Deutsche Sicherheitsfüller reparieren

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Einführung

Schemata, der beiden bei deutschen Füllern verbreitetsten Dichtungskapseltypen. (schwarz: Korpus, rot: Dichtungskapsel, blau: Drehknopf, grün: Helix, pink: Dichtung, gelb: Stift)

Sicherheitsfüller aus Deutschland funktionieren im Prinzip wie die von Waterman, aber der Aufbau der Dichtungskapsel mit Drehknopf unterscheidet sich von Waterman. Es gibt keinen von hinten eingesetzten Stift, der alles festklemmt. Beim in deutschland verbreiteten System wird die Dichtungskapsel durch einen von der Seite eingeführten Stift, i.d.R. aus Metall, gesichert. Bei der Position dieses Stiftes gibt es zwei Varianten, die im nebenstehenden Bild illustriert sind:

  1. Der Stift geht bei der ersten Variante von außen sichtbar durch den Drehknopf.
  2. Bei der zweiten Variante sieht man den Stift von außen nicht. Er liegt im Tintenraum und verbindet dort die Helix mit der Knopfachse.

Die Lage und das Material der Stifte beeinflußt den Reparaturaufwand.

Varianten nach Hersteller/Modell

Die folgende Liste darf erweitert werden!

Variante 1

  • Goldfink
  • Montblanc 2k
  • Studio

Variante 2

  • CWF Columbus No.112 (Hartgummistift)
  • EBOGOLD (Stahlstift)
  • Mabie, Todd & Co. Ltd. P.R.4 (Stahlstift)
  • Matador Standard 1 (Stahlstift, Durchmesser 1.0mm)
  • Melbi (Stahlstift)
  • Soennecken 810

Erneuerung der Dichtung

Werkzeug

So konkret Werkzeuge kann man hier nicht nennen, da es mehre Typen und Methoden gibt, so daß man sich am besten selbst überlegt, mit welchen Werkzeugen man arbeiten möchte. Auf jeden Fall hilfreich sind:

  • Silikon"fett" wie es z.B. im Taucherbedarf erhältlich ist.
  • Ein Streifen Fahrradschlauch, das beim Lösen von Gewinden den nötigen Griff gibt.

Die Dichtungsringe entweder selbst passend aus Kork herstellen oder, meine Empfehlung, fertige Dichtungsringe nehmen, deren Maße man dann je nach Füller noch herausfinden muß.

Zerlegen

Bei allen Sicherheitsfüllern fängt man mit folgenden Schritten an:

  1. Eventuell zuerst intern mit Wasser reinigen um Tintenreste zu beseitigen, die beim Zerlegen Probleme machen könnten.
  2. Um die Dichtungskapsel abzuschrauben ist es sehr wichtig erst die Feder mit dem Drehknopf herauszuschrauben (und natuerlich davor noch die Kappe abzuschrauben) damit nichts kaputt geht. Dabei sollte man aber nicht ganz bis zum Anschlag gehen sondern vielleicht nur zwei Drittel herausschrauben, da es beim Aufschraubruck hakeln könnte. Dann kann man die Dichtungskapsel am Ende abschrauben. Normalerweise löst sich diese nicht so einfach. Wärme durch z.B. einen Haarföhn und der Fahrradschlauch zur Verbesserung des Griffes können dabei helfen. Wenn man das Gewinde lose bekommen hat und losschraubt, sieht man, dass die Feder wieder im Korpus verschwindet. Diese muß dann immer wieder mit dem Drehknopf rausgeschraubt werden.
  3. Um den Federträger von der Helix zu trennen zieht man mit einer spitzen Zange den Hartgummistift aus dem Federträger (Helix und Doppelhelix) oder man drückt den Hartgummistift durch (nur Doppelhelix).

Wie es dann weitergeht hängt von der Variante und eigenen Fähigkeiten ab.

Variante 1

Der Stift ist bei der ersten Variante von außen schon ohne Zerlegen gut sichtbar. Er ist normalerweise aus einer Kupferlegierung, z.B. Messing, und kann im allgemeinen einfach herausgeklopft werden. Diese Variante ist somit sehr einfach zu warten. Zum Dichtungswechsel muß man dann nicht mal unbedingt das Gewinde aufgebekommen, das die Dichtungskapsel mit dem Korpus verbindet. Es ist ein bischen Gefummel, da die Achse halb im Korpus verschwinden kann, aber bewiesenermaßen geht es.

Variante 2

Bei der dieser Variante muß man zuerst die Dichtungskapsel vom Korpus abschrauben und sieht dann den Stift, der quer durch Helix (doppelt oder einfach) und Achse des Drehknopfes geht. Der Stift ist gelegentlich aus Hartgummi. Dieser Hartgummistift kann risikoarm herausgeklopft werden. Meistens ist der Stift aber aus Eisen/Stahl und ist festgerostet. Die Entfernung dieses Stiftes ist riskant. Es gibt drei Methoden um diesen Stahlstift zu entfernen, die alle Nachteile/Probleme mit sich bringen. Für alle Methoden ist es am besten sie an einem Testobjekt vor dem Einsatz am lebenden Füller auszuprobieren. Die Methoden im einzelnen sind:

  1. Man kann versuchen den Stahlstift herauszuschlagen. Dies wird in "Pen Repair" von Jim Marshall und Laurence Oldfield (3. Auflage) auf Seite 220 beschrieben aber auch nicht wirklich empfohlen. Das Problem ist, daß eher die Helix bricht, als daß die festgerosteten Stahlstifte sich bewegen. Forenmitglied stift hat diese Methode aufgrund der zahlreichen Mißerfolge bald aufgegeben.
  2. Man kann versuchen den Stahlstift herauszubohren. Diese Möglichkeit wird in "Pen Repair" auch mit einem Satz erwähnt und vom Forenmitglied stift empfohlen. Doch das präzise Herausbohren des Stiftes ist nicht einfach. Es erfordert einiges an Geschick. Auch zu beachten ist, daß der Stift nicht unbedingt zentriert durch die Achse verläuft.
  3. Man kann den Stahlstift herausätzen. Diese Methode ist für jemanden mit entsprechender Ausbildung halbwegs intuitiv, aber für fachfremde nicht einfach umzusetzen. Ein geeignetes Ätzmittel ist ein Gemisch aus verdünnter Schwefelsäure und Wasserstoffperoxid. Beide Mittel sind mit großen Warnsymbolen versehen und man sollte am besten mindestens Schutzbrille und Schutzhandschuhe dabei tragen. Die Ätzdauer beträgt von ein paar Tagen bis ein paar Wochen. Ein letztes in der Achse verbliebenes Stück kann eventuell herausgedrückt werden. Die Anwendung des Ätzmittels ist nicht einfach, da der Stift sehr nah an Dichtungskapsel und Knopf liegt. Hierhin sollte keine Flüssigkeit gelangen, da sie aufgrund des Wasseranteils zum Ausbleichen/Verfärben führen wird. Die Blasenbildung des Wasserstoffperoxids läßt anscheinend die Flüssigkeit hochspritzen, so dass man aus Plastik ein Schild basteln sollte, das den Drehknopf gegen Spritzer abschirmt. Eventuell noch zwischen Knopf und Schild ein Stück Löschpapier/Papiertaschentuch einklemmen, das Flüssigkeit absaugt. Aufgrund der Schwierigkeit des Aufbaus ist es gerade hier wichtig den Vorgang zu testen. Mit einer Stecknadel kann man prüfen wie tief der Ätzvorgang fortgeschritten ist. Wenn man Aussicht auf Erfolg hat, ruhig probieren, ob sich Knopf und Helix trennen lassen. Wenn einem dies gelungen ist, kann man gefahrloser weiterätzen, weil der Abstand zwischen Stift und sichtbarem Gummi größer geworden ist. Wie man sieht ist diese Methode aufwendiger, hat aber den Vorteil, daß die Helix nicht brechen kann und man genau das Loch erhält, das schon vorhanden ist.

Herzlichen Glückwunsch, wenn der Stift ohne Schäden entfernt werden konnte!

Probleme

  • Es kann sein, daß bei Variante 1 der Drehknopf nach Entfernen des Stiftes nicht abzuziehen ist. In dem Fall prüfen, ob nicht doch noch ein Stift wie bei Variante 2 vorhanden ist.

Wahl der Dichtung

Die Dichtung sollte den Drehknopf schwergängig machen, aber er soll noch angenehm zu drehen sein. Beim Anprobieren sollte die Achse eher etwas zu schwer drehbar sein, weil es sich mit Knopf leichter drehen läßt. Um das zu erreichen wird man Dichtungsringe brauchen, die schwer in die Dichtungskapsel zu schieben sind. Um die richtige Dichtung zu finden kann man auch zu kleine oder leicht zu große Ringe ausprobieren. So ist z.B. ein 3.0x1.5-Ring auf einer 4mm-Achse durch die Dehnung etwas kleiner als ein 4.0x1.5mm-Ring. Erfahrungsgemäß können Ringe mit gleichen Angaben, aber unterschiedlichen Materialien doch etwas unterschiedliche Maße haben. Wenn man mehr als vier Ringe braucht um den nötigen Drehwiderstand zu erreichen, sollte man lieber weitersuchen.

Dichtung einsetzen und zusammenbauen

Wenn man eine passende Dichtung hergestellt oder einen passenden Dichtungsring gefunden hat, bereitet der Zusammenbau eigentlich keine Schwierigkeiten mehr. Die Dichtungsringe sollte man mit Silikon einschmieren. Meine Empfehlung ist auch das Gewinde mit Silikon einzuschmieren, da es dann dichter ist und man das Gewinde bei Bedarf leichter wieder auf bekommt.

Die einzige Schwierigkeit ist der Ersatz eines zerstörten Stiftes bei Variante 2. Ein Stück passenden Silberdrahtes wäre vermutlich das beste. (Natürlich geht auch Gold- oder Platindraht. :-) ) Wenn man nach dem Herausätzen das letzte, mittlere Stück in der Mitte herausgedrückt hat, kann man den Durchmesser dieses Stückes messen und eine entsprechende Kopie herstellen, ansonsten muß man sich herantasten oder das Loch irgendwie ausmessen. Silberdraht in 0.8, 1.0 und 1.5mm gibt es bei Fischer. Bei allen bisher reparierten Füllern hat der 1.0mm-Silberdraht perfekt gepaßt. Wenn kein Drah paßt, kann man ihn, mit einem Zieheisen, wenn vorhanden, auf den passenden Durchmesser ziehen, oder auch dünner feilen oder schmirgeln. Ein Stück Büroklammer oder ähnlich wird es statt eines Silberdrahtes vermutlich auch tun. Die kann man bei Bedarf auch passend dünner machen.

Dichtheit prüfen

Zu diesem Punkt steht schon etwas auf der Waterman-Reparaturseite unter dem Punkt Dichtheit prüfen.

Gebrochene Helix

Zu diesem Punkt steht schon etwas auf der Waterman-Reparaturseite unter dem Punkt Gebrochene Doppelhelix.