Die Tinte der Woche (2018)

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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Es ist so, wie Tomm schon geschrieben hat, mir geht es beim Gebrauch des folded pen um den satten und großflächigen Farbauftrag und gerade nicht um den Alltagseinsatz, für den muss dann ein Füller herhalten, der selbstverständlich nicht die Varianz hinbekommt, sondern im besten Fall Teile davon, alles andere würde wahrscheinlich beim Schreiben hinderlich sein und auf Dauer nerven.
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Angesichts der Osterfeiertage stelle ich Euch schon heute meine Tinte der 14. Kalenderwoche vor: Byzance von L'Artisan Pastellier aus der Callifolio-Serie. Es ist unübersehbar ein Schwarzblau, Dunkelblau oder Blaugrau, wie auch immer man es nennen möchte. Ich habe es in den reviews gesehen und habe es sofort gemocht, es ist in gewisser Weise die hochelegante, ältere Schwester von Sailor Jentle Ink Blue Black, denn sie verzichtet auf sheen, legt aber ein umwerfendes shading an den Tag und zwar in den allerschönsten blauschwarzen, dunkelblauen, blaugrauen Schattierungen. Es ist eine ernste und bescheiden feierliche Farbe. Aber seht selbst:

KW 14/2018-L'Artisan Pastellier Byzance
KW 14/2018-L'Artisan Pastellier Byzance
IMG_1934.jpg (118.56 KiB) 4226 mal betrachtet
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

"Es ist eine ernste und bescheiden feierliche Farbe"

So sehe ich das auch. Aber, bei aller Bescheidenheit, bei "Byzance" regen sich bei mir ganz andere Assoziationen. Angenommen, ich sollte eine "byzantinische" Tinte schaffen, dann wäre meine erste Vorstellung "Purpur". Die kaiserliche Gewandfarbe des höfischen Zeremoniells. Das sehe ich hier nicht. Aber meine Meinung ist in diesem Fall unerheblich. Es geht ja nur um die Benennung. Die Tinte bietet jedenfalls eine schöne Alternative zu all den grau- schwarz- blauen Komposita, die bereits auf dem Markt erhältlich sind. Mir gefällt sie. Und, wieder was gelernt, den Hersteller kenne ich nicht.
Danke Nils,
Frohe Ostern,
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Jup, die erste Regung bei der Nennung von Byzanz wäre auch bei mir Purpur und Gold, altorientalischgriechischrömischmittelmeerische Pracht. Die Farbe spielt vielleicht auf die intellektuellen Strenge und Ernsthaftigkeit der byzantinischen Bildung an? Oder an das Wasser des Bosporus im Winter? Beides ganz unterschiedliche aber schöne Bilder.

L'Artisan Pastellier macht wunderschöne Tinten, nicht nur in der Callifolio, sondern auch in der Classique und in den Calligraphie-Serien. Nebenbei für alle Umweltschützer: Die Tinte ist aus Europa (Frankreich) und dem Anspruch nach aus natürlichen Stoffen gefertigt.
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Ach Nils,

wo soll das noch hinführen? Jetzt habe ich etliche ungeöffnete Tinten hier stehen, und ich muß mich irgendwann entscheiden, welche ich für mich (und für Euch) öffne und vorstelle. Daneben habe ich jede Menge, mit denen ich noch nicht richtig auseinandergesetzt habe. Und jetzt noch ein neuer Hersteller? Pelle13 hat allen Grund zur Freude, fürchte ich. 2019 scheint gesichert...

Grüße,
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Tinten kann man sehr gut genießen, eine meiner Lieblingstinten habe ich ein Jahr lang nicht geschrieben und jetzt wieder in den Füller gefüllt, das war und ist ein großer Genuss. Das Ausprobieren und dann zu einzelnen zurückzukehren, finde ich sehr schön. Im Laufe der Zeit kommen immer wieder welche dazu und gehen auch, weil sie aufgebraucht, verschenkt oder verkauft werden.
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Pelle13
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Pelle13 »

Knorzenbach hat geschrieben:
31.03.2018 23:23
Pelle13 hat allen Grund zur Freude, fürchte ich. 2019 scheint gesichert...

Grüße,
Tomm
:D :D :D (Warum sehen diese neuen zahnlosen Smilies bloß so gar nicht nach großer Freude aus? Und warum gibt es immer noch keinen "Thumb up"? :? )
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Ich bin froh, wenn ich dieses Tintenjahr durchhalte!

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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

2018_03_25_RO_MO_06_red.jpg
2018_03_31_RO_MOl_04_red.jpg

Hallo liebe Freunde alles Schönen und Guten,

für diese Woche habe ich wiederum eine Tinte ausgesucht, die vor kurzem Einzug gehalten hat. Ich probiere hier das Produkt zum erstem Mal aus. Meines Wissens hat sich bislang noch niemand an einer Besprechung versucht. Ich fürchte, ich weiß, warum.
Ja, liebe Foristen, wir steigen mit dieser Tinte von den duftigen Wiesen einer „vert de pré“, einer „Emerald“, einer „Defoe“, einer „Meadow“ hinab in die Unterwelt des Dreckigen. Kalt´ Eisen, verrottende Zustände, Maschinenbetriebsgestank, Qualm, Garagenmuff: Das ist das Metier, in der sich unsere Tinte bewegt: Robert Oster Motor Oil. Und wer jetzt denkt, oh, wie schön, eine Tinte wie ein duftend frisches Öl aus dem 5 Liter Kanister, der hat weit gefehlt.
Hier haben wir Altöl. Wer je früher selber einen Ölwechsel an seinem Auto gemacht hat, weiß, wovon ich rede. Die Brühe, die abgelassen wurde: das ist die Farbe unserer Tinte. In diesen Niederungen sind wir nun angekommen.
Ich denke, die meisten, die diese Tinte hier vielleicht zum ersten Mal sehen, werden sich entsetzt abwenden. Aber es hilft ja nichts. Robert Oster hat diese Tinte kreiert, also müssen wir uns damit auseinandersetzen.

Schauen wir uns das Ergebnis mit den drei Füllern an.

Beim Jinhao mit der Kalligraphie-Feder fällt die Tinte nur so aus der Feder. Beim Anschreiben kommen nur dunkle Pigmente, und nur nach einigen Strichen kommt ein grünlicher Ton zum Vorschein. Das shading ist enorm.

Neu im Einsatz ist ein MarteModena mit breiter Feder. Auch er zeigt beim Anschreiben erst mal die die dunklen Pigmente. Bei den Vertikal- Horizontal- Schrägstrichen gibt es massive Anschreibprobleme. Die Tinte will einfach nicht aufs Papier. Vielleicht liegt es am glatten 115 g-Papier? Mit den bisherigen Tinten hatte damit noch keine Probleme. Mit der B-Feder wird die Tinte etwas heller, grünlicher. Wenn sie denn mal fließt, dann aber richtig.

Die Anschreibprobleme gibt es auch mit dem Prera. Ich muß öfters das Küchtentuch zum Ansaugen benutzen, damit der Füller schreibt. Der Prera präsentiert die Tinte am gepflegtesten. Der Eindruck ist graugrün. Man ahnt, daß eine Spur gelb in der Tinte vorhanden ist.

Für die schreibende Zunft habe ich noch eine Schriftprobe beigefügt. Geschrieben wurde mit einem Nespen. Dessen deutsch F hat ebenfalls keinerlei Anschreibprobleme. Ich habe den Text zwei Mal verfaßt, einmal auf 80 g Kopierpapier, wo die Tinte schon fast ausfranst, und auf 200 g Zeichenkarton. Während auf dem Kopierpapier die Tinte anthrazit daherkommt, ist auf dem Zeichenkarton ein Grünstich nicht zu übersehen (Foto unten).

Fazit: Für glatte Oberflächen taugt die Tinte mit den Füllern, die ich hier benutzt habe, nicht sonderlich. Ich vermute, das hängt mit der Oberflächenspannung zusammen. Als Gegenprobe habe einen Lanbitou 3059 befüllt; der hatte mit der glatten Oberfläche des Mediums kein Problem. Ich schließe daraus, daß nur manche Federn mit der Tinte hadern. Für diese muß ein saugfähiges Papier her. Ansonsten gilt: ausprobieren.
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Der Eindruck, den diese Tinte vermittelt, ist rotzkühl. Ich beziehe mich noch mal auf den Pelikan-Farbmalkasten: Dort gibt es eine Farbe namens „Umbra“. Das war die Farbe, die ich immer am wenigsten benutzt habe. Während alle anderen leergemalt waren, war das Umbratöpfchen immer noch fast unberührt, höchstens gebraucht zum Schattieren. Daher der Name. Und genauso so würde ich sie auch heute einsetzen. Zum Kontrastieren. Eine Tinte aus dem Reich der Schatten. Wenn man so will, eine Spätwintertinte, die dem Frühling noch den Rücken kehrt. Wie ein Ölwechsel im Märzwinter mit kalten Händen. Brrrr.

Österliche Grüße,
Tomm
2018_03_31_RO_MO_Omikron.JPG
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Ah, ROS Motor Oil, ja die hat etwas faszinierendes, weil in ihr doch einiges an Nuancen drinnen ist, das zeigt Deine Chromatographie sehr schön. Kalt ist eine gute Beobachtung. Ein kaltmuscheliger Schlammton. Das ist für eine Woche eine ganze Menge, vor allem da es Frühling werden soll!
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Orpheus wird uns nächste Woche ins Licht des Frühlings führen, hoffentlich! Heraus den Tiefen des Schattenreichs. Diesmal ohne Blick zurück auf Eurydike. Wir sind ja lernfähig...
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Killerturnschuh
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Killerturnschuh »

Farblich ähnelt Motor Oil stark meinem Bung Box Cigar. Eine spannende Farbe jedoch mit eher wenigen Anwendungsfeldern.
Salve

Angi

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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Das versuche ich jetzt zu ändern. Ich plane ein neues Bild, bei dem die Motor Oil eine vermutlich entscheidende Rolle spielt. Sie ist - nach meinen Tests - eher papierscheu. Da sie mit anderen Tinten keine Probleme hat, wie ich herausgefunden habe, werde ich sie wohl großflächig einsetzen. Klingt merkwürdig? Ist es nicht. Eine Alternative wäre die Diamine Earl Grey gewesen, aber die kann´s mit anderen Tinten nicht, weil sie ausfranst. Das kann ich nicht gebrauchen. Aber die Motor Oil kann das. Ich bin gespannt.
Gruß
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Na, dann bin ich für meinen Teil gespannt. Bei mir hat die Motor Oil sich mit dem Papier gut vertragen, so weit ich das sagen kann, da ich bei meinen Tests eher auf die Farbe achte als auf alles andere, was mir dann eher en passant auffällt.
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Ich bin bei meinen Bilder oft komplex unterwegs, will heißen, ich lege verschiedene Tinten übereinander. Das kann zu Komplikationen führen, weil manche Tinten andere nicht mögen und quasi ausufern. Ausfransen. Bevor ich ein Bild beginne, muß ich daher Tests machen, wer mit wem kann oder auch nicht. Als Beispiel: Als Grund verwende ich die Helianthus von R&K, und als Decktinte, ja welche? Ich wollte ursprünglich die Diamine Earl Grey, ein schönes Grau, aber die hat sich mit der Helianthus nicht vertragen. Die Motor Oil hat damit kein Problem. Die legt sich ganz zahm über die Helianthus, als wäre nichts gewesen. Scheu wie ein Reh. Obwohl sie doch mono auftritt wie ein bärtiger Rübezahl. Da bin ich viel am Experimentieren, bevor ich ein Bild beginne.
Hmm, ich habe mir überlegt, ob das manche Foristen interessieren könnte? Falls dem so ist, dann kann ich meine Tests ja posten. Und wenn Interesse besteht, könnte ich über den Fortgang über die Entstehung meines Bildes berichten. Mit allen Infos über verwendete Tinten und Füller. Mit Bild, versteht sich. Ist vielleicht interessanter, als ein fertiges Bild zu sehen.
Liebe Grüße,
Tomm
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