Makrolon.

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Astro
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Re: Makrolon.

Beitrag von Astro »

BPA dient als Hartmacher, nicht Weichmacher.
Die Thermopapiere sind insonfern bedenklicher, da das BPA dort nur locker eingebetet ist und leicht herausgelöst werden kann.
Beim Makrolon handelt es sich ja um übriggebliebene Verunreinigungen bei der Produktion. Das Risiko bei Kunststoffen wird wohl weit geringer eingeschätzt.
Ich liebe den Geruch von Tinte am Morgen.
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Mahlekolben
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Re: Makrolon.

Beitrag von Mahlekolben »

Hat jetzt nichts hiermit zu tun, doch immer wenn ich von jemandem lese, dass er sich Gedanken über Stoffe machen würde und jemand anderes antwortet, dass das alles nicht so schlimm sein kann, kommt immer wieder explosionsartig der Gedanke an die "Radium Girls" in mir hoch.

Kennt Ihr die "Radium Girls" und deren bittere Geschichte?

Hier:

https://www.buzzfeed.com/authorkatemoor ... .gdoLmgW4g

Nun kann man ja sagen: "Ach, das ist ja alles schon lange her und heute sind wir viel schlauer!"

Stimmt: Die Energiesparlampe ist eine dieser modernen Weisheiten...
Viele Grüße

Michael
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Astro
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Re: Makrolon.

Beitrag von Astro »

Die Energiesparlampe war nie eine Weisheit. Und das wußte auch jeder. :lol:
Ich liebe den Geruch von Tinte am Morgen.
DanielH
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Re: Makrolon.

Beitrag von DanielH »

Es ist alles eine Frage der Beherrschbarkeit. BPA im Thermopapier und ggf. auch als Verunreinigung im Makrolon ist nicht beherrschbar, denn es tritt aus. Es wird abgegrabbelt und verdunstet. Das Quecksilber ist in der Energiesparlampe eingeschlossen und kann dank stabiler Glaskolben nicht austreten. Übrigens sind 1.) die Quecksilbermengen in der Energiesparlampe geringer als im Fieberthermometer und 2.) die Glaskolben der Lampe dicker. Dass das Quecksilber nicht mehr beherrschbar ist, wenn die Energiesparlampe zerbricht, ist eine andere Sache.

Aber grundsätzlich gibt es nichts sichereres als hochgiftige Chemikalien, die in gut verschlossenen Gefäßen sicher aufbewahrt werden. Andere Risiken sind viel gefährlicher. Deklinieren wir mal durch:

Explosivität: Manche Stoffe explodieren bei Belichtung, Erwärmung oder durch Erschütterung. Oft genug übrigens umso heftiger je hermetischer sie eingepackt sind. Davor kann kaum ein praktikables Behältnis schützen.

Radioaktivität: Gefährliche Strahlung abzuschirmen erfordert wesentlich größeren Aufwand als zu verhindern, dass etwas Giftiges austritt.

Infektiösität: Hier können kleinste außer Kontrolle geratene Menge sehr großen, schlecht kalkulierbaren Schaden anrichten. Bei giftigen Stoffen ist in der Regel eine Risikoabschätzung auf Basis der freigesetzten Menge möglich.

Vor diesem Hintergrund ist Giftigkeit eine vergleichsweise gut beherrschbare Gefahr.
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titanus
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Re: Makrolon.

Beitrag von titanus »

DanielH hat geschrieben:Vielleicht mal ganz kurz zur Erklärung, was bei der Herstellung von Makrolon grob passiert. Wie alle Kunststoffe ist Makrolon ein sogenanntes Polymer....
...
Dein Beitrag hat das auch für einen nicht Chemiker schön erklärt.

Trotzdem inde ich den ansatz der TE richtig,
denn außer der Giftigkeit spielen in der heutigen Zeit ja auch generell Allergien durch immer mehr Kontakt
des Menschen mit immer mehr chemischen Substanzen.
Deshalb ist in meinen Augen das Meiden von solchen Stoffen schon eine Möglichkeit und ein Wunsch.

Grüße

titanus
DanielH
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Re: Makrolon.

Beitrag von DanielH »

Ich sage nichts gegen die Sorge und die Angst, die solche Dinge machen. Es ist absolut verständlich, dass man sich vor "unsichtbarem Gift" fürchtet. Ich will hier keine "Lügenpresse"-Diskussion vom Zaun brechen aber in dieser Hinsicht verbreiten Medien - ich denke oft aus Unkenntnis der Beteiligten - oft ein großes Maß an Panik. Man muss nämlich bei den meisten Journalisten nämlich davon ausgehen, dass sie selbst kaum verstehen, was sie da schreiben.

Ob konkret BPA zu Allergien führen kann, weiß ich nicht. Ich nehme aber an, dass die Substanzmengen, um die es bei BPA-Verunreinigungen im Makrolon gehen würde, so gering wären, dass allergische Reaktionen wenn dann nur schwach wären.

Vielleicht noch zum Hintergrund solcher Postings wie dem zitierten: Wir sind in der Situation, dass der Kanon der Allgemeinbildung nur sehr wenige Dinge aus dem Bereich der Naturwissenschaften enthält (ich setze im Gespräch mit Nicht-Chemikern normalerweise ein Chemie-Wissen im Bereich von Null voraus) und dass die meisten Menschen in diesem Bereich kaum mehr als schlechtes Schulwissen haben. Es ist aber sicher auch viel schwerer, sich in diesen Bereichen einen Überblick zu verschaffen als es das in anderen Aspekten des Lebens der Fall ist. Und dass das Unbekannte Angst macht, ist nur allzu verständlich. Aber gerade weil das so ist, neige ich in solchen Situationen oft dazu, den Erklärbär zu spielen - ganz einfach weil ich eben solche Dinge wie Umgang mit Gefahrstoffen mal gelernt habe.
KaEff
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Re: Makrolon.

Beitrag von KaEff »

Den Umgang mit Gefahestoffen oder gefährlichen Alltagsbedingungen haben auch andere hier im Forum gelernt, einschließlich mir.
Und ich kann leider nur sagen, Normen oder Grenzwerte kommen nicht unbedingt dadurch zustande, dass Risiken oder Gefahren realistisch bewertet werden. Ich muss es so deutlich sagen: Aus rein wirtschaftlichen Interressen werden teilweise unrealistische Sichtweisen an den Tag gelegt, bei denen einem die Haare zu Berge stehen. Ich verweise hier gern auf Schutzmaßnahmen vor elektrischen Gefahren im Bereich des Badezimmers. Trotz inzwischen vorgeschriebenem FI-Schalter (RCD) wird der berühmte Fön in der neuen Badewanne noch zu ettlichen tödlichen Unfällen führen. Aktuell sind Kunststoffe das Material der Wahl und diese verhindern eine wirkungsvolle Erdung der Badewanne. Fällt ein Elektrogerät (ohne Schutzerdung) ins Wasser einer Kunststoff-Installation, greift o. g. Schutzmechanismus nicht und der Wanneninsasse wird seine letzte Reise antreten.
So ist es nicht nur im Bereich der E-Installation sondern auch bei der Bewertung von Chemikalien-Risiken.

Man sollte auch so ehrlich sein und sagen bzw. zugeben, dass auch genügend Chemiker von großen Bereichen dee Chemie eigentlich keine hinreichende Ahnung haben. Dies begründet sich einfach dadurch, dass man sich auf irgend etwas spezialisiert und entsprechende andere Bereiche aus dem Blickfeld fallen.
Frank
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titanus
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Re: Makrolon.

Beitrag von titanus »

Ich möchte KaEff zustimmen, aber auch gleichzeitig meinen Beitrag nicht als Gegensatz zu DanielH verstanden wissen,
weil ich über Makrolon nichts weiß.

Ich kenne mich aber ein wenig aus in der Zulassung von z. B: Rodentiziden (das sind Mäuse- und Rattengifte),
die schon reichlich warmblütertoxisch sind und die von Versuchsanstalten für die BBA (Biologische Bundesanstalt geprüft werden.
Da war ich seinerzeit schon ziemlich entsetzt, wie die Zahlen der Freilandversuche zustande kamen :evil: .
Sicher kann man chemische Substanzen einfacher und kontrollierter testen, als gerade Rodentizide.
Deshalb meine Einschränkung im ersten Satz.

Grüße

titanus
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Astro
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Re: Makrolon.

Beitrag von Astro »

Wenn man bedenkt, mit was uns die Natur von sich aus täglich bombardiert, muss man erst mal nicht in Panik geraten. Mancher mag eine Lieblingsspeise haben, die ziemlich viele pflanzliche Gifte oder Schwermetalle aus der natürlichen Bodenchemie enthält. Mancher verabreicht sich eine ordentliche Strahlendosis, wenn er in den Keller geht oder in den Urlaub fliegt. Unfälle im Haushalt oder in der Küche, egal ob mit Bio-Spüli oder Bio-Karotten, kommen vor.

Da sind härtere Sachen dabei, als ein Makrolon-Füller. Natürlich sollte man darauf hinarbeiten auch die kleinen Dinge zu beseitigen.
Aber Panik bringt da nichts. Übrigens auch nicht bei den großen Problemen.

Heute hatten wir ein Erdbeben. Wäre es stärker gewesen... kein Post mehr vom Astro.

Es bleibt festzuhalten: Leben ist tödlich.

Keep calm
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VolkerB
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Re: Makrolon.

Beitrag von VolkerB »

DanielH hat geschrieben: ...
Radioaktivität: Gefährliche Strahlung abzuschirmen erfordert wesentlich größeren Aufwand als zu verhindern, dass etwas Giftiges austritt. ...
Kommt darauf an, um was es geht. Einen Alpha-Strahler kann man wirksam abschirmen, indem man ihn in einen Briefumschlag steckt. Bloss sollte man nichts davon einatmen oder verschlucken.

Gruss,
Volker
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Astro
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Re: Makrolon.

Beitrag von Astro »

Stichwort: Polonium.
Nicht nur bei russischen Agenten beliebt, sondern auch bei Rauchern.
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Tintenklex

Re: Makrolon.

Beitrag von Tintenklex »

DanielH hat geschrieben:Das Quecksilber ist in der Energiesparlampe eingeschlossen und kann dank stabiler Glaskolben nicht austreten.
Ja, solange der Glaskolben intakt ist; wenn aber wie hier im Baumarkt eine gut ein Meter hohe Plastetonne mit der Einwurföffnung im Deckel, wo dann die Glaskörper der Energiesparlampen aus ca. 1 Meter Höhe auf den Boden oder andere Leuchtmittel treffen, als "Abgabestelle" fungiert, ist der Glasbruch ja programmiert.
KaEff
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Re: Makrolon.

Beitrag von KaEff »

Das Leuchtstofflampen-Thema ist doch ein alter Hut: Bis das Zeug von der Sammelstelle zur endgültigen Entsorgung hin und her transportiert worden ist, haben doch sowieso alle Glaskolben oder Röhren eine Macke...
Frank
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Re: Makrolon.

Beitrag von Matthias MUC »

Zum Quecksilber in den Energiesparlampen ist so viel rumgeredet worden, daß darüber ganz vergessen wurde, sich über die alltäglichen, nie groß erwähnten völlig selbstverständlich überall (Küche, Bad, Keller) normalen und gängigen Leuchtstofflampen aufzuregen. Die hatten, haben und werden haben erheblich mehr an Quecksilber, als die allerübelsten Ausreißer an ESL je hatten.
Glasbruch beim Recycling war da allerdings auch immer ein Thema. Nur die allgemeine Aufregung im Zuge des Abschiedes von der Glühbirne bringt meines Erachtens diese teils sehr emotional-subjektive Hetze auf die ESL.

Sorry, mußte ich als Elektrotechnik-Ingenieur mit gewisser Fachkenntnis mal loswerden, da wir eh schon etwas Off-Topic sind. Nein, ich verdiene mein Geld NICHT mit quecksilberhaltiger Technik.

Und ja, die neuen Probleme mit schlecht/billig entwickelten Vorschaltelektroniken egal ob für klassische Leuchtstoffröhren, ESL oder jetzt LED, die es mit Glühbirnen nicht gab, sind noch eine andere Baustelle...

lG Matthias
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Astro
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Re: Makrolon.

Beitrag von Astro »

ELS waren bei uns im Haushalt nur Gäste auf der Durchreise. Gerade mal 2 durften vorbeischauen. Müll. Zu langsam beim Start, irgendwann nur noch Funzellicht. Dann lieber die Halogenersatzlampen - inzwischen LEDs. Die ESL als Sackgasse der Technik sollte endlich Schnee von gestern werden.
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