Altert Encre Authentique (Herbin)?

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moniaqua

Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Grüß Euch,

da fiel mir doch grad beim Rumräumen im Speicher ein Fläschchen Encre Authentique von Herbin in die Hände. Gleich mal die Tauchfeder eingetunkt - äh, tiefschwarz soll das sein? Das ist eher ein helleres Anthrazit. Daher die Frage - altert die oder ist die so hell? Auf dem Etikett ist ein Punkt, der gut die Tinte sein kann, da kommt auch der Farbton gut hin.

Geschätztes Alter von dem Fläschen ca. 30-40 Jahre, es war noch sehr gut gefüllt (bestenfalls zwei Füllerladungen raus, geschätzt - ich vermute, das war das Fläschchen, das damals meinen Reform gekillt hat). Auf dem Etikett steht übrigens nur, dass man es nicht schlucken soll und dass die Tinte Tannin enthält und 300 Jahre hält; keinerlei Warnhinweise wegen Nicht-Nutzung in Füllern.

Dafür franst sie auch auf grausligem Papier nur mäßig aus, trotz Tauchfeder. Und es sind recht feine Linien möglich mit der Rosenfeder.

Ich mach gleich mal einen kleinen Test auf einer Karteikarte und hoffe, es bleibt so lange hell :D
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Hier noch ein paar Bildchen, Colormanagement habe ich nicht, die Farbe kommt bei mir auf dem Monitor trotzdem relativ gut rüber:
eajh1.jpg
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eajh2.jpg
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Helmut
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Helmut »

Hallo Monika,
das sieht nach einer Eisen-Gallus-Tinte aus. Hat sich auf dem Glasboden ein schwarzer Niederschlag abgesetzt. Das Glas mal bitte einen Tag stehen lassen und dann vorsichtig neigen, nicht schütteln. Du kannst die Tinte mit einem Filterpapier vom Kaffeeaufguss filtern, wenn ein Niederschlag vorhanden ist, verdünnen kann man nach Bedarf mit dest. Wasser oder Tafelessig. Nach Bedarf kann man auch 1 bis 2 ccm Essigkonzentration aus der Küchenabteilung zugegeben werden.
Ist die Tinte nicht flüssig genug, dann verstopfen in der Regel die Kapillaren des Tintenleitsystems.
Rauswerfen würde ich die Tinte nicht! Zieh sie einfach mal in einem Pelikanfüller auf (die sind ziemlich resistent und versuch mal eine A4-Seite mit einem Testsatz, eng geschrieben, zu füllen. Schreibt der Füller am Ende der Seite immer noch flüssig, dann kannst Du die Tinte bedenkenlos verwenden. Stockt der Tintenfluss, Tinte entfernen, Füller spülen, Tinte etwas verdünnen und Filtern.
Dann beginnt das Spiel von vorne. Wenn Du willst, rühr noch eine Messerspitze mit Vitamin C ein (Ascorbinsäure) verhindert die Schimmelbildung und Bakterienbefall.
Grüsse
Helmut
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Hallo Helmut,

danke Dir.
Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 16:41
Hat sich auf dem Glasboden ein schwarzer Niederschlag abgesetzt.
Ja, nicht viel, aber vorhanden.
Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 16:41
Rauswerfen würde ich die Tinte nicht! Zieh sie einfach mal in einem Pelikanfüller auf (die sind ziemlich resistent und versuch mal eine A4-Seite mit einem Testsatz, eng geschrieben, zu füllen. Schreibt der Füller am Ende der Seite immer noch flüssig, dann kannst Du die Tinte bedenkenlos verwenden. Stockt der Tintenfluss, Tinte entfernen, Füller spülen, Tinte etwas verdünnen und Filtern.
Wegwerfen würde ich die auch nicht, Tauchfeder tut ja auf alle Fälle. Im Forum habe ich einen Post gefunden, in dem davor gewarnt wird, die in einen Füller zu geben: viewtopic.php?p=142641#p142641. Herbin schreibt auf seinen Seiten auch ausdrücklich, dass das keine Füllertinte ist.

Soweit ich mich erinnere ging es aber mit dem Reform ganz gut, solange ich ihn genutzt habe. Der lag nur dann etwas lange. Wenn ich den wieder finden würde, würde ich ihn mit meinem heutigen Wissen einfach ein paar Wellness-Runden im Ascorbin-Whirlpool spendieren (Ultraschallbad). Ich fürchte nur, den habe ich dann irgendwann weggeworfen.

Mal sehen, und schon gehen mir die Füller wieder aus. Pelikan hab ich nur einen, der ist der Golden Lapis vorbehalten (oder die ihm), aber die Chinesen helfen bestimmt gerne aus. Die sind auch äußerst robust und lassen sich zum reinigen auseinanderbauen.
Helmut
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Helmut »

Dann hast Du in der Tinte wohl auch einen höheren Eisen- und Gummi Arabicum-Anteil.
Besorg Dir einfach mal einen billigen Stylex oder JinHao Schulfüller. Die bekommt man so ab € 2,00 aufwärts.
In diese billigen Stylex passen übrigens die Tintenkonverter von JinHao.
Grüße
Helmut
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vanni52
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von vanni52 »

moniaqua hat geschrieben:
27.11.2024 15:34
Daher die Frage - altert die oder ist die so hell?
Die Tatsache, dass sich bei dieser Blauholztinte nicht mal mehr ein Hauch von Blau zeigt, sollte ebenfalls ein Hinweis auf einen Alterungsprozess sein.
LG
Heinrich
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 19:02
Besorg Dir einfach mal einen billigen Stylex oder JinHao Schulfüller. Die bekommt man so ab € 2,00 aufwärts.
Ich weiß ;) Einer meiner hölzernen Chinesen hatte gerade Sketch Ink drin, ich dachte, muss ja nicht sein, die kann ich später wieder reinfüllen. Der enthält nun die Authentique und die erste halbe Seite ging schon mal einwandfrei. Musste nur mit dem Hund raus zwischendurch. Nachher geht's weiter.
Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 19:02
In diese billigen Stylex passen übrigens die Tintenkonverter von JinHao
Auch gut zu wissen; sollte mal akut Not herrschen. Ich liebe allerdings Füller aus anderen Materialien als Kunststoff und tatsächlich, die wirklich günstigen Holzfüller aus China tun bisher einwandfrei. Entweder hatte ich Glück oder die sind besser als ihr Ruf. Meine beiden liebe ich.
vanni52 hat geschrieben:
27.11.2024 19:21
Die Tatsache, dass sich bei dieser Blauholztinte nicht mal mehr ein Hauch von Blau zeigt, sollte ebenfalls ein Hinweis auf einen Alterungsprozess sein.
Da wäre ich vorsichtig. Blauholz ist beim Färben eine recht dunkle Brühe und ergibt auf Seide weniger Blau als mehr ein tiefdunkles Aubergine. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Tinte je Blau gewesen wäre oder die Anmutung gehabt hätte. Wohl, dass sie schwärzer war, deswegen habe ich mich auch gefragt. Bei der Recherche im Internet habe ich nun allerdings graue und schwarze Authentique gefunden, daher die Frage hier. Aber dass da etwas altert, da dürften wir uns einig sein. @Helmuts Tip mit Eisengallus hat mich denke ich auf die richtige Spur gebracht.
:thinking: Auf der Kremer-Seite ist ein Rezept für eine französische Blauholztinte. Was macht das Kupfersulfat darin? Könnte man das gefahrlos weglassen? Blauholz, Galläpfel und Alaun hätte ich da. Zwar auch nicht mehr ganz taufrisch, aber mit dem Blauholz habe ich schon gefärbt, da weiß ich, wie sich das verhalten sollte. Dann könnte ich mal köcheln und gucken, was dabei rauskommt, ob das schwärzer ist.
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vanni52
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von vanni52 »

moniaqua hat geschrieben:
27.11.2024 20:45
Was macht das Kupfersulfat darin?
Ich hoffe, dass Thom hier hineinschaut und die Frage beantwortet, sonst müsste ich meinen alten Hollemann-Wiberg aus dem Regal kramen.
LG
Heinrich
rubicon
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von rubicon »

"Kristallwasserhaltige Kupfersulfate (Hydrate), zum Beispiel das Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat, haben eine blaue Farbe."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kupfersul ... 2520werden.

Ich vermute mal, es gibt einen leichten Blaustich in der Tinte.
LG
Andrea
rubicon
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von rubicon »

vanni52 hat geschrieben:
27.11.2024 21:26
sonst müsste ich meinen alten Hollemann-Wiberg aus dem Regal kramen.
Das habe ich gerade gemacht :D
.
IMG_1394.jpeg
IMG_1394.jpeg (463.32 KiB) 4780 mal betrachtet
.
Zu Blauholztinte habe ich nichts gefunden.
LG
Andrea
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

vanni52 hat geschrieben:
27.11.2024 21:26
Ich hoffe, dass Thom hier hineinschaut und die Frage beantwortet,
Das wäre cool :)
rubicon hat geschrieben:
27.11.2024 21:49
Das habe ich gerade gemacht
Danke :)

Wenn das nur für die Färbung zuständig ist, dann würde ich tatsächlich drauf verzichten wollen. Das wird ja eh erst hinterher eingerührt. Ach ja, Gummi arabicum ist auch vorhanden, hatte ich vorhin vergessen :) Hm.
Helmut
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Helmut »

Ich habe mir dieses Tintenrezept auch schon mehrfach angesehen. Allerdings habe ich Abstand von der Herstellung der Tinte genommen, zumal ich relativ wenig mit der Feder schreibe.
11 Gramm Galläpfel und 300 gr. Wasser zuzüglich Blauholz, gekocht und eingedickt auf die Hälfte des Ansatzvolumens gibt eine relativ kräftige Säure. Das Kupfer II Sulfat gibt zum Einen den blauen Farbstich der Tinte und soll angeblich das Verrosten der Schreibfeder verhindern.
Man kann das Kupfer II Sulfat für meine Begriffe auch weglassen. Damit wird sich die Tinte farblich verändern.
Allerdings: Wenn ich 11 gramm pulverisierte Galläpfel mit 300ml Wasser runde 30 Minuten in heissem Wasser bei runden 80°C ziehen lasse habe ich auch schon eine satte Lösung nach dem Abfiltern des Gallapfelpulvers. Löse ich dann 6 Gramm Eisen II Sulfat in 100 ml Wasser und gebe 100 ml der Gallapfellösung hinzu, rühre die beiden Lösungen zusammen und lasse die Lösung bis zu 2 Wochen ruhen, täglich 1x gut durchrühren, dann habe ich eine sehr gute Tinte -Farbe blau/schwarz, welche sich nach 2 Filtervorgängen (Grobfilter. ein feinmaschiges Stück Stoff und im Feinfilterbereich einen Papierkaffeefilter) prima im Füller nutzen lässt.
Nochmals zurück zum Tintenrezept:
Die Alaunmenge kann beibehalten werden. Das Gummi -Arabikum führt zum Eindicken der Lösung. Je nachdem welcher Füller verwendet wird, deutlcih zurückfahren auf 0,5 gr bis 1 gr. oder ganz weglassen. Vorsicht: Dünne Tinten führen gerne zum "Abblasen"der Tintenfüllung in die Füllerkappe. Es empfiehlt sich daher die Tinte an den jeweiligen Füller anzupassen.
Grüsse
Helmut
moniaqua

Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von moniaqua »

Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 22:13
11 Gramm Galläpfel und 300 gr. Wasser zuzüglich Blauholz, gekocht und eingedickt auf die Hälfte des Ansatzvolumens gibt eine relativ kräftige Säure.
Eisengallus an sich ist ja auch schon ziemlich sauer. Macht das Blauholz die Abkochung noch saurer?
Helmut hat geschrieben:
27.11.2024 22:13
Die Alaunmenge kann beibehalten werden. Das Gummi -Arabikum führt zum Eindicken der Lösung. Je nachdem welcher Füller verwendet wird, deutlcih zurückfahren auf 0,5 gr bis 1 gr. oder ganz weglassen.
Was macht das Alaun eigentlich in diesem Zusammenhang? Beim Färben wird es als Vorbeize verwendet, dadurch kann der Farbstoff besser andocken. Das Gummi Arabicum kann ich ja erstmal weglassen und ggf. später (halb)grammweise zugeben.
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

moniaqua hat geschrieben:
27.11.2024 20:45
... Was macht das Kupfersulfat darin? ...
Das ist ein bisschen frei nach Ribeaucourt von 1792 und die Frage ist komplett berechtigt. Besser ist Lewis, 1 Teil Blauholz, 3 Teile Galläpfel, 1 Teil Eisenvitriol. Mit dem Gummiarabicum muss man ein bisschen probieren, Lewis war noch Gänsekielist, das würde für Metallfeder ein bisschen zu dickflüssig, aber die 1,3g auf 100ml aus dem EG-Threat sind schonmal nicht verkehrt. Beim Alaun könnte es aber tatsächlich um den pH-Wert gehen.
Gast1
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Re: Altert Encre Authentique (Herbin)?

Beitrag von Gast1 »

Ich habe jetzt gerade nochmal bei den Blauholztinten nachgeschaut, Alaun macht mit Blauholz eine Anfangsfärbung, es könnte auch ein "Hilfsfarbstoff" sein. EG-Tinten mit Blauholz haben wir aber nicht gemacht, weil wir für Füller mit den Anilinfarbstoffen bessere Lösungen hatten. Für Tauchfeder sind das aber gute Tinten.
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