WingSung (Junlai) 630 - Der nächste Überflieger aus China!

[SteamDevil]

Allerdings war die bei meinem Modell nicht wirklich sauber geschliffen und die Spitzen hatten minimal unterschiedliche Länge.

Zwischenzeitlich habe ich mir erlaubt eine originale Ersatz-Feder von WingSung zu bestellen. Affiliate Link entfernt
Man will ja der Sache eine faire Chance geben.

Und siehe da:
Die Feder ist eine Wucht!!
Wohl die beste "F" Feder in Größe #8, die ich bisher hatte. Selbst HongDian reicht mit ihrer N° #8 Feder im N10 nicht heran. Um Längen nicht.
Schon so tendiert sie eher in Richtung "M". Aber wenn man mit etwas schwererer Hand schreibt, kann sie durchaus zu einer "B" tendieren.

Daher ergänze ich mein Fazit um folgende Bemerkung:
Der WingSung 630 ist nicht nur als "gut" bis "sehr gut" einzuordnen. Für mich liegt er so, mit dieser Feder jetzt, extrem nahe an "Perfekt".
Immer unter dem Augenmerk:
Wir reden von einem China-Füller in der Preisklasse um die 30,- €.
Und dafür bietet er weit mehr, als man erwarten darf.

[agathon]

Im Zusammenhang der Ersatzfedern würde mich interessieren, ob man irgendwo auch Hülsen und Tintenleiter bestellen kann. Hat da jemand eine Bezugsquelle?

[SteamDevil]

Im Zusammenhang der Ersatzfedern würde mich interessieren, ob man irgendwo auch Hülsen und Tintenleiter bestellen kann. Hat da jemand eine Bezugsquelle?

Da hab ich jetzt bei AliExpress nicht wirklich etwas aussagekräftiges gefunden.
Bisher scheint es sich aber bei allen Angeboten nur um die Federn selbst zu handeln.

[agathon]

Ja, das ist auch mein Erkenntnisstand. Schade, dass man hier schon an eine Grenze zu stoßen scheint.

[agathon]

Ich habe mir auch einen WingSung gegönnt, der sich dann aber als Junlai entpuppte, was aber, wie ich gelernt habe, einerlei sein soll, weil es sich dabei um ein und denselben Füller handeln soll; Das Kappenband jedenfalls ist beschriftet mit Jun Lai 630 Made in Shanghai.

Und das ist auch gut so: Die Farbkombination grün mit goldenen Beschlägen lässt nun wirklich kein MB-Feeling aufkommen, welches, sollte es überhaupt auch nur im Ansatz vorhanden gewesen sein, vollends beim Abdrehen der Kappe verfliegt, da diese sich doch etwas nur zu schwergängig vom Gewinde löst. Da wurde also in der Fakerei etwas zu sorglos gearbeitet und sich nicht korrekt an die Zielmaße gehalten, zumal die Probe aufs Exempel mit einer MB-Kappe zu dem Ergebnis führte, dass die Kappe sich zwar auf den Füller schrauben ließ, aber nicht fest genug saß und zu sehr herumschlackerte. Maßarbeit ist also etwas anderes.

Zur Feder: Die schreibt ganz ordentlich, muss sich aber erst noch beweisen. Validierte Erfahrungen werden nachgereicht.

Das erste Zwischenfazit fällt also sehr verhalten aus. So verhalten, dass ich vermutlich keine Lust haben werde, mit anderen Leitern und Federn zu experimentieren. Aber mal sehen, ob es vielleicht doch noch eine späte Liebe wird. Mit einem Überflieger habe ich es hier also nicht zu tun, eher mit einem Rohrkrepierer. Im Unterschied zu meinem P 136, der durchaus zu überzeugen weiß, ist der hier eine Enttäuschung.

[Robbes]

Inzwischen habe ich mich von Aliexpress auch mit zwei Wingsung/Junlai 630 beliefern lassen. Ich habe mich für Varianten entschieden, welche uns von den Hamburgern vorenthalten werden. Die Flattop-Variante in Schwarz ähnelt dem MB 139, der seit langem nicht mehr regulär produziert wird. Wer den Dumas oder den Hemingway hat, weiss sie zu schätzen, da sie auf dem 139 basieren. Die blau-graue Torpedo-Variante habe ich gewählt, weil MB keine so interessante Farbe im Programm hat. Montblancs Vorbild für die vielgerühmte klassische Montblanc-Zigarrenform war dabei der in Vergessenheit geratene Sheaffer Balance. Es sollte daher auch keine Berührungsängste mit anderen Herstellern geben, die diese Form verwenden.

Mir gefallen die Wingsung ausgesprochen gut. Optik und Haptik sind bestens ebenso wie der Kolbenmechanik und das Zusammenspiel aus Tintenleiter und Feder. Das leichte Herausschrauben der Federeinheit begrüsse ich.

Enttäuschend finde ich, dass die durchaus sehr gut schreibende Stahlfeder nur in F erhältlich ist. Sie erinnert zudem allzu sehr an die eher undefinierten Pelikan-Goldfedern, schreibt also breiter als angegeben und wenig präzise.

Da lobe ich mir die EF-Federn im Jinhao 9019 und im X159. Diese Präzision kannte ich bisher nur von den Japanern. Chapeau! Die EF von Majohn spielen in derselben Liga. Majohns Füller sind in der Verarbeitungsqualität vergleichbar gut auf dem Niveau mit dem Wingsung 630. Majohns Nachbildungen des MB Lorenzo Medici, des Marcel Proust und des OMAS 360 machen gute Laune und sind perfekte Platzhalter bis zum Erwerb der unnachahmlichen Originale. Gäbe es die EF im Wingsung 630, würde ich die gerne ausprobieren.

Die Chinesen verstehen ihr Handwerk. Sie haben ihr Potential noch lange nicht ausgeschöpft. Sobald sie mutiger werden, sich von Designvorbildern freimachen und wie Europäer und Amerikaner ins Marketing investieren, wovon sich die Menschen allzu gerne blenden und becircen lassen, werden sie den Markt erobern, wenn nicht sogar dominieren.

An dieser Stelle mein Dank an den Themenstarter SteamDevil für diesen und viele andere aufschlussreichen Beiträge zum Thema. Danke auch an Agathon, der in der letzten Zeit viel zum Thema beigetragen hat, hier und bspw. zum Majohn P 136.

[Nitschewo]

Die Chinesen verstehen ihr Handwerk. Sie haben ihr Potential noch lange nicht ausgeschöpft. Sobald sie mutiger werden, sich von Designvorbildern freimachen und wie Europäer und Amerikaner ins Marketing investieren, wovon sich die Menschen allzu gerne blenden und becircen lassen, werden sie den Markt erobern, wenn nicht sogar dominieren.

Neben schlichter Neugierde war das der Punkt, der mich dann auch mal in ein anderes Gebiet verschlagen hat. Vor gut 130 Jahren musste Deutschland seine Exportwaren nach Großbritannien als "Made in Germany" kennzeichnen, da sie als billig produziert und minderwertig galten. Im Laufe der Zeit würde es zum Prädikat für gute Ingenieurskunst.

Ob die Entwicklung für "Made in China" ebenso verlaufen wird?

Was Füller angeht, beginnt aus meiner Sicht der Vergleich bereits zu hinken. Die heutigen Klassiker stammen aus einer Zeit, in der ein Füller ein funktionales Gebrauchsprodukt war. Es wurde viel in die Entwicklung von Formen, Material und Technik bei Befüllsystem und Tintenleiter investiert. Wer immer heute Füller auf den Markt bringt, profitiert von diesen Leistungen der Vergangenheit.

Der heutige Markt ist ein ganz anderer, Füller sind (für die Mehrheit) keine Alltagsgegenstände mehr, sondern Lifestyle-Produkte. Dass China sich in dieser Nische hervorragend positionieren kann, daran habe ich keinen Zweifel.

Ob diese Produkte jedoch so langlebig sein werden wie ihre Vorbilder, ob also "Made in China" auch für Robustheit und Nachhaltigkeit stehen wird, daran zweifle ich nach derzeitigem Stand durchaus. Wenn ich einen Füller auseinander schraube und zwei Metallverschraubungen vorfinde, die bei Kontakt korrosionsanfällig sind, dann hat da jemand "sein" Handwerk eben nicht verstanden.

Definitiv hat sich die Qualität von China-Füllern verbessert. Wie sich diese Entwicklung fortsetzt und ob China bei Lifestyle-Produkten in Richtung Langlebigkeit optimiert, wird die Zeit zeigen.

[Xyliver]

Slightly off topic: Hat jemand schon einmal den 930 aus dem gleichen Hause in der Hand gehabt? Ist noch ein Stück größer einschließlich Feder.

[agathon]

Slightly off topic: Hat jemand schon einmal den 930 aus dem gleichen Hause in der Hand gehabt? Ist noch ein Stück größer einschließlich Feder.

Über den bin ich neulich auch gestolpert. Mir erscheint der einfach viel zu groß, gegenüber einem MB149/WingSung630 legt der noch mal deutlich zu. Der dürfte also kaum zu händeln sein.

[agathon]

So, der erste Ärger mit dem WingSung ist ein wenig verflogen. Das Problem mit der Kappe hat sich mit reichlich Zuwendung erheblich verbessern lassen. Erst kam Silikonschmiere zum Einsatz, dann Polierwachs, dann das Poliertuch, dann die Zahnbürste, dann wieder das Poliertuch. Ergebnis: Das Ding lässt sich jetzt ganz ordentlich zuschrauben, allerdings wäre noch etwas mehr Spiel wünschenswert. Und was war jetzt die Ursache? Ich vermute, die Kappenringe zogen die Kappe etwas zu eng an, vielleicht waren die Gewinde auch etwas hakelig. Ich warte jetzt noch einmal ein paar Tage ab, vielleicht versuche ich dann noch mal, die Kappe etwas zu weiten.

[Robbes]

Den Wingsung 630 gibt es scheinbar nur mit einer F-Feder oder habe ich da etwas auf Aliexpress übersehen? Weiss jemand etwas darüber, ob der Füller evtl. schon einmal früher mit anderen Federstärken angeboten worden ist und diese zur Zeit nicht mehr erhältlich sind? Ich bin ganz konkret an einer EF interessiert. Ich kann es einfach nicht glauben, dass nur eine Federstärke angeboten wird.

Das Kappenproblem zeigt sich bei meinen beiden 630ern nicht.
Das Gewinde läuft genauso wie es sein soll. Von meiner Seite gibt es da eine Entwarnung.

[agathon]

Mir sind nur Goldfedern in EF,F,M und B bislang begegnet und rätsle dabei, was das für Triple-Einheiten sind.

[GoldenBear]

Ich hab gerade auf Etsy entdeckt, dass es einen neuen Wingsung in dieser Reihe gibt, den 930, mit einer size 9 Feder:

Brand: Wingsung/ Junlai
Model: 930
Material: Resin
Pen Cap: Screw type
Nib: Size 9 Iridium Fine Nib F 0.5mm, M 0.7mm, B 1.0 mm
Ink method: piston ink application
Diameter :15.8 mm
Capped length: 168 mm
Weight: 40 g

IMG_5377.jpeg (153.18 KiB) 713 mal betrachtet

IMG_5378.jpeg (205.45 KiB) 713 mal betrachtet

IMG_5379.jpeg (155.52 KiB) 713 mal betrachtet

[agathon]

Delta hatte mal so einen Klopper. Delta Roma Imperial hieß der, war aus Ebonit, sehr schön, aber vieeeeeeel zu groß. Auf Dauer kann man mit so was nicht vernünftig schreiben. Im Grunde ist ein MB 149 ha schon grenzwertig.

[agathon]

By the way: Weiß jemand zufällig, welchen Durchmesser der Tintenleiter hat?