch,
Zu hoch? Kann doch fast gar nicht. Meinst Du, zu sauer? Ich les da nochmal nach :ugeek:
Hab's gefunden, tatsächlich zu hoch :D. Nicht sauer genug, tst. Ich war gedanklich bei einem anderen Problem.
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

moniaqua hat geschrieben:
28.11.2024 23:50
eigentlich ist es ja mission accomplished
Oder auch nicht. Das Thema ist spannend.

Ich glaub, ich muss da nochmal kochen und länger beobachten :D Nachdem ich die Ascorbinsäure zugegeben habe, ist die Mischung nun rötlich. Schreibt aber immer noch hübsch, auf dem Papier erst mal das vom Färben gewohnte Aubergine, das dann schwarz wird.
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
29.11.2024 10:47
... Ich war gedanklich bei einem anderen Problem.
Geht mir schon seit Jahren so. :) Ein Galläpfelauszug hat eine höherer Viskosität als eine reine Tanninlösung, weil da alles mögliche rausköchelt. Die haben die Alizarintinten im 19.Jh. sehr sauer gemacht, aber was ich schon aus einer Galläpfeltinte bei so extrem niedrigem pH (deutlich unter 2) habe ausfällen sehen, geht in keine Kartoffelsuppe.Bild Ascorbinsäure ist aber gar nicht schlecht, solange die nicht selbst oxidiert ist, hält sie einen Teil des Eisens zweiwertig ohne diese niedrigen pH-Werte.
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