Eisengallustinte
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Re: Eisengallustinte
Uiuiui...
Ich komme mir gerade vor, als würde ich mit Scotty, Gordi LaForge oder Seven of Nine über den Motor eines Schuco-Autos zum Aufziehen reden. Ich bin Laie, interessiert und eingearbeitet, aber Laie. Ich kann mir aus jedem hier gefallenen Begriff etwas zusammenreimen, aber ich verstehe die Zusammenhänge nicht.
Ein Redukton reduziert sicher, aber was? Ich habe Ascorbinsäure gegen Schimmel anschließend beigefügt in Gebinden, die nicht bis zum Kork gefüllt sind. An Säuren habe ich derzeit nur noch Zitronensäure, die aber die Tiefenwirkung, also das durchschwärzen reduziert, sogar nach der Trocknung, also wie ein (sehr schlechter) Tintenkiller wirkt.
Tannin habe ich in einer mit Gallussäure (Pulver) angesetzten Tinte verarbeitet und dafür habe ich auch eine Quelle, aber ich weiß keine Möglichkeit den ph-Wert in meiner Küche zu bestimmen oder abzusenken. Zitronensäure wäre wegen der löslichen Form als Granulat sehr gut zu handhaben gewesen, ruiniert mir aber die Farbe und die Salzsäure, die ich in der Apotheke kaufte ist mir nur in homöopatischen Dosen übergeben worden (es gab wohl zuviele Anschläge auf Kunst und Prominente - beides gibt´s in Bingen nicht).
Die Essige, die ich bisher gefunden habe, haben eine %-Angabe, nicht mal deren ph-Wert kenne ich, möchte aber bei einer Brauerei in der Nähe mal den Braumeister auf Bieressig ansprechen, der ja früher hierzu verwendet wurde.
Das alles muß aber ein paar Stunden ruhen, denn ich wohne wirklich am Rhein - normalerweise 500 m vom Ufer entfernt, seit gestern Mittag nur noch 15 m.
Grüße vom Rhein/aus dem Rhein
Frank
Ich komme mir gerade vor, als würde ich mit Scotty, Gordi LaForge oder Seven of Nine über den Motor eines Schuco-Autos zum Aufziehen reden. Ich bin Laie, interessiert und eingearbeitet, aber Laie. Ich kann mir aus jedem hier gefallenen Begriff etwas zusammenreimen, aber ich verstehe die Zusammenhänge nicht.
Ein Redukton reduziert sicher, aber was? Ich habe Ascorbinsäure gegen Schimmel anschließend beigefügt in Gebinden, die nicht bis zum Kork gefüllt sind. An Säuren habe ich derzeit nur noch Zitronensäure, die aber die Tiefenwirkung, also das durchschwärzen reduziert, sogar nach der Trocknung, also wie ein (sehr schlechter) Tintenkiller wirkt.
Tannin habe ich in einer mit Gallussäure (Pulver) angesetzten Tinte verarbeitet und dafür habe ich auch eine Quelle, aber ich weiß keine Möglichkeit den ph-Wert in meiner Küche zu bestimmen oder abzusenken. Zitronensäure wäre wegen der löslichen Form als Granulat sehr gut zu handhaben gewesen, ruiniert mir aber die Farbe und die Salzsäure, die ich in der Apotheke kaufte ist mir nur in homöopatischen Dosen übergeben worden (es gab wohl zuviele Anschläge auf Kunst und Prominente - beides gibt´s in Bingen nicht).
Die Essige, die ich bisher gefunden habe, haben eine %-Angabe, nicht mal deren ph-Wert kenne ich, möchte aber bei einer Brauerei in der Nähe mal den Braumeister auf Bieressig ansprechen, der ja früher hierzu verwendet wurde.
Das alles muß aber ein paar Stunden ruhen, denn ich wohne wirklich am Rhein - normalerweise 500 m vom Ufer entfernt, seit gestern Mittag nur noch 15 m.
Grüße vom Rhein/aus dem Rhein
Frank
Lieber Rosinen im Kopf, als Haare im Kuchen.
Re: Eisengallustinte
Vielleicht gibt es dort aber einen Baumarkt!? Da bekommst Du 25%ige Salzsäure in LitergebindenFunkydrachen hat geschrieben:....die Salzsäure, die ich in der Apotheke kaufte ist mir nur in homöopatischen Dosen übergeben worden (es gab wohl zuviele Anschläge auf Kunst und Prominente - beides gibt´s in Bingen nicht). ...

Was bei EG Tinten noch zu berücksichtigen ist, ist der Säuregehalt vom Papier. Wenn man Pech hat, neutralisiert dieser Säuregehalt die EG-Komponenten der Tinte. Was bleibt ist dann nur der zur Schreibhilfe beigesetzte Farbstoffanteil.
LG
Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
Re: Eisengallustinte
Hallo Leute,
vielleicht ist im Rheinwasser alles was man braucht?
Aber Spaß beiseite, bei uns in Thüringen ist es gerade auch nicht lustig.
Die Ascorbinsäure reduziert das dreiwertige Eisen wieder zu zweiwertigem. Für die Haltbarkeit der Tinte ist das gar nicht schlecht, aber vielleicht verzögerts die Farbstoffbildung auf dem Papier.
Zur pH-Wert Einstellung Salzsäure, da reicht verdünnte. Es geht nur darum, mehr Protonen in's Wasser zu bringen. Da nimmst Du eben anstatt konzentrierter (30 irgendwas prozentige) verdünnte (7%) und dafür fünfmal soviel. Zur Not kannst Du den pH-Wert der Vorlösung mit Messstreifen messen.
Das mit Tannin hast Du ja schon.
Aber den Tintenfluß für Füller mit mehr Gummiarabicum reduzieren zu wollen, ist schon irgendwie schräg.
Ich kann mir bei Deiner Mischung sowieso kaum vorstellen, dass der zu hoch sein soll, eher zu niedrig. Das scheint irgendwie eine ziemlich subjektive "Kenngröße" zu sein.
Viele Grüße und Ahoi
Thomas
vielleicht ist im Rheinwasser alles was man braucht?

Die Ascorbinsäure reduziert das dreiwertige Eisen wieder zu zweiwertigem. Für die Haltbarkeit der Tinte ist das gar nicht schlecht, aber vielleicht verzögerts die Farbstoffbildung auf dem Papier.
Zur pH-Wert Einstellung Salzsäure, da reicht verdünnte. Es geht nur darum, mehr Protonen in's Wasser zu bringen. Da nimmst Du eben anstatt konzentrierter (30 irgendwas prozentige) verdünnte (7%) und dafür fünfmal soviel. Zur Not kannst Du den pH-Wert der Vorlösung mit Messstreifen messen.
Das mit Tannin hast Du ja schon.
Aber den Tintenfluß für Füller mit mehr Gummiarabicum reduzieren zu wollen, ist schon irgendwie schräg.

Ich kann mir bei Deiner Mischung sowieso kaum vorstellen, dass der zu hoch sein soll, eher zu niedrig. Das scheint irgendwie eine ziemlich subjektive "Kenngröße" zu sein.
Viele Grüße und Ahoi
Thomas
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Re: Eisengallustinte
Da bin ich aber gespannt, ob ich wirklich hilfreiche Tipps beisteuern kann...
Die Safranidee finde ich sehr reizvoll und ich wäre so grobschlechtig vorgegangen, wegen der Wasserlöslichkeit eine Alkohol-Wasser-Safranmischung zu beobachten und erst mit Bewegung, dann mit Hitze meine Wünsche zu erzwingen. Soll das denn rot oder eher gelb werden?
Vielen Dank auch für den Tipp mit dem Tannin. An der Chemo-Version einer Eisengallustinte ist tatsächlich etwa 25 g Tannin pro Liter, das ist aber eine Mischung nach Rezept. Wenn das Tannin die Gallussäure besser wasseröslich macht, dann sollte ich das Tannin schon im Sud mit den Galläpfeln beigeben, um einen höheren Ertrag zu erzielen, oder?
Für mich war der Tintenfluss im Füller auch zu schwach, ich selbst brauche die Tinte aber eher universell in den Federn und selbst im Füller neige ich zum Modulieren der Strichbreite, da ist die Oberflächenspannung der Tinte schon hilfreich. Aber gerade für Bandzugfedern und Plakatfedern, die einen Strich von 12 mm und mehr machen, habe ich auch "Hausmittel" angewandt. Brauchbar war da Glasreiniger, der enthält sowohl Alkohol als auch verschiedene Seifen und trocknet von Haus aus gut. Das Papier müsste man aber aufspannen, wenn man mit einer 12 mm Feder schreibt;)
Salzsäure aus dem Baumarkt - mir ist da immer nur das Lötwasser aufgefallen. Gibt es die Säure für Autobatterien? Autobatterien sind bekannt in Bingen, da hätte ich eine Chance
Dann muß ich morgen schon wieder einkaufen, heute waren es 100 g Tannin von ausgesuchten, französischen Eichen gewonnen, ja, das gibt´s ganz einfach in einer Rotweingegend. Beängstigend, oder? Ich könnte aus einem Tetrapack Aldibuppes einen Grand Reserve mischen
Grüße aus dem Rhein (20 cm Grundwasser im Keller)
Frank
Die Safranidee finde ich sehr reizvoll und ich wäre so grobschlechtig vorgegangen, wegen der Wasserlöslichkeit eine Alkohol-Wasser-Safranmischung zu beobachten und erst mit Bewegung, dann mit Hitze meine Wünsche zu erzwingen. Soll das denn rot oder eher gelb werden?
Vielen Dank auch für den Tipp mit dem Tannin. An der Chemo-Version einer Eisengallustinte ist tatsächlich etwa 25 g Tannin pro Liter, das ist aber eine Mischung nach Rezept. Wenn das Tannin die Gallussäure besser wasseröslich macht, dann sollte ich das Tannin schon im Sud mit den Galläpfeln beigeben, um einen höheren Ertrag zu erzielen, oder?
Für mich war der Tintenfluss im Füller auch zu schwach, ich selbst brauche die Tinte aber eher universell in den Federn und selbst im Füller neige ich zum Modulieren der Strichbreite, da ist die Oberflächenspannung der Tinte schon hilfreich. Aber gerade für Bandzugfedern und Plakatfedern, die einen Strich von 12 mm und mehr machen, habe ich auch "Hausmittel" angewandt. Brauchbar war da Glasreiniger, der enthält sowohl Alkohol als auch verschiedene Seifen und trocknet von Haus aus gut. Das Papier müsste man aber aufspannen, wenn man mit einer 12 mm Feder schreibt;)
Salzsäure aus dem Baumarkt - mir ist da immer nur das Lötwasser aufgefallen. Gibt es die Säure für Autobatterien? Autobatterien sind bekannt in Bingen, da hätte ich eine Chance

Dann muß ich morgen schon wieder einkaufen, heute waren es 100 g Tannin von ausgesuchten, französischen Eichen gewonnen, ja, das gibt´s ganz einfach in einer Rotweingegend. Beängstigend, oder? Ich könnte aus einem Tetrapack Aldibuppes einen Grand Reserve mischen

Grüße aus dem Rhein (20 cm Grundwasser im Keller)
Frank
Lieber Rosinen im Kopf, als Haare im Kuchen.
Re: Eisengallustinte
Hallo Frank,
das Tannin macht die Gallussäure nicht besser wasserlöslich. Das ist auch ein Phenol, wie die Gallussäure, das selbst zur Farbstoffbildung beiträgt. Aus den Galläpfeln köchelst Du das sowieso raus. Das ist so wie "Tee kochen", da ist wer weis was drinn. (im Unterschied zu der einen Chemikalie Gallussäure die Du reingibst).
Die Farbstoffbildung geschieht nicht durch die Oxidation, dadurch wird das Eisenion durch Elektronenabgabe von zweifach postiv geladen zu dreifach positiv geladen. Dieses dreiwertige Eisenion bildet als Zentralion mit den Phenolen als Liganden einen Metallkomplex. Das ist der schwarze Farbstoff.
Deine Gallussäuretinte finde ich wirklich interessant. Wieviel Gummiarabicum ist den da drinn?
V.G.
Thomas
das Tannin macht die Gallussäure nicht besser wasserlöslich. Das ist auch ein Phenol, wie die Gallussäure, das selbst zur Farbstoffbildung beiträgt. Aus den Galläpfeln köchelst Du das sowieso raus. Das ist so wie "Tee kochen", da ist wer weis was drinn. (im Unterschied zu der einen Chemikalie Gallussäure die Du reingibst).
Die Farbstoffbildung geschieht nicht durch die Oxidation, dadurch wird das Eisenion durch Elektronenabgabe von zweifach postiv geladen zu dreifach positiv geladen. Dieses dreiwertige Eisenion bildet als Zentralion mit den Phenolen als Liganden einen Metallkomplex. Das ist der schwarze Farbstoff.
Deine Gallussäuretinte finde ich wirklich interessant. Wieviel Gummiarabicum ist den da drinn?
V.G.
Thomas
Zuletzt geändert von Thom am 03.06.2013 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Eisengallustinte
Hallo Frank,
...mit Salzsäure hätte Deine Autobatterie eher wenig Freude
. Salzsäure wird aber nach wie vor als Reinigungsmittel bzw. zum Entkalken verwendet. Jedenfalls ist auch die 25%ige schon sehr aggressiv und sollte an sicherer Stelle ohne Verwechslungsgefahr aufbewahrt werden.
Hier http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =48&t=4737 habe ich einen Scan meiner Homemade EG Tinte vorgestellt und hier http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=8&t=4771 ist auch viel interessantes über Eisen-Gallus Tinten zu lesen
Grüße aus dem Süden,
Gottfried
...mit Salzsäure hätte Deine Autobatterie eher wenig Freude

Hier http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =48&t=4737 habe ich einen Scan meiner Homemade EG Tinte vorgestellt und hier http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=8&t=4771 ist auch viel interessantes über Eisen-Gallus Tinten zu lesen
Grüße aus dem Süden,
Gottfried
Wenn das nicht geht, versuche etwas anderes - vielleicht geht das auch nicht...
Re: Eisengallustinte
Ja, genauso hab ich mir das ursprünglich auch gedacht, und hab ohne vorwissen einfach versucht mit heißem wasser den farbstoff zu extrahieren, und am anfang waren die tinten immer der hammer, aber als sie dann wieder raumtemperatur bekamen hatten sie immer niederschlag, und der klare flüssige überstand war nicht mehr intensiv genug gefärbt um eine schöne farbe aufs papier zu bringen...na jedenfalls hab ichs am anfang immer auf reaktionen zwischen den bestandteilen geschoben, bis ich wieder mal fuchsteufelswild (weil wieder gescheitert) diesen niederschlag auch im extrakt ohne weiter zusätze beobachten konnte, und dann bin ich stutzug geworden und hab mir fachliteratur zum thema besorgt. kurz darauf wusste ich dann, dass der farbstoff in safran intensiv gelb gefärbt und in großen mengen wasserlöslich ist...wird der farbstoff jedeoch erhitzt spaltet er sich bekommt eine intensive orange - rote färbung und ist nur noch sehr schlecht wasserlöslich...nach weiteren nachforschungen konnte ich dann publikationen aus dem iran finden, die beschreiben wie man den farbstoff "relativ einfach" bei raumtemperatur extrahieren kann um eine spaltung zu verhindern, und bei dem schritt bin ich gerade...und was mir danach noch sorgen bereitet ist die trocknungszeit am papier, ich weiß, dass meine tinte super stabil ist, sie trocknet nicht im füller und der fluss ist echt toll, aber die trocknungszeit am papier ist mir bei feuchten füllern einfach zu hoch...ich hab deswegen einmal butanol zugesetzt, aber wie wir ja gestern besprochen haben würde ich alleine der füller wegen die finger davon lassen, außerdem hat die tinte übel nach alkohol gestunken und vom tollen safrangeruch den meine tinte für gewöhnlich hat war nichts mehr zie riechen, aber vielleicht hat hier jemand tips wie man die trocknungszeit am papier wieder verbessern kann, mein neuer ansatz ist im moment eigentlich die reduzierung der glycerin-menge...Funkydrachen hat geschrieben: Die Safranidee finde ich sehr reizvoll und ich wäre so grobschlechtig vorgegangen, wegen der Wasserlöslichkeit eine Alkohol-Wasser-Safranmischung zu beobachten und erst mit Bewegung, dann mit Hitze meine Wünsche zu erzwingen. Soll das denn rot oder eher gelb werden?
Frank
schöne grüße aus dem ebenfalls überfluteten österreich!
gregor
Re: Eisengallustinte
Hallo Gregor,
ohne Deine Rezeptur zu kennen, würde ich sagen alles Hygroskopische möglichst raus.
V.G.
Thomas
ohne Deine Rezeptur zu kennen, würde ich sagen alles Hygroskopische möglichst raus.
V.G.
Thomas
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- Beiträge: 14
- Registriert: 21.02.2013 10:09
Re: Eisengallustinte
Aus dem Bauch heraus kommt als erstes - pfeif drauf. Safrantinte und heilende Verse hat doch was Meditatives. Das darf auch dauern.
Früher hat man zur Beschleunigung der Trocknung ein Löschblatt benutzt - wenn´s also mal ganz eilig sein sollte... Das scheint aber eine prinzipielle Eigenschaft der Tinte zu sein, eben nicht sofort fertige Exemplare zu liefern, sondern dem Schreiber die Ruhe und Muße abzuverlangen bzw. aufzuzwingen, was ich - nicht nur der Zigarettenpausen wegen - bisweilen genieße. Aber das ist wieder ein anderer Thread...
Ich denke, daß die Anforderungen an Tinte wirklich verschieden sind und so ist der Wunsch nach schnelltrocknender Tinte ein legitimer.
Als zweites meldet der Kopf hinterher, daß ich zum feucht halten von Seifenblasen schließlich Glycerin einsetze. Diese platzen dann später, halten länger. Was die Trocknung im Füller ausbremst, bremst die Trocknung auch auf dem Papier. Vermutlich.
Als Drucker kann ich jetzt sagen, daß trocknend prinzipiell bei Druckfarben
a) wegschlagend (Lösemittel werden vom Papier aufgenommen) oder
b) oxydativ (Lösemittel reagiert mit Luft)
unterschieden wurde (später kam noch Infrarot und UV-Trocknung hinzu) und bei allen Zusätzen wie Tenside oder Alkohol sehe ich die Gefahr, wegschlagend zu werden. Das bedeutet immer, daß die Kontur des geschriebenen Striches immer mehr von der Papierfaser bestimmt wird. Diese saugt dann in deren zufällige kapilare Richtung den Farbstoff und führt zum Ausbluten - mehr oder weniger stark. Was wieder zum Löschblatt und den Tintenrollern und -wiegen führt, deren Saugfähigkeit gezielt das wegschlagen fördern (wobei die Begriffe für die Bestandteile von öligen Druckfarben stehen, nicht für Tinten, prinzipiell aber übertragbar sind).
Den Niederschlag interpretiere ich jetzt mal als Absetzen der Farbstoffe, also Trennung in mehr Farstoffe unten und weniger Farbstoffe oben im Gebinde. Wenn das sich so verhält, wäre möglicherweise Gummi Arabicum als "Bremse" wirksam. Das ist wohl auch die Funktion in meiner Eisengallustinte neben der bindenden auf dem Papier.
An Thom an dieser Stelle: ich habe die Tränen in warmem Wasser unter dem Siedepunkt gehalten und jeweils unter gelegentlichem Rühren alle Stunde die Flüssigkeit abgegossen (etwa das oberste flüssige zwölftel in einem 1,5 L Topf) und immer wieder mit Wasser nachgefüllt. So habe ich aus 250g Gummi Arabicum Tränen etwa 4 L dickflüssiges Glibber hergestellt, das quasi dem käuflich Erwerbbaren von Gutenberg entspricht. In der Eisengallustinte sind verschiedene Mengen davon, in der hier angebotenen reichten etwa 5% Zusatz, ich habe aber auch einen Gallapfelauszug mit Essigessenz, der erheblich mehr braucht. Bei der Version aus gekaufter Gallussäure habe ich so 10 g auf einen Liter bisher als gemörserte Tränen zugegeben. Kalt löst es sich aber schlecht bis garnicht und Eisenvitriol mache ich nicht mehr warm...
So, morgen wieder, nein, später wieder.
Grüße aus dem Rhein
Frank
Früher hat man zur Beschleunigung der Trocknung ein Löschblatt benutzt - wenn´s also mal ganz eilig sein sollte... Das scheint aber eine prinzipielle Eigenschaft der Tinte zu sein, eben nicht sofort fertige Exemplare zu liefern, sondern dem Schreiber die Ruhe und Muße abzuverlangen bzw. aufzuzwingen, was ich - nicht nur der Zigarettenpausen wegen - bisweilen genieße. Aber das ist wieder ein anderer Thread...
Ich denke, daß die Anforderungen an Tinte wirklich verschieden sind und so ist der Wunsch nach schnelltrocknender Tinte ein legitimer.
Als zweites meldet der Kopf hinterher, daß ich zum feucht halten von Seifenblasen schließlich Glycerin einsetze. Diese platzen dann später, halten länger. Was die Trocknung im Füller ausbremst, bremst die Trocknung auch auf dem Papier. Vermutlich.
Als Drucker kann ich jetzt sagen, daß trocknend prinzipiell bei Druckfarben
a) wegschlagend (Lösemittel werden vom Papier aufgenommen) oder
b) oxydativ (Lösemittel reagiert mit Luft)
unterschieden wurde (später kam noch Infrarot und UV-Trocknung hinzu) und bei allen Zusätzen wie Tenside oder Alkohol sehe ich die Gefahr, wegschlagend zu werden. Das bedeutet immer, daß die Kontur des geschriebenen Striches immer mehr von der Papierfaser bestimmt wird. Diese saugt dann in deren zufällige kapilare Richtung den Farbstoff und führt zum Ausbluten - mehr oder weniger stark. Was wieder zum Löschblatt und den Tintenrollern und -wiegen führt, deren Saugfähigkeit gezielt das wegschlagen fördern (wobei die Begriffe für die Bestandteile von öligen Druckfarben stehen, nicht für Tinten, prinzipiell aber übertragbar sind).
Den Niederschlag interpretiere ich jetzt mal als Absetzen der Farbstoffe, also Trennung in mehr Farstoffe unten und weniger Farbstoffe oben im Gebinde. Wenn das sich so verhält, wäre möglicherweise Gummi Arabicum als "Bremse" wirksam. Das ist wohl auch die Funktion in meiner Eisengallustinte neben der bindenden auf dem Papier.
An Thom an dieser Stelle: ich habe die Tränen in warmem Wasser unter dem Siedepunkt gehalten und jeweils unter gelegentlichem Rühren alle Stunde die Flüssigkeit abgegossen (etwa das oberste flüssige zwölftel in einem 1,5 L Topf) und immer wieder mit Wasser nachgefüllt. So habe ich aus 250g Gummi Arabicum Tränen etwa 4 L dickflüssiges Glibber hergestellt, das quasi dem käuflich Erwerbbaren von Gutenberg entspricht. In der Eisengallustinte sind verschiedene Mengen davon, in der hier angebotenen reichten etwa 5% Zusatz, ich habe aber auch einen Gallapfelauszug mit Essigessenz, der erheblich mehr braucht. Bei der Version aus gekaufter Gallussäure habe ich so 10 g auf einen Liter bisher als gemörserte Tränen zugegeben. Kalt löst es sich aber schlecht bis garnicht und Eisenvitriol mache ich nicht mehr warm...
So, morgen wieder, nein, später wieder.
Grüße aus dem Rhein
Frank
Lieber Rosinen im Kopf, als Haare im Kuchen.
Re: Eisengallustinte
Hallo Frank,
vielen Dank für die Information zur Gummiarabicum-Menge in Deiner Tinte. Ich hab wegen der stabilisierenden Funktion, die Du ansprichst, gefragt.
Gregor's Safrantinte muß größtenteils durch Verdunstung trocknen, vermutlich hat er sich aber an einem Druckertintenrezept orientiert (die wird schon zum Teil wegschlagend trocknen) und zuviel Glycerin reingekippt. Das hält, während es selbst nicht flüchtig ist, durch seine hygroskopischen Eigenschaften das Wasser "fest" und deshalb (wie Du schon vermutest) trocknet die Tinte zu langsam.
Viele Grüße
Thomas
vielen Dank für die Information zur Gummiarabicum-Menge in Deiner Tinte. Ich hab wegen der stabilisierenden Funktion, die Du ansprichst, gefragt.
Gregor's Safrantinte muß größtenteils durch Verdunstung trocknen, vermutlich hat er sich aber an einem Druckertintenrezept orientiert (die wird schon zum Teil wegschlagend trocknen) und zuviel Glycerin reingekippt. Das hält, während es selbst nicht flüchtig ist, durch seine hygroskopischen Eigenschaften das Wasser "fest" und deshalb (wie Du schon vermutest) trocknet die Tinte zu langsam.
Viele Grüße
Thomas
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Re: Eisengallustinte
So, ich habe bei den Reinigern im Baumarkt 25%ige Salzsäure gefunden und vorgestern einer Probe der Eisengallustinte aus Galläpfeln beigemischt. Wärend die vor einiger Zeit abgefüllte Tinte im Glas durchschwärzt, bleibt diese neue Probe mit Tannin und Salzsäure derzeit noch braungrün in der Flasche. In dieser Farbe schreibt sie auch und dunkelt dann etwas tiefer durch als die ohne Zugabe von Tannin und HCl. Ich denke ich habe zuviel Tannin und zuwenig Säure zugesetzt - aber das lässt sich ändern. Auffällig war eine Bildung von recht festem und stabilem Schaum der sich noch immer nicht vollständig aufgelöst hatte. Dieser kam durch das starke Schütteln, das nötig war, um das Tannin wenigstens zu verteilen, ich hoffe, es löst sich noch vollständig auf.
In meinen Beständen habe ich einen Rest Glycerin gefunden, der eigentlich für eine Seifenblasenaktion vorgesehen ist. Es ist für Thomas Phillips abgefüllt und enthält keine näheren Angaben über die restlichen Inhaltsstoffe der 85%igen Glycerinlösung. Ist darüber etwas bekannt, was außer Wasser noch enthalten sein könnte? Ich hatte auch mal Glycerin aus der Apotheke, füchte aber alles verseifenblast zu haben und möchte doch so gerne eine füllertaugliche Eisengallustinte machen.
Und noch zum Gummi Arabicum: ich hatte irgendwo in meiner Recherche gelesen, daß in Cola auch Gummi Arabicum ist, damit die Flaschen nicht von innen schwärzen und diese dunkle Farbe in der Flüssigkeit bleibt. Einen Glanz vermag es der Tinte hingegen nicht zu geben, da kann ich zusetzen, soviel ich will, diese Eigenschaft, die Bethoven an der Eisengallustinte so rühmte, scheint eher vom Vitriol zu kommen, das pur geschrieben tatsächlich seidenmatt glänzend auftrocknet, aber gelblich bleibt. Nach der Reaktion mit der Gallussäure wird jede meiner Tinten hingegen matt schwarz, sogar rauh auf der Oberfläche.
Grüße aus dem Rhein
Frank
In meinen Beständen habe ich einen Rest Glycerin gefunden, der eigentlich für eine Seifenblasenaktion vorgesehen ist. Es ist für Thomas Phillips abgefüllt und enthält keine näheren Angaben über die restlichen Inhaltsstoffe der 85%igen Glycerinlösung. Ist darüber etwas bekannt, was außer Wasser noch enthalten sein könnte? Ich hatte auch mal Glycerin aus der Apotheke, füchte aber alles verseifenblast zu haben und möchte doch so gerne eine füllertaugliche Eisengallustinte machen.
Und noch zum Gummi Arabicum: ich hatte irgendwo in meiner Recherche gelesen, daß in Cola auch Gummi Arabicum ist, damit die Flaschen nicht von innen schwärzen und diese dunkle Farbe in der Flüssigkeit bleibt. Einen Glanz vermag es der Tinte hingegen nicht zu geben, da kann ich zusetzen, soviel ich will, diese Eigenschaft, die Bethoven an der Eisengallustinte so rühmte, scheint eher vom Vitriol zu kommen, das pur geschrieben tatsächlich seidenmatt glänzend auftrocknet, aber gelblich bleibt. Nach der Reaktion mit der Gallussäure wird jede meiner Tinten hingegen matt schwarz, sogar rauh auf der Oberfläche.
Grüße aus dem Rhein
Frank
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Re: Eisengallustinte
Hallo Frank,
das klingt doch schonmal gut. Wenn Du den pH-Wert bei 2,... hältst, gibt's auch keine bakterielle Verkeimung. Schimmel allerdings schon. Für heutige Füller ist der niedrige pH-Wert kein Problem, die "Säurepanik" die teilweise durch's Forum geistert ist völlig überzogen. Zum Vergleich: Pelikan Blauschwarz hat pH 2,25 und das liebliche Königsblau 2,75.
Die alten Dokumententinten (um 1900) waren allerdings zu sauer, das würde Dein Glasreiniger nicht verkraften.
V.G.
Thomas
Edit: Unterschätz die Wirkung der Salzsäure nicht, 25%ige hat einen pH-Wert von -0,87 (das Minuszeichen ist kein Tippfehler).
das klingt doch schonmal gut. Wenn Du den pH-Wert bei 2,... hältst, gibt's auch keine bakterielle Verkeimung. Schimmel allerdings schon. Für heutige Füller ist der niedrige pH-Wert kein Problem, die "Säurepanik" die teilweise durch's Forum geistert ist völlig überzogen. Zum Vergleich: Pelikan Blauschwarz hat pH 2,25 und das liebliche Königsblau 2,75.
Die alten Dokumententinten (um 1900) waren allerdings zu sauer, das würde Dein Glasreiniger nicht verkraften.

V.G.
Thomas
Edit: Unterschätz die Wirkung der Salzsäure nicht, 25%ige hat einen pH-Wert von -0,87 (das Minuszeichen ist kein Tippfehler).
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Re: Eisengallustinte
Oh, Danke, ich habe vergeblich versucht eine Tabelle für den pH-Wert zu finden und Meßstreifen für Pools messen nur basische Werte, die aus der Apotheke fangen auch erst bei +1 an. Ich habe zwar Formeln zum errechnen gefunden, das hat mich aber eher verwirrt und ich kenne die Werte meiner Tinte nicht. Ich denke, daß auch richtig Geduld gefragt ist, denn eine frische Tinte ist noch was ganz anderes, als eine, die ein - zwei Monate geruht hat. Und die Mengen, die ich gerade habe sind ja richtig "Lagerware".
Der Glasreiniger ist fast nirgends drin, in meiner Tinte überhauptnicht, ich hatte versucht, Acryltinte zum Airbrushen Federtauglich zu machen. Für Plakatfedern ging das auch, aber in einer Spitzfeder ist alles ein Kompromiss, was ich nicht selbst gebraut habe:)
Grüße aus dem Rhein
Frank
Der Glasreiniger ist fast nirgends drin, in meiner Tinte überhauptnicht, ich hatte versucht, Acryltinte zum Airbrushen Federtauglich zu machen. Für Plakatfedern ging das auch, aber in einer Spitzfeder ist alles ein Kompromiss, was ich nicht selbst gebraut habe:)
Grüße aus dem Rhein
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Re: Eisengallustinte
Hallo Tintenfreunde,
also die Sache mit der 25%igen Salzsäure stößt mir schon ein bisschen auf, zumal ich weiß, dass hier im Forum einige völlig Furchtlose unterwegs sind. Ich habe Euch mal ein Beispiel zusammengestellt, dass zwar reizende Sachen enthält (das ist jetzt nicht das positive "reizend"), womit Ihr Euch aber nicht aus Versehen "um die Ecke " bringt.
Von links nach rechts: Eisen(II)-sulfat (Heptahydrat); Gallussäure (in diesem Fall Monohydrat); verdünnte Salzsäure (7%); Tannin (das ist ein techn., dunkles); Gummiarabicum. Das sind die Grundsubstanzen (und natürlich demineralisiertes Wasser), für Füllertauglichkeit braucht man noch zwei, drei Sachen mehr.
Viele Grüße
Thomas
also die Sache mit der 25%igen Salzsäure stößt mir schon ein bisschen auf, zumal ich weiß, dass hier im Forum einige völlig Furchtlose unterwegs sind. Ich habe Euch mal ein Beispiel zusammengestellt, dass zwar reizende Sachen enthält (das ist jetzt nicht das positive "reizend"), womit Ihr Euch aber nicht aus Versehen "um die Ecke " bringt.
Von links nach rechts: Eisen(II)-sulfat (Heptahydrat); Gallussäure (in diesem Fall Monohydrat); verdünnte Salzsäure (7%); Tannin (das ist ein techn., dunkles); Gummiarabicum. Das sind die Grundsubstanzen (und natürlich demineralisiertes Wasser), für Füllertauglichkeit braucht man noch zwei, drei Sachen mehr.
Viele Grüße
Thomas
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