Während meiner Arbeit an Federn aus Beryllium-Kupfer habe ich mir Gedanken zu Gold gemacht.
Heute kostet eine 18 K #8 Feder von Bock oder Jowo € 350.- und die #6 € 220.-
2016 habe ich noch €100.- respektive €65.- für dieselben Federn bezahlt.
Es gibt Prognosen, die davon ausgehen, dass sich der Goldpreis innerhalb nicht so langer Zeit verdoppeln oder verdreifachen könnte. Letzte Woche war ich bei Degussa in Zürich und die sind davon überzeugt.
Was bedeutet dies für die Füllerindustrie? Wenn die Feder auf einmal bei vielen hochwertigen Füllern mehr kostet als der Füller selbst. Geht der Preis hoch oder sucht man alternative Materialien?
Was meint Ihr?
Grüsse,
Martin
Wohin geht Gold?
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manupropriapens
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Wohin geht Gold?
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Herstellung von Schreibwaren mit Urushi Lack
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Re: Wohin geht Gold?
Aus meiner Sicht sind Goldfedern heutzutage eigentlich ein Anachronismus. Funktional gibt es eigentlich kaum noch einen Grund für die Verwendung des teuren Materials*. Was bleibt ist zum einen der Luxusaspekt, der ja bei Füllhaltern generell immer mehr in den Vordergrund rückt. Zum anderen gibt es die historische Kontinuität, nach dem Motto: das wurde schon immer so gemacht...
Vermutlich wird Edelstahl seinen Siegeszug weiter fortsetzen und Gold wird einen immer schmaleren Teil des Programms ausmachen und eben auch den teureren Teil. Und dort kann man die steigenden Kosten dann sicher auch im Gesamtpreis besser "verstecken".
Viele Grüße
Sebastian
*) Persönlich halte ich Gold immer noch für etwas angenehmer beim Schreiben, aber auch nur, wenn ich im Direktvergleich genau auf das Feedback achte.
Vermutlich wird Edelstahl seinen Siegeszug weiter fortsetzen und Gold wird einen immer schmaleren Teil des Programms ausmachen und eben auch den teureren Teil. Und dort kann man die steigenden Kosten dann sicher auch im Gesamtpreis besser "verstecken".
Viele Grüße
Sebastian
*) Persönlich halte ich Gold immer noch für etwas angenehmer beim Schreiben, aber auch nur, wenn ich im Direktvergleich genau auf das Feedback achte.
Re: Wohin geht Gold?
Sailor hat ja schon mal angefangen und hat eine ProGear LE mit Stahlfeder herausgebracht (z.B. https://bungubox.shop/products/first-love-steel-nib, https://www.reddit.com/r/fountainpens/c ... its_steel/).
Ich persönlich schreibe auch gern mit Stahlfedern.
Jedoch sind meine Lieblingsfedern immer noch diverse Goldfedern, eine Titanfeder und eine Palladiumfeder, da sie einfach das für mich optimale Feedback erzeugen. Wenn die Hersteller allerdings auch vermehrt andere Materialien verwenden und ein identisches Verhalten bezüglich Feedback hinbekommen, könnte ich gut auf Gold verzichten.
Am spannensten finde ich, daß bei deinem Preisbeispiel die Verteuerung des Goldes auch gleich mit auf die Arbeitsschritte aufgeschlagen wurde. Das finde ich dann doch etwas steil - ca. 320% Aufschlag in Arbeitskosten. Da rechnen sich die Federproduzenten ganz schön was zurecht. Vor allem, wenn ich bedenke, daß eine Goldfeder, wenn sie ca. 0,4g wiegt, an Materialkosten mit heutigem Preis ca. 45€ (2016 waren das ca. 15€) hat, dann der Aufpreis von 305€ (Dein Bock-Beispiel) ein Geschmäckle. Aber vielleicht ist das Tipping-Material bei Goldfedern hochwertiger und teuerer.
Ich hoffe, ich habe mich jetzt auf die Schnelle nicht verrechnet.
Ich persönlich schreibe auch gern mit Stahlfedern.
Jedoch sind meine Lieblingsfedern immer noch diverse Goldfedern, eine Titanfeder und eine Palladiumfeder, da sie einfach das für mich optimale Feedback erzeugen. Wenn die Hersteller allerdings auch vermehrt andere Materialien verwenden und ein identisches Verhalten bezüglich Feedback hinbekommen, könnte ich gut auf Gold verzichten.
Am spannensten finde ich, daß bei deinem Preisbeispiel die Verteuerung des Goldes auch gleich mit auf die Arbeitsschritte aufgeschlagen wurde. Das finde ich dann doch etwas steil - ca. 320% Aufschlag in Arbeitskosten. Da rechnen sich die Federproduzenten ganz schön was zurecht. Vor allem, wenn ich bedenke, daß eine Goldfeder, wenn sie ca. 0,4g wiegt, an Materialkosten mit heutigem Preis ca. 45€ (2016 waren das ca. 15€) hat, dann der Aufpreis von 305€ (Dein Bock-Beispiel) ein Geschmäckle. Aber vielleicht ist das Tipping-Material bei Goldfedern hochwertiger und teuerer.
Ich hoffe, ich habe mich jetzt auf die Schnelle nicht verrechnet.
LG
Andrea
Andrea
Re: Wohin geht Gold?
Da der Materialpreis nur einen kleinen Anteil des Federpreises ausmacht, gehe ich nicht von dramatischen Preissteigerungen zumindest bei den seriösen Herstellern aus.manupropriapens hat geschrieben: ↑17.11.2025 10:01Was bedeutet dies für die Füllerindustrie? Wenn die Feder auf einmal bei vielen hochwertigen Füllern mehr kostet als der Füller selbst. Geht der Preis hoch oder sucht man alternative Materialien?
Eine typische Goldfeder wiegt ca. 0,5 g. Bei einer 14 Karat-Feder (585er Gold) ist gut die Hälfte davon Gold.
Selbst bei einem aktuellen Goldpreis von 110.000 Euro/kg, sind das keine 30 Euro. Die anderen 100-200 Euro sind zum Teil Mehraufwand durch manuelle Arbeiten (Stanzen, Polieren etc. von Hand im Gegensatz zu maschineller Fertigung bei Stahlfedern) und zum Teil ein "Diversifikationsanteil", sprich sie sind teurer, um eine gewisse Exklusivität zu wahren.
Einzelne Hersteller bieten zwar alternativen Materialien an (Titan, Palladium, Platin), aber durchgesetzt hat sich davon auf breiter Front nichts. Gold wirkt halt edler. Platin ist zwar auch edel, aber die Federn sind in der Regel starr wie Nägel.
Auch da hat der Federpreis wenig mit dem Materialpreis zu tun.
Eine 950er Platin-Feder von Bock kostet mit fast 330 Euro deutlich mehr als eine 585er-Goldfeder (ca. 285 Euro), obwohl Platin zur Zeit nicht einmal die Hälfte von Gold kostet (ca. 43.000 Euro vs 112.000 Euro). Und eine Titanfeder kostet mit 165 Euro etwas mehr als die Hälfte einer Goldfeder, obwohl der Titanpreis nur ein Tausendstel des Goldpreises beträgt. (Preise von Writing Truning Flipping).
Die Hersteller haben in der Regel auch langlaufende Lieferverträge, so dass Schwankungen auf dem Spotmarkt wenig durchschlagen.
Wenn ein Hersteller daher verkündet, dass seine Federn allein wegen des gestiegenen Goldpreises teurer werden müssen, dann bestenfalls um einen einstelligen Eurobetrag. Alles andere wäre Abzocke. Andere gestiegene Kosten (Lohn, Energie etc.) würde ich eher akzeptieren.
Es gibt inzwischen so gute Stahlfedern, dass es für mich keinen Grund gibt, unbedingt eine Goldfeder haben zu wollen.
Obendrein bekommt man für wenig Geld sehr gute Vintage-Füller mit hervorragenden 14 Kt-Federn. Ich habe etliche Waterman-Füller aus der Zeit 1940-1960, deren Federn alle wunderbar schreiben, z.T. auch mit wirklich gutem Flex und keiner dieser Füller hat mich mehr als 70 Euro gekostet.
gruß
stephan
“Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett
stephan
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Re: Wohin geht Gold?
Wenn der Goldpreis sich wirklich verdreifacht, dann wird es düster für unser Hobby.
Zum einen sind da natürlich die Neufedern, die deutlich teurer werden. Da wird dann ein neuer Pelikan M1000 das kosten, was bis vor kurzem noch ein absurd hoher Sammlerpreis für die limitierten M1005 war (gemeint ist >=1000€). Die Alternative dazu wäre (wahlweise) eine Stahlfeder, aber das gefällt mir auch nicht so recht.
Noch viel schlimmer wäre aber das, was bei alten Uhren schon lange passiert:
Ganz viele tolle alte Füller/Federn würden rein des Materialwerts wegen im Schmelztiegel landen und der handwerkliche Wert wäre futsch.
Das Problem gibt es ja sogar jetzt schon. Mir ist von einem Hersteller bekannt, dass der fertig produzierte Federn aus dem Ersatzteilbestand (in einer Federbreite die nicht mehr in Neu-Füllern verkauft wird) eingeschmolzen hat.
Zum einen sind da natürlich die Neufedern, die deutlich teurer werden. Da wird dann ein neuer Pelikan M1000 das kosten, was bis vor kurzem noch ein absurd hoher Sammlerpreis für die limitierten M1005 war (gemeint ist >=1000€). Die Alternative dazu wäre (wahlweise) eine Stahlfeder, aber das gefällt mir auch nicht so recht.
Noch viel schlimmer wäre aber das, was bei alten Uhren schon lange passiert:
Ganz viele tolle alte Füller/Federn würden rein des Materialwerts wegen im Schmelztiegel landen und der handwerkliche Wert wäre futsch.
Das Problem gibt es ja sogar jetzt schon. Mir ist von einem Hersteller bekannt, dass der fertig produzierte Federn aus dem Ersatzteilbestand (in einer Federbreite die nicht mehr in Neu-Füllern verkauft wird) eingeschmolzen hat.
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manupropriapens
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Re: Wohin geht Gold?
Einige Aspekte zur Kalkulation, was in den Preis einer Goldfeder fliesst:
Gold + Marriage (Legierungskosten)
Kosten zur Walzung des Goldblechs
Verlust durch Verarbeitung
Kosten für stanzen, prägen, formen, schneiden, Osmiumkugel, einschleifen, endpolitur.
Zusammenbauen Feder, Feed, Hülse.
Verkauf an Distributor für Federn oder Schreibwarenhersteller
Distributor oder Hersteller verkauft and Distributor (z.B. Namiki Japan verkauft an Namiki Europe in Paris)
Distributor verkauft an Einzelhändler
Einzelhändler verkauft an Endverbraucher
Offensichtlich ist das Gold alleine ein kleinerer Antel and den Gesamtkosten und trotzdem zahle ich Heute für Federn rund 3x soviel wie noch vor 9 Jahren.
Gold + Marriage (Legierungskosten)
Kosten zur Walzung des Goldblechs
Verlust durch Verarbeitung
Kosten für stanzen, prägen, formen, schneiden, Osmiumkugel, einschleifen, endpolitur.
Zusammenbauen Feder, Feed, Hülse.
Verkauf an Distributor für Federn oder Schreibwarenhersteller
Distributor oder Hersteller verkauft and Distributor (z.B. Namiki Japan verkauft an Namiki Europe in Paris)
Distributor verkauft an Einzelhändler
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Offensichtlich ist das Gold alleine ein kleinerer Antel and den Gesamtkosten und trotzdem zahle ich Heute für Federn rund 3x soviel wie noch vor 9 Jahren.
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Re: Wohin geht Gold?
Auch die Preise der Titanfedern haben sich in den letzten Jahren verdoppelt.
So lange "wir" das mitmachen, wird sich das fortsetzen.
Grüße, Uwe
So lange "wir" das mitmachen, wird sich das fortsetzen.
Grüße, Uwe
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/
Re: Wohin geht Gold?
Der Goldpreis HAT sich schon in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Die Füllerpreise sind aber nicht schneller gestiegen, sondern steigen genauso weiter, wie in den letzten zehn Jahren und das liegt nicht am Goldpreis.
Die großen Füllerhersteller versuchen seit Jahren, Füller immer mehr als Statussymbole im Luxusbereich zu platzieren. Da hat der Preis nicht mehr wirklich viel mit dem Materialwert zu tun. Da geht es um Exklusivität.
Das ist mit eine Ursache. Was stört dich an einer Stahlfeder? Qualitativ haben sie schon lange mit Goldfedern gleichgezogen. Solange der Markt die absurden Preise für Goldfedern bezahlt, werden die auch so angeboten.Die Alternative dazu wäre (wahlweise) eine Stahlfeder, aber das gefällt mir auch nicht so recht.
Na ja, bei einer Uhr reden wir von ca. 50 g Gold (also ca. 3000 Euro Materialwert bei 14 kt), bei Füllerfedern geht es um ein halbes Gramm 585er Gold. Wenn du das an einen Händler verkaufst, bekommst du nicht den Materialwert, sondern bestenfalls 60% davon (der Händler will ja auch einen Gewinn machen), also irgend etwas um die 20 Euro. Die meisten Füller mit 14 kt Federn sind mehr wert als das. Schau mal, was eine gebrauchte Ersatzfeder für einen Pelikan M400/M600 auf ebay kostet und dann vergisst du jeden Gedanken ans Einschmelzen sofort.Noch viel schlimmer wäre aber das, was bei alten Uhren schon lange passiert:
Ganz viele tolle alte Füller/Federn würden rein des Materialwerts wegen im Schmelztiegel landen und der handwerkliche Wert wäre futsch.
Das Problem gibt es ja sogar jetzt schon. Mir ist von einem Hersteller bekannt, dass der fertig produzierte Federn aus dem Ersatzteilbestand (in einer Federbreite die nicht mehr in Neu-Füllern verkauft wird) eingeschmolzen hat.
Wenn ein Hersteller seine eigenen Federn einschmilzt, ist das etwas anderes. Der verkauft das Gold ja wohl nicht sondern produziert neue Federn in einer Stärke, die er wieder verbauen und verkaufen kann. Da wandelt er totes Kapital in Material um, was er nicht kaufen muss.
gruß
stephan
“Let grammar, punctuation, and spelling into your life! Even the most energetic and wonderful mess has to be turned into sentences.” ― Terry Pratchett
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