Luxor

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konica_michi
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Luxor

Beitrag von konica_michi »

Heute hat mir eine Bekannte das Schreibzeug ihrer verstorbenen Mutter gezeigt.
Da ich keine Kamera dabei hatte habe ich mal gegoogelt und diese Kombination sieht diesem Schreibzeug am ähnlichsten.
Die alte Dame wurde 1905 geboren und ich denke das Füller und Drehbleistift aus den 30ern des letzten Jahrhundert stammen. Weiss jemand etwas über die Firma Luxor? Der Füllfederhalter ist sehr klein und konnte über ein Pumpensystem befüllt werden. Die Feder ist gezeichnet: Skribent Pen 14 CT 585.
Danke für Hinweise.

Gruß
Michael
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glucydur
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Re: Luxor

Beitrag von glucydur »

Falls Du es noch getan haben solltest, frag doch mal bei den Personen nach, die in diesem Thread ihre Sachkenntnis in Bezug auf Luxor-Füllfeder bewiesen haben:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 18&t=10346

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
Frodo
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Re: Luxor

Beitrag von Frodo »

glucydur hat geschrieben:Falls Du es noch getan haben solltest, frag doch mal bei den Personen nach, die in diesem Thread ihre Sachkenntnis in Bezug auf Luxor-Füllfeder bewiesen haben:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 18&t=10346

VG

Alexander
Falls diese Anfrage mich betroffen haben sollte...ich hab nix weiteres gehört. Vielleicht ist die Frage aber nicht so ganz akut.
Gruss, Frodo
konica_michi
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Re: Luxor

Beitrag von konica_michi »

Hallo Frodo,

eigentlich schon. Ich habe mich soweit informiert als Beiträge zum Thema Luxor verfügbar waren. Natürlich bin ich an deinem Artikel interessiert. Bin bloss noch nicht zu einer förmlichen Anfrage gekommen. :-( Immerhin konnte ich meiner Bekannten schon mal mitteilen, das das Schreibzeug ihrer Mutter in Heidelberg das Licht der Welt erblickte. Sie meint, das ihre Mutter den Füller und Drehbleistift zwischen 1928 und 35 in Holland erworben hat. Ich wäre also erfreut noch weitere Einzelheiten deinem Artikel entnehmen zu können und bitte um Zusendung.

Gruß
Michael
Frodo
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Re: Luxor

Beitrag von Frodo »

konica_michi hat geschrieben:Heute hat mir eine Bekannte das Schreibzeug ihrer verstorbenen Mutter gezeigt.
Da ich keine Kamera dabei hatte habe ich mal gegoogelt und diese Kombination sieht diesem Schreibzeug am ähnlichsten.
Die alte Dame wurde 1905 geboren und ich denke das Füller und Drehbleistift aus den 30ern des letzten Jahrhundert stammen. Weiss jemand etwas über die Firma Luxor? Der Füllfederhalter ist sehr klein und konnte über ein Pumpensystem befüllt werden. Die Feder ist gezeichnet: Skribent Pen 14 CT 585.
Danke für Hinweise.

Gruß
Michael
Hi Michael
Manchmal komme ich nit den Zeiträumen nicht ganz klar...Deine Bekannte ist nach meiner Schätzung auch über 80 Jahre alt und kann sich erinnern, dass das Schreibzeug in Holland gekauft wurde? Es geht darum, dass in Schreibgeräten aus erster Hand in der Regel die Originalteile erhalten geblieben sind und die Feder Skribent Pen wahrscheinlich nicht dazugehört. Ich kenne allerdings den Hersteller nicht und Cleo Scribent gab es damals noch nicht. Auch mit dem Begriff "Pumpsystem" kann ich nix anfangen, das könnte, bis auf Patrone, eigentlich alles sein. Der ergoogelte Füller ist ein Ringtop dessen Herstellungsdatum etwa 1932 - 1838 liegt. Dass er der erstbeste war, der auf die key- words Luxor, fountain pen und "Bilder" antwortete lässt aber noch keinen Schluss auf den Füller Deiner Bekannten zu. Das Farbmuster wurde recht lange bei Luxor verwendet. Was bei dem abgebildeten Set leicht eingegrenzt werden kann ist der "Wert" bei ebay Ungarn: Für 99,99 Dollars ist es nicht weggegangen, für 49,99 Dollars einige Zeit später dann doch.
Sonst kann ich über Füller, von denen kein Foto vorliegt eigentlich garnichts aussagen. Zur Firmengeschichte noch ein paar Zeilen:
Heinrich Hebborn übernahm im Jahr 1921 eine Zweigniederlassung der Heidelberger Firma KAWECO für das Gebiet Rheinland und Westfalen in der Kölner Domstraße und baute auch den regen Auslandshandel aus. 1925, kaufte Hebborn seine Filiale gegen Barzahlung vom Mutterbetrieb los und machte sich mit seinem Kollegen Leo Böttigheimer selbständig. Später trat auch der Kaufmann Heinrich Schlicksupp, der bereits seit 1903 in der Kaweco gearbeitet hatte, in die Firma ein.

Während der ersten eineinhalb Jahre wurde ein reines Handelsgeschäft betrieben bis klar wurde, dass die Firma auch selbst produzieren musste. Die Geschäfte liefen überaus positiv, Hebborn berichtete, dass er an einem einzigen Wochenende vor Weihnachten 1929 für 250.000 RM Füllhalter und Füllbleistifte verkauft hatte. Das Geschäft in England erwies sich als besonders lukrativ, da die Einfuhr zollfrei war und über diesen Transfer weiter nach Asien, Afrika, Australien und Neuseeland versandt werden konnte.
1931 wurde das alte Gebäude aus der Konkursmasse der Heidelberger Kaweco in der Dossenheimer Landstraße gemietet und später gekauft. Unter dem Firmennamen „Füllfederfabrik Heidelberg“ wurden Füllfederhalter und Füllbleistifte mit der Handelsmarke Luxor produziert. Die Firmeneinprägung war „Luxor“ in Schreibschrift mit einem ovalen Umschwung aus der Verlängerung des Buchstabens L. Das Firmenemblem war ein Kreis, in dessen oberer Hälfte eine Pyramide einbeschrieben war, die auf dem Buchstaben H in der unteren Hälfte stand.
Seit 1931 machte sich die Weltwirtschaftskrise auch in Europa bemerkbar. Das Englische Pfund, das im September des Jahres noch für 20,40 Reichsmark getauscht worden war, fiel bis zum Jahr 1934 auf 13 Reichsmark.
Bereits im Jahr 1932 begann in England die große Werbung „Buy Brithish Goods“ für im Lande hergestellte Waren und es wurden gewaltige Zollschranken in Höhe von 33 1/3 % auf-gebaut. Über Nacht war Hebborns lukratives England- Geschäft praktisch auf dem Nullpunkt angelangt. Doch er schaffte es, neue Absatzgebiete in Belgien, Frankreich, Holland, Spanien und Portugal auszumachen und fuhr auch regelmäßig über Prag und Wien nach Ungarn, in die Balkanländer, Griechenland, Ägypten, Palästina, Irak, Iran und die Türkei.
Die Fassade des Heidelberger Werkes wurde von Hebborn & Co. in bedeutender Weise aufgewertet: Im Türsturz des Vordereingangs wurde eine große Tafel in weißem Sandstein angebracht mit der Aufschrift: H. Hebborn u. Co- Fabrik für Füllhalter und Füllbleistifte, sowie das Firmenemblem mit der Pyramide und dem Buchstaben H. Links und rechts des Einganges stehen, ebenfalls in weißem Sandstein, zwei etwa 3 Meter hohe Füllhalter.

Aus Gesundheitsgründen musste Hebborn den Betrieb aufgeben, er verkaufte ihn am 31. Mai 1969 an das Unternehmen Parker, seitdem wurde der Betrieb unter dem Namen Luxor- Pen bis zur Schließung des Heidelberger Werks 1976 weitergeführt.
Embleme, Firmenname und -schriftzug werden heute von einer Schreibgerätefirma in Neu- Delhi, Indien benutzt.
Gruss, Frodo
Nitschewo
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Re: Luxor

Beitrag von Nitschewo »

Diese Woche ist ein schwer lädierter Luxor 96 bei mir eingetroffen, und ich erlaube mir mal, an diesen alten Faden anzuknüpfen.

Gekauft habe ich den Druckknopffüller im Konvolut mit einem schwarzen Pelikan 100N. Besser gesagt: Ich habe die beiden bei eBay ersteigert. Und zwar in der Rubrik „Schrott und Altmetall“. Wo sonst würde man nach alten Füllern suchen.

Beide wurden ohne Markenbezeichnung angeboten, hatten keine Federn mehr und beim Luxor fehlte auch der Clip. Vermutlich sind die Teile im Altmetall gelandet. Und nachdem der Altmetallhändler mit ihnen fertig war, passte auch die Schrott-Rubrik. Der alte Pelikan hatte das rüde Herausreißen der Feder mit einem Haarriss im Mundstück bezahlt, der Ebonit-Kappenkopf des Luxor wies tiefe Riefen auf, nachdem man ihm gewaltsam mit einer Zange zuleibe gerückt war.

Luxor als alter Marke hatte ich bislang wenig Beachtung geschenkt. Stifte der Marke aus den 70ern laufen einem ja häufig über den Weg. Der schöne, imposante 96 aber hatte, kaum dass ich ihn ausgepackt hatte, schlagartig mein ganzes Interesse. Ein Druckknopffüller? Aus Zelluloid? Aus den 20er-/30er-Jahren?

Google führte mich, wie sollte es anders sein, hierher. Die Geschichte von Luxor fand ich so interessant, dass ich den 96 nicht als Teileträger in die Schrottkiste packen mochte. Er bekam heute Nachmittag eine Reinigung, eine Degussa-Feder und einen neuen Tintensack. Und ich hoffe, dass er nun noch lange schreibt. Mit all den Schäden, die die Zeit und der Altmetallhändler ihm zugefügt haben.

Großer Dank an Frodo für die Informationen!

Auf dem Basteltisch: Überrascht hat mich der überlange Tintenleiter.
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Ohne Clip, mit den Zeichen der Zeit, aber dennoch imposant.
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Bestückt mit Degussa-Stahlfeder.
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Viele Grüße

Bianka

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mondindianer
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Re: Luxor

Beitrag von mondindianer »

Nitschewo hat geschrieben:
01.04.2024 16:46
[...] Und ich hoffe, dass er nun noch lange schreibt. Mit all den Schäden, die die Zeit und der Altmetallhändler ihm zugefügt haben.[...]
Hallo Bianca,
ein schöner Füller und eine beeindruckende Einstellung :)
Viele Grüße
Fritz
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Kormoranfeder
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Re: Luxor

Beitrag von Kormoranfeder »

Diese alten Luxor Füller sind klasse. Ich habe 2 davon, beide waren Beifang bei anderen Füllern.
Viel Spaß mit dem guten Stück
Carsten
Frodo
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Re: Luxor

Beitrag von Frodo »

Hallo Bianka

Eine sehr schöne Arbeit, vielen Dank für die Rettung. Wie oft hören wir: ich hab einen Füller gefunden, ganz alt und kaputt, wieviel ist der wert? Da freut es mich wirklich, dass es auch anders geht: Der Wert eines Schreibgeräts liegt in seiner Historie und er und sie ist es allemal wert repariert und erhalten zu werden. Das gefällt mir sehr.

Gruss, Frodo
Nitschewo
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Re: Luxor

Beitrag von Nitschewo »

Vielen Dank für das Lob und all die netten Wünsche! :) Es lohnt sich auch einfach, diese alten Füller wieder zum Leben zu erwecken. Nach der üblichen Wartefrist, bis der Schellack getrocknet ist, wurde der Luxor gestern Abend das erste Mal betankt. Feder und Tintenleiter bedurften noch einer kleinen Nachjustierung. Und nun zeigen Füller und Feder ihr Können. Der Luxor liegt angenehm in der Hand, die leicht schräg geschliffene Feder läuft mit etwas Feedback, sattem Tintenfluss und etwas Linienvarianz.

Die Freude darüber ist auf jeden Fall unbezahlbar.

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Viele Grüße

Bianka

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