Mein erster 149er...

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator

Antworten
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Mein erster 149er...

Beitrag von StephanM »

... und schon geht das Basteln wieder los 8)
Ich bin ja ein großer Fan dieser Sportart, die sich "Schaufenstergucken" nennt, das dürfte wohl hin und wieder durchgeschaut haben. Blöderweise sieht man dabei auch immer so Sachen, die man gerne hätte und sich vernünftigerweise eigentlich nicht zulegen würde.

Bei mir ist das der Fall z.B. mit dem 149 von Montblanc. Unbestritten ein sehr schöner Füller, die Feder ist designtechnisch ein Traum, aber neu und OVP ist der mir ehrlich gesagt einfach viel zu teuer. Da gibt's 1.) noch schöneres für's Geld und 2.) andere Baustellen, die wichtiger sind.
Zum Glück gibt es aber auch Möglichkeiten, an solche Sachen zu kommen, die etwas "verünftiger" sind. Ich schaue nämlich gerne ab und zu in die Schaufenster (aha...) des bekannten regionalen Auktionshauses und siehe da, Volltreffer: ein 149er zu einem akzeptablen Preis :D
Nichts gibt es geschenkt, der Füller benötigt noch etwas Zuwendung in Sachen Oberfläche, aber die Vergoldung ist intakt, die Feder auch, also nehme ich ihn. Zuhause fällt dann doch ein wenig die Mechanik auf, der Kolben scheint irgendwie zugesetzt und bewegt sich nur mit Mühe. Könnte ziemlich schnell daneben gehen, also muss ich handeln. Nicht, dass mir irgendwann der Knopf beim Füllen in die Hand fällt...

Diverse Forenbeiträge sind einer Meinung, der Kolben muss raus und evtl. gefettet werden. Nichts leichter als das, schnell eine Klaviersaite gebogen, die sich das letzte Mal an einem Federaggregat bewährt hat und... nichts. Der Draht bringt die Kraft einfach nicht auf die Schraube, nur mein Daumen tut weh :oops: OK, nächster Versuch, von der Sache mit dem Starwalker-Clip habe ich noch die PCI-Slot-Blende aus dem PC. Schnell zwei Zinken reingedremelt, jetzt aber... JA! Das Blech hat sich verbogen :shock: Aber die Mechanik ist noch drin.
Hm, anscheinend habe ich es hier mit einem hartnäckigen Exemplar zu tun. Trotz Wochenende habe ich mich auf die digitale Jagd begeben und mal gestöbert, wie denn so ein Werkzeug für den Kolben aussehen kann. Die Detailfotos eines Produkts haben es mir angetan, für den Preis bekomme ich das genauso grausig verarbeitet hin :lol: Letzter Versuch, ein Stück Messingblech, zwei Löcher, zwei Messingnägel, ein Brenner und etwas Lötzinn, 10min später ist der Kolben draußen:
Kolben.jpg
Kolben.jpg (94.7 KiB) 4138 mal betrachtet
Geschafft, mein erster selbstzerlegter 149. War eigentlich gar nicht so schwierig.

Und so sieht mein Werkzeug konkret aus. Es erfüllt aber seinen Zweck :wink:
Werkzeug.jpg
Werkzeug.jpg (96.74 KiB) 4124 mal betrachtet
Wie schon gedacht, der Kolben war schon ein Stück weit vom Idealzustand entfernt, da war verkrustete Tinte im Spiel und hat sich an der entscheidenden Stelle zwischen Kolben und Wand gesetzt. Diese entfernt und der Kolben läuft wieder wie geschmiert. Noch ein wenig Fett, dann ist alles in Butter :lol:
Das Wochenende nutze ich schonmal für die kosmetische Behandlung, das Plastik hat sicher einmal mehr geglänzt.

Mehr gibt's später!

Freundliche Grüße,
Stephan
Freddy
Beiträge: 902
Registriert: 04.12.2014 20:29

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von Freddy »

Ich weiß nicht ob es an meinen Wurzeln liegt, aber ich liebe es, wenn man Luxusgüter mit einfachsten und selbstgemachten Mitteln repariert bekommt :mrgreen:

Danke für die Bilder, die machen eine Geschichte erst richtig lebendig. :)

Bei Problemen mit meiner Rechtschreibung und grammatikalischen Fähigkeiten,
haben Sie das Recht alle peripheren und kapazitiven HID zu deaktivieren.
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von StephanM »

Danke für die netten Worte und die Tatsache, dass es noch mehr Pragmatiker hier gibt :D

Die "Schönheits-Operation" ist jedoch nur teilweise wie gewünscht verlaufen.
Was zu tun war:
- Kratzer entfernen, Hochglanz mit Nagelfeilen und Zahnpasta kein Problem
- scharfe/rauhe Kante an der Innenseite der Kappenöffnung beseitigen 2000er-Schleifpapier und 10s Lebenszeit
- Namensgravur entfernen naja... Clip drüber, dann geht das schon

Die Gravur wollte ich zuerst mit schwarzer Acrylfarbe "unsichtbar machen". Da die aber matt war, fiel das schon auf. Nächster Versuch mit einer Modellbaufarbe "Humbrol enamel". Ließ sich nicht so recht schleifen und polieren. Ungefähr dasselbe Ergebnis, wie die Acrylfarbe. Geht aber nicht mehr so einfach ab... Vielleicht folgt noch Drauftreten mit einem guten Schuh und anschließender Servicegang. Aber momentan stört das auch gar nicht so, neue und ungravierte Füller habe ich ja schon genug :wink: Zum Glück lässt sich der Clip in jeder Position über der Kappe fixieren, so fällt das auch gar nicht mehr auf 8)

Hier eine kleine Schriftprobe mit Lamy Königsblau. Keine Ahnung, wie es aktuell mit der Rechtschreibung aussieht, nächstes Mal schaue ich vorher nochmal nach:
Schreibtest.jpg
Schreibtest.jpg (57.54 KiB) 3749 mal betrachtet
Und so sieht er jetzt aus, neben seinem kleinen Mitstreiter:
Gesamt.jpg
Gesamt.jpg (113.79 KiB) 3745 mal betrachtet
Einfach enorm. Diese Feder habe ich mir schon lange gewünscht, nun ist sie mein 8)

Es folgt noch, nach ein wenig Bedenkzeit:
- die Feder schleifen. Montiert ist eine OB-Feder, ich hätte es aber gerne EF oder F. Erst mal abwarten, trotz meiner Abneigung breiten Federn gegenüber mag ich die hier irgendwie doch...

Freundliche Grüße,
Stephan
Benutzeravatar
bella
Beiträge: 4566
Registriert: 15.02.2014 22:13

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von bella »

Ooh, ich kann es so gut verstehen.
Da lag der nun ungeliebt irgendwo rum und jetzt ist er wieder top fit.

Seitdem ich meinen Sailor, nach gut einem Jahr, federtechnisch so hinbekommen habe, das er für mich perfekt schreibt, ist er mir auch unglaublich ans Herz gewachsen. Vorher fand ich ihn schön - jetzt ist es mein Füller …

Zur Feder in Deinem 149er - ich finde die Schreibprobe sehr ansprechend. Wenn Du schon ne Menge EF und F hast - warum ihn dann nicht so lassen …. und die Feder bewusst für gewisse Einsätze nutzen
Benutzeravatar
YETI
Beiträge: 1555
Registriert: 28.12.2013 14:44
Wohnort: Solingen

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von YETI »

bella hat geschrieben:Zur Feder in Deinem 149er - ich finde die Schreibprobe sehr ansprechend. Wenn Du schon ne Menge EF und F hast - warum ihn dann nicht so lassen …. und die Feder bewusst für gewisse Einsätze nutzen
Genau das würde ich auch vorschlagen. Ich, als überzeugter EF-Schreiber habe einen Lamy 2000 Edelstahl mit selbstgeschliffener BB Italic. Der Füller ist mir zu schwer und die Feder viel zu breit. Aber für besondere Anlässe, Glückwünsche oder, wie heute Nachmittag, für die Mathe Zwei meiner Tochter zu unterschreiben, nehme ich ihn sehr gerne zur Hand. Das genieße ich dann auch jedesmal.
Glückwunsch auch von mir zu der gelungenen Überarbeitung. Da hast du jetzt ein echtes Prachtstück.

Gruß

Andreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
Benutzeravatar
stefan-w-
Beiträge: 2927
Registriert: 23.08.2012 19:24
Wohnort: Wien

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von stefan-w- »

hallo stephan,

das ist ja eine schöne geschichte. manchmal braucht man halt einfach ein bisserl glück und mut. ich finde, du hast den 149er schön zum strahlen gebracht. viel spass mit "dem dicken". :D
liebe grüße,

stefan.

sollten die hier abwesenden versalien zu unwohlsein führen, empfehle ich, diesen beitrag zu überlesen.
StephanM
Beiträge: 160
Registriert: 04.04.2014 10:41

Re: Mein erster 149er...

Beitrag von StephanM »

Ich danke euch für die "Anteilnahme" :)
Ob Glück, Mut, Wahnsinn oder der Bedarf nach einem Unterschriftenfüller den Neuerwerb (im Nachhinein) rechtfertigen sollen, ist einerlei; passt alles ganz gut :wink:
Die Feder wird dann wohl erstmal so bleiben. Dann habe ich auch so eine, falls mir danach ist. Wobei es mir jetzt schon vorkommt, als wären die "gewissen Einsätze" zu rar gesät...
Aber Großschreibübungen funktionieren schon ganz gut, der Rest ergibt sich nach und nach :P

Freundliche Grüße,
Stephan
Antworten

Zurück zu „Montblanc“