Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich hab mich gefühlt jetzt mit genügend Chemikalien eingedeckt, um meine ganze Familie für mehrere Dekaden mit Tinte versorgen zu können...
Aufgrund meiner derzeitigen Lebensumstände muss ich aber sehen, wann ich damit anfange. Wenns schlecht läuft, komme ich wohl erst nächstes Wochenende (zum Glück ein langes Wochenende...) dazu.
Aufgrund meiner derzeitigen Lebensumstände muss ich aber sehen, wann ich damit anfange. Wenns schlecht läuft, komme ich wohl erst nächstes Wochenende (zum Glück ein langes Wochenende...) dazu.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
@Xyliver
Wenn du nach historischem Muster eine EG Tinte herstellst hast viele Schwebestoffe in der Tinte.
Für die Tauchfeder reicht ein Abfiltern mit einem "Puderzuckersieb". Die Tinte ist danach schreibfähig. Die schwarzen Partikel als Schwebeanteil zeigen Dir das Geschriebene im Wesentlichen an. Wenn Du mal die erste Zeile geschrieben hast beginnt der Trocknungs- und Oxidationsprozeß. Die schwarze Farbe bildet sich langsam aus.
In diesem Fall ist mit der Tauchfeder das Schreiben und gleichzeitige Lesen kein Problem.
Die Füllhaltertinte muss jedoch vollständig überarbeitet werden.
Bis zum ersten Abfiltern ist der Arbeitsgang identisch mit der Tauchfeder. Nun kommt jedoch die Feinfilterung. Diese entfernt nicht nur die feinen Schwebeteile aus der Tinte welche die Tintenkanäle verstopfen können sondern auch auch die feinen Oxidschwebeteile, also die schwarzen Partikel. Je nach Fließfähigkeit im Füllermodel muß die Tinte jetzt auch noch verdünnt werden. Wenn Du eine solche Tinte im Füller auziehst wird sie zwar als Flüssigkeit aufgetragen. Du kannst jedoch nur das Geschriebene am feuchten Auftrag auf dem Papier erkennen. Die Oxidation findet erst später statt. Wenn ein Kunde heute zu Dir sagt, zeigen Sie mir bitte kurz den Aufschrieb und Du musst ihm erklären, daß er ne runde Minute warten muss, dann gibt es irritierte Gesichter und eine Vielfalt von überqualifizierten Fragen.
Daher mischt man der EG-Füllfederhaltertinte gerne etwas Farbstoff bei. Dann ist das Geschriebene gleich leserlich. In der Abtrocknungsphase dominiert noch der Hilfsfarbstoff und wird dann durch die Oxydationsphase überlagert (ob die Tinte dann schwarz rauskommt oder schwarzblau ist eine Frage Grundherstellungsmaterialien und natürlich auch der Dosierung der Farbstoffmenge.
Du kannst natürliche Farbstoffe/Pigmente einsetzen, künstliche Farbstoffe, fertige Tinte wie königsblau. Du kannst als Sparfuchs auch blaue oder schwarze Druckertinte verwenden (auch Pigmenttinten). Es ist also Deine Entscheidung was Du machen und wieweit Du gehen willst.
Das Herstellen von Kanzleitinten (hier der Tintenkörper) ist für den Laien durchaus aufwändiger und möglicherweise auch etwas gefährlicher, zumal in diesen Fällen oft mit hochprozentigen Säuren gearbeitet wird (die Beschaffung der Säuren ist für Privatpersonen deutlich erschwert, insbesondere auch wegen Mißbrauch und der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Verätzung). Daher gehe ich auf diese Tintenherstellung hier nicht ein!
Viele Grüße
Helmut
Wenn du nach historischem Muster eine EG Tinte herstellst hast viele Schwebestoffe in der Tinte.
Für die Tauchfeder reicht ein Abfiltern mit einem "Puderzuckersieb". Die Tinte ist danach schreibfähig. Die schwarzen Partikel als Schwebeanteil zeigen Dir das Geschriebene im Wesentlichen an. Wenn Du mal die erste Zeile geschrieben hast beginnt der Trocknungs- und Oxidationsprozeß. Die schwarze Farbe bildet sich langsam aus.
In diesem Fall ist mit der Tauchfeder das Schreiben und gleichzeitige Lesen kein Problem.
Die Füllhaltertinte muss jedoch vollständig überarbeitet werden.
Bis zum ersten Abfiltern ist der Arbeitsgang identisch mit der Tauchfeder. Nun kommt jedoch die Feinfilterung. Diese entfernt nicht nur die feinen Schwebeteile aus der Tinte welche die Tintenkanäle verstopfen können sondern auch auch die feinen Oxidschwebeteile, also die schwarzen Partikel. Je nach Fließfähigkeit im Füllermodel muß die Tinte jetzt auch noch verdünnt werden. Wenn Du eine solche Tinte im Füller auziehst wird sie zwar als Flüssigkeit aufgetragen. Du kannst jedoch nur das Geschriebene am feuchten Auftrag auf dem Papier erkennen. Die Oxidation findet erst später statt. Wenn ein Kunde heute zu Dir sagt, zeigen Sie mir bitte kurz den Aufschrieb und Du musst ihm erklären, daß er ne runde Minute warten muss, dann gibt es irritierte Gesichter und eine Vielfalt von überqualifizierten Fragen.
Daher mischt man der EG-Füllfederhaltertinte gerne etwas Farbstoff bei. Dann ist das Geschriebene gleich leserlich. In der Abtrocknungsphase dominiert noch der Hilfsfarbstoff und wird dann durch die Oxydationsphase überlagert (ob die Tinte dann schwarz rauskommt oder schwarzblau ist eine Frage Grundherstellungsmaterialien und natürlich auch der Dosierung der Farbstoffmenge.
Du kannst natürliche Farbstoffe/Pigmente einsetzen, künstliche Farbstoffe, fertige Tinte wie königsblau. Du kannst als Sparfuchs auch blaue oder schwarze Druckertinte verwenden (auch Pigmenttinten). Es ist also Deine Entscheidung was Du machen und wieweit Du gehen willst.
Das Herstellen von Kanzleitinten (hier der Tintenkörper) ist für den Laien durchaus aufwändiger und möglicherweise auch etwas gefährlicher, zumal in diesen Fällen oft mit hochprozentigen Säuren gearbeitet wird (die Beschaffung der Säuren ist für Privatpersonen deutlich erschwert, insbesondere auch wegen Mißbrauch und der nicht zu unterschätzenden Gefahr der Verätzung). Daher gehe ich auf diese Tintenherstellung hier nicht ein!
Viele Grüße
Helmut
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Haltet Euch von konzentrierten Säuren fern. Bei derlei sind schon Chemielehrer in der Notaufnahme gelandet. Konzentrierte Salzsäure hat überdies die Eigenschaft beim Umfüllen zu "rauchen", dabei entweicht aus der Säure Chlorwasserstoffgas in die Luft, das mit jeglichem Wasser (in der Luft, an den Augen und in den Atemwegen) sofort wieder Salzsäure bildet. Wer es partout nicht lassen kann, auch mit den verdünnten Säuren kann man die beste Eisengallustinte der Welt machen (ich muss es wissen).
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich habe leider bei der Salzsäure im Baumarkt nur 25% kaufen können. Weniger gab es dort nicht.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Also, wie gesagt, erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das Ungeheure (oder wie jemand im Chemieonline als Motto hat "erst die Säure, dann das Wasser, macht das Mischen gleich viel krasser"
).

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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Downfall hat geschrieben: ↑08.08.2024 12:51Ich hab mich gefühlt jetzt mit genügend Chemikalien eingedeckt, um meine ganze Familie für mehrere Dekaden mit Tinte versorgen zu können...
Aufgrund meiner derzeitigen Lebensumstände muss ich aber sehen, wann ich damit anfange. Wenns schlecht läuft, komme ich wohl erst nächstes Wochenende (zum Glück ein langes Wochenende...) dazu.
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
@Gast1
Danke für Deine zusätzlichen Hinweise. Du sprichst mir aus der Seele! Man kann nie vorsichtig genug sein!
Die größte Gefahr ist Halbwissen und Selbstüberschätzung, gefolgt von Schlendrian und Hetze! Und dann die Aussage "ich mach das schon sooooooo lange! Mir ist nie was passiert!"
Ich kann nur für mich sprechen! Sicherheit geht vor! Auf Tintenrezepte mit Säuren mittlerer und hoher Konzentratuion gehe ich hier im Forum bewusst nicht ein. Ich kenne den Ausbildungsstand und das Hintergrundwissen der Forenkollegen nicht. Und ich will niemanden animieren mit gefährlichen Stoffen umzugehen, ohne daß er hierfür die richtige Ausbildung hat. Daher sind im Forenbereich diese Rezepte für mich out!
Privat und beruflich weiss ich wie weit ich gehen kann bevor es für mich gefährlich wird! Ich verfüge über die entsprechende Ausbildung! Und Verätzungen insbesondere der Atemwege habe ich schon mehr als genug gesehen und erlebt! Insbesondere im Kampfstoffbereich (Kampfmittelentschärfung)! Hier gilt der Grundsatz: Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Sag niemals nie! Du weisst nie wenn was schief geht und es Dich erwischt! Und konzentrierte Säurespritzer in den Augen fördern das Tragen einer sehr dunklen Brille. Der neue Dauerfreund kann dann sehr schnell der Blindenhund sein!
Ich wünsche das Keinem!
Viele Grüße
Helmut
Danke für Deine zusätzlichen Hinweise. Du sprichst mir aus der Seele! Man kann nie vorsichtig genug sein!
Die größte Gefahr ist Halbwissen und Selbstüberschätzung, gefolgt von Schlendrian und Hetze! Und dann die Aussage "ich mach das schon sooooooo lange! Mir ist nie was passiert!"
Ich kann nur für mich sprechen! Sicherheit geht vor! Auf Tintenrezepte mit Säuren mittlerer und hoher Konzentratuion gehe ich hier im Forum bewusst nicht ein. Ich kenne den Ausbildungsstand und das Hintergrundwissen der Forenkollegen nicht. Und ich will niemanden animieren mit gefährlichen Stoffen umzugehen, ohne daß er hierfür die richtige Ausbildung hat. Daher sind im Forenbereich diese Rezepte für mich out!
Privat und beruflich weiss ich wie weit ich gehen kann bevor es für mich gefährlich wird! Ich verfüge über die entsprechende Ausbildung! Und Verätzungen insbesondere der Atemwege habe ich schon mehr als genug gesehen und erlebt! Insbesondere im Kampfstoffbereich (Kampfmittelentschärfung)! Hier gilt der Grundsatz: Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Sag niemals nie! Du weisst nie wenn was schief geht und es Dich erwischt! Und konzentrierte Säurespritzer in den Augen fördern das Tragen einer sehr dunklen Brille. Der neue Dauerfreund kann dann sehr schnell der Blindenhund sein!
Ich wünsche das Keinem!
Viele Grüße
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Immer brillen tragen, wenns geht, geht schon im garten los, ast zurückgeschnellt, 3 tage krankgeschrieben, muss nicht sein
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Na ja, das Problem ist, die hören nicht und da ich in früheren Inkarnationen hier ca. 10000 Beiträge schrieb, weiß ich das.

Nun hat er die 25%ige Säure, die wird nicht mehr rauchen, aber ein bisschen nach Chlor riechen. Wenn man tatsächlich sowas machen will, braucht man nicht nur Chemikalien, sondern auch ein bisschen Laborausrüstung. Ich würde die Säure auf etwa 10% verdünnen. Also destilliertes Wasser in einem Becherglas vorlegen und die Säure vorsichtig, am besten mit rühren und auf alle Fälle mit Brille da reingeben. Dann hat man aber die doppelte Menge, also braucht man auch noch eine geeignete Flasche. Von da ab arbeitet man "nur" noch mit 10%iger Säure.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Danke @Helmut für die Erläuterungen. Das ist mir auch nicht neu, das Lesen dieses Fadens von Anfang an führt unvermeidlich zu Erkenntnisgewinn.
Hatte vor meiner Frage nicht richtig gelesen.
Ich werde selbst nichts brauen. Gibt ja viel am Markt, wenn meine R&K alle sind, probiere ich die rotfließende von Thom/Gast1. Letzte Frage wäre, weshalb die frühere Inkarnation von uns ging. Ist aber wohl OT.
Xyliver

Ich werde selbst nichts brauen. Gibt ja viel am Markt, wenn meine R&K alle sind, probiere ich die rotfließende von Thom/Gast1. Letzte Frage wäre, weshalb die frühere Inkarnation von uns ging. Ist aber wohl OT.
Xyliver
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Das liegt am Strom der Erkenntnis.

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich werde auf jeden Fall vorsichtig damit umgehen. Ich hätte auch lieber im einstelligen Prozentbereich verdünnte genommen. Ich hantiere auf der Arbeit gelegentlich im Rahmen von Wartungen einer entwickelten Prototypenanlage auch mit verschiedenen Lösungsmitteln die nicht so ganz ohne sind, da ist bei uns der entsprechende Umgang mit Schutzbrille und Handschuhen auch vorgegeben. Das werde ich beim vorsichtigen Umgießen zuhause auch so handhaben. Entsprechende Gefäße zum Mischen habe ich auch.
Was mich eher wundert, ist, dass die 25%-Lösung einfach für Jedermann zugänglich im Regal des Baumarkts steht. Aber danke erneut für deine Ausführungen. Und jeder, der hier ernsthaft interessiert mitliest, sollte sich sowieso Gedanken darüber machen, womit er da spielt und einen Blick ins Sicherheitsdatenblatt werfen. Das ist bei solchen Stoffen unumgänglich.
Was mich eher wundert, ist, dass die 25%-Lösung einfach für Jedermann zugänglich im Regal des Baumarkts steht. Aber danke erneut für deine Ausführungen. Und jeder, der hier ernsthaft interessiert mitliest, sollte sich sowieso Gedanken darüber machen, womit er da spielt und einen Blick ins Sicherheitsdatenblatt werfen. Das ist bei solchen Stoffen unumgänglich.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
10% geht schon, das ist mehr reizend als ätzend, 20% nehme ich allenfalls zum Filterreinigen, das würde aber auch mit 10% gehen. Aber die Sache mit den fluchtartigen Alchemisten weiß ich ja deshalb, weil ich einer der schnellsten war.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
@Gast1
da hast Du vollkommen Recht. Nur ist das Kernproblem, daß Du nicht jede Person, welche belehrungsresisten ist, schützen kannnst. Und schon gar nicht im Internet. Daher rate ich von kritischen Schritten immer ab, mache auf die Gefahren aufmerksam. Wenn dann jemand meint, daß er alle Warnungen in den Wind schlagen muß und einfach drauf loswerkelt - dann kann ich ihm eben auch nicht mehr helfen. Aber ich muss mir zumindestens keine Vorwürfe machen! Gewarnt habe ich ja!
Viele Grüße
Helmut
da hast Du vollkommen Recht. Nur ist das Kernproblem, daß Du nicht jede Person, welche belehrungsresisten ist, schützen kannnst. Und schon gar nicht im Internet. Daher rate ich von kritischen Schritten immer ab, mache auf die Gefahren aufmerksam. Wenn dann jemand meint, daß er alle Warnungen in den Wind schlagen muß und einfach drauf loswerkelt - dann kann ich ihm eben auch nicht mehr helfen. Aber ich muss mir zumindestens keine Vorwürfe machen! Gewarnt habe ich ja!
Viele Grüße
Helmut
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- Registriert: 01.08.2024 23:28
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Eine EG-Tinte mit einem solchen pH-Wert hätte ich auch gerne. Ist sie denn für übliche Füller geeignet und auch lagerungsfähig? Es lassen sich zu so einer Basis doch viel mehr Farbstofftinten beimischen, als im weniger neutralen Bereich der handelsüblichen EG-Tinten. So ein richtig schönes Moosgrün als EG-Tinte, das wär doch traumhaft!
