Wozu dient das Loch in der Feder?

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Tenryu
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Wozu dient das Loch in der Feder?

Beitrag von Tenryu »

Ich bin seit neuestem Besitzer eines Pelikan Pura (P40). Zu meinem Erstaunen hat dessen Feder ein Loch. Die Feder hat aber abgesehen davon die gleiche Form wie die des Level L5 und die gleiche Grundform wie andere Modelle. Auch der Tintenleiter ist identisch mit jenen der Level-Reihe, des Pelikano, und des Go! Alle diese haben Federn ohne Loch.

Mit dem Tintenfluß kann es dann wohl nicht zusammenhängen, denn der ist vergleichbar mit den genannten Modellen. Ist das nur Dekoration, damit die Feder eleganter aussieht?
St1
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Beitrag von St1 »

Hallo Tenryu,

im
Glossary: Fountain Pen Bits, Pieces, and Other Stuff
auf der Homepage von Richard F. Binder ( http://www.richardspens.com/ref_info/glossary/B.htm ) wird (auf Englisch) erklärt, was ein „breather -(oder vent-) hole“ ist.

Soweit ich das richtig verstehe,

verbessert das „Atemloch“

-zum einen die Luft“zirkulation“ im Tintenleiter (Tintenfluß),

-zum anderen entlastet es die Feder auch von Druckspannungen durch entstehende Biegungskräfte bei der Benutzung (Federschäden vermeiden).

Demnach sollen diese „Atemlöcher“ bezüglich zweiter Eigenschaft bei unflexiblen Federn unnötig sein, da mangels Biegung auch keine Biegungskräfte aufgefangen werden müssen.


Der Pelikano (aktuelles Modell), Level L65, Level L5 Go! M75 haben meiner oberflächlichen Begutachtung tatsächlich sich äußerlich ähnelnde Federn und Tintenleiter.

Von meinen Modellen neigen aber der Pelikano und der Level L65 dazu die Tinte nach einiger Zeit stark abzudunkeln (königsblau sieht dann tief dunkelblau aus); der M75 und der L5 sind auch über längere Zeit farbtreu.

Aus welchem Grunde hier unterschiedliche Eigenschaften vorliegen erschließt sich mir als Laie nicht.

Meiner Ansicht nach dient das „Atemloch“ zusammen mit anderen Faktoren (z.B. Größe der Tintenkanäle) der Abstimmung der Tintenflußeigenschaften,
bei besonderen Formen der Gestaltung (wie Herzform) auch der Dekoration.


Viele Grüße,
Stefan
yoda
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Beitrag von yoda »

Hallo allerseits
So weit ich weis, ist es schon so, dass das Loch benötigt wird um das Volumen der verschriebenen Tinte durch Luft zu ersetzen und somit für einen kontinuierlichen Tintefluß zu sorgen.
Allerdings kann man heute Tintenleiter mit viel feineren Strukturen bauen als früher und so kann das Luftloch auch Teil des Tintenleiters sein, wodurch dann in der Feder keines mehr benötigt wird.
Wenn man davon ausgeht, dass die genannten Füller alle denselben Tintenleiter haben, dann ist das Loch tatsächlich nur Optik. Es ist aber durchaus möglich, dass der Tintenleiter seinen Luftkanal oben liegen hat, wie das bei klassischen Tintenleitern der Fall war. Dann wäre das Loch von essentieller Bedeutung.
Kurz: Man kann es, ohne die Bauteile sehr genau zu kennen und zu zerlegen nicht sicher sagen, ob das Loch gebraucht wird oder nicht. Möglich ist es aber schon.

Gruß
Yoda
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Danke für die Hinweise. :)

Ich habe mir den Tintenleiter mal genauer angeschaut, und konnte keinen Unterschied zu jenen der anderen Modelle feststellen. Also wird es wohl eher Dekor sein.

Vielleicht bilde ich mir das ein, aber ich habe den Eindruck, als wären die Federschenkel ein klein wenig beweglicher als beim L5.
RomanL
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Spannungsabbau

Beitrag von RomanL »

Das Loch dürfte ursprünglich andere Funktionen gehabt haben als heute.

Vielfach ist es heute wohl ein (Ent)Spannungsloch. Am Ende eines Schlitzes bauen sich bei Biege-Dreh-Belastung starke Spanungen auf, die zum Einen zum Abblättern von Beschichtungen und zum Anderen zum Reißen der Feder nach vielmaliger Belastung führen können.
Dazu bohrt man als Entlastung dann einfach ein kleines Loch am Ende des Schlitzes und verringert die auftretenden Kerbspanungen auf ein Tausendstel der Ursprungsgröße. Das ist bei Federstählen und deren rißanfälligem Korngefüge durchaus sinnvoll.

Mehr dazu findet man in jedem Buch über Festkörpermechanik unter dem Stichwort Rißausbreitung...

Gruß
Roman
G-H-L
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Re: Wozu dient das Loch in der Feder?

Beitrag von G-H-L »

Hallo,

auch wenn das Thema schon seit längerem Tot zu sein scheint, will ich trotzdem meinen Senf dazu geben.

Mein alter Rotring Renaissance mit OM-Feder hat von den Löchern her sogar zwei und die sind hintereinander angeordnet. Der Federschlitz geht jedoch nur bis zum ersten Loch.

Dem Spannungsabbau dürften solche Löcher also nicht dienen. Da der Schlitz, wie mal in einem Filmbericht zu sehen war, mit einem speziellen Sägeblatt in die Feder eingesägt wird, genügt es wenn der Schlitz selbst in einer Rundung endet.

Gruß
Gerhard
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
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