Der Geruch von Tinte
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- NicolausPiscator
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Der Geruch von Tinte
Liebe Tintenbegeisterte,
immer wieder taucht am Rande der Tinten-Reviews und in ihrem Umfeld das Thema des Geruchs von Tinte auf, deshalb habe ich mir gedacht, angeregt durch eins, zwei, drei leidenschaftlich der Tinte Erlegene und die Gespräche mit ihnen, dass es lohnt, auch darüber einmal zu sprechen:
Nach meinem Empfinden riecht Pelikan Königsblau nicht. Das habe ich jahrelang in der Schule verwendet und steht, warum auch immer noch immer in immer neuen Fässchen auf meinem Schreibtisch. Die Wahrnehmung, dass Tinte riecht ist deshalb für mich mit Parker Quink blau-schwarz verbunden, mein erster Schritt in der Tintenemanzipation. Sie hat für mich einen Geruch, der mich an chinesische Tusche erinnert und mich unversehens in die Vergangenheit katapultiert. Meine Standardtinten von Herbin, über die ich mich gar nicht beklagen kann, riechen nicht. Das war mir bis zu dem Tag nicht aufgefallen, als ich es mit Vert pré zu tun bekam, das nach Kuhpfladen stank. Ein Grund zur Entsorgung. Irritierende Geruchserfahrungen machte ich auch mit Noodler’s Tinten, die so chemisch (?) riechen, dass mir dem Atem stockte. Ergo: Benutzung unmöglich. Dazwischen liegt zum Beispiel noch eine stinkende Eisengallustinte. Aber zuletzt habe ich mit Sailor Jentle ink blau-schwarz eine olfaktorische feine Überraschung erlebt. An anderer Stelle würde ich sicherlich poetischer werden, aber hier soll es genügen, dass sie, gewissermaßen eine Reprise vergangene Tintengeruchserlebnisse, mir eine neue Dimension eröffnete: Ein feinsinnlich-dichter und elegant-schwerer Duft bei einer wunderschönen Tinte.
Für mich sind Gerüche wichtig! So habe ich mich bei den vielen Duftinten, zum Beispiel von Herbin und De Atramentis, die es gibt, gefragt, ob die denn „etwas sind“? Bleibt der Duft auch nach dem Schreiben? Was machen sie mit mir während des Schreibens? Tun die Duftstoffe dem Füller etwas ungutes an?
Vielleicht geht es Euch ähnlich? Über den Austausch Eurer Erfahrungen würde ich mich freuen!
Viele Grüße!
Nils
P. S.: Die Tintenfarben und optischen Eigenschaften lassen sich hier mit Bildern wunderbar abbilden. Bei Düften geht das leider nicht, da müssten andere Wege beschritten werden. Deshalb kann an dieser Stelle, so meine Ansicht, ausschließlich von persönlichen Wahrnehmungen gesprochen werden.
immer wieder taucht am Rande der Tinten-Reviews und in ihrem Umfeld das Thema des Geruchs von Tinte auf, deshalb habe ich mir gedacht, angeregt durch eins, zwei, drei leidenschaftlich der Tinte Erlegene und die Gespräche mit ihnen, dass es lohnt, auch darüber einmal zu sprechen:
Nach meinem Empfinden riecht Pelikan Königsblau nicht. Das habe ich jahrelang in der Schule verwendet und steht, warum auch immer noch immer in immer neuen Fässchen auf meinem Schreibtisch. Die Wahrnehmung, dass Tinte riecht ist deshalb für mich mit Parker Quink blau-schwarz verbunden, mein erster Schritt in der Tintenemanzipation. Sie hat für mich einen Geruch, der mich an chinesische Tusche erinnert und mich unversehens in die Vergangenheit katapultiert. Meine Standardtinten von Herbin, über die ich mich gar nicht beklagen kann, riechen nicht. Das war mir bis zu dem Tag nicht aufgefallen, als ich es mit Vert pré zu tun bekam, das nach Kuhpfladen stank. Ein Grund zur Entsorgung. Irritierende Geruchserfahrungen machte ich auch mit Noodler’s Tinten, die so chemisch (?) riechen, dass mir dem Atem stockte. Ergo: Benutzung unmöglich. Dazwischen liegt zum Beispiel noch eine stinkende Eisengallustinte. Aber zuletzt habe ich mit Sailor Jentle ink blau-schwarz eine olfaktorische feine Überraschung erlebt. An anderer Stelle würde ich sicherlich poetischer werden, aber hier soll es genügen, dass sie, gewissermaßen eine Reprise vergangene Tintengeruchserlebnisse, mir eine neue Dimension eröffnete: Ein feinsinnlich-dichter und elegant-schwerer Duft bei einer wunderschönen Tinte.
Für mich sind Gerüche wichtig! So habe ich mich bei den vielen Duftinten, zum Beispiel von Herbin und De Atramentis, die es gibt, gefragt, ob die denn „etwas sind“? Bleibt der Duft auch nach dem Schreiben? Was machen sie mit mir während des Schreibens? Tun die Duftstoffe dem Füller etwas ungutes an?
Vielleicht geht es Euch ähnlich? Über den Austausch Eurer Erfahrungen würde ich mich freuen!
Viele Grüße!
Nils
P. S.: Die Tintenfarben und optischen Eigenschaften lassen sich hier mit Bildern wunderbar abbilden. Bei Düften geht das leider nicht, da müssten andere Wege beschritten werden. Deshalb kann an dieser Stelle, so meine Ansicht, ausschließlich von persönlichen Wahrnehmungen gesprochen werden.
- NicolausPiscator
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Re: Der Geruch von Tinte
Nach ausgiebigen Tintentests an diesem Wochenende haben sich bei mir nicht nur Tintenfarbenerleuchtungen eingestellt, sondern auch ganz neue Eindrücke von der Geruchsvielfalt von Tinte, zum Beispiel Pilot Iroshizuku „Tsuki-Yo“. Als ich den freundlicherweise zu Testzwecken überlassenen Flacon öffnete strömte mir ein warmer mediterraner Duft von Bittermandeln entgegen, der mich an italienische Mandelplätzchen erinnert, auf die ich sofort Lust und Appetit bekam. Ganz von der schönen Tintenfarbe abgesehen, war das sehr erfreulich.
Re: Der Geruch von Tinte
Das hab ich doch alles schonmal bei Patrick Süskind gelesen. Welche war denn die stinkende Eisengallustinte?
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
Re: Der Geruch von Tinte
Ich wusste, Thom, dass du da als erster drauf kommst ...
Grüße
agathon
Grüße
agathon
- NicolausPiscator
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Re: Der Geruch von Tinte
Meine stinkende Eisengallustinte ist Rohrer & Klinger „Scabiosa“: Ein fieser scharf-bitterer Geruch nach Medizin, leicht alkoholisch, erinnert mich an Diacard-Tropfen, unangenehm.Thom hat geschrieben:Eisengallustinte
- NicolausPiscator
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Re: Der Geruch von Tinte
Hm, an eine Tinten-Szene kann ich mich da nicht erinnern, aber das liegt sicherlich an meinem vollgepackten Gehirn. Aber im Grunde ist dort vorgetragene Geruchswelt etwas, womit wir täglich vor allem auch unbewusst umgehen. Für mich ist die Geruchsdimension von Tinte schön und spannend. So riecht zum Beispiel Parker „Quink blue“ auch deutlich nach Alkohol und Medizin (Fenistil?), aber sie ist dabei warm. Das mag ich.Thom hat geschrieben:Patrick Süskind
Re: Der Geruch von Tinte
Nils, wenigstens riechst Du mal das, wonach's riecht. Die Hälfte behauptet Scabiosa würde nach "Eisengallus" riechen. 

Re: Der Geruch von Tinte
Ich besitze die graue R&K Eisengallustinte und mag ihren Geruch. Ich finde, sie riecht fast ein bißchen wie Kräuterlikör.
Die alte südseeblaue Waterman-Tinte hatte einen starken, sehr eigentümlichen Geruch. Leider wurde vor Jahren die Rezeptur geändert. Seitdem riecht sie kaum noch.
Die braune Gentle Ink von Sailor hat auch einen starken, für mich aber unangenehmen Geruch. Die meisten anderen Tinten, die ich besitze, haben keinen besonders markanten oder bemerkenswerten Geruch.
Die alte südseeblaue Waterman-Tinte hatte einen starken, sehr eigentümlichen Geruch. Leider wurde vor Jahren die Rezeptur geändert. Seitdem riecht sie kaum noch.
Die braune Gentle Ink von Sailor hat auch einen starken, für mich aber unangenehmen Geruch. Die meisten anderen Tinten, die ich besitze, haben keinen besonders markanten oder bemerkenswerten Geruch.
Re: Der Geruch von Tinte
Ich habe neulich einen Schwung Pröbchen von KWZ Tinten bekommen (die "normalen", keine EG) und finde den penetrant schal-süßlichen Geruch sämtlicher Tinten so ekelhaft, dass das für mich ein Grund wäre, sie mir nicht zu kaufen. Getestet allerdings bisher nur mit Tauchfeder, ob sie beim Schreiben mit Füller genauso miefen, muss ich noch testen...
Bisher ist mir an keiner Tinte sonst ein Geruch aufgefallen.
Bisher ist mir an keiner Tinte sonst ein Geruch aufgefallen.
"Do what you feel in your heart to be right. For you'll be criticized anyway." (Eleanor Roosevelt)
Re: Der Geruch von Tinte
Eisengallus ist für normale Näschen fast geruchlos. Tannine riechen aber unterschiedlich, das kann mal hervorriechen. Die englischen Registrars und ESSRI müffeln nach Pertinax, schätze die werden so 0,1% Phenol zur Konservierung reinmachen. Die R&K riechen alkoholisch. Und bevor jemand Eisen riecht, Eisen ist geruchlos. Was riecht, sind durch Eisenionen katalysierte Reaktionsprodukte aus dem Hautfett.
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
Re: Der Geruch von Tinte
Thom, Grenouille konnte Sachen riechen, da kommste im Traum nicht drauf!
Grüße
agathon
Grüße
agathon
- NicolausPiscator
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Re: Der Geruch von Tinte
Danke, Thomas! Das ist interessant! Und natürlich verbindet jeder mit den Gerüchen etwas ganz anderes! So wie Tenryu, die den Geruch der R&K mag; Kräuterlikör hört sich allerdings auch wirklich schön und schmackhaft und nach Genuss an. - Ein Grund noch ein Näschen zu nehmen, um mich umstimmen zu lassen? - Bei Noodler’s Tsvetaeva zum Beispiel, die richtig heftig chemisch nach Kunststoff (Lösungsmitteln?) richt, finde ich die Farbe und ihre Eigenschaften so absonderlich wie ihren Geruch, der mich allerdings an eine Knetmasse aus der Kindheit erinnert und mich geradewegs in die 80er Jahre katapultiert.
Re: Der Geruch von Tinte
Wenn agathon mal das Riecheisen über agathons Beste oder der Franken EG platziert, riecht er einzig das Tannin.
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
Zuletzt geändert von Thom am 12.03.2017 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
- NicolausPiscator
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Re: Der Geruch von Tinte
Die Tannine habe ich gerne im Wein und in der Schokolade. Aber, bevor das Glas in den Glaskontainer fliegt, noch ein Adieu an Parker bleu.
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