"Labor"-tüchtige Tinte

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lililand
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"Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von lililand »

Hallo zusammen,

ich als "Neuling" hoffe, ich mache hier alles richtig und ihr könnt mir helfen!

Bei mir kommen folgende zwei Probleme zusammen
1) Ich arbeite als Chemikerin im Labor, wo (obwohl man ja immer aufpasst wie ein Schießhund) halt auch ein mal ein "Unglück" geschieht. Also müssen wir unsere Aufzeichnungen möglichst Lösemittelfest tätigen. Gleichzeitig müssen diese auch "patentierfähig" und lange lagerbar sein, also fällt der gute alte Bleistift leider aus. Die gängige Praxis ist, einen Kugelschreiber zu benutzen, oder so einen Rollerball-Stift mit zumindest wasserfester und alkohol-fester Tinte.
2) habe ich mir eine chronische Sehnenscheidenentzündung zugezogen, indem (kein Witz) ich für einige Prüfungen gelernt habe. Für mich ist daher ein Kugelschreiber ^^ alle paar Wochen mal wieder der Grund, mit der "falschen" Hand Schreibschrift zu üben...

Ich würde viel lieber einen Füller anstelle der ollen Behelfsschreiber verwenden, alleine schon um meinen Arm zu schonen, ganz davon abgesehen, dass ich die Dinger sowieso nie leiden konnte.
Leider habe ich bislang auch nach längerem Suchen im Internet / Nachfragen im Schreibwarenhandel noch keine gefunden die möglichst Wasser- und Lösemittelfest ist. (Spontan würden mir da Alkohol (Ethanol, Methanol, Propanol), Benzin (und ähnliche), und Aceton einfallen, ggf. noch verdünnte Ammoniak-Lösung, die "härteren" Sachen würden schließlich auch den Kugelschreiber ausradieren, oder halt gleich das ganze Laborbuch).

Fällt vielleicht jemandem eine passende Tinte ein, die ich ausprobieren könnte? Ich würde auch sehr gerne Vorschläge für Teillösungen (Tinte ist vielleicht nur Wasser-und Alkohol- getestet) oder so bekommen, den "Härtetest" würde ich natürlich dann vornehmen :)
Auch wenn man die Tinte aus dem Ausland bestellen müsste, wäre das okay - ich bin inzwischen zu vielem bereit.

So, nun möchte ich mich schon einmal im Voraus für eure Hilfe bedanken,
liebe Grüße von Lili
DanielH
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von DanielH »

Guten Tag Frau Kollegin,

Ich bin auch Chemiker, mache aber inzwischen Theoretische Chemie. Die einzige Anforderung, die ich an meine Tinten in dieser Hinsicht stellen müsste ist, dass sie teefest sind *g*

Es gibt von der Firma "Noodlers" aus den USA ein paar Tinten, die als "bulletproof" beworben werden und die so ziemlich alles aushalten sollen. Und dann natürlich die traditionelle Eisengallustinte, die vor allem sehr lange Zeit überdauern kann. Man kann von einigen Herstellern (zuvorderst fällt mir da Rohrer&Klingner ein) eisengallushaltige Tinten kaufen, die - einmal ausreagiert - Wasser in jedem Fall aushalten. Dass der Komplex aus Lösemitteln widersteht, würde ich fast vermuten, habe es aber nie getestet. Hier im Forum wurde kürzlich erst diskutiert, dass Bleichlauge (also Hypochloritlösung) diese Tinten offenbar kleinkriegt und ich würde vermuten, dass auch starke Reduktionsmittel nicht gut sind, da der Eisen(III)-Galluskomplex sehr stabil und unlöslich ist, der Eisen(II)-Komplex aber löslich.
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Strombomboli
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Strombomboli »

Ich würde auch zu den "bulletproof"-Tinten von Noodler's raten. Chemikerin bin ich nicht, kann aber zumindest versichern, daß Baystate Blue, Heart of Darkness und Kung te-cheng auch durch mehrmalige Kochwäsche nicht zu entfernen sind. Es gibt, glaube ich, noch mehr Farben.

Unter diesem Link findest du die Liste der Noodler's ink properties. Dort habe ich gerade gesehen, daß Baystate Blue gar nicht "bulletproof" ist, aber sie hat einen Ruf wie Donnerhall.

Den Link habe ich von der Seite der Goulet Pen Company, in Deutschland kannst du die Tinten bei Herrn Maier bestellen, der dir gerne eine Preisliste schickt.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Thom

Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Thom »

Gut, also das kann ich mir jetzt wirklich nicht verkneifen:

http://rohrer-klingner.de/index.php?id=47

Bild

V.G.
Thomas
Illoran
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Illoran »

Moin,

es gibt auch noch die Dokument und Archivtinten von De Atramentis die die ISO 12757-2 erfüllen. Und dann gibt es noch die Permanenttinten von Montblanc die glaube ich auf Nanopartikeln basieren, wie permanent deren Permanenteigenschaften sind weiß ich allerdings nicht genau.

Andere Sache, Lösungsmittel im Laborbuch kommen irgendwie nicht mit meinem Verständnis von Laborsicherheit zusammen. Das kann eigentlich nur passieren wenn Lösungsmittel da verwendet werden wo sie nicht sollen, also ausserhalb des Abzuges, oder Schreibmaterialien da verwendet werden wo sie nicht sollen, nämlich innerhalb des Abzuges. Vielleicht hat sich da inzwischen was geändert, aber zu der Zeit als ich noch Laborpraktika hatte wurde Nichteinhaltung mit einem nicht gerade angenehmen Gespräch mit dem Saalassistenten belohnt. Mehrfache Nichteinhaltung mit einem nicht gerade angenehmen Gespräch mit dem Praktikumsverantwortlichen Professor. Vielleicht würde das schon einen Teil des Problems lösen, das Laborbuch und die Lösungsmittel räumlich strikt voneinander zu trennen. Schnelle Notizen die nicht warten konnten schrieb ich seinerzeit mit einem Whiteboardmarker von aussen auf die Abzugscheibe, möglicherweise täte es da auch ein von aussen angeklebter Zettel.

mfg Illo

PS: Ich will niemanden belehren - ich weiß keiner mag die Sicherheitsveranstaltungen :P - aber das war der Punkt über den ich einfach gestolpert bin beim Lesen.
Freddy
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Freddy »

Moin Illo,

klar, du hast recht, aber das Buch kann ja unter dem Abzug beschrieben werden. :wink:

Und Realität sieht in den meisten Laboren so aus:
unterm Abzug wird nur irgendwas gemacht, wenn es absolut nötig ist. Und oft sind viele defekt und die funktionierenden sind von Dauerkochern besetzt, oder als Lagerplatz umfunktioniert für gefährliche Chemikalien die bereits umgefüllt wurden...

Ist leider in fast allen Zweigen so. Es werden Kräne ohne Kranschein bedient, Staplerfahren bringt einem der Hausmeister bei etc.

Deshalb... Halb so wild :mrgreen:
Gespräch bei Arbeiten ohne Abzug hatten wir auch. Rausgeflogen und durchgefallen ist man beim Betätigen der Türklinke mit Handschuhen. :lol:

Bei Problemen mit meiner Rechtschreibung und grammatikalischen Fähigkeiten,
haben Sie das Recht alle peripheren und kapazitiven HID zu deaktivieren.
Illoran
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Illoran »

Freddy hat geschrieben:Gespräch bei Arbeiten ohne Abzug hatten wir auch. Rausgeflogen und durchgefallen ist man beim Betätigen der Türklinke mit Handschuhen. :lol:
Handschuhe ja ... ich erinner mich an Farbstoffsynthesen, bunt wars ... und nicht nur die Türklinken :D

Hmm jetzt wo ich so drüber nachdenke ... meine Kristallviolettsynthese gab am Ende schön Bronzeglänzende Kristalle. Das könnte eine Erklärung für den goldenen Sheen vieler Violetter Tinten sein. Erfahrene Laborchemiker dürfen mich gerne korrigieren falls ich falsch liege :P

mfg Illo
Thom

Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Thom »

Illoran hat geschrieben:Lösungsmittel im Laborbuch kommen irgendwie nicht mit meinem Verständnis von Laborsicherheit zusammen...
Solange es kein Propantrioltrinitrat ist... :)

V.G.
Thomas
Illoran
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Illoran »

Thom hat geschrieben:
Illoran hat geschrieben:Lösungsmittel im Laborbuch kommen irgendwie nicht mit meinem Verständnis von Laborsicherheit zusammen...
Solange es kein Propantrioltrinitrat ist... :)
Das wird zum Glück nach mehreren Einebnungen von Universitätsgeländen nur noch selten als Lösungsmittel verwendet :D
lililand
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von lililand »

Hallo zusammen!

Vielen lieben Dank für die viele Hilfe!
Ich denke, ich werde die Documentus mal ausprobieren, ich weiß ja jetzt auch, wo ich die herbekommen kann ;)

... Und nur zur Klarstellung, ich schütte natürlich nicht andauernd Sachen über meine Aufzeichnungen, noch lege ich mein Laborbuch in den Abzug, oder gefährliche/umweltschädliche Stoffe aus demselben raus ;) Es gibt aber durchaus Lösungsmittel außerhalb des Abzugs, zum Beispiel zum reinigen von größeren oder kleineren Sachen mit Ethanol oder Aceton... und man hört immer wieder Horrorstorys von Leuten, wo das Laugebad oder so geplatzt/umgefallen ist. Passiert halt mal. Deshalb ist es bei uns nicht nur sinnvoll, sogar auch von "oben" vorgegeben, wie "sicher" der Schreibstift sein muss ;)

Ich verspreche euch, ich bringe das Buch nicht (absichtlich) um, euch und die Fische und mich selber auch nicht ;)

Liebe Grüße,
Lili
Thom

Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Thom »

Hallo Lili,

das wäre auch mal ein brauchbarer Testbetrieb für die dokumentus. Für Dokumente im wörtlichen Sinne sind diese Nanotinten eigentlich schon viel zu "echt". Das sind mehr "outdoor-Tinten" oder vielleicht auch Labortinten.

Viele Grüße
Thomas

P.S. Eigentlich empfehle ich ja immer, keine Säure über Laborbücher zu kübeln. Aber kürzlich rannte ich selbst aus einer Salzsäurewolke. :)
Fiamma
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Fiamma »

Illoran hat geschrieben:Moin,

es gibt auch noch die Dokument und Archivtinten von De Atramentis die die ISO 12757-2 erfüllen. Und dann gibt es noch die Permanenttinten von Montblanc die glaube ich auf Nanopartikeln basieren, wie permanent deren Permanenteigenschaften sind weiß ich allerdings nicht genau.

Andere Sache, Lösungsmittel im Laborbuch kommen irgendwie nicht mit meinem Verständnis von Laborsicherheit zusammen. Das kann eigentlich nur passieren wenn Lösungsmittel da verwendet werden wo sie nicht sollen, also ausserhalb des Abzuges, oder Schreibmaterialien da verwendet werden wo sie nicht sollen, nämlich innerhalb des Abzuges. Vielleicht hat sich da inzwischen was geändert, aber zu der Zeit als ich noch Laborpraktika hatte wurde Nichteinhaltung mit einem nicht gerade angenehmen Gespräch mit dem Saalassistenten belohnt. Mehrfache Nichteinhaltung mit einem nicht gerade angenehmen Gespräch mit dem Praktikumsverantwortlichen Professor. Vielleicht würde das schon einen Teil des Problems lösen, das Laborbuch und die Lösungsmittel räumlich strikt voneinander zu trennen. Schnelle Notizen die nicht warten konnten schrieb ich seinerzeit mit einem Whiteboardmarker von aussen auf die Abzugscheibe, möglicherweise täte es da auch ein von aussen angeklebter Zettel.

mfg Illo

PS: Ich will niemanden belehren - ich weiß keiner mag die Sicherheitsveranstaltungen :P - aber das war der Punkt über den ich einfach gestolpert bin beim Lesen.

Eben...
Seh ich auch so. Geschrieben wird außerhalb des Abzuges, gearbeitet innerhalb. (Das sag sogar ich, der eine Wildsau-Arbeitsweise nachgesagt wird).

Allerdings wurde seinerzeit im OC-Praktikum mein Laborjournal des Öfteren mit Aceton eingeweicht. Blöd wenn neben dem eigenen Arbeitsplatz sowohl die Waage für 35 Kollegen und die zentrale Acetonausgabe ist. (Natürlich muss irgendein Depp wieder direkt auf meinem Arbeitsplatz umfüllen)
Kann mich nicht mehr erinnern, womit ich damals betankt war, schätze aber auch irgendwas DA-mäßiges. Die Aufzeichnungen habens größtenteils überstanden.
lililand
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von lililand »

Hallo zusammen,

habe inzwischen die "dokumentus" in blau besorgt, und schon mal in ein paar lösemittlen getestet: Wasser, Ethanol, isoprop-Alkohol und Aceton, und es ist rein gar nichts verwischt (habe sowohl einmal gewartet, bis alles von alleine getrocknet war, und einmal mit einem Papiertuch darauf herumgewischt, wie man es vermutlich aus Panik tun würde, wenn das Laborbuch nass würde). Ich werde berichten, wenn ich es einmal zu Lauge/Base etc. schaffe.
Thom

Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Thom »

Hallo Lili,

danke für die Testergebnisse! Immer druff, das ist ein böses Laborbuch. :)

Viele Grüße
Thomas
Cataleya
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Re: "Labor"-tüchtige Tinte

Beitrag von Cataleya »

Für das Labor habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, mir die Dokumentus zu besorgen. Danke für den Test! :D
In der Praxis ist es dann ein Pigmentliner geworden, weil ich keinen meiner Füller ins Labor mitnehmen wollte. Aber, und das wäre bestimmt auch einen weiteren Test wert, ich habe mir ein Notizbuch aus Steinpapier selbstgemacht. Das ist zumindest absolut wasserfest und schwerer zu reißen.

Eine Runde mit Pigmentliner beschrieben und eine Weile unter fließendem Wasser...selbst aktives Abbreiben hat nichts verändert. Hinterher kurz abgetrocknet, es war wie vor dem Wassertest. Leider kam ich nicht mehr dazu, die Säurefestigkeit oder Lösungsmittelbeständigkeit zu testen, wird aber nachgeholt. :wink:

Grüße von der Chemieanfängerin,
Cataleya
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