Das Rot meiner Wahl

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mondindianer
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Das Rot meiner Wahl

Beitrag von mondindianer »

Hallo,
ermutigt durch den Bericht von Matthias zu Dokumenttinten möchte ich meine Erfahrungen bei der Suche nach einer roten Tinte beschreiben.
Ich verwende rote Tinte beruflich, bin aber schon seit geraumer Zeit weg von den "lauten" Farbtönen - habe da einige Zeit die R&K Fernambuk verschrieben. Durch Zufall bin ich auf das Fritzrot von Fritz Schimpf gestoßen - das musste einfach sein 8-) Aber mir gefallen tatsächlich eher die gedeckten Nuancen. Und so habe ich weitere ausprobiert:
Alle Roten
Alle Roten
Übersicht rot klein.jpg (83.31 KiB) 2239 mal betrachtet
Die Parker Penman Ruby läuft natürlich außer Konkurrenz mit (leider!) - eine Probe habe ich von einer netten Foristin erhalten. Sie passt aber ganz gut ins Spektrum (die Tinte).
Für die Auswahl ist aber auch die Verwendbarkeit auf weniger füllertauglichem Papier wichtig. Ich kann mir leider das Papier selten aussuchen, meist habe ich irgendein Kanzleipapier oder billiges Kopierpapier vorliegen. Wenn das beidseitig beschrieben ist, darf die Tinte natürlich nicht durchbluten. Zu alledem schreibe ich i. d. R. mit feinen oder sehr feinen Federn, weil meine Anmerkungen im Geschriebenen untergebracht werden müssen oder in winzige Formularfelder passen sollen.
Daher habe ich Schreibproben auf dem mMn ungeeignetsten Papier gemacht - mein ansonsten geliebtes Standard Issue Notebook mit 80 g/m² (links Vorderseite, rechts Rückseite):
Schriftproben
Schriftproben
Vergleich rot kpl 50.jpg (500.19 KiB) 2239 mal betrachtet
Ich habe eine J. Herbin Glasfeder verwendet, mit möglichst wenig Druck beim Schreiben. Am Besten schlagen sich Penman Ruby und Diamine Syrah. Letztere habe ich auch mit einem feinen Kreuzer-Kolbenfüller aufgetragen (oberste Zeile) - da drückt sie durch und erscheint obendrein noch dunkler.
So bin ich also im Moment bei der Diamine Syrah gelandet, die vom Schreibverhalten her sehr angenehm ist. Auf manchen Papieren (den besseren) trocknet sie allerdings sehr langsam.
Ich wollte schließlich noch wissen, ob sich die farblich so ähnlichen Tinten in der Komposition der Farben unterscheiden. Daher habe ich sie mal im Vergleich auf einem Blatt untersucht:
Chromatogramme
Chromatogramme
rt 6x 2C2+W klein.jpg (508.01 KiB) 2239 mal betrachtet
Gewisse Ähnlichkeiten lassen sich nicht übersehen: Fritz Schimpf Fritzrot, Frara Road Crompton Red und Calamus Antik Rot sind ähnlich einfach zusammengesetzt (was die Farbstoffe angeht), die Diamine Crimson unterscheidet sich auch nicht grundsätzlich davon. Die Diamine Syrah ist (zusammen mit der Penman Ruby) am komplexesten aufgebaut, hat aber denslben "Basis-Rotton". Die Zusammensetzung der Penman Ruby erinnert mich an braune Tinten - vllt ist das dem Alter (aus den 90er Jahren) geschuldet und heute wird dasselbe mit weniger Aufwand erreicht.
Interessant finde ich noch, das ich mit den anderen Tintenfarben (schwarz, blau, grün) nicht soviel Arbeit hatte - möglicherweise habe ich auch einfach Glück gehabt und gleich die passenden ausgesucht?
Viele Grüße
Fritz
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vanni52
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von vanni52 »

Ich hatte vor einiger Zeit die Fritz Rot auf verschiedenen Papieren getestet:

44181167-5768-4613-8C21-2B82A2D92613.jpeg
44181167-5768-4613-8C21-2B82A2D92613.jpeg (100.15 KiB) 2194 mal betrachtet

Mit guten Eigenschaften auf allen drei Papieren.
Nebenbei bemerkt, die Fritz Rot hätte ich gerne als Korrekturtinte verwendet, irgendwie schülerfreundlicher als die knalligen Alternativen, auf die ich zu der Zeit zurückgreifen musste.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von vanni52 »

mondindianer hat geschrieben:
13.02.2023 21:27
Die Zusammensetzung der Penman Ruby erinnert mich an braune Tinten - vllt ist das dem Alter (aus den 90er Jahren) geschuldet und heute wird dasselbe mit weniger Aufwand erreicht.
Beim Vergleich Deines Chromatogrammes der Penman Ruby mit einem Chromatogramm der gleichen Tinte, im letzten Jahr für den Chromatogrammfaden angefertigt, zeigt sich ein Unterschied u.a. bei der Reihenfolge der getrennten Einzelfarbstoffe:

909A3519-337C-4D80-B550-2E44378B5C0C.jpeg
909A3519-337C-4D80-B550-2E44378B5C0C.jpeg (207.32 KiB) 2038 mal betrachtet

So setzt sich der gelbe Einzelfarbstoff nicht direkt nach dem dunklen wasserunlöslichen Farbstoff ab, sondern wird vom Laufmittel Wasser ganz nach außen transportiert. Vielleicht eine Idee hierzu?
LG
Heinrich
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mondindianer
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von mondindianer »

Hallo Heinrich,
ich würde es tatsächlich am Laufmittel festmachen. Ich habe Chromatogramme der Tinte mit Alkohol-Wasser-Lösungen gemacht. Da ist das Gelb immer nahe am Startpunkt. Hier mal ein Vergleich dest. Wasser (rechts) und Ethanol-Wasser (sorry für das formatsprengende Bild):
penman red ruby vergleich.jpg
penman red ruby vergleich.jpg (140.58 KiB) 1994 mal betrachtet
Bis auf den rosa Schleier ganz oben sieht das rechte Diagramm dem deinen recht ähnlich, wenn man die Abfolge der Farben vergleicht:
penman ruby detail.jpg
penman ruby detail.jpg (159.91 KiB) 1994 mal betrachtet
In deinem Chromatogramm sind der rote und der gelbe Farbstoff noch nicht vollständig getrennt, daher erscheint ein orangefarbener Mischton zwischen den beiden Farben.
Viele Grüße
Fritz
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vanni52
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von vanni52 »

mondindianer hat geschrieben:
15.02.2023 19:27

In deinem Chromatogramm sind der rote und der gelbe Farbstoff noch nicht vollständig getrennt, daher erscheint ein orangefarbener Mischton zwischen den beiden Farben.
Ich hatte damals noch ein zweites Chromatogramm mit einer niedrigeren Tintenkonzentration angefertigt, bei dem die Laufmittelfront die Tintenfront deutlich überholt hat:

1DA8DA8C-62E8-4CDA-BCC5-460E2CD5CB66.png
1DA8DA8C-62E8-4CDA-BCC5-460E2CD5CB66.png (483.04 KiB) 1968 mal betrachtet

Aber auch hier erfolgt die Trennung nicht so wie bei Dir.


Und mir ist gerade eingefallen, dass im „Tintenchromatogramme“-Faden (S.10) schon einmal über die Reihenfolge der Einzelfarbstoffe diskutiert wurde, am Beispiel der R&K Verdigris, und dass auch unterschiedliche Filterpapiere ein Faktor sein können. Hier mal ein Vergleich eines Löschpapierstreifens mit einem Laborfilter:

9B16B884-1B0B-4A10-96CC-AA134BA9B26C.png
9B16B884-1B0B-4A10-96CC-AA134BA9B26C.png (680.33 KiB) 1968 mal betrachtet
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von vanni52 »

Und wieder zurück zu den roten Tinten. Und zwar mit einer Alternative zur Parker Penman Ruby:

69A6879C-C62B-4FE1-A278-B2F4A20B2FF8.jpeg
69A6879C-C62B-4FE1-A278-B2F4A20B2FF8.jpeg (444.59 KiB) 1918 mal betrachtet
597AF68E-9161-468C-8232-9E9E6F61EE72.jpeg
597AF68E-9161-468C-8232-9E9E6F61EE72.jpeg (388.92 KiB) 1918 mal betrachtet

Leider ist auch die wunderschöne Shakespeare nicht mehr ganz so einfach zu bekommen, aber dafür die Diamine Mulled Wine.
LG
Heinrich
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mondindianer
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von mondindianer »

vanni52 hat geschrieben:
15.02.2023 20:00
mondindianer hat geschrieben:
15.02.2023 19:27

In deinem Chromatogramm sind der rote und der gelbe Farbstoff noch nicht vollständig getrennt, daher erscheint ein orangefarbener Mischton zwischen den beiden Farben.
Ich hatte damals noch ein zweites Chromatogramm mit einer niedrigeren Tintenkonzentration angefertigt, bei dem die Laufmittelfront die Tintenfront deutlich überholt hat:[...]
Ich glaube nicht, dass das ein sicheres Indiz für eine vollständige Trennung der Komponenten ist. Du hast selbst schon die Konzentration erwähnt, die Laufgeschwindigkeit ist wichtig, dazu die zur Verfügung stehende Laufstrecke, aber vor allem geht es um die Wechselwirkung der Farbkomponenten mit der mobilen und der stationären Phase. Auch die Wahl des Papiers hat einen Einfluss auf das Ergebnis. Daher werden alle diese Bedingungen in Veröffentlichungen angegeben.
vanni52 hat geschrieben:
15.02.2023 20:00
[...] Und mir ist gerade eingefallen, dass im „Tintenchromatogramme“-Faden (S.10) schon einmal über die Reihenfolge der Einzelfarbstoffe diskutiert wurde, am Beispiel der R&K Verdigris, und dass auch unterschiedliche Filterpapiere ein Faktor sein können. [...]
Diese Tinte habe ich nicht, daher kann ich dazu nichts sagen. Das ist seinerzeit aber schon ausführlich diskutiert worden. Ich mache alle meine Chromatogramme mit demselben Papiertyp, und die Ergebnisse bei gleichem Laufmittel waren bislang konsistent.
Viele Grüße
Fritz
Todor
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Re: Das Rot meiner Wahl

Beitrag von Todor »

Hallo zusammen,

ihr seid schon weit in die technischen Details eingestiegen. Ein sehr strahlendes Rot darf indes nicht fehlen. Irgendwie ist meine Schublade seit 10 Jahren bei roten Tinten unterbelegt. Dies mag daran liegen, dass ich verwöhnt bin mit einem Vorrat von mehreren Flaschen an MB Corn Poppy Red, was eine satte, nasse Tinte ist mit einem fantastischen Ton, der ohne jeglichen Violett-, Rosa-, Braun- oder Blaustich auskommt:
viewtopic.php?f=48&t=27412&start=75#p293777

Geringfügig ändert sie in einem Pelikan oder Montblanc mit breiter Feder die Helligkeit und dunkelt nach für die ersten 2-3 Meter Schriftlinie. Keine Nuance da, die nicht ebenso begeistert.
Die Corn Poppy Red wirft auch gleichmäßige Chromatogramme, dir zeigen, dass sie nicht vielen unzähligen Bestandteilen besteht. Eine Eigenschaft, die ich bei MB Tinten wie JFK Navy Blue sehr schätze!
viewtopic.php?f=48&t=10942#p405574

Glaube, Mark hat sein Segen erteilt als Chief Master of Reds.

Viele Grüße
Todor
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