Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

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Rainer
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Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Rainer »

Liebe Foristi,

es wird immer mal wieder erwähnt, dass dieser oder jener Füller auch nach längerer Benutzung sofort wieder anschreibt, andere offensichtlich damit Probleme haben. Liegt es an der Tinte oder am Füller ? Und wenn am Füller, woran dann genau? Oder reichen ein paar Tropfen Glycerin in der Tinte?

Es wäre doch interessant das heraus zu finden. Es scheint auch etwas unabhängig von der Güte des Füllers zu sein. So habe ich z.B. ein paar sehr billige eye dropper Füller aus Indien (4 - 6 Dollar), die kein Problem nach mehreren Tagen haben, während andere ähnliche Füller, z.B. der Serwex 1362 (Kolbenfüller) große Probleme damit haben, obschon die vorderen Teile des Füllers baugleich erscheinen.

Hat jemand dazu eine Idee? Die genannten Füller sind nur aktuelle Beispiele.

Bin gespannt.
Gruß
Rainer
Thom

Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Thom »

Hallo Rainer,

falls solche gravierenden Unterschiede mit derselben Tinte (und beim selben, nicht handgefettetem Papier) auftreten, muß es notgedrungen am Füller liegen. Verschiedene Tinten sind da aber schon unterschiedlich "tolerant".

Viele Grüße
Thomas
GinTonic
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von GinTonic »

Ich denk auch, es kann beides eine Rolle spielen. Ich habe einen eigentlich ganz schicken noname-Minifüller, der abartig schnell (1 Tag und kürzer) massiv antrocknet, egal welche Tinte ich drin habe, weshalb ich ihn jetzt ausmuster. Andere Füller wiederum scheinen nie einzutrocknen (Kaweco Sport!), weshalb sie wiederum prädestiniert sind für empfindliche Tinten... Hm, das bringt mich auf die Idee, gelegentlich mal die dokumentus mit einem Kaweco Sport zu paaren :mrgreen:
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Tenryu
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Tenryu »

Ich denke, daß es in erster Linie am Füller liegt. Es mag sein, daß die verwendete Tinte diesen Effekt noch verstärken kann.
Der Preis spielt keine Rolle. Ein Platinum Preppy für unter 5€ hat die gleiche gute Innenkappendichtung wie der viel teuerere Platinum Century 3776. Beide halten die Tinte rund 2 Jahre feucht. Bei meinem Parker IM (~25€) und meinem Faber-Castell Ondoro (~40€) habe ich meist schon nach 2-3 Tagen erhebliche Anschreibprobleme bzw. eine schmierig-dicke Tinte auf den ersten 1-2 Zeilen, die ich schreibe.

Solche untauglichen Füller werden bei mir daher gnadenlos ausgemustert.
Ich sehe nicht ein, wieso ich mich mit minderwertigen Schreibgeräten herumplagen soll, wo ich eine ganze Sammelmappe voller Füller habe und mir die besten der besten zum Schreiben aussuchen kann. :|

Für besondere Farben wie Rot, die ich nur sehr selten benötige, verwende ich inzwischen gar keine Füller, sondern Tintenroller, die erstaunlicherweise jahrelang ihre Tinte behalten. Mein ältester Roller ist ein billiger Einweg-Roller von Herlitz, den ich vor ca. 18 Jahren gekauft hatte und seit mindestens zehn Jahren nicht mehr benutzt habe. Er enthält immer noch einen Rest flüssiger Tinte. Ich glaube, jeder Füller wäre in der Zeit längst komplett eingetrocknet.
Thom

Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Thom »

Bei Tintenrollern ist's auch genau aufeinander abgestimmt. Wundert mich, dass diese Patronentintenroller, in die ja jede x-beliebige Tinte reinkommen könnte, überhaupt länger als ein halbes Jahr funktionieren.
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Tombstone
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Tombstone »

Das Problem: es gibt mehrere verschiedene Einflussfaktoren - und jetzt finde mal raus, an welcher Schraube Du an deinem speziellen Füller drehen musst... mir fallen ein:

- die Tinte - also deren Konsistenz respektive eigene Vorliebe zum Eintrocknen
- die Kappe und deren Dichtheit - aber auch da wieder im Verhältnis zur verwendeten Tinte
- die Einheit aus Feder und Tintenleiter sowie deren Toleranzen

Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass

- es Tinten gibt, die schneller oder weniger schnell eintrocknen
- es Kappen gibt, die mehr oder weniger dicht halten

Das schlimmste ist aber, dass ich bei identischen Füllern schon geänderte Effekte auf Basis der Federbreite respektive der Toleranzen bei Feder- und Tintenleitersitz feststellen musste.

Am Ende muss man es dann eben doch ganz individuell ausprobieren...
Ciao - Peter

Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Rainer
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Rainer »

Liebe Mitdiskutanden,

whow, das war innerhalb kurzer Zeit eine systematische Abhandlung des Problems. Vielen Dank dafür. Beruhigenderweise kennen wohl alle das Problem. Ich habe nach der Lektüre Eurer Beiträge einen kleinen Versuch gestartet, inspiriert durch das Argument mit der Kappendichte.

Ich habe das bekannte Loch zum Druckausgleich in der Kappe meines Sorgenkindes Serwex 1362 Kolbenfüller mit Klebefilm zugeklebt und bin heute Abend oder morgen früh gespannt was passiert und werde berichten.

Es fällt ja schon auf, dass einige Füller (MB 146, Ranga 3, TWSBI VAC 700, Waterman Expert, Jaipur von FPR, Kaweco AL Sport Roh, ein alter Steno Pelikan, Kaweco Student, Laurino, Boer (MB Plagiat) kein Loch in der Kappe haben und sofort wieder anschreiben, obschon sich in ihnen unterschiedliche Tinten befinden (bis hin zu Lexington Gray von Noodlers).

Ruhigen Montag noch.
Gruß
Rainer
Dominic mit que
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Dominic mit que »

Hm, bei meinen Kolben MB´s habe ICH da keine Probleme.

Bei meinem MB M habe ich ein anderes "Problem". Wenn ich ihn länger nicht benutze scheint mir die Tinte zu verdunsten ?????
Teils eine halbe Patrone ? - kann das ? Oder ist das sein Konsequenzverhalten für´s Fremdgehen :) ?

Die Kappe oder das Etui ist seltsamerweise in keinem Fall von Tinte befallen, ein Auslaufen ist somit ausgeschlossen.
Irgendwie verstehe ich das nicht, diese rückstandslose Verflüchtigung - ihr ?

Danke vorab für klärende Hinweise. :roll:
Gruß Dominique
Thom

Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Thom »

Dominic mit que hat geschrieben:...Fremdgehen :)
Handlungen haben durchaus Konsequenzen :). Im konkreten Fall passiert's aber auch so. Füllertinten verdunsten aber nicht wirklich, nur das Wasser, d.h. meistens ist es reversibel.

V.G.
Thomas
Rainer
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Rainer »

Experiment: Kappenloch zugeklebt beim Serwex 1362 für ca. 12 Stunden.
Ergebnis: gleiche Anschreibschwierigkeiten wie zuvor.
Vermutung: die Verzögerung der Verdunstung durch Zukleben des Loches in der Kappe erscheint irrelevant für das Anschreibproblem nach nur einer Nacht.
Einschränkung: n=1 (sowohl Füller, als auch Beobachtungen)
"Further research is warranted", wie es so schön in Originalpublikationen heißt.

Gruß
Rainer
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Tenryu
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Tenryu »

Der Parker I.M. hat auch ein Kappenloch unter dem Clip. Nachdem ich das mit einem winzigen Stück Tesafilm zugeklebt hatte (was für eine Fummelei!), war das mit dem Austrocknen weniger schlimm, aber immer noch nicht so gut, wie bei meinen guten Füllern.

Wenn einem sehr viel an dem Füller liegt, kann man mit etwas Bastelei und sorgfältiger Auswahl der Tinte das Problem entschärfen, aber so ganz beheben läßt es sich wohl doch nicht. Dazu müßte man dann vermutlich auch Feder und Tintenleiter tauschen.
Rainer
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Rainer »

Experiment: Loch in Kappe mit Klebefilmstreifen ca. 12 Stunden zugeklebt bei meinem Sorgenkind, dem Serwex 1362, der nach jeder Nacht bisher Anschreibprobleme hatte.
Ergebnis: wieder Anschreibprobleme nach ca. 12 Stunden.
Vermutung: die Verzögerung der möglichen Verdunstung als mögliche Ursache derselben erscheint irrelevant.
Limitation: n=1 (sowohl Füller als auch Nächte).
"Further research is warranted", wie es in Originalpublikationen immer so schön am Ende heißt.
Gibt es andere Versuchsergebnisse Anschreibprobleme zu verhindern? - Negativergebnisse sind auch was wert (Stichwort: publication bias).

Gruß
Rainer
Knoffel

Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Knoffel »

Ich würde vermuten, es sammelte sich vorne unter der Federspitze so wenig Tinte, dass keine Verbindung mehr zum Papier aufgebaut werden kann. Vielleicht berühren sich die Federschenkel vorne an der Spitze (sollen sie nur bei flexiblen Federn) und/oder die beiden Backen der Federspitze sind zu stark abgerundet (sogenanntes Bebi-Popo-Problem).
Thom

Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Thom »

Oder nicht das einz'ge Loch
und verdunstet immernoch. :)
Rainer
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Re: Warum trocknen einige Füller schnell ein, andere nicht?

Beitrag von Rainer »

Die Idee mit den Federproblemen gefällt mir. Baby-bottom-Problem scheint es nicht zu sein aber die F-Feder von Serwex hat schon enge Federschenkel (obschon das bei einem anderen Serwex eyedropper ebenso ist). Ich denke als nächsten Schritt werde ich mal versuchen Feder und Tintenleiter auszutauschen und sehen, ob sich dann was verbessert.
Die Eintrocknungsidee ist aber auch noch nicht vom Tisch, da, einmal in Gang gesetzt, der Füller die nächsten Stunden schön flüssig schreibt.
Für einen Kolbenfüller ist der Serwex 1362 Demonstrator mit 10 $ natürlich echt günstig und man kann nicht die hiesige Qualität erwarten.
Danke für die diversen Ideen.
Ich werde wieder berichten, auch bei Mißerfolg.
Gruß
Rainer
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