Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Helmut hat geschrieben:
22.10.2024 12:51
…Im Normalfall lasse ich das Gummi Arabicum bei Füllhaltertinte weg - es gibt jedoch wenige Füller welche dann plötzlich einen hohen Tintenfluß aufweisen - da findest Du dann morgens plötzlich den Tintenvorrat in der Füllhalterkappe. Diesen Exoten habe ich dann bis zu 1 Gramm auf 100ml zugegeben. Danach war der Hausfrieden wieder gewährleistet.
Viele Grüße
Helmut
Danke für die genaueren Erklärungen, Helmut. Gut zu wissen.
Gast1 hat geschrieben:
22.10.2024 16:00
…Da kannst Du aber nix mehr essen. :) Gummiarabicum ist schon eine interessante Angelegenheit, u.a. enthält es sauerstoffübertragende Enzyme, die erst bei sehr hohen Temperaturen deaktiviert werden. Sprühgetrocknetes ist halt stärker vorbehandelt als gemahlenes oder granuliertes. Solche hellen Ausfällungen hatten wir aber auch bei der Blauschwarzen (nicht zu verwechseln mit der Nachtblau), die war noch einiges stärker als Eure. Da kann es nicht am sprühgetrocknenden Gummiarabicum gelegen haben, ich habe entweder auf Gerbsäure oder einen Verfahrensfehler (s.o.) getippt. So eine komplexe Tinte wie die Nachtblau (die aus 10 Einzelkomponenten besteht) ist eben nicht nur ein "Rezept", sondern auch ein genaues Herstellungsverfahren.
Mit Arbeiten meine ich nicht Essen :D die Blauschwarze, ist damit die Blaufliessende gemeint?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
22.10.2024 20:38
... die Blauschwarze, ist damit die Blaufliessende gemeint?
Nein. In Cepasaccus' sensationellem 4 Jahre-Lichttest ist sie die Nr. 4.

Bild
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Aber die Franken-EG ist es auch nicht? War das nicht sowieso eine Tinte, in der du das Atramentum bereits vorab beigemischt hast?
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ frechy
bitte gern geschehen!
Habe es schon mehrfach in Erwägung gezogen eine Eisen-Gallus-Tinte aus möglichst konzentrierten "Zutaten" herzustellen. Das Vorhaben ist letztendlich immer am Zeitfaktor gescheitert - habe leider sehr viel um die Ohren. Erschwerend kommt noch hinzu, daß die Chemikalien in Kleinmengen nicht gerade billig sind; Kostentreiber sind hier die Versandkosten neben dem Kleinmengenzuschlag. Galläpfel kann ich im Vergleich hierzu kiloweise einkaufen und zeitlich unbegrenzt lagern. Lediglich das Filtrieren des Gallapfelsudes ist deutlich aufwändiger, da ich hier mehrere Filterstufen eingebaut habe (für die Tauchfeder würde ein simples grobes Abfiltern ausreichern).
Ansonsten funktioniert meine Tinte! Aber frag mich mal in 400 Jahren ob da noch was leserlich ist! Vermutlich zerfällt das Papier schon lange vorher! Das habe ich jüngst sogar bei 30 Jahre alten Akten festgestellt!

Grüße

Helmut
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Das glaube ich Dir gerne. Gegen den Tintenfrass habe ich mir ein Puffersystem überlegt, aber ob es funktioniert, kann ich mangels Erfahrung nicht sagen. Ich füge jeder Tinte entweder ein Salz oder ein Amin zu, so sollte bei der Protonenfreisetzung durch die Eisengallatbildung keine freie Schwefelsäure entstehen.

Das Resultat muss ich mir in Jahren nochmals anschauen, aber ob mich das dann noch interessiert? :)
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Zollinger
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Zollinger »

Ich würde behaupten, dass die Überlebenschancen eines Schriftstücks genauso von der Qualität des Papiers wie von der Tinte abhängt. Ich stelle da enorme Unterschiede fest, was die Reaktionsdauer und das Endresultat angeht.

Aber mein Ziel ist nicht die Ewigkeit, sondern der Moment.
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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
22.10.2024 21:42
Aber die Franken-EG ist es auch nicht? War das nicht sowieso eine Tinte, in der du das Atramentum bereits vorab beigemischt hast?
Atramentum beigemischt haben wir nicht. Die Franken-EG ist die Nr. 2 und gerade bei der sieht man das Bräunliche in den Bereichen, die nicht im Licht waren. Die war zu eisenlastig, die Suppe ist einfach versalzen, egal wieviel man nachsalzt. :)
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Ich habe zum Vergleich nochmal das erste Bild gesucht, viewtopic.php?p=127224#p127224
da waren sie alle noch schwarz.

Bild
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Downfall
Wenn Du Rückstände in dieser Größenordnung in Deiner Tinte hast (wie im Konverter abgelagert), dann kontrollier bitte auch Deinen Tintenleiter. Hier setzen sich die Kapillaren sehr gerne zu. Das Schriftbild wird dann immer trockener und plötzlich ist die Tinte ganz weg.

Viele Grüsse
Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das Grundproblem ist aber nicht der verstopfte Tintenleiter, sondern diese hellen Ausfällungen, die müssen weg. Es ist möglich, dass es am sprühgetrockneten Gummiarabicum liegt, ich könnte das aber auch nur herausfinden, indem ich es ausprobiere.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Ich habe mir das Foto jetzt nochmal angeschaut, das sieht nicht nach vernetzter Gerbsäure aus. Beim Gummiarabicum ist es, wie gesagt, unklar. Ansonsten ist es vermutlich wasserlösliche Gerbsäure, gehe bei 3g Eisensulfat mal auf 7g Tannin runter, vielleicht kann die Tinte die 9g nicht gelöst halten.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Danke, Gast, ich werde das probieren. Das Tannin kann man ja im Nachhinein noch erhöhen denke ich.
Aber es liegt eventuell auch an meinem Herstellungsverfahren, das teste ich dann auch gleich aus. Ich hoffe, ich komme innerhalb der nächsten Tage dazu.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Hier sieht man es vielleicht noch besser. Ich würde sagen, auf dem Foto wirkt es grauer als ich es wahrnehme.
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

Das ist mir schon klar. Verunreinigte/verstopfte Tintenleiter wären lediglich die Folge aber nicht die Ursache. Tannin wäre allerdings die eine Möglichkeit. Möglich wäre allerdings auch Gummi Arabicum, welches nicht vollständig gelöst ist. Das hatte ich auch schon mal!
Grüsse
Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
25.10.2024 10:23
... Das Tannin kann man ja im Nachhinein noch erhöhen denke ich. ...
Vielleicht reicht auch 7g/3g. Im Kontexte der Restauration reden die immer von imperfekten Eisengallustinten, die meinen damit kein optimales Verhältnis. Die Tinten wurden früher aus Galläpfeln gemacht und die haben da nix großartig gemessen. Galläpfel schwanken im Gerbsäuregehalt je nach Umweltbedingungen irgendwas zwischen 30% und 65%, da gab's eine "perfekte" Eisengallustinte allenfalls mal durch Zufallstreffer. Entscheidend ist aber nicht die perfekte, sondern die, welche die Schriftzüge stabil hält und das geht auch mit imperfekten, sie sollten nur keinen Eisenüberschuss haben und ein großer Gerbsäureüberschuss lässt wasserlösliche Gerbsäure in den Schriftzügen. Solche stabilen Tinten konnten sie früher durchaus machen. Als das geschäftsmäßiger wurde, so im 19.Jh., haben sie die Galläpfelauszüge gemessen und auf etwa 5% Gerbsäure eingestellt, aber mit Eisensulfat bis der Arzt kommt (Bild), hatten sie doch wieder den Tintenfraß. Bei Deiner Tinte ist der Gerbsäuregehalt dann knapp 7% (etwas Verunreinigung ist im Tannin), an den Galläpfeltinten gemessen geht das.
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