Der Pelikan 400, ein Lobgesang

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Karl
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Der Pelikan 400, ein Lobgesang

Beitrag von Karl »

Liebe Freunde der Schreibkultur!

In alten Zeiten, in denen die Füllfederhalter noch als richtige Schreibwerkzeuge im Dauereinsatz waren, hatten diese häufig eine handliche Größe und waren nicht so klobig wie heute so maches Luxusschreibgerät. Auch waren sie leicht von Gewicht. Denn es galt lange Strecken durchzuhalten. Der Pelikan 400 verfügt über diese und noch andere Eigenschaften. Kurzum es scheint an der Zeit, um an einen der wahren und in letzter Zeit zu wenig gewürdigten Klassiker der deutschen Füllfederhalterkultur, zu erinnern.

In Deutschland gehört er zu den bekanntesten und beliebtesten Schreibgeräten. Er ist der Star mit den Streifen und in den vergangenen sechs Jahrzehnten zu einem Klassiker geworden, der die Deutschen seit den Tagen des Wirtschaftswunders begleitet hat: der Souverän 400 (ursprünglich Pelikan 400). Traditionell ist er mit einer grün-schwarzen Binde ausgestattett, aber auch in einer blauen, schildpattbraunen oder der schlichten, komplett schwarzen Variante zu haben. Sein Markenzeichen ist der vergoldete Clip in Pelikanschnabelform.
Technisch betrachtet reicht die Geschichte des Souverän 400, der in gewissem Sinn ein Nachfolger des ersten Pelikan Nummer 100 von 1929 ist, in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Damals hatte der ungarische Ingenieur Theodor Kovacs einen Füllfederhalter mit Differentialkolbenmechanik entwickelt, der verschiedene Nachteile der in den zwanziger Jahren erhältlichen Füllfederhalter beheben sollte. 1927 schlossen die Günter Wagner Pelikan Werke mit Kovacs einen Vertrag zur Nutzung der Patente des Ungarn, zwei Jahre später kam dann der erste „Pelikan Füllhalter“ auf den Markt. Was ihn auszeichnete, war weniger eine ungewöhnliche Form, sondern seine technischen Besonderheiten. Lediglich die grüne Binde mit den bekannten „Stresemann-Streifen“, die neben dem Schnabel-Clip zum Markenzeichen geworden ist, hob ihn aus der Masse der in der Regel schwarzen Konkurrenten heraus. Trotz der durchgängigen Färbung des Füllhalterkörpers war der Tintenstand stets ablesbar, da sich jeweils ein farbiger und ein transparenter Streifen abwechselten. Aufgrund der geringen Eintauchtiefe der Feder beim Füllvorgang blieb der Halter stets sauber. Es genügte, die Feder nur bis zum Loch in die Tinte zu halten und dann den Saugvorgang auszulösen. Zudem verhinderte die Konstruktion des Tintenleiters mit seinen Ausgleichskammern jedes Klecksen, selbst wenn der Füller fast leer war. Darüber hinaus genügte schon eine einzige Drehung an der Kappe und der Halter war schreibfertig.
Auf dieser Technik baute dann das Modell 400 auf, das wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Seine Erfolgsgeschichte beginnt im Mai 1950. Er bildet inzwischen geradezu einen Archetyp der Schreibkultur. Seine Form wurde zum Maß für alle Versionen, die nach ihm kamen und deren Variantenreichtum unter den hochwertigen Füllfederhaltern wohl einzigartig ist: vom Mini-Füller 300 (Länge geschlossen 105 Millimeter, über die jeweils wenige Millimeter größeren Halter wie den 600er, den 800er bis zum sehr großen Unterschriftenhalter Souverän 1000 mit der stattlichen Länge von 147 Millimetern (geschlossen). Alle Modelle eint das vornehm zurückhaltende Dekor auf dem Korpus und die meisterhaft gearbeitete Feder, die seit einigen Jahren zweifarbig gefertigt wird, und aus 14karätigem Gold besteht. Nur für die Federn des Souverän 800 und des Souverän 1000 wird 18karätiges Gold verwendet. Hinzu kommt die beachtliche Auswahl an Federbreiten. Die Federn, die von Hand eingeschrieben werden, sind in folgenden Breiten erhältlich: EF, F, M, B, BB, OM, OB, OBB. Bei den Haltern der Serien 800 und 1000 kann der Kunde außerdem zwischen den für Breiten 3B und O3B wählen, deren sattes Schriftbild zum Beispiel für Unterschriften geeignet ist, mit denen wichtige Verträge zwischen Staaten besiegelt werden.
Seit Beginn der 50er Jahre hat sich der Souverän 400 kaum verändert, allerdings ist sein Erscheinungsbild nunmehr etwas edler geworden. Beim ursprünglichen Modell ist die Kappe aus schwarzem Kunststoff noch mit Metalleinlage und der Rand mit einem einfachen Zierring ausgestattet. Auch heute noch besteht die Kappe aus schwarzem Plastik, die Metalleinlage wurde jedoch entfernt, und auf einem von mittlerweile zwei Zierringen ist der Schriftzug „Pelikan Souverän Germany“ eingeprägt. Weitere Ringe schmücken im Gegensatz zur ursprünglichen Version, die noch ohne solchen Zierrat auskam, den Rand des Griffstücks und den Rand des Füllgriffs. Am schlichteren alten Halter findet sich am oberen Ende des grünen Korpus der Schriftzug „Pelikan 400 Günter Wagner Germany“ in Blindprägung, zudem ist die Federbreite nicht nur auf der Feder, sondern auch am Füllgriff zu sehen. Heute kann man diese Angabe nur noch auf der mit dem Firmenemblem, dem Pelikan, verzierten Feder lesen. Auch beim Tintenleiter gab es kleine Veränderungen. So verfügt der alte Tintenleiter über längs angeordnete Lamellen und war aus Ebonit, während sie heute quer angeordnet und aus Spritzkunststoff gefertigt sind. Die alte Feder war in schlichtem, einfarbigem Gold und kaum verziert. Außerdem war das Federkorn vor fünfzig Jahren flach abgeschliffen und hatte nicht die gerundete Form von heute. Dies gab dem Schriftbild damals eine schärfere Kontur.
Kenner schätzen den Pelikan Souverän wegen seines ausgezeichneten Schreibverhaltens. Diesen Ruf genießt der Füller – wie einige Versuche zeigen - zu recht. Die vorzüglich aufeinander abgestimmte Feder und der Tintenleiter sorgen für einen steten Tintenfluß. Der Halter schreibt auch dann ohne Mucken sofort an, wenn man ihn nach einer Denkpause von einigen Minuten wieder auf das Papier setzt. Und natürlich sind Aussetzer unbekannt. Darüber hinaus funktioniert der Druckausgleich zwischen Tintenleiter und Tintenkammer gut und problemlos. Das lästige Schwitzen, das durch Erwärmung bei manchen Füllern (zum Beispiel beim Tragen in der Brusttasche auf dem Körper) vorkommt, und Tinte in die Kappe beziehungsweise auf das Griffstück und die Finger befördert, ist bei diesem Füller nicht zu beobachten. Speziell die klassische Größe des Souverän 400 ist mit ihren 124 Millimetern (geschlossen) und 149 Millimetern (offen) ausgesprochen handlich und bequem zu führen, mit aufgesteckter Kappe auch für größere Hände.
Auch das Preis-Leistungverhältnis überzeugt. Unter den hochwertigen Schreibgeräten gehört der 400er von Pelikan zu den eher günstigen Angeboten. Wer also einen edlen, zuverlässig funktionierenden und gleichwohl nicht überteuerten Füllfederhalter sucht, der ist mit dem Souverän 400 von Pelikan nacn wie vor gut beraten.

Hier noch einmal die wichtigsten Daten im Überblick:

Souverän 400

Modell: M 400

Korpus: Zellulose-Acetat, beikm schwarzen Modell Edelharz, Schnabelclip und Zierringe vergoldet

Farben: schwarz/grün, schwarz/blau, schwarz/schildpattbraun, schwarz

Feder: 14 Kt Gold (585); rhodiniert; Federbreiten EF, F, M, B, BB, OM, OB, OBB

Mechanik: Differenzial-Kolbenmechanik, Schraubkappe

Gewicht: 16 g (gefüllt)

Länge: geschlossen 124 Millimeter, mit aufgesteckter Kappe 149 Millimeter

Viele Grüße

Karl
Petrus
Beiträge: 313
Registriert: 19.11.2008 15:58

Re: Der Pelikan 400, ein Lobgesang

Beitrag von Petrus »

Hallo zusammen,

über den Pelikan 400 ist in diesem Forum durchaus schon viel geschrieben worden. Auch ich habe einen alten 400er mit einer wunderbaren B-Feder, auf den ich immer wieder zurückkomme, und bei der Arbeit benutze ich sehr gerne einen neueren M400, weil der unter allen Umständen und auf allen möglichen Papiersorten schreibt und niemals kleckst. Ja, ich würde auch zustimmen, dass die Größe für mich nach vielen Vergleichen diejenige ist, die ich allen anderen vorziehen würde, wenn ich nur noch einen Füller behalten dürfte (schrecklicher Gedanke!)
Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass der "Lobgesang" nicht der eines enthusiastischen Nutzers und Liebhabers ist, sondern eher klingt wie ein Werbetext aus einem Verkaufs-Prospekt. Vielleicht bin ich zu pingelig, aber der Ton in diesem Forum klingt für mich sonst anders - und "echter".

Nichts für ungut

Peter
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stift
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Re: Der Pelikan 400, ein Lobgesang

Beitrag von stift »

hallo
super beschreibung!
ja die alten füller sind eben noch füller zum SCHREIBEN :shock:
deshalb schreibe ich nur mit alten füllern bzw. beschäftige ich mich damit und repariere sie auch.
nur die pelikan sind nicht meines, obwohl ich schon alles was es so gibt von pelikan schon hatte.
das reparieren ist da eine eigene geschichte.mein freund der ja ein profie bei pelikan ist lacht immer wenn ich das sage.
aber schreiben mt alten pelikanen ist ein gedicht,die federn sind ein traum da gibts nicht zu sagen.
ich hatte einen ganz alten 100er aus der ganz frühen zeit, naja was soll ich da noch sagen...........ein schreibgefühl.
aber ich sammle sie nicht obwohl ich mir überlegt habe das doch ein 400er in meiner sammlung sein sollte,ist bei uns nich so schwer zu bekommen.
also viel freude mit euren pelikanen :lol:
mlg
harald
#Non, je ne regrette rien#
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