Eisengallustinte

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Funkydrachen
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Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Hallo miteinander.

Ich bin brandneu in diesem Forum, wenngleich ich als Gast schon ein wenig herumgestöbert und Informationen gesammelt habe. Ich habe einen neuen Thread eröffnet um hier meine bescheidenen Erfahrungen mit Eisengallustinte zu teilen und sie gleichzeitig feilzubieten.

Ich bin Drucker (Meister) und habe letztes Jahr mit dem Kalligrafieren begonnen und es liegt in meiner Natur, Dingen auf den Grund zu gehen, die mich umgeben oder beschäftigen. So verhielt es sich auch mit den Tinten, die sich zögerlich aber stetig anhäuften. Ich war mit keiner so recht zufrieden und versuchte sie so zu verändern, daß sie meinem kalligrafischen Unvermögen entgegenwirkten oder es verschleierten... Eigentlich gesellt sich hierzu schnell eine intensive Einarbeitung in die Gesamtmaterie, derzeit blockiert das aber meine Zufriedenheit mit dem derzeitigen Ergebnis - echter Eisengallustinte.

Ich habe in verschiedenen Verfahren solche Tinten hergestellt und bin noch lange nicht am Ende einer Experimentierphase, wenngleich ich gute Ergebnisse und Erkenntnisse bereits vorliegen habe. Wohlgemerkt bin ich kein Experte für Füllfederhalter, ich kenne weder alle Materialien, die dort verbaut werden und wurden und besitze auch nur wenige, ich selbst schreibe mit Stahlfedern im Federhalter und stippe diese in die Tinte ein, was weitaus bequemer und effektiver ist, als man es sich vorstellt und mir kostengünstig und variantenreich ein mit Füllern unerreichbares Spektrum an Schreibgeräten bietet.

Doch zur Tinte:
Eisengallustinte ist eine Schreibflüssigkeit, die chemische Reaktionen zur Erreichung ihrer Eigenschaften NACH dem Schreiben aktiviert. Die maßgebliche Reaktion ist die Verbindung mit Sauerstoff aus der Luft. Durch diese Oxydation färbt sich die Tinte schwarz, nach vielen Jahren wird das gebildete Eisen rostig und wirkt eher braun. Dieser Vorgang wird meist als unumkehrbar beschrieben, weshalb sie als Dokumentenecht gilt und für verschiedene Unterschriften wohl auch vorgeschrieben ist. Andererseits ist sie mit Wasserstoffperoxyd angeblich bleichbar und ich selbst habe die Färbung mit Zitronensäure z. T. erheblich mildern können. Essigsäure bleibt jedoch ohne Wirkung.

Die Effekte im Füller, die befürchtet werden sind - nach meinem Querlesen -
a) Verstopfung des Tintenleiters
b) Scheuern in beweglichen Dichtungen
c) Säurefraß im Füller und auf dem Papier

Eisengallustinte ist sauer. Ich selbst gebe etwas Ascorbinsäure meiner Tinte zu, um Schimmelbildung zu vermeiden - was bisher klappt. Die Sporen sind wohl immer im Gallapfel und auch die Gallussäure, die als Chemikalie legal kaum zu erstehen ist, wird mittels eines Schimmelprozesses gewonnen. Dennoch ist der Säuregehalt frischer Tinte recht gering, durch die Oxydation über Jahre entsteht aber Schwefelsäure, die dann zum bekannten Papierfraß führt. Für mich stellt der Säuregehalt kein Problem dar, es bildet sich ein leichter Belag auf den Federn, der aber die Schreibeigenschaften merkbar anhebt und ist somit willkommen. Ich wasche aber auch alle Federn oder Füller nach dem Schreiben aus und lasse die Tinten nicht darauf verkrusten.

Verstopfung oder zerkratzen der Füller sollte bei richtiger Behandlung auch nicht auftreten. Oxyde oder Gallate bilden sich im feuchten Zustand eher schwer. Sollte die Tinte im aufgezogenen Füller aber trocknen, so entsteht sicher ein massives Problem. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die Ausgleichslamellen verkrusten, da diese sicher immer feucht und an der Luft sind. Tintenvorrat im Füller und die Kappilaren sind sicher weniger empfindlich. Generell würde ich aber keinesfalls Eisengallustinte in einen Füller aufziehen, den ich nicht täglich benutze. Ein Scheuern könnte bei unsachgemäßer Herstellung entstehen, ein Bestandteil der Tinte ist Eisenvitriol, das aus Erzen gewonnen wird. Beim Anmischen des Vitriols entsteht ein Bodensatz, ähnlich gewöhnlichem Sand, den ich absetzen lasse und abfiltriere, dieser sollte natürlich nicht in die Tinte gelangen.

Ich habe verschiedene Ansätze verfolgt:
Eisengallustinte aus Galläpfeln mit verschiedenen Auszugsmethoden und
Eisengallustinte aus Gallsäure

Die Tinten aus Galläpfeln oxydieren schneller und sofort beim Zubereiten, die aus Chemikalien oxydieren langsamer, aber gründlicher und sind ohne Zusätze kaum vorzuoxydieren und dementsprechend schwer zu benutzen.

Allen Tinten gemein sind die ausgezeichneten Fließeigenschaften. Beim aufspreizen der Feder bildet die Tinte ein stabiles Dreieck zwischen den Federflanken und dem Papier und erzeugt einen definierten breiten Strich ebenso sicher wie eine feinste Haarlinie beim schreiben ohne Druck. Es gibt kein Ausbluten, keine Abrisse beim Überkreuzen der Striche Railroading erst wenn die Feder richtig trocken wird und kein Durchnässen durch das Papier.

Ich habe also verschiedene Tinten fertig und in Halbzeugen lagernd und möchte gerne weitere Versuche machen. Mir geht aber auch der Platz und das Geld aus und habe kein Problem damit, gegen Unkostenbeteiligung Tinten abzugeben, um mir die weiterführenden Experimente zu ermöglichen. Bei Interesse bin ich hierfür also zugänglich. Für Fragen stehe ich gerne bereit.
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Funkydrachen
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Ich muß ergänzen...

Es ist ja eine Angebotsseite, also hier das Angebot:

Ich konfiguriere ausgehend von der Basistinte wie ich sie benutze (reine Eisengallustinte bestehend aus minimal benötigter Säure, Galläpfelextrakt, Eisenvitriol, Wasser und Gummi Arabicum) die gewünschte Tinte, also voroxydiert (schreibt grau - wird schwarz) mit Anilintinte gemischt (schreibt farbig, wird schwarz) oder in verschieden dosierten Zusätzen von Gummi Arabicum Ihre Wunschtinte.
Ich bevorzuge die Abgabemenge von ca 175 ml, da ich hierfür die passenden Flaschen habe und ohne Aufpreis anbiete. Es handelt sich um Kondensmilchflaschen mit Kunststoffdeckel zum aufklappen, was ich sehr praktisch finde. Jegliche andere Flasche oder Menge ist möglich, fertige Tinte habe ich bis zu 5 Litern vorrätig!

Basispreis bei der Milchflaschenvariante ist 0,175 €/ml + Versand
das wären also 30,- € + 3,90 € Versand
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175 ml Eisengallustinte
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14all41
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von 14all41 »

Lieber Funkydrachen!

Vielen Dank für dein Angebot.

Ich liebe die Eisengallustinte von Abraxas, bin aber einer Probe deiner Tinte nicht abgeneigt. Leider schreckt mich die Menge und die Kosten für das Probieren ab. Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit für kleinere Gebinde.

Danke und herzliche Grüße
Peter
Funkydrachen
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Hallo und Danke für das Interesse.
Die aufgeführte Menge ist nicht als Probe gedacht, 175 ml von dieser Tinte sind fast ein Lebensvorrat, sie ist wirklich sehr ergiebig. Es handelt sich nur um eine ausgewogene Menge zwischen Aufwand (Versandkosten etc.) und Nutzen, denn mit solch einem Vorrat lässt sich unbedenklich "herumpanschen" und selbst die eigene und gewünschte Tinte erarbeiten.
Wie gesagt ist sie so wie sie ist perfekt, aber in einem Füller mag man sie evtl. dicker oder mit anderer Tinte vorgefärbt.
Die Menge ist ein Vorschlag und da ich dafür die Flaschen habe einfach zu realisieren. Zudem habe ich für solche Proben ganz kleine Fläschchen, die ca 8,5 - 9 ml fassen. Das ist im Internet schon eine gebräuchliche Abgabemenge, die auch richtig kostet, aber ich fülle gerne auch diese Menge ab. Das käme dann auf
0,175 € x 8 ml = 1,40 € für die Tinte, dazu
0,50 € für das Fläschlein und
1,50 € Porto/Verpackung als Warensendung
= 3,40 € für die Probe.

Als Diabetiker habe ich auch die Dosen der Blutzuckermeßstreifen, die sind ähnlich den alten Filmdosen und fassen 16 ml. Solch eine Probe käme auf
2,80 € für die Tinte
0,00 € Dose
?,?? € Porto/Verpackung (muß ich bei Post erfragen)
Als Aufbewarungsort für Tinte haben sich diese Dosen aber nicht bewährt, irgendwann springt der Deckel auf und reißt die Dose um. Für einen Versand könnte ich das aber gut zukleben, sie muß dann nur schnell umgefüllt werden.

Ich fülle auch gerne jede andere Menge in jedes gewünschte Gefäß ab, das bedeutet nur einen anderen Aufwand und dauert und kostet. Der Preis der Tinte ist der selbe, der des Einpackens und Versands variiert. Aber die Aufgeführten sind die Varianten, die mir spontan mit meinen Mitteln einfallen.

Grüße vom Rhein - Funkydrachen
Zuletzt geändert von Funkydrachen am 30.05.2013 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
newlife
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von newlife »

Hallo Funkydrachen!

Mein erster Versuch mit der Tintenprobe ist gut verlaufen. Ich habe einen alten Montblanc 234 1/2 damit befüllt, der Tintenfluss ist recht gut, fast ein wenig zu gut, sodass ich zur Verwendung im Füller eher zu einer minimal dickflüssigeren Tinte tendieren würde. Ebenso dürfte sie nach meinem Geschmack etwas weniger lang auf dem Papier stehen, aber das könnte sich auch schon nach geringfügigem Andicken ergeben, weil halt weniger Tinte fließen wird. Irgendwo habe ich noch Gummi Arabicum liegen, bin mir aber nicht sicher, wieviel ich davon deiner kleinen 8 ml Probe zufügen müsste.
Grüße von Klaus!
Funkydrachen
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Hallo - prima, daß es so gut klappt.

In welcher Form liegt denn das Gummi Arabicum vor?
Ich habe welches aus der Apotheke - als Pulver, "Nuggets", also die abgeernteten Tränen und davon ausgesuchte Stücke selbst fein gemörsert. Diese sind alle trocken und lösen sich nach meiner Erfarung nach schlecht in kalter Tinte auf.
Für meine Mixturen habe ich ausgesuchte Tränen einen ganzen verregneten Samstag lang auf dem Herd gerührt und immer knapp unter dem Siedepunkt gehalten. Da löst sich dann ganz langsam - aber nicht restlos - eine zähflüssige Brühe ab, mit der ich lieber arbeite. Solches könnte es in Poststellen oder Druckereien oder in Abfüllanlagen geben (zum Etikettieren) oder von Gutenberg zu kaufen. Aquarellmaler setzen das auch ein, evtl. Künstlerbedarf.

Von kaltem Gummiarabicumstaub (selbst mörsern) würde ich auf die kleine Menge 1/4 - 1/2 Priese, eine kleine Messerspitze etwa zugeben. Das ist bei größerem Tintenvorrat natürlich bedenkenloser zu machen und besser zu dosieren ;)

Viel Glück und viel Spaß mit der Tinte! Grüße vom Rhein

Frank

PS.: Die Tinte selbst bitte nicht erhitzen, das Vitriol könnte ausflocken, das probiere ich lieber hier mit meinem Vorrat!
Lieber Rosinen im Kopf, als Haare im Kuchen.
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von newlife »

Hallo Frank!

Nachdem der Füller nun einen Tag geschrieben wurde und eine Nacht geruht hat, sieht es so aus, dass die Tinte schlecht fließt. Ich vermute, dass gewisse Partikel die Kapillare des Tintenleiters zusetzen. Ich kann zwar durch Drehen des Füllknopfes Tinte zur Feder befördern, aber das ist nicht im Sinne des Erfinders.

Davon abgesehen gefällt mir die Tinte sehr gut, aber solange sie den Füllhalter verstopft, ist sie wohl nur für normale Schreib- oder Glasfedern verwendbar.
Grüße von Klaus!
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Nein, das soll nicht sein!

Bitte schnell den Füller entleeren und anschließend durchspülen mit warmem Wasser, besser mit warmem Zitronensaft und dann mit Wasser und direkt danach auf Funktion prüfen (mit gewöhnlicher Tinte) ob sich die Schreibeigenschaften geändert haben.

Möglicherweise ist diese Version (die aus Galläpfeln langwierig hergestellt wurde) so zu schnell in der Oxydation für Deinen Tintenleiter, ich bin in erster Linie von der Sichtbarkeit des Schriftbildes ausgegangen, habe aber noch eine andere Eisengallustinte, die aus gekauften Zutaten besteht, wo die Gallussäure als Pulver zugesetzt ist. Diese ist nur furchtbar schwer zu schreiben, weil es einen feuchten Strich aus wasserklarer Tinte zieht, der zum Ergrauen 2 Minuten und zur Durchfärbung 1 Std. bis einen Tag braucht. Dafür schwärzt diese Tinte gnadenlos und tiefschwarz. Über deren Preis müsste ich mir aber richtig Gedanken machen, weil die Gallussäure nicht legal käuflich ist bzw. in 1 g Portionen für je 27.- € in der Apotheke auszulösen wäre. Aber auch das müsste im Füller erprobt werden, was ich dann mache (ich mag die Dinger ja eh selten und opfere gerne einen).

War der Tinte denn etwas zugesetzt (andere Tinte, Gummi Arabicum) oder war das die Tinte, wie ich sie verschickt habe? Mehr Gummi trocknet nämlich auch langsamer...

Grüße vom Rhein und Danke zunächst für die Info

Frank
Zuletzt geändert von Funkydrachen am 02.06.2013 7:19, insgesamt 1-mal geändert.
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newlife
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von newlife »

Hallo Frank!

Ich habe an der Tinte nichts geändert. Wie ich schon sagte, am Anfang floss sie eher reichlich, was sich nach der Nachtruhe änderte. Sie kommt allerdings schon eher dunkelgrau als hellgrau aus der Feder, ist auch immer recht schnell schwarz geworden, das dauerte weniger als eine Minute. Die Veränderung ins tiefschwarze habe ich dann nicht weiter verflogt, finde ich aber auch nebensächlich.
Grüße von Klaus!
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Ich habe gestern in den Konverter meines Noodler´s Ahab mal von der Tinte aufgezogen und fand den Tintenfluss von vornherein zu wenig. Aber darum ging es ja nicht, das lässt sich auch einstellen, entscheidend ist was heute damit ist und da hat sich nichts geändert. Weder die Farbe der Tinte, noch die Fließmenge sind anders als gestern.
Der Füller ist aber auch brandneu und hat überall Gummidichtungen drin, so daß eine Luftzirkulation ausgeschlossen ist. Er ist sowohl an der Kappe, als auch hinten dicht, möglicherweise macht schon das einen Unterschied. Mir ist aufgefallen, daß mein Geha Schulfüller mit Reservetank aus den 50ern am Aufzugskäppchen hinten eine Bohrung hat. Ist das bei Kolbenfüllern immer so? Ich lasse meinen nochmal bis morgen ruhen und schreibe das Verhalten dann nochmal hierhin.

Grüße vom Rhein

Frank
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Ich habe den Füller (Noodler´s Ahab mit Konverter) eben nach 20 Std. Ruhezeit probegeschrieben und er schreibt unverändert. Da mir der Tintenfluss noch zu trocken ist ändere ich das und lasse ihn erneut liegen, mit dem Ahab gehe ich wegen seines einfachen Aufbaus und der guten Zerlegbarkeit auch kein Risiko ein.

Ich habe von der Tinte 36 Std. lang ein kleines Video auf Youtube geladen, in dem man die Schwärzung und trocknung der Tinte sehen kann. Es ist ohne richtiges Equipment erstellt, mein Handy mit Gaffa fixiert und losgefilmt, aber es gibt einen besseren Eindruck von Eisengallustinte als noch so lange Beschreibungen.

http://youtu.be/g98TPl2__ws

Grüße vom Rhein

Frank
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G_V_
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von G_V_ »

Hallo Frank!

Es freut mich wirklich sehr, dass ich hier jemanden finde, der sich auch mit der Herstellung von Tinten beschäftigt! Ich bin seit einigen Monaten damit beschäftig !!!richtige!!! Safrantinte herzustellen, deren Grundrezeptur aus Islamischen Quellen stammt, weil sie dort verwendet wurde um heilende Verse des Korans zu schreiben...
Wie dem auch sei, ich wollte diese Grundrezeptur mit europäschischen Rezepten kombinieren und Füllertauglich machen, mit dem Hintergrund sie wirklich an die Massstäben moderner Tinten ala Pelikan - Edelstein zu bringen.
Lange rede kurzer Sinn, auch ich habe als Eindickungs- und Feuchthaltemittel (typisch historische Tinte) gummi arabicum verwendet. Aber nach monatelangen Tests hat es mich immer entäuscht. Es war zwar nicht so, dass die Tinte bei mir schon nach einem Tag in den "Lamellen des Tintenleiters" eingetrocknet ist, aber nach 2-3 dann eben schon. Meine Edelstein-Tinte im selben Füller kann ich 3 wochen liegen lassen, und er schreibt sofort wieder an. Also habe ich langsam den Plan verworfen mich ausschließlich auf historische Zutaten zu konzentrieren, und habe mir ziemlich mühsam Einsicht (ich muss wohl nicht erwähnen, dass praktisch alle Tintenhersteller auf ihren Tintenrezepten hocken, wie die Henne auf dem goldenen Ei) in Patente moderner Druckertinten (Computer) besorgt um mir einen Überblick über deren Zusammensetzung zu beschaffen, und habe dann relativ schell herausgefunden, dass beträchtliche Mengen an Glycerin und TEA (=Triethanolamin) (also zusammen bis zu 25%) verwendet werden, um die Tinte solange feucht zu halten (ich hab wohl vergessen zu erwähnen dass ich meinerseits Chemiker bin :roll: ). Diese Zutaten sind ja jetzt auch kein großes Geheimnis, und ich bin mir sicher, dass hier mehr als 60% der Member wissen, dass Glycerin ein Bestandteil von Tinte ist, und ich bin mir auch sicher, dass ich dir als Drucker-Meister nichts neues erzähle... Was ich jedenfalls mit meinem Gelaber sagen wollte war: dass man bei bockigen Füllern die schnell zum austrocknen tendieren, mit nem berherztem Schuss Glycerin wahre Wunder bewirken kannst, wobei ich nicht dafür garantieren kann, dass es mit allen deinen Bestandteilen kompatibel ist (immerhin ist sie sauer und (nachdem sie selbst oxidiert) hat sie reduzierende Eigenschaften), man sollte vielleicht vorher einen Test mit ein paar ml deiner Tinte machen. Ich selbst hatte jedenfalls noch nie Probleme. Und man sollte es mit dem Glycerin auch nicht übertreiben (fürs erste würde ich es bei maximal 10% belassen), sonst geht das extrem auf Kosten der Trocknungszeit am Papier.


Und ich muss jetzt nur noch den Farbstoff-Sättigungsgrad meiner Safrantinte unter
Kontrolle bringen, aber das hat mit der Extraktion des Farbstoffes aus Safran zu tun und das ist bekanntlich eine andere Geschichte, die ich vorraussichtlich in einem Monat erzählen werde 8)
Funkydrachen
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von Funkydrachen »

Hallo und vielen Dank für die Meldung.

Auch ich hatte mal überlegt, Glycerin zuzusetzen, bin aber wegen der schon bisher langen Trocknungszeit auf dem Papier nie selbst in den Badarf gekommen, da etwas zu verändern. Primär wollte ich die historischen Tinten nachvollziehen und da ich mit Stahlfedern zum einstippen schreibe, kam ich nie zu dem Punkt, die Feder feucht zu halten. Ich werde aber für die Füllerschreiber hier mal ganau dorthin testen und in die Richtung vorarbeiten.
Eigentlich war oder ist mein Angebot hier auch eher als Anreiz und Baukastenelement zur eigenen Wunschtinte gedacht - es ist eher eine Rohtinte, mit der eine ordinäre 4001 zur Dokumententinte umgebaut werden könnte, violett schreibend und schwarz auftrocknend.
Ich habe verschiedene Dufttinten mit der Eisengallustinte gemacht, diese haben zwar funktioniert, sie dufteten (Rosmarin ist toll), trockneten und schrieben toll schwarz, aber das Papier bekam rückseitig Spuren, die erst nach Tagen vergingen...

Aber da hätte ich auch noch eine Frage an den Chemiker: Glycerin ist doch ein dreiwertiger Alkohol. Greift ein dreiwertiger Alkohol manche Kunststoffe oder Gummis (Ebonit) an? In den Noodler´s soll ich keine Alkoholhaltigen Tinten füllen.

Wir sollten einen Thread woanders öffnen, ich finde das Thema austauschenswert und da ist noch viel zu diskutieren...

Grüße vom Rhein

Frank
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G_V_
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Re: Eisengallustinte

Beitrag von G_V_ »

Ja, ich finde auch, dass es langsam Zeit für einen eigenen thread wird :)

und zum thema glycerin:
du hast vollkommen recht, dass es ein 3 wertiger alkohol ist, und ich will mich jetzt nicht zu weit aus dem fenster lehnen, weil das eigentlich nicht mein fachgebiet ist...aber...ich bin mir ziemlich sicher, dass glycerin ungefährlich für diverse kunststoffe und gummi ist, weiters wird glycerin sogar in form von diesen "pflegestiften" für gummidichtungen in autos verwendet...chemisch würde ich sagen, (da bin ich mir sicher) dass kunststoffe eher unpolare eigenschaften haben, das heißt, dass sie hauptsächlich aus kohlenwasserstoff-ketten bestehen und dadurch vereinfacht gesagt von lösungsmittel angegriffen werden die chemisch gesehen ähnliche eigenschaften besitzen. solche !unpolaren! lösungsmittel wären: benzin, nitro verdünnung, nagellack entferner und auch alkohol, das ist aber abhängig vom verhältnis der alkoholgruppen im bezug zu den kohlenwasserstoff-gruppen. je mehr kohlenwasserstoff-gruppen ein alkohol besitzt umso schlechter für kunststoff und gummi...soweit ich weiß wird in den meisten alkoholhaltigen tinten butanol verwendet und ich kann mir durchaus vorstellen, dass butanol für diverse füller ungeeignet ist. glycerin besitzt im vergleich (wie von dir schon erwähnt) 3 alkohol gruppen und 3 Kohlenwasserstoff-gruppen, ist somit sicher viel polarer als butanol und deshalb auch gut mit wasser mischbar (gut, das ist butanol auch noch...) trotzdem sollte es wesentlich besser für diverse kunststoffe und gummis sein. der bedenklich effekt kunststoff zu zerstören kommt also eher von der unpolaren kohlenwasserstoffkette eines lösungsmittel (auch alkohol) als von deren polare alkoholgruppe...aber garantie gebe ich darauf keine :mrgreen: ich kann nur sagen, dass ich bis jetzt mit glycerin in keinem füller plrobleme hatte, weder in einer lamy safari + konverter bis hin zu meinen m800, alle haben die glycerin-kur bis jetzt gut überstanden...
Und bevor ich es vergesse! ich finde es echt toll, dass du dich so mit dem herstellungsprozess und tüfteln an tinte beschäftigst. es erinnert mich echt an mich und wir sollten uns weiter austauschen. im moment liegt bei mir halt alles eher auf eis, ich muss eine neue methode der safranin extraktion etablieren, und das dauert noch etwas, aber du hast bezüglich tintenbestandteilen sicher hilfreiche tipps für mich... :roll:

schöne grüße aus Tulln!
Gregor
Thom

Re: Eisengallustinte

Beitrag von Thom »

Hallo Funkydrachen,

lass mal die Ascorbinsäure weg, die ist ein Redukton, senke den pH-Wert auf 2,.. (die alten Tinten waren noch saurer), damit die Gallussäure nicht deprotoniert und nimm ein Tannin dazu, Gallussäure löst sich nicht in ausreichenden Mengen in Wasser. Mal sehen wie's dann ist.

Viele Grüße
Thomas
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