Warmes Buero - Verschimmelte Tinte

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2

DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Warmes Buero - Verschimmelte Tinte

Beitrag von DanielH »

Als ich heute morgen meinen Fueller im Buero auffuellen wollte habe ich nicht schlecht gestaunt: Das Tintenfass (Pelikan schwarz), das ich vor vielleicht drei Wochen geoeffnet hatte, ist verschimmelt. Nun ist es bei mir im Buero in den letzten Wochen oft sehr warm gewesen. Kann das ein Grund sein fuer den Schimmel? Habt ihr einen Tipp, was man dagegen tun kann? Tinte in den Kuehlschrank stellen?
isegrimmgo

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo,
das gleiche Problem hatte ich gestern mit einem Glas CdA Saffron. Der Kauf dieser nicht gerade preiswerten Tinte lag noch keine 2 Wochen zurück. Ich hatte die Tinte trocken, kühl und dunkel gelagert und maximal 2 Füllungen entnommen. Die Verkäuferin, die mir die Tinte anstandslos umgetauscht hat, berichtete mir, dass dies wohl öfters vorkommt.
Mag sein, dass manche Gläser bereits beim Befüllen mit entsprechenden Sporen kontaminiert werden!
Ich war mir jedenfalls keiner Schuld bewusst. Bei einer Tinte deutlich jenseits von 10 Euro (für 30ml) nicht gerade erfreulich.
In schwarzer Pelikan hatte ich auch schon mal einen schleimigen Bodensatz! Ich muss aber auch hinzufügen, dass ich einige Vintage-Federn darin stecken hatte.
Meiner Ansicht nach liegt es nicht immer an der falschen Lagerung und unsachgemäßen Handhabung. Bestimmt gibt es hinsichtllich der Haltbarkeit und Anfälligkeit der Tinte auch Unterschiede.
Mit meiner Standarttinte Blueblack von Waterman gehe ich äusserst sorglos um. Beim Betanken lange vernachlässigter Federn spüle ich oft durch mehrmaliges aufziehen und entleeren im Tintenglas. Ich hatte damit noch nie Probleme! (Weder im Glas noch in den betankten Federn)

Hast du genügend Platz im Kühlschrank? Meine Famlie würde es nicht gut heißen, wenn ich mit meinen ("nur") 30 Gläsern Tinte eine Ebene in Beschlag nähme.

Gruß
Wolfgang
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von DanielH »

Na ja... da ich allein lebe wuerde danach kein Hahn kraehen. Schlimmer wiegt, dass das im Buero war. Unsere Sekretaerin, die mir sofort ein neues Fass geordert hat, meinte, das Fass koennte schon Ewigkeiten im Materiallager gestanden haben. Dafuer spricht auch, dass ich es beim Oeffnen vor drei Wochen fast nicht aufgekriegt habe...

Als Schueler habe ich damals mit einem Rotring Renaissance geschrieben und mein Tintenfass wenn es leer war immer einfach wieder aufgefuellt (meist mit Pelikan schwarz). Na ja - als ich es irgendwann mal ausgeschuettet hatte, war da auch so schwarze Pampe am Boden. Aber Schimmel muesste eigentilch immer schwimmen. Soweit ich weiss brauchen Schimmelpilze naemlich Luft.

30 Sorten Tinte sind natuerlich schon eine Menge. Gerade vor dem Hintergrund solcher Dinge wie Schimmel waere da mal interessant zu wissen, wie lange Du Deine aeltesten Faesser schon im Anbruch hast.
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Beitrag von Tenryu »

Die schwarze Pelikan-Tinte ist bekannt dafür zu schimmeln. Im Gegensatz zur königsblauen, die man jahrzehntelang aufheben kann.

Ob das Schimmel oder andere Bakterienkulturen sidn, kann ich nicht sagen. Das müßte man dann schon im Laboratorium untersuchen.

Ich würde mal versuchen, ein kleines Stück Silberblech/Münze oder dgl. in das Glas zu legen. Durch die Silberionen werden Mikroben gut abgetötet. Auch erhitzen könnte eine Lösung sein. Doch nicht alle Tinten vertragen das. Ansonsten sollte man eben darauf achten, daß man nur saubere Füller in das Glas taucht, es nur kurzzeitig öffnet und kühl und dunkel lagert und möglichst rasch aufbraucht.

Ich benutze Pelikan Schwarz hauptsächlich in Patronen. Da gibt es solche Probleme nicht.
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von DanielH »

Also ich habe jahrelang vorher Pelikan schwarz benutzt ohne dass das Problem je aufgetreten wäre - aber möglicherweise hatte ich einfach nur Glück. Also Bakterien sind es sicher nicht. Das, was wir als "Schimmel" sehen sind die Fruchtkörper eines Pilzes - Bakterien würden solch ein Geflecht nicht erzeugen.

Die Idee mit dem Silber hatte ich auch schon mal - vielleicht probiere ich das mal. Muss mir nur noch überlegen, wo ich einen kleinen Silbergegenstand auftreiben kann.
Aber jetzt kommt die Preisfrage: Aus dem Bürofass, das jetzt verschimmelt ist, habe ich bislang nur meinen Lindauer Meisterstück gefüllt. Beim letzten Füllen habe ich den (ausnahmsweise ohne ihn vorher zu spülen) aus meinem schwarzen Lamy-Fass befüllt (zuhause), aus dem ich normalerweise meinen Cleo Ebonite Edition füttere. Haltet Ihr es für möglich, dass sich beim Nachfüllen der Schimmel überträgt? Hat damit vielleicht jemand Erfahrung? Bin ich vielleicht auf der sicheren Seite, wenn ich das Lamy-Fass auch noch entsorge?
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Beitrag von Tenryu »

Infiziert haben könnte sich die Lamy-Tinte schon. Die Frage ist nur, ob sich die Kulturen in ihr entwickeln können.
Ich würde das verdächtige Glas mal eine Weile stehen lassen und dann sorgfältig untersuchen. Schimmelsporen und Mikroben schwirren überall durch die Luft, gedeihen aber nur in geeigneten Medien.

Einen Füller zu desinfizieren, ist auch nicht einfach. Auskochen dürfte er kaum vertragen und das Spülen mit Alkohol, Äther oder anderen Substanzen könnte den Kunststoff beschädigen. Röntgenstrahlen könnten helfen; oder wenn man zufällig etwas Radium im Haus hat... 8)
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von DanielH »

Na ja... da ist es selbst fuer einen Chemiker wie mich recht schwer, dranzukommen... aber ich werde das mal im Auge behalten - und mir zur Sicherheit mal ein neues schwarzes Tintenfass besorgen. Ich denke beim Ebonite Edition koennte man es gerade noch wagen, mal mit Ethanol zu spuelen - Ebonit ist ja sehr widerstandsfaehig. Aber das Risiko ist mir dann doch zu gross... ich ueberlege schon die ganze Zeit, ob nicht eine Silbersalzloesung dafuer das Mittel der Wahl sein koennte... allerdings ist die auch alles Andere als pH-neutral und man weiss nicht, wie sich die Silberkationen mit der Goldfeder vertragen.
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von DanielH »

Die geschichte nimmt kein Ende... nachdem ich beim Sekretariat ein neues Glas geordert hatte bekam ich eines - auch schon vor etlichen Monaten. Heute wollte ich mal wieder einen Füller daraus füllen und siehe da: Ich fördere etwas schleimiges vom Fassboden zutage. Mit einer Kugelschreibermine konnte ich ein schwarzes "etwas" herausangeln, das vielleicht so groß ist wie ein 20-Cent-Stück und beim Herausholen zwar einriss aber letztlich am Stück erhalten blieb. So etwas wie Schimmel auf der Tinte konnte ich allerdings nicht sehen. Allerdings riecht das Fässchen deutlich stärker als das, was ich hier habe. Allerdings ist es an der Verpackung zu urteilen auch schon mehrere Jahre alt... ich rätsele jetzt ob ich nochmal ein neues Fass ordern soll...
Benutzeravatar
Tenryu
Beiträge: 5276
Registriert: 10.06.2004 0:45
Wohnort: Basel

Beitrag von Tenryu »

Das klingt nach alten gammligen Lagerbeständen. Im Zweifelsfall würde ich mal in ein Schreibarengeschäft gehen und ein frisches Glas kaufen. Wie sah denn die Verpackung bzw. das Etikett aus? Die neueren verpackungen sind dunkelblau mit einem blauen ovalen Kringel drauf und silberfarbener schrift.
DanielH
Beiträge: 2673
Registriert: 10.10.2007 12:29
Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von DanielH »

Ja, so eines habe ich auch zuhause. Das, was ich im Buero habe ist noch im alten blau-weiss-schwarzenj Karton mit der Zeichnung der Fuellerfeder drauf.

Da ich hier in der abteilung der einzige bin, der ueberhaupt Tinte verlangt kann man sehen, wie selten das offenbar wohl geordert wird - und wie lange das Zentrallager braucht, um die Bestaende abzubauen.
RomanL
Beiträge: 29
Registriert: 04.02.2009 6:56
Wohnort: Dishley
Kontaktdaten:

gegen Schimmel

Beitrag von RomanL »

nur mal so als Randhinweis: gegen Schimmel und (!) Schimmelsporen hilft nachhaltig nur ca.70%iger Alkohol (Ethanol natürlich;-). Nur bei dieser Konzentration weden die Sporen mit abgetötet und kapseln sich nicht ein.

Wenn es eine Tinte auf (Iso)Propanol-Basis ist (die meisten Schul- und Blautinten), kann man das bedenkenlos mit Ethanol "ergänzen", dann ist der Schimmel weg. Der stark verdünnende Alkohol dunstet dann wieder ab. Aber bei Tinten auf Ölbasis zerstört die Ethanolbeigabe die Struktur. Da helfen dann die Silberioen aus dem obigen Tip oder auch Formaldehyd (!!giftig und karzinogen!!).

Gruß
Roman


PS. Einige Industrietinten werden u.a. mit größeren Mengen Zucker gestellt (Viskositätsbeeinflussung). Das ist natürlich für Schimmel eine gute Grundlage ;-) Allerdings wird sich wohl kein Hersteller dazu hinreißen lassen, den Zuckergehalt seiner Titen und Tuschen anzugeben...
isegrimmgo

Beitrag von isegrimmgo »

Hallo Roman,
wenn ich dich richtig verstehe,soll ich das Tintenglas mit Alkohol aufffüllen bis der Alkoholgehalt etwa 70% beträgt?
Die Vorstellung ist mir nicht ganz geheuer!
lieben Gruß
Wolfgang
Tsimmi92
Beiträge: 34
Registriert: 13.11.2008 18:51
Wohnort: Nähe Stuttgart
Kontaktdaten:

:)

Beitrag von Tsimmi92 »

Hallo Wolfgang :) Ich denke er meint 70%en Alkohol...also Alkohol mit Vol.70% oder in der Umgangssprache:) Mit 70 Umdrehungen.

Schönen Sonntag
Tsimmi
RomanL
Beiträge: 29
Registriert: 04.02.2009 6:56
Wohnort: Dishley
Kontaktdaten:

Jepp

Beitrag von RomanL »

Ja, so wäre es zu machen ;-) Allerdings sind auch Iso-Gehalt und weitere niederwertige Alkohole bestimmend für die wirksame Gesamtkonzentration. Abweichungen von +/-10% sind bereits maßgeblich für Erfolg ode Mißerfolg.

Es gab mal von Hern Trobas aus Graz/Wien einen speziellen Artikel in der Papierrestaurierung, der sich u.a. mit schimmelnden Tinten (u.a. in Schriftstücken) befaßte. Ich mache Dir allerdings nur wenig Hoffnung, daß ich ausgerechnet diesen Artikel in meinem Archiv kurzfristig ausgegraben kriege ;-/ Wie gesagt, Herr Trobas war in der Papieresaturierung in Österreich tätig und hat da sehr viel zum Thema Schimmelbekämpfung verfaßt (mehrere Buchwerke, zig Artikel). Nur mal so als Suchstichwort...

Gruß
Roman


PS: Mein Hinweis war auch eher für Leute gedacht, die in Füllern etc. solche Effekte bekämpfen müssen. Für Deinen Fall kommt ein Neukauf und eine gründliche Desinfektion der Umgebung und Arbeitsgeräte mit einem organischen Fungizidkomplex wohl eher in Frage. Falls es ein (sammlerspezifisches) Mehrwegtintenfaß ist, dann kann man es auch im Geschirrspüler reinigen. Die Mittelchen in den Tabs wirken ebenfalls fungizid. Glasfässer müssen nur möglichst nach der Spülphase gleich raus aus dem Spüler - sonst gibt es halt irreversible Glaskorrosion (wie es die Werbung tituliert;-). Ursache dafür ist der heiße Dampf in der Trockenphase des Spülers.
Aber so wie ich das oben lese, war es eh nur ein Standardfaß. Also: 1x neu!
RomanL
Beiträge: 29
Registriert: 04.02.2009 6:56
Wohnort: Dishley
Kontaktdaten:

Re: :)

Beitrag von RomanL »

Tsimmi92 hat geschrieben:Hallo Wolfgang :) Ich denke er meint 70%en Alkohol...also Alkohol mit Vol.70% oder in der Umgangssprache:) Mit 70 Umdrehungen.
Nee, nicht so. Er hat(te) schon recht: Die letztendlich entstehende Lösung muß 70% wirksamen Alkoholgehalt haben. Der Schimmel soll ja im Tintenglas sterben und nicht in der Fuselflasche ;-)

Gruß
Roman
Antworten

Zurück zu „Die Tinte und der Tintenfluss / Ink and the ink flow“