
Braune Tinten müssen für mich warme Töne haben und gut gesättigt sein (ich schreibe fast nur mit F- oder EF-Federn). Am anderen Ende habe ich ein Faible für schwarze Tinten mit - sagen wir mal - einer andersfarbigen Nuance entwickelt, wie es z. B. die Robert Oster grün schwarz, die Barock Marine oder die Cross Blue-Black haben. Und natürlich interessiert es mich, wie der jeweilige Farbeindruck entsteht. Soweit zur Vorrede.
Ich habe mir also die folgenden neun Tintenproben herausgefischt, die ich bis auf die GvFC Hazelnut Brown vorher alle nicht kannte. Die Zahlen in den Tintengläsern beziehen sich auf die Nummern in den Chromatogrammen: Die drei in der letzten Reihe habe ich aus einer anderen Tauschrunde bekommen, sie tragen die Nummern 14-4, 15-1 und 14-6.
Nun ist ja allgemein bekannt, dass man den Farbton braun u. a. durch die Mischung von Cyan, Magenta und Gelb erreichen kann. Und das scheint auch im kommerziellen Maßstab zu funktionieren: Nota bene: das Orange in diesen Verläufen ist eine Mischung aus Gelb und Magenta, die nicht (vollständig) aufgetrennt wurde. Wo kein Cyan zu sehen ist, wird mit Schwarz ausgeholfen oder ein weiteres Magenta zugefügt. Hier drängt sich der Eindruck auf, dass viele Hersteller sehr ähnliche Grundfarben einkaufen (gleiche Laufstrecken in gleichen Zeiten). Das sagt natürlich nichts über andere Tinteneigenschaften als die Farbzusammensetzung aus. Interessant finde ich es aber schon.
Die eher dunklen (bis schwarzen), kühleren Brauntöne erreicht man durch Zugabe von Cyan und einem weiteren Magenta (Sepia Nights, Demeter Brown, Zimtbraun). Die wärmeren Brauntöne haben keinen oder nur geringen Cyan-Anteil (Antik-Rot, Copper Noir, Ancient Copper). So weit, so gut.
Es geht aber auch anders, wie die zweite Serie zeigt: Hier finden sich, zum Teil zusätzlich, ganz andere Farbtöne: Schwarz bei Tsukushi und Kurocha, braune Töne bei Land of Shangrila und Kastanienbraun. Die Land of Shangrila (bei 2 Uhr) hat einen deutlichen Cyananteil und wirkt wie Sepia Nights und Demeter Brown fast schwarz. Mit einem anderen Blauton wirkt die Hazelnut Brown deutlich wärmer, obwohl sie auch eher dunkel und gut gesättigt ist. Interessant finde ich, dass das viele Schwarz in der Kurocha dennoch eine so deutlich braune Farbe zulässt. Etwas aus der Reihe fällt die Petite Prince Red Fox (bei 11 Uhr), die ebenso flüchtig zu sein scheint wie das namengebende Tier.
Von diesen 12 Tinten habe ich bereits die Hazelnut Brown und teste nun die drei schwarz-braunen Sepia Night, Land of Shangrila und Demeter Brown.
Mein Dank auch an dieser Stelle an @Xerxes/Roman für die Organisation der aktuellen Tintentauschrunde. Es bereitet mir einfach viel Freude, in aller Ruhe in 50 Tinten in allen möglichen Farben und Eigenschaften zu schwelgen.
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*Disclaimer: alle Farbbezeichnungen sind meine eigenen Eindrücke und müssen nicht mit denen anderer Betrachtender übereinstimmen
