Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

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Tenryu
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Tenryu »

Das kann ich so nicht ganz bestätigen.
Zumindest die Eisengallustinten, die ich kenne, schreiben vielleicht beständig, aber nicht kontrastreich. Die R&K Salix sieht eher gräulich aus. Die blauschwarze von Pelikan sieht nur gut aus, wenn man einen Halter mit starkem Tintenfluß verwendet, sonst wirkt sie auch eher dunkelgrau.

Richtig schöne tiefschwarze Schrift bekommt man nur mit schwarzer Tinte oder mit einer Fount India o.ä. Füllhaltertusche bzw. Pigmenttinte.

Ich denke, die gewöhnliche 4001 brillant-schwarze Tinte ist für den Zweck absolut geeignet.

Das älteste Schriftstück, was ich ohne längere Ausgrabungen im Privatarchiv greifen konnte, ist ein Schulheft datiert von 1992. Geschrieben mit cyanblauer Pelikan-Tinte (die gab es damals noch, sieht ähnlich aus wie Edelstein Topaz.) Da ist nichts verblaßt oder unleserlich geworden, obwohl es auf grauem Umweltschutzpapier (war damals große Mode) geschrieben ist.
G-H-L
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von G-H-L »

YETI hat geschrieben:Deshalb auch meine Empfehlung, Eisengallustinten zu verwenden. Die sollten eigentlich fast ewig halten. Außerdem liefern sie auch ein besonders scharfes und kontrastreiches Schriftbild.
Entsteht aber bei Eisengallustinte nicht im Laufe der Zeit Schwefelsäure, die wiederum das Papier zersetzt?
YETI hat geschrieben: Das nächste Buch werde ich mit der Spitzfeder und reiner Eisengallustinte in deutscher Kurrent führen. Das dürfte dann aussehen, als wenn es schon 100 Jahre alt wäre.
Davon abgesehen wird das bald keiner mehr lesen können. Nicht wegen der Tinte, sondern eher wegen der Schrift selbst.

Gruß
Gerhard
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Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
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YETI
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von YETI »

YETI hat geschrieben: Das nächste Buch werde ich mit der Spitzfeder und reiner Eisengallustinte in deutscher Kurrent führen. Das dürfte dann aussehen, als wenn es schon 100 Jahre alt wäre.
Davon abgesehen wird das bald keiner mehr lesen können. Nicht wegen der Tinte, sondern eher wegen der Schrift selbst.

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Das macht nichts. Ich schreibe ja für mich und nicht für andere. So kann ich mir spezielle abschließbare Tagebücher sparen. :P
Wenn das in 50 Jahren keiner mehr lesen kann, liegt das weder an der Tinte noch an der Schrift, sondern an der schlechten Schulbildung. :evil:

Gruß

Andreas
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Tenryu
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Tenryu »

G-H-L hat geschrieben: Entsteht aber bei Eisengallustinte nicht im Laufe der Zeit Schwefelsäure, die wiederum das Papier zersetzt?
Ja. Aber das dürfte bei den füllertauglichen Eisengallustinten weniger ein Problem sein, weil diese viel schwächer konzentriert sind als die klassischen Tinten. Außerdem spielt da vermutlich auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle. In der alten Zeit wurden Bücher und Papiere nicht in beheizten Räumen gelagert.
pejole
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von pejole »

Hier,

liebe Leute, 150 Jahre alt, Tinte hat einen braunen Touch, Eisengallustinte wird nach etwas 120 bis 140 Jahre bräunlich, ob das allerdings EG weiß ich natürlich nicht, kann auch Nussbaumtinte sein, das Papier ist bestens erhalten, von dem Papier hätte ich gerne 10 kg. Der Schreiber verstand sein Handwerk, es sind so gut wie keine Spuren von der Feder auf dem Papier zu fühlen.

Wenn man von alten Schriftstücken hört oder sieht dann oft dass die Tinte das Papier zerstört, war dann wohl echte Eisengallustinte.

Der vierte Buchstabe ist schwerlich als - w - zu erkennen, da es sich um das Wort Schwiegersöhne handelt muss es also ein - w - sein, Eigenheiten des Schreibers an dessen Schrift man sich erst gewöhnen muss.

Gruß, pejole
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Tenryu
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Tenryu »

Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, was die Chemie betrifft, aber ich meinte, die braune Färbung käme daher, daß sich das schwarze Eisenoxid im Laufe der Zeit in braunes Eisenoxid umwandelt.
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Krawatten-Joe
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Krawatten-Joe »

Hallo zusammen!

Habe nun meinen Demonstrator aus der Reparatur zurückbekommen, wegen schlechter Tintenleitfähigkeit, wie beschrieben unter http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... f=3&t=8911.

Es wurde ein wenig an der Feder gewerkelt, und ich bekam die Rückmeldung "Tinte überprüfen". Als die Herren meiner Papeterie erfuhren, dass ich das gute Stück mit Montblanc Midnight Blue befüllt hatte, meinten sie, es sei natürlich, dass der Pelikan damit nicht richtig schreibt.

Ich erklärte das, was ich euch auch schon erklärt habe: dass ich eine lang anhaltende Tinte brauchte, die nicht verblasst. Meine Frage nach Eisengallustinte von Pelikan konnte nicht beantwortet werden, man bot mir Edelstein-Tinte an (Onyx), da Pelikan mit Pelikan immer noch am besten schreiben sollte.

Hat man mich da korrekt beraten? Ich meine aus Sicht der Verblassung. Was das Ansprechverhalten betrifft, werde ich in den nächsten Tagen schläuer werden.

/OFF:
Pejole, was für eine wunderschöne Schrift! Wie kriegst du das hin? Auch so schreiben will!
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Liebe Füller-Grüße, Joe

Gesendet von meiner elektrischen Zahnbürste.
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von pejole »

Genosse_Ogilvy hat geschrieben:Hallo zusammen!


/OFF:
Pejole, was für eine wunderschöne Schrift! Wie kriegst du das hin? Auch so schreiben will!
/ON
Die Schrift ist nicht von mir, würde auch gerne so schreiben können, die ist in einer genau 156 Jahre alten Notarurkunde zu sehen.

pejole
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Tenryu
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Tenryu »

Schwarze Tinte sollte kaum je verblassen. Außer vielleicht bei langdauernder direkter Sonneneinstrahlung.

Die blau-schwarze 4001 im Glas (nicht in den Patronen) enthält übrigens ein wenig Eisengallus (kann man riechen und beim Schreiben am leichten Farbumschlag sehen.)
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YETI
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von YETI »

pejole hat geschrieben:Die Schrift ist nicht von mir, würde auch gerne so schreiben können, die ist in einer genau 156 Jahre alten Notarurkunde zu sehen.pejole
Jetzt aber keine falsche Bescheidenheit. Was ich bis jetzt von dir gesehen habe, lässt mich jedesmal vor Neid erblassen.

Gruß

Andreas
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von pejole »

Danke dir, eigentlich sollte ich mal wieder mehr üben, aber man hat ja sonst nix zu tun.

Hast du in dem Wort den 4. Buchstaben auf Anhieb als - w - identifizieren können, das ist schon eine eigenartige Schreibweise, aber wenn man sich das Wort komplett ansieht kommt man drauf dass das ein w sein muss.

Gruß, Martin
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von YETI »

Hallo Martin

Manchmal muß man echt den Zusammenhang sehen, um einen Text lesen zu können, zumal es im Laufe der Jahrhunderte wirklich unglaublich viele Variationen und Schreibweisen dieser Schrift gab. In jedes Schreiben muß man sich wieder neu einlesen.
Bei ganz alten Texten kommt dann auch noch eine seltsame Rechtschreibung und Ausdrucksweise dazu. Wenn dann der Schreiber unsauber geschrieben hat und auch noch Schreibfehler eingebaut hat, wird die Sache echt spaßig.
Aber selbst gut geschriebene Texte kann ich nicht richtig fließend lesen, dazu fehlt mir einfach die Übung. An dem w hätte ich bestimmt eine Weile gerätselt.

Gruß

Andreas
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von pejole »

Schlimm sind Fremdwörter die man nicht kennt.
In dem Beispiel habe ich zwar hinten was mit - renten - gelesen, aber von selber drauf gekommen dass das die - Conquerrenten - sind bin ich nicht von alleine gekommen :oops:

Gruß, Martin
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G-H-L
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von G-H-L »

YETI hat geschrieben:
Wenn das in 50 Jahren keiner mehr lesen kann, liegt das weder an der Tinte noch an der Schrift, sondern an der schlechten Schulbildung. :evil:
Also ich würde hier eher an die Lehrpläne denken, in denen diese Schrift nicht mehr gelehrt wird. Zudem fehlt, mir zumindest, die Übung um solche Texte flüssig lesen zu können.
Den meisten hier dürfte es bei einer Papyrusrolle mit Hyroglyphen ähnlich ergehen. :)
Wobei ich jedoch die Schrift auf dem Bild wesentlich schöner und eleganter finde.

Gruß
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Cepasaccus
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Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?

Beitrag von Cepasaccus »

Hey, es gibt hier an der VHS Altaegyptischkurse nicht nur zum Erlernen der Schrift, sondern sogar der "Sprache". Sowas wird es in 50 Jahren bestimmt auch fuer unsere Schrift geben.

Cepasaccus
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