Tintenchromatogramme

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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Dazu ein Vergleich einer Pelikan 4001 Königsblau von 1963 mit einer aktuellen Abfüllung (ca. 2020).

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Die aktuelle Abfüllung mit einem Violettstich, dazu im Chromatogramm ganz außen ein Hauch von Rosapink, das Blau deutlich kräftiger im Vergleich zur Tinte von 1963. In der alten Tinte keine Spur von einem Rosapink.

Interessant dazu ist eine Information von Dittmer/Lehmann, die die Pelikan 4001 Königsblau bei der Einführung im Jahr !951 mit einem "leuchtkräftigen, etwas violettstichigen Blau“ beschreibt.

Legt man die sechs Chromatogramme der Tinte von Fritz zugrunde, schaut es nach einem mehrfachen Wechsel der Rezeptur aus.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Einige Gedanken zu den Farbstoffen, die in der Pelikan 4001 Königsblau enthalten sind. Beim blauen Farbstoff handelt es sich um Methylblau, dazu gibt es Informationen vom Hersteller.
Methylblau ist ein Triphenylmethanfarbstoff und löschbar.

Löschbar sind auch der pinke sowie der türkise Farbstoff.

Beim pinken Farbstoff könnte es sich um den gleichen Farbstoff handeln, den Pelikan in der 4001 Pink verwendet, dazu passen die vergleichbare Position in den Chromatogrammen der Königsblau sowie der Farbton.

Dazu ein Chromatogramm der 4001 Pink:

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Auch zum türkisen Farbstoff der Königsblau ein Vergleich mit der 4001 Türkis, und auch hier passen die Position im Chromatogramm und der Farbton:

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LG
Heinrich
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mondindianer
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von mondindianer »

mke hat geschrieben:
27.09.2025 2:51
[...]

Fuer solche Tintenanalysen wuerde ich TLC Platten (Aluminium oxide und Silicagel) empfehlen, Trennung ist besser. Einfach mal bei der Firma Merck um eine Spende bitten.

Aus der Literatur: For Forensic Ink Analysis
  • Solvent System I: A mixture of ethyl acetate/ethanol/water (70:35:30) is a standard system for ballpoint pen ink analysis.
    Ternary Mixture (n-butanol/acetic acid/water): This mixture has been shown to provide excellent discrimination power for different blue ballpoint pen inks.
    Modified System: A mixture of ethyl acetate/isopropanol/water/acetic acid (30:15:10:1) has also demonstrated high separation efficiency for ink components.
mke hat geschrieben:
30.09.2025 14:49
Da muesste auch noch etwas tuerkis dabei sein (siehe meinen Link zu Instagram).
Klingt alles sehr interessant. Schön wär's ja, du stelltest mal Ergebnisse hier ein - dieser Faden lebt ja von bunten Bildchen :)
Viele Grüße
Fritz
mke
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von mke »

> du stelltest mal Ergebnisse hier ein
Muss mal sehen, wo ich all meine Files habe. Kann sein, dass die beim Hin-und-Herkopieren abhanden gekommen sind.
Jetzt habe ich einfach aus meinem Instagrampost kopiert.

Tintenanalyse (Chromatographie): Ich bin noch lange nicht fertig damit, selbst diese vier Tinten, die ich hier zeige, sind nicht vollständig untersucht.

Methode: Dünnschichtchromatographie auf Silika-Dünnfilmen, wobei von links nach rechts **100 % Wasser**, **25 % Isopropanol in Wasser** und **100 % Isopropanol** als Eluent verwendet wurden. (Nicht die optimale Methode, das weiß ich – nur ein Anfang).

Das erste Bild zeigt eine Übersicht der vier Tinten, die ich (fast) zufällig ausgewählt habe. Die Bilder 2–5 sind Details.

Pelikan 4001 Royal Blue
Sie enthält Türkis, Rosa-Pink (mittlerer Streifen unter dem Blau, schwer zu erkennen, aber es ist da), Blau (ich denke, es könnte eine Mischung aus zwei blauen Tinten sein) und Grau. Vielleicht ist das Grau der Grund, warum sie nach dem Trocknen so matt aussieht.

Waldmann Blue
Sie enthält die gleichen Komponentenn wie die Pelikan-Tinte, aber viel mehr von dem Pink und ich denke, nur ein Blau und viel weniger Grau. Vielleicht ist das der Grund, warum ich sie für ein schöneres Blau halte, wenn sie getrocknet ist.

Pelikan 4001 Dark Green
Sie enthält viel Türkis, Gelb, aber auch ein Blau-Grau. Wenn das Blau-Grau und das Gelb sich überlappen, ergibt es eine Olivfarbe. Wenn man sich andere Blau-Tinten ansieht (Ausgabe 2017/12 des japanischen Magazins 趣味の文具箱), kann man feststellen, dass ein solches Oliv in vielen der dort untersuchten Tinten enthalten ist.

J.Herbin Larmes de Cassis
Sie scheint aus einem Blau-Violett und einer rötlichen Komponente, die ihrer Tinte **Rouilles d'Ancre** sehr ähnlich ist, zu bestehen. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei um einzelne Komponenten handelt oder ob z. B. das bläuliche Violett nicht selbst eine Mischung ist.
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mondindianer
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von mondindianer »

Danke, das sieht vielversprechend aus. :) Halte uns doch auf dem Laufenden, wenn du weitere Ergebnisse hast.

Bis auf die 4001 königsblau habe ich keine der Tinten, daher kann ich keine Vergleiche anführen.
Viele Grüße
Fritz
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

mke hat geschrieben:
02.10.2025 6:53
Vielleicht ist das Grau der Grund, warum sie nach dem Trocknen so matt aussieht.
Für mich stellt sich dann die Frage, warum überhaupt ein grauer Farbstoff zugesetzt wird.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

mke hat geschrieben:
02.10.2025 6:53
Blau (ich denke, es könnte eine Mischung aus zwei blauen Tinten sein)
Sehe ich auch so. Damit sind wir jetzt bei fünf Farbstoffen in der Pelikan 4001 Königsblau, und wer weiß, was da sonst noch gefunden wird. Spannende Tinte.
LG
Heinrich
Gast1
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Gast1 »

Die müssen halt im Labor auch irgendwas machen. Der rote Farbstoff wird der hier sein
viewtopic.php?p=76811#p76811
das wirkt ein bisschen farbvertiefend, weil Blauviolett irgendwie "blauer" aussieht als blau. Das Abstumpfen mit der Zeit wird aber eher am pH des Papieres liegen.
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Gast1 hat geschrieben:
02.10.2025 22:57
Der rote Farbstoff wird der hier sein
viewtopic.php?p=76811#p76811
Danke für den Link. Ich finde dort allerdings nur den Test zur Löschbarkeit. Könnte es vielleicht Kristallviolett sein ?
(Das in der 4001 Brillant-Rot verwendete Eosin scheidet wohl aus, da es nicht löschbar ist.)
LG
Heinrich
Gast1
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Gast1 »

Nein, das ist kein Kristallviolett. Aber so ein Tiefblau kann man auch selbst mischen mit einer geringen Rotzugabe, es darf nur nicht zuviel sein, sonst wird es richtig violett. Bei den meisten roten Tinten ist der Anteil dann aber nicht löschbar.
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

mke hat geschrieben:
02.10.2025 6:53

Pelikan 4001 Dark Green
Sie enthält viel Türkis, Gelb, aber auch ein Blau-Grau. Wenn das Blau-Grau und das Gelb sich überlappen, ergibt es eine Olivfarbe.
Zum Vergleich zwei Chromatogramme der Pelikan 4001 Dunkelgrün auf Filterpapier.
Beim Rundfilter mit einem sehr hohen Tintenvolumen, um das Grau besser zu sehen. Und dieser graue Bereich zeigt sich als Gemenge, mit einem dunklen Olivgrau, einem Oliv und einem Blaugrau. Der gelbe und der türkisblaue Farbstoff werden hier noch nicht vollständig getrennt, dies dann in einem Streifenchromatogramm.

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IMG_9106.jpeg (282 KiB) 169 mal betrachtet
LG
Heinrich
Gast1
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Gast1 »

vanni52 hat geschrieben:
04.10.2025 10:07
... dies dann in einem Streifenchromatogramm.
Das ist doch mal aufschlussreich. Das ist Cyan, Gelb und was ist denn Grau? Grau ist wenig Schwarz.
mke
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von mke »

Ich fragte mich was das Grau ist und welchen Zweck es hat. Ich vermutete ein Additiv und es sieht danach aus.

Gemini wusste es:
Das "Grau" in blauer und grüner Tinte ist typischerweise ein zusätzliches Pigment oder ein Farbstoff, der zur Abstufung oder zum Erreichen eines bestimmten Farbtons hinzugefügt wird. Diese graue Komponente kann aus verschiedenen chemischen Verbindungen bestehen, abhängig von der Art der Tinte; es handelt sich meist um Kohlenstoffverbindungen (Ruß), Eisenoxide oder andere anorganische oder organische Pigmente, die in der Tintenformulierung eingesetzt werden.
Zweckmäßige Formulierung: Der graue Stoff wird gezielt als Komponente hinzugefügt, um die gewünschte Farbeigenschaft zu erreichen.
Veränderung der Eigenschaft: Das graue Pigment oder der Farbstoff wirkt oft als eine Art "Verdünnung" für die eigentlichen Farben, was zu einem weicheren oder gedämpfteren Farbton führt.
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mondindianer
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von mondindianer »

mke hat geschrieben:
04.10.2025 10:50
Ich fragte mich was das Grau ist und welchen Zweck es hat. Ich vermutete ein Additiv und es sieht danach aus.
(...)
Das hängt sicher davon ab, was du unter einem Additiv in einer Tinte verstehst. Ein Additiv ist für mich ein Stoff, der die Gebrauchseigenschaften der Tinte beeinflussen soll - Oberflächenspannnung, Viskosität, Haltbarkeit oder sowas. Ich halte das Schwarz für die "K"-Komponente in dem CMYK-Farbsystem (ein in diesem Zusammenhang wichtiges Stichwort, dass Gemini zu erwähnen vergaß), also für einen weiteren Farbstoff.

Die schwarze Key-Komponente dient bekanntlich dazu, einen Farbton abzudunkeln und/oder den Kontrast auf dem Papier zu erhöhen. Dieses Schwarz kann als einzelner Farbstoff zugegeben werden oder als Mischung aus den Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb (gern mit etwas Schwarz).
In Heinrichs Chromatogrammen der 4001 Dunkelgrün sehe ich ein schönes Beispiel dafür: im Startbereich ist ein Olivgrün (oder sowas) zu sehen, darüber ein grauer Schleier mit einem zarten Magenta gemischt. Wenn aus der schwarzen CMYK-Mischung das Magenta teilweise entfernt wird (das ja vom Laufmittel mitgenommen wurde), bekommt man einen solchen Farbton probemlos hin. Ausprobieren kannst du das auf Seiten wie dieser hier.

Eine Bitte hätte ich noch: wenn KI-generierter Inhalt gepostet wird, sollte immer auch die "Frage" dabeistehen. Seit Douglas Adams wissen wir ja, dass die Frage mindestens so wichtig ist wie die Antwort ;)
Viele Grüße
Fritz
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Gast1 »

Ich halte es auch für einen schwarzen Farbstoff. Jetzt habe ich gerade mal gesucht, 2018 hatte ich hier für einen Kameraden mit chemischer Unverträglichkeit eine Königsblaue gemacht, um die Konservierung zu testen. 1 Farbstoff, mehr braucht ein klassisches Königsblau nicht. Auf dem Blatt hatte ich noch notiert "vermutlich pH zu hoch?", aber nach 7 Jahren auf dem Blatte war er wohl doch nicht viel zu hoch.
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