Tinte aus Wein, das sollte schon gehen. Das Weingut Clauer hat gemeinsam mit einem Schreibwarengeschäft in Heidelberg eine Rotweintinte herausgebracht. Es soll sich dabei um Spätburgunder bester Lage und Qualität gehandelt haben. Das Gebräu, über dessen Herstellung sich der Erzeuger allerdings ausschweigt, hat im Geruch schon noch eine beerige bis holzige Note gehabt. Jetzt, nachdem ich das Gläschen so 3-4 Jahre hier rumstehen habe, ist nur noch eine schwerere Duftnote, die eher an Lackritz erinnert, geblieben.

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Wenn ichs zu kochen hätte, würde ich wohl keine Reste von Gly- Wein verwenden. Dornfelder ist in Ordnung, der ist von Natur aus schon starkfarbig, aber auf jeden Fall trockenen Wein verwenden. Farblich am besten geeignet sein dürfte Oberlin, den findet man allerdings nicht so leicht. Dann sollte zunächst der Alkohol verkocht und die Flüssigkeit etwas einreduziert werden, bis die Strichfarbe gut sichtbar ist. Trocknen lassen, die Farbe ändert sich sicher während des Trocknungsvorganges, abhängig vom pH Wert ist sie mal blauer, mal roter. Dann mit einem G4 Filtertigel filtrieren und noch heiß geringste(!) Mengen Gelatine oder Pektin zufügen. Die Gelatine dient als Schutzkolloid, das heißt, winzigste ausfallende Festteilchen werden in der Schwebe gehalten. Sollte allerdings zu viel zugegeben worden sein, dann haben wir aus unserem Füller nachher ein prima Marmeladeglas für Zwerge hergestellt. Bis hierher war das alles auch noch trinkbar, doch um ein Schimmeln zu unterbinden, sollte ein Desinfektionsmittel zugegeben werden. In den alten Tinten war Phenol drin, die Älteren unter uns werden sich auch noch an den Geruch erinnern können. Mit Sorbinsäure sollte es auch gehen. Allerdings: Für die Brauchbarkeit der Tinte und die Unversehrtheit des Füllers wird keine Garantie übernommen.
Gruß, Frodo