Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

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TomSch
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Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von TomSch »

Tach zusammen!

Wieder einmal das sprichwörtliche grunzende Tier gehabt, un nu stonn isch wiede daför. :shock:
Einer meiner Neuzugänge Ende des vergangenen Jahres war ein Füllfederhalter, der mir zunächst gar nichts sagte.
Sah aus wie neu, die Kappe gegenüber dem Korpus überdimensional groß.
Auf dem Korpus in einem Gravurfeld: "Compaktor D.R.Pat. - darunter - Tuffi". Die Feder sagt "Nichroma - Iridium Point - Bisonbild".
Deutsches Reichs-Patent heißt, dass die Entstehungszeit vor 1945 liegen muss. Bei Compaktor meine ich, irgendwo einmal etwas über ein Buschle-Patent gelesen zu haben. "Tuffi" bringe ich spontan mit dem Wuppertaler Elefantenbaby in Verbindung, das aus der Elberfelder Schwebebahn fiel. Da die Feder über ein einer Music-Nib ähnliches, großes Iridiumkorn verfügt, würde ich den Füller grob in die Zwischenkriegszeit, vielleicht Anfang der 1930er Jahre einordnen. :P

Nun habe ich ihn erfolgreich zerlegt und seine Funktionsweise rekonstruiert.

Die einzelnen Bestandteile habe ich auf den Bildern so positioniert, wie sie sich im zusammengebauten Füller befanden.
Die Glaspatrone war im Füller mit der Konterschraube fixiert, das Federelement ist von vorn gesteckt.
Die Dichtungen am Glaskolben und am Federelement scheinen neuwertig (unter der Lupe) und funktionstüchtig.
Feder mit Tintenleiter und Tintenzuführung, Griffstück
Feder mit Tintenleiter und Tintenzuführung, Griffstück
compaktor_03.jpg (293.34 KiB) 5754 mal betrachtet
Korpus mit Glaskolben, Feder, Zuleiter
Korpus mit Glaskolben, Feder, Zuleiter
compaktor_02.jpg (319.26 KiB) 5754 mal betrachtet
Korpusheck, Zuleiter, Glaskolben, Konterschraube und Blindkappe
Korpusheck, Zuleiter, Glaskolben, Konterschraube und Blindkappe
compaktor_01.jpg (324.45 KiB) 5754 mal betrachtet
Eigentlich sollte im funktionstüchtig zusammengebauten Zustand, nach Abnahme der durchsichtigen Blindkappe mit braunem Sichtfenster, der Glaskolben ähnlich wie bei einem Druckknopffüller als Pumpe betätigt werden. Das funktioniert mechanisch fantastisch, die neuwertige Feder um den Kolben führt diesen in die Ausgangsposition zurück.
Jetzt kommt es, das ABER:
Das Federelement sitzt ein wenig zu locker, eine Füllung mit Wasser funktioniert nicht.
War vielleicht anno dunnemals um das Federelement ein Stück Tintensack zum Fixieren? Ich habe keine Reste beim Zerlegen gefunden. Auch ist mir aufgefallen, dass Federelement und Glaskolben im zusammengebauten Zustand nicht aufeinander liegen, sondern ca. 1,5 cm Abstand voneinander haben. Das könnte bedeuten, dass ursprünglich der Raum zwischen den beiden Dichtungen (Federelement und Glaskolben) plus der Glaskolben selbst das Tintenreservoir des Füllers darstellten. :idea: :?:

Hat jemand von euch eine Idee, wo eventuell wie etwas abzudichten sein könnte, damit er wieder funktioniert?

Auf Wiederlesen,
Thomas
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amarti
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von amarti »

"Tuffi" war in Wuppertal 1950, passt also nicht mit "Reichs Patent".

Andreas
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TomSch
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von TomSch »

Hallo Andreas,

vielen Dank. Mit dem Elefanten hast du natürlich Recht. War anscheinend eine zu spontane und wenig bedachte Vermutung. :wink:
Da ein Imprint D.R.Pat. vorhanden ist, hat "Tuffi" also einen anderen Ursprung. :!:

Vor allem geht es mir natürlich darum, den alten Knaben zu reaktivieren.
Mir scheint, als müsse irgendwie vielleicht ein Tintensack benutzt werden. Da die Glaspatrone von hinten eingeführt und verschraubt werden muss, die Federeinheit jedoch vom Mundstück aus, kann ich mir nicht vorstellen, wie ich unter diesen Umständen einen Tintensack fixieren kann. :roll: :?

Nachdenkliche Grüße,
Thomas
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Krazy Kat
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von Krazy Kat »

Vorausgesetzt dass hier ursprünglich mal ein Tintenschlauch drinne war, könnte man eventuell einen passenden Schlauch am "nipple" (dem Teil des Griffstücks, an dem der Schlauch sitzt) festkleben, das andere Ende abschneiden, so dass man einen Schlauch erhält, dessen anderes Ende man an die Glaspatrone fixiert, am besten mit Schellack und zusätzlich vielleicht ein kleines Stück Draht drum, damit es hält. Dies alles unter der Voraussetzung dass es sich um einen Akkordion-Filler handelt. Meines Wissens ist das Originalpatent für dieses Füllsystem um 1950 erst abgelaufen.

Meine zwei Eurocents :wink:

PS: Kann auch sein, dass es vielleicht mal ein Knopfdruckfüller war, an dem jemand mit Fantasie herumgebastelt hat.
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TomSch
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von TomSch »

Hallo!

Merci für die konstruktive Anregung. Das Befestigen eines Tintensacks ist hier, sowohl technisch als auch von der Umsetzung her, leider weniger das Problem, sondern die Durchführbarkeit der Fixierung. Wie schon geschrieben, wird das Mundstück von vorn hineingedrückt, die Tintenpatrone passt ausschließlich vom Heck her. :!:
Wenn ich, wie von dir vorgeschlagen, ein Ende des Tintensacks vorn am "nipple" mit Shellack fixiere, führe ich das solchermaßen 'vorbehandelte' Federelement also in den Schaft ein. Bis hierhin kein Problem! 8)
Der Rest vom abgeschnittenen Schlauch befindet sich nun also im Korpus. Und jetzt kommt leider der Gordische Knoten: wie bekomme ich nun innerhalb des Korpus das andere Ende des Tintensackes an die Glaspatrone geshellackt??? :twisted:

Ach ja, zu deinem P.S.: Ich habe hier zu Haus unterschiedlichste button filler, dafür fehlt jegliche, bauartbedingte Vorrichtung. Es ist und war definitv keiner, der dann irgendwann umgebaut wurde.

Vielen Dank noch einmal für deine Vorschläge,
Thomas
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Krazy Kat
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von Krazy Kat »

TomSch hat geschrieben:Der Rest vom abgeschnittenen Schlauch befindet sich nun also im Korpus. Und jetzt kommt leider der Gordische Knoten: wie bekomme ich nun innerhalb des Korpus das andere Ende des Tintensackes an die Glaspatrone geshellackt??? :twisted:
Leider sind mir die Fotos ungenügend und ich kann`s mir daher nicht vorstellen. So wie ich Akkordion-Füller kenne bildet das Griffstück + der daran befestigte Schlauch+Glaspatrone ein Ensemble, welches anschliessend in den Korpus geschraubt wird; mit anderen Worten: Die Glaspatrone ist bereits am Schlauch geschellackt, bevor alles in den Korpus eingeführt wird.
Unklar auch ist mir die Spirale, deren Funktion ich nicht erkenne!

Idealerweise bräuchte man mehr Infos über dieses Modell - es gibt ja recht exotische Füllsysteme aus den 30er und 40er Jahren.
Wenn es ein Akkordionfüller sein sollte, müsste er von nach 1950 sein. Zwar kenne ich mich mit deutschen Füllern nicht gut aus - hier wären andere Forenmitglieder gefragt; wo sind denn die Spezies??? - aber in der Regel waren deutsche Pens aus jener Zeit doch Knopfdruck- oder Kolbenfüller?!
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TomSch
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von TomSch »

Hallo noch einmal.

Bessere Photos im Kunstlicht mit einer alten Canon Powershot sind leider nicht machbar. :(
Aber ich habe noch ein paar totale versucht.
Auf dem ersten Bild sieht man das "Ensemble" in der exakten Position liegen, wie die Bestandteile im Korpus positioniert sind.
Komplettansicht aller exakt positionierter Teile des Compaktor.
Komplettansicht aller exakt positionierter Teile des Compaktor.
IMG_6177.JPG (178.75 KiB) 5377 mal betrachtet
Du fragest nach der Funktionsweise der Feder. Ich versuche es zu erklären.
Die Glaspatrone ist also von hinten in den Korpus eingeführt und mit der Kontermutter fixiert. Der vordere Dichtungsring (mit dem weißen Pfeil gekennzeichnet) liegt innen im Korpus auf einer Nut auf. Drücke ich nun hinten auf die Glaspatrone, wird die Feder gespannt und der Glaskolben gleichzeitig nach vorn Richtung "nipple" bewegt. Das macht nur Sinn, wenn Glaskolben und nipple luftdicht miteinander verbunden sind, so kam ich auf das notwendige Vorhandensein eines Tintensacks. Durch Drücken der Glaspatrone wird die Luft im Sack komprimiert und vorn durch Tintenleiter und Feder ins Tintenglas 'katapultiert'. Beim Loslassen der Glaspatrone entspannt sich die Feder, Tinte wird eingesaugt. Also ein ähnliches Prinzip wie bei einem Hebel- oder Druckknopfmechanismus. :idea:

Im zweiten Bild sieht man den zusammengebauten Füller.
zusammengebauter Füller
zusammengebauter Füller
IMG_6180.JPG (193.9 KiB) 5377 mal betrachtet
Das Prinzip, dass Griffstück & Tintensack & evtl. eine Metallklammer & Glaskolben beim akkordion filler eine Einheit bilden, und das gesamte "Ensemble" von einer Seite aus eingeführt wird, ist mir klar. Aber genau das ist bei diesem Füller aus o.g. Gründen nicht möglich. :evil:

Späte Grüße, Thomas
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von Krazy Kat »

Jetzt wird es schon klarer, auch wenn ich sagen muss, dass mir das Füllsystem völlig unbekannt ist!
Fast sieht`s danach aus, als käme der Stift ohne Tintensack aus, aber dann läuft wohl die Tinte aus?

Da steh ich auch wie die Kuh vorm Berg.


Addendum:
Leute, ihr müsst mal lernen wie man im Netz recherchiert!!! :P
Habe Deinen Füller sofort gefunden:
German Pens Varia Compaktor Vaccuum filler Demonstrator pen
… der 10. von oben
Näheres zu finden bei:
http://images.google.de/imgres?imgurl=h ... 4QrQMIKzAD
Kannste dort neu kaufen für läppische 355 Eus :P
Wenn Dir die Infos nicht genügen, schickste dem Verkäufer mal ne mail :D
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von Krazy Kat »

Günstiger kriegste den in der Bucht, für nur 180 exclusive Einfuhrzoll, allerdings mit kaputter Feder:
http://www.ebay.de/itm/Black-Compaktor- ... Sw3KFWb3lc

"patented by Buschle"

Wieviel hast Du denn dafür gezahlt?
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von TomSch »

Hey, du bist echt genial!

Ich hatte mit dem Begriff Compaktor Bling, duckduck und Tante Guhgl vor ein paar Wochen gequält, aber - ob du's glaubst oder nicht - nichts Brauchbares gefunden. Ich ärgere mich selbst über andere, die die Suche nicht nutzen, und versuche solcherlei Peinlichkeiten nach Kräften zu meiden. :oops:

Aber du hast völig Recht. Sieht nach KEINEM Tintensack aus. Dann muss ich also nur herausbekommen, welche Art von Dichtungen wie in dem Modell verbaut wurden. Aber da sind die Bilder jafür den Anfang auch schon sehr aufschlussreich.

Der Füller war Teil eines größeren Konvoluts, das mich insgesamt knapp 70€ gekostet hat. :mrgreen:

Nochmals danke und a guets Nächtle,
Thomas
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Re: Zugelaufen: Compaktor D.R.Pat. Tuffi

Beitrag von Krazy Kat »

Kleiner Suchtip:
Immer nur auf Englisch!! ("Fountain Pen Compaktor" & dann "Bilder")
Findest Du zu jedem Thema 100 mal mehr wie auf Deutsch (auch zu Deutschen Füllern!)

DuckDuckGo ist mir zwar sympathischer wie Tante Gugel; leider findet die Tante aber mehr :evil:

Da hast Du ja ein schönes Schnäppchen gemacht, zumal mit der Feder (!), unabhängig von dem Restkonvolut!
Da wundere ich mich oft, dass andere Hunderte ausgeben für einen Neufüller (ohne dass der notwendiger Weise besser wäre).
Aber wie mein Grossvater schon sagte: "Jedem Tierchen sein Plaisierchen" :)

Obwohl ich kein Füllsystemfreak bin, finde ich den Compaktor Vakuum Filler ziemlich genial.
Wieso kommt da heute niemand drauf?

Viel Erfolg & Spass mit Deiner Neuanschaffung :D
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