Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator, JulieParadise, HeKe2
- Krawatten-Joe
- Beiträge: 608
- Registriert: 06.02.2012 16:21
- Wohnort: Wien
Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Hallo liebe Pelikanisten!
Folgende Situation. Ich bin gerade in intensiver Benutzung meines Füllers, um meine "Memoiren" zu verfassen (ungefähr vorstellbar als rückwirkendes Tagebuch). Ich möchte allerdings, dass dieses Buch noch in Jahrzehnten lesbar sein soll. Ist es von daher anzuraten, eine dokumentenechte Tinte zu benutzen? Ich bin ein wenig bange, dass andere schöne Tinten wie z. B. Pelikan Edelstein Aventurine oder Montblanc Toffee Brown mit der Zeit verblassen.
Hält jede Tinte jahrzehntelang oder schaffen das nur die Eisengallus-Tinten?
Vielen Dank für eure Hilfe!
Folgende Situation. Ich bin gerade in intensiver Benutzung meines Füllers, um meine "Memoiren" zu verfassen (ungefähr vorstellbar als rückwirkendes Tagebuch). Ich möchte allerdings, dass dieses Buch noch in Jahrzehnten lesbar sein soll. Ist es von daher anzuraten, eine dokumentenechte Tinte zu benutzen? Ich bin ein wenig bange, dass andere schöne Tinten wie z. B. Pelikan Edelstein Aventurine oder Montblanc Toffee Brown mit der Zeit verblassen.
Hält jede Tinte jahrzehntelang oder schaffen das nur die Eisengallus-Tinten?
Vielen Dank für eure Hilfe!
Liebe Füller-Grüße, Joe
Gesendet von meiner elektrischen Zahnbürste.
Gesendet von meiner elektrischen Zahnbürste.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Zu der Haltbarkeit kann ich dir - mangels Erfahrungen - nichts sagen.
Ich schreibe mit der Tinte und dem Füller, auf das ich gerade Lust habe, mein Tagebuch.
Ich schreibe mit der Tinte und dem Füller, auf das ich gerade Lust habe, mein Tagebuch.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Ich denke, wenn das Geschriebene nicht direkt dem Licht ausgesetzt ist (Buch zuklappen!), solltest Du nichts zu befürchten haben.
Viele Grüße
Toni
Toni
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß einige billige blaue Tinten auch in geschlossenen Heften verschwinden. Ein altes Schulheft von mir (36-37 Jahre alt) war kaum noch zu entziffern. Das waren die berühmten 30 (No Name) Patronen im Glas.
Wenn es wirklich lange halten soll, würde ich auf Eisengallutinten oder Pelikan Fount India vertrauen. Da darf dann das Heft sogar mal nass werden, ohne daß alles weg ist.
Gruß
Andreas
Wenn es wirklich lange halten soll, würde ich auf Eisengallutinten oder Pelikan Fount India vertrauen. Da darf dann das Heft sogar mal nass werden, ohne daß alles weg ist.
Gruß
Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Jetzt wo Du es sagst... Meine Schulhefte aus der Grundschule weisen das gleiche Phänomen auf. Gut, dass ich heute paranoid genug bin, dienstlich ohnehin nur Eisengallustinten zu verwenden 

Viele Grüße
Toni
Toni
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Das gilt nur für ganz billige löschbare Tinte.
Normale Tinten, vor allem schwarze, verschwindet rein gar nicht, so lange man sie nicht wochen- oder monatelang ungeschützt dem Sonnenlicht aussetzt.
Da würde ich mir also keine Sorgen machen. Ich habe noch Aufzeichnungen aus den frühen 90ern mit türkisener Tinte; die sehen noch ganz frisch aus.
Normale Tinten, vor allem schwarze, verschwindet rein gar nicht, so lange man sie nicht wochen- oder monatelang ungeschützt dem Sonnenlicht aussetzt.
Da würde ich mir also keine Sorgen machen. Ich habe noch Aufzeichnungen aus den frühen 90ern mit türkisener Tinte; die sehen noch ganz frisch aus.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Ich kann da auch bestätigen: manche Tinten verblassen auch in geschlossenen, dunkel gelagerten Heften, manche verändern schon nach kurzer Zeit ihre Intensität oder Farbe. Ich vermute, das hat was mit der Chemie zu tun, mit der unser Papier in der Regel gebleicht wird - das steckt da wohl noch drinnen.
Ich würde mir an Deiner Stelle eine Tinte wählen, von der man weiß, dass sie resistent ist und die es schon länger auf dem Markt gibt. Wer will schon was endgültiges zu einer Tinte sagen, die es gerade mal 2 Jahre auf dem Markt gibt?
Ich denke da z.B. an Pelikan 4001 Schwarz-Blau, Parker Quink Permanent Blue oder permanent Black (also auf keinen Fall irgendwas killerbares), die alte MB Midnight Blue. Auf Experimente würde ich verzichten, und wie gesagt auf Altbewährtes zurückgreifen.
Wirklich dokumentenechte Tinte wirst Du wohl nicht brauchen und die sind auch nicht immer unproblematisch.
Viele Grüße,
Andreas
Ich würde mir an Deiner Stelle eine Tinte wählen, von der man weiß, dass sie resistent ist und die es schon länger auf dem Markt gibt. Wer will schon was endgültiges zu einer Tinte sagen, die es gerade mal 2 Jahre auf dem Markt gibt?
Ich denke da z.B. an Pelikan 4001 Schwarz-Blau, Parker Quink Permanent Blue oder permanent Black (also auf keinen Fall irgendwas killerbares), die alte MB Midnight Blue. Auf Experimente würde ich verzichten, und wie gesagt auf Altbewährtes zurückgreifen.
Wirklich dokumentenechte Tinte wirst Du wohl nicht brauchen und die sind auch nicht immer unproblematisch.
Viele Grüße,
Andreas
Don't feed the troll.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Genau, du musst nämlich auch säure-, chlor- und was-weiß-ich-nicht-alles-freies Papier verwenden.Andi36 hat geschrieben:... Ich vermute, das hat was mit der Chemie zu tun, mit der unser Papier in der Regel gebleicht wird - das steckt da wohl noch drinnen.

Gruß
- David
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Hallo allerseits,
in meiner Uni-Zeit habe ich längere Zeit im Chemie-Labor gearbeitet. Das Laborprotokollheft lag meistens auf dem Arbeitstisch, verschiedenen mehr oder weniger angenehmen Gasen und Dämpfen ausgesetzt. Damals habe ich gelernt, dass königsblaue Tinte sich gerne "verflüchtigt", auch im geschlossenen Heft waren nach Wochen oft nur mehr gelbbraune Reste zu erahnen. Damals bin ich auf schwarze Tinte umgestiegen, die schwarze Pelikan 4001 hat sich am Rand manchmal etwas verfärbt, blieb aber immer gut lesbar.
Später habe ich dann die Laborhefte mit Rotring- Zeichentusche im Isograph (Röhrchenfüller, eigentlich für technische Zeichnungen vorgesehen) beschriftet, diese Tusche ist absolut dauerhaft. Diese Hefte sind heute noch wie neu - zumindest die Schrift, das Papier hat natürlich seine Spuren abbekommen...
Natürlich ist diese Tusche nicht für normale Füller geeignet und die spezielle Handhaltung mit dem Isograph ist sehr "gewöhnungsbedürftig", denn das Röhrchen muß absolut senkrecht aufgesetzt werden.
Viele Grüße
Gerd
in meiner Uni-Zeit habe ich längere Zeit im Chemie-Labor gearbeitet. Das Laborprotokollheft lag meistens auf dem Arbeitstisch, verschiedenen mehr oder weniger angenehmen Gasen und Dämpfen ausgesetzt. Damals habe ich gelernt, dass königsblaue Tinte sich gerne "verflüchtigt", auch im geschlossenen Heft waren nach Wochen oft nur mehr gelbbraune Reste zu erahnen. Damals bin ich auf schwarze Tinte umgestiegen, die schwarze Pelikan 4001 hat sich am Rand manchmal etwas verfärbt, blieb aber immer gut lesbar.
Später habe ich dann die Laborhefte mit Rotring- Zeichentusche im Isograph (Röhrchenfüller, eigentlich für technische Zeichnungen vorgesehen) beschriftet, diese Tusche ist absolut dauerhaft. Diese Hefte sind heute noch wie neu - zumindest die Schrift, das Papier hat natürlich seine Spuren abbekommen...
Natürlich ist diese Tusche nicht für normale Füller geeignet und die spezielle Handhaltung mit dem Isograph ist sehr "gewöhnungsbedürftig", denn das Röhrchen muß absolut senkrecht aufgesetzt werden.
Viele Grüße
Gerd
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Deshalb hatte ich an die Fount India gedacht. Das ist eine füllertaugliche Tusche. Wenn die erst mal auf dem Papier getrocknet ist, hält die auch fast alles aus.
Andreas
Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Meine – zugegeben, etwas unfundierte – Erfahrung ist, dass meine Aufzeichnungen, die ich seit circa 1980 mit und auf dem führte, was damals in der sozialistischen Mangelwirtschaft (auch das hauptsächlich als Bückware) zu haben war, bis heute problemlos lesbar sind – jedenfalls, was die technische Seite angeht. Allerdings kann ich nur von einigen wenigen der damaligen Hefte sprechen, die mir erhalten blieben, denn mehrere wurden aufgrund einer kafkaesk absurden Folge von Ereignissen im Jahr 1984 (sic! ich kann nichts dafür) von der Staatssicherheit konfisziert – auf Nimmerwiedersehen.
Bei den Heften handelte es sich um ganz normale Schulhefte, etwas dicker, kariert; das eher graue als weiße Papier besaß eine „gute“ Seite und eine raue. Die Füller waren die berühmten Hero/Wing-Sung vulgo Parker 51 aus China. Die Tinte war die einzige, die es auf dem Markt gab, blau, aber eher grau-schmutzig-blau, trist und seltsam kraftlos – so, wie damals in dem mittel-östlichen Teil Europas alle Farben aussahen.
Wenn dieses Zeug die Zeitprobe überstand, würde ich mir keine Gedanken bei heutigen Materialien machen.
Grüße
Alexander
Bei den Heften handelte es sich um ganz normale Schulhefte, etwas dicker, kariert; das eher graue als weiße Papier besaß eine „gute“ Seite und eine raue. Die Füller waren die berühmten Hero/Wing-Sung vulgo Parker 51 aus China. Die Tinte war die einzige, die es auf dem Markt gab, blau, aber eher grau-schmutzig-blau, trist und seltsam kraftlos – so, wie damals in dem mittel-östlichen Teil Europas alle Farben aussahen.
Wenn dieses Zeug die Zeitprobe überstand, würde ich mir keine Gedanken bei heutigen Materialien machen.
Grüße
Alexander
Et in Arcadia ego.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
das hat m.E. mit heute/früher nichts zu tun. Hier im Forum wurde mehrfach berichtet, dass sich Tinte (betroffen waren meiner Erinnerung nach Noname Produkte) in Nichts aufgelöst hat.
Mit meinen Tinten ist mir das zwar noch nie passiert, aber ich konnte auch schon beobachten, dass Tinte Ihre Farbe im Laufe der Zeit verändert - da ist eine Farb-Bestandteil drinnen, der von der Papierchemie gekillt wird, daher der Farbumschlag. Tintenfarbstoffe sind also nicht zwangsweise farbecht, nur weil sie aus der heutigen Zeit stammen.
Die Frage von Genosse_Ogilvy ist also durchaus berechtigt, die Wahrscheinlichkeit so einer verblassenden Tinte aufzusitzen, erscheint mir aber auch sehr klein zu sein.
just my two cents.
Andreas
Mit meinen Tinten ist mir das zwar noch nie passiert, aber ich konnte auch schon beobachten, dass Tinte Ihre Farbe im Laufe der Zeit verändert - da ist eine Farb-Bestandteil drinnen, der von der Papierchemie gekillt wird, daher der Farbumschlag. Tintenfarbstoffe sind also nicht zwangsweise farbecht, nur weil sie aus der heutigen Zeit stammen.
Die Frage von Genosse_Ogilvy ist also durchaus berechtigt, die Wahrscheinlichkeit so einer verblassenden Tinte aufzusitzen, erscheint mir aber auch sehr klein zu sein.
just my two cents.
Andreas
Don't feed the troll.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Ich denke, auch die Luftfeuchtigkeit wird hier eine Rolle spielen.Andi36 hat geschrieben:Ich kann da auch bestätigen: manche Tinten verblassen auch in geschlossenen, dunkel gelagerten Heften, manche verändern schon nach kurzer Zeit ihre Intensität oder Farbe. Ich vermute, das hat was mit der Chemie zu tun, mit der unser Papier in der Regel gebleicht wird - das steckt da wohl noch drinnen.
Gruß
Gerhard
Gruß
Gerhard
Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt!
Gerhard
Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt!

Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Mit Sicherheit. Natürlich sind solcheProzesse nur ganz selten monokausal, chemische Zersetzung ist Teamarbeit.G-H-L hat geschrieben:Ich denke, auch die Luftfeuchtigkeit wird hier eine Rolle spielen.
Andererseits bin ich in meinem Studium – und gleich danach als Berufsanfänger – mit so manchem Manuskript in Berührung gekommen – unter anderem alte westpreußsche und pommersche Kirchenregister (Geborene, Verstorbene, Vermählte…) – die zum Teil unter erschreckend ungünstigen Bedingungen gelagert waren: auf dem Dachboden des Pfarrhauses, in der Sakristei, alles keine besonders archivierungsfreundliche Umstände. Da grenzte es an, na ja, Wunder, dass diese teils 200-300 Jahre alte Bücher fast ohne Ausnahme gut lesbar waren. Das Papier, die Bindung, alles damals wohl höchste und teuerste Kunst, die Tinte vermutlich reinster Eisengallus (damals zerbrach ich mir den Kopf mehr ob der Inhalte).
Aber schon damals fand ich die materielle Robustheit des geschriebenen Wortes erstaunlich.
Wie auch immer, angesichts meiner ersten computergetippten Texte vor gerade mal einem lächerlichen Vierteljahrhundert, die heute mangels damals eingesetzter Software entweder gar nicht mehr oder nur mit viel Mühe lesbar sind, mache ich mir eher weniger Gedanken ob der Haltbarkeit der Tinte auf Papier. Nach weiteren 25 Jahren wird sich in meinem Fall die Sorge ohnehin biologisch erledigt haben…
Et in Arcadia ego.
Re: Tagebuch schreiben -- Dokumentenecht ja oder nein?
Deshalb auch meine Empfehlung, Eisengallustinten zu verwenden. Die sollten eigentlich fast ewig halten. Außerdem liefern sie auch ein besonders scharfes und kontrastreiches Schriftbild. Seit einiger Zeit führe ich auch ein Tagebuch.
In der ersten Kladde hatte ich die Kaffeetinte von Manufactum in einem Lamy Safari mit F-Feder verwendet. Die stellte sich bei anderer Gelegenheit als wenig lichtecht heraus. Deshalb verwende ich zur Zeit die Midnight Blue von Mont Blanc und einen alten Kaweco Steno mit extra feiner Feder. Das Schriftbild gefällt mir schon viel besser.
Das nächste Buch werde ich mit der Spitzfeder und reiner Eisengallustinte in deutscher Kurrent führen. Das dürfte dann aussehen, als wenn es schon 100 Jahre alt wäre.
Haltbare Grüße
Andreas
In der ersten Kladde hatte ich die Kaffeetinte von Manufactum in einem Lamy Safari mit F-Feder verwendet. Die stellte sich bei anderer Gelegenheit als wenig lichtecht heraus. Deshalb verwende ich zur Zeit die Midnight Blue von Mont Blanc und einen alten Kaweco Steno mit extra feiner Feder. Das Schriftbild gefällt mir schon viel besser.
Das nächste Buch werde ich mit der Spitzfeder und reiner Eisengallustinte in deutscher Kurrent führen. Das dürfte dann aussehen, als wenn es schon 100 Jahre alt wäre.
Haltbare Grüße
Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.