Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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moniaqua

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von moniaqua »

Downfall hat geschrieben:
18.08.2024 18:06
es gibt aber auch Leute die behaupten, EG-Tinte wäre in einem fest verschlossenen Behälter sehr, sehr lange lagerfähig.
Ich habe hier alte Pelikan, einen viertel Liter, die muss auf alle Fälle älter als 30 Jahre sein. Schreibt gut, ich habe sie bisher nur mit Feder getestet, nicht im Füller. Eine Schriftprobe hängt gerade im Südfenster, mit Neontinte drüber, ist Bestandteil eines eigentlich anderen Lichttests :)

Gelagert war/ist die nicht gerade sachgerecht, aber halt in der originalen Flasche, in die kaum Luft und damit Sauerstoff kommt.
Freizeitsportler
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Gast1 hat geschrieben:
18.08.2024 16:57
Wir sind ja auch bei Salicylsäure.
Ginge dann auch Acetylsalicylsäure?
Es wäre doch praktisch, wenn so eine Brausetablette ASS auf 500ml die erwünschte Konservierung bringen könnte …
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Freizeitsportler hat geschrieben:
18.08.2024 19:16
... Es wäre doch praktisch, wenn so eine Brausetablette ASS auf 500ml die erwünschte Konservierung bringen könnte …
Grundsätzlich kann man alles mögliche in eine Eisengallustinte kippen, ich möchte mal sagen, die eigentliche Kunst besteht darin, das Unnötige wegzulassen. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Das ist auch mein Bestreben. Entweder ich brodele wirklich irgendwas mit Tee und rostigen Nägeln zusammen, oder ich mische nur genau das was ich brauche. Andere Tinten zweckzuentfremden oder irgendwelche Medikamente oder andere Dinge zu benutzen mag auch interessant sein, aber ich würde lieber lernen "gezielt" vorgehen zu können.
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
18.08.2024 17:00
Anbei mal ein erstes Foto. Die erste Zeile hat etwa zwei Minuten trocknen können, unten ist die Tinte frisch (einige Sekunden) aufgetragen.
Wow, das nenne ich mal eine Abdunkelung.
Zum Vergleich mal Thoms Nachtblau, frisch aufgetragen und eine Stunde später:

IMG_6430.jpeg
IMG_6430.jpeg (506.55 KiB) 1066 mal betrachtet
IMG_6431.jpeg
IMG_6431.jpeg (451.28 KiB) 1066 mal betrachtet
LG
Heinrich
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Danke fürs Zeigen! Die wird bei mir auch weiterhin im täglichen Gebrauch sein bis mein neues Fass leer ist und ich mir einen Ersatz geschaffen hab!
Meine Mischung wird auch erst so dunkel, seit der Hilfsfarbstoff mit drin ist. Das war vorher nicht so deutlich und ist eher in dunkles Grau übergegangen. Jetzt wird es aber wirklich schwarz. Wenn ich aber Probleme bekommen sollte mit Ablagerungen im Flakon, dann schreibe ich die wirklich liebend gerne ohne Hilfsfarbstoff.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Wir hatten hier noch ein paar andere Sachen am Start. viewtopic.php?p=127224#p127224
Aber, wie gesagt, musste ich schauen, was man den Füllerschreibern wirklich zumuten kann. Wenn man hier überhaupt was gelernt haben sollte, dann die Welt in längeren Zeitlinien zu betrachten. Also halte Dich möglichst an die Relationen, sonst opferst Du die Stabilität der Schriftzüge einem schnöden schnellem Nachdunkeln. Ich widme meine Studien jetzt wieder der Bedeutung der Eisengallustinten in der Lokalpolitik des frühen 17. Jh., mit Schwerpunkt Paderborn, wo man 1604 den Bürgermeister vierteilte. :o https://de.wikisource.org/wiki/Zedler:W ... (Liborius)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Du meinst etwa die Relationen der Vergleichstinte aus der preußischen Norm?
Die Stabilität der Schriftzüge über lange Zeit hat für mich auch die größte Priorität (letztendlich ist das ja der Grund, wieso ich das mache).
Es scheint, als habe die Tinte über Nacht einen kupferfarbenen Bodensatz ausgebildet, die Bläschenbildung ist immer noch vorhanden. Also scheint Indigokarmin nicht das Mittel der Wahl zu sein. Eventuell probiere ich noch andere wasserlösliche, blaue Farbstoffe. Aber eine hoffentlich gut funktionierende Tinte ohne Hilfsfarbstoff habe ich ja dann vielleicht schon. Ich hatte bei dem Glas mit dem Indigokarmin auch noch ein wenig Glycerol zugegeben, um zu sehen, wie das die Schreibeigenschaft beeinflusst. Ich denke aber, das kann ich auch weglassen. Muss ich noch testen. Gummi Arabicum habe ich auch zugegeben, vielleicht ist beides zusammen aber auch nicht ideal. Jedenfalls fließt die Tinte aber sehr angenehm aus dem Füller, ohne, dass etwas am Fluss gemacht ist.
maggutefueller
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von maggutefueller »

vanni52 hat geschrieben:
18.08.2024 22:08
Downfall hat geschrieben:
18.08.2024 17:00
Anbei mal ein erstes Foto. Die erste Zeile hat etwa zwei Minuten trocknen können, unten ist die Tinte frisch (einige Sekunden) aufgetragen.
Wow, das nenne ich mal eine Abdunkelung.
Zum Vergleich mal Thoms Nachtblau, frisch aufgetragen und eine Stunde später:


ja, die "bessere" 4001 blauschwarz. tip: wer bisher nur bsw kennt, sollte die mal testen
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Heute Morgen noch gesehen, dass der pgary wohl Brilliantblau FCF, den Lebensmittelfarbstoff E133, verwendet hat. Ich würde das mit dem blauen HF trotzdem gerne noch probieren. Ich will jetzt aber auch nicht ein dutzend Farbstoffe anschaffen, die ich nachher nicht verwenden kann.
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Gast1 hat geschrieben:
19.08.2024 2:28
in der Lokalpolitik des frühen 17. Jh., mit Schwerpunkt Paderborn, wo man 1604 den Bürgermeister vierteilte. :o https://de.wikisource.org/wiki/Zedler:W ... (Liborius)
Oh, da war der Hl. Liborius offenbar nicht der richtige Namenspatron für den Bürgermeister gewesen.
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
19.08.2024 8:49
Brilliantblau FCF
Über diesen Farbstoff hatte ich mal vor einiger Zeit nachgedacht, und zwar zur Frage, ob er möglicherweise in der Pelikan 4001 Brillant-Blau verwendet wird. Methylblau kommt dort nicht infrage, da der blaue Farbstoff in der Brillant-Blau nicht löschbar ist.
Gehört wie Methylblau zu den Triphenylmethanfarbstoffen, besitzt aber außerdem die Eigenschaft, sich bei niedrigen pH-Werten zu entfärben. War damit für die 4001 Brillant-Blau aus dem Rennen.
Kommt dann allerdings als Hilfsfarbstoff in EG-Tinten ebenfalls nicht unbedingt infrage.
LG
Heinrich
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Interessante Info, danke!
Dann ist der Farbstoff wohl auch für diese Tinten ungeeignet.
Bleibt noch Methylblau, allerdings finde ich dafür keine Bezugsquelle, außer 1% Lösungen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob das reicht.
Bei Kremer gibt es auch noch synthetisches Indigo, aber ich weiß noch nicht, inwiefern sich das eignet, wenn Indigokarmin nicht geht.
moniaqua

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von moniaqua »

Muss es blau sein?

So langsam bekomme ich Lust, mal diverse Naturfarben auszuprobieren. Cochenille gab es schon im Thread, das wäre Magenta. Rot-/Orangetöne gäbe es von Krapp, Kermes (teuer :(), Henna, Annatto bzw. Orleansaat, Gelb von vielen auch einheimischen Pflanzen, dunkles Lila von Hollerbeeren z.B. (Beeren allgemein sind nicht wirklich lichtecht, da schwächelt aber Annatto auch und wenn eh der Eisengallusanteil drin ist, stört es ja nicht, weil das Schwarz bleibt). Die Sachen, die sich bei Wolle/Seide bewähren, müssten doch eigentlich für Tinte auch funktionieren.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Mit Sicherheit, das würde ich auch gerne zukünftig probieren :)
Blau fände ich trotzdem schön, das ist meine Lieblingsschreibfarbe :)

Ich könnte mir aber einen Orange- oder Grünton sehr gut vorstellen. Reines Rot ist wohl sehr schwer umzusetzen (um Thomas Aussage zu nehmen: entweder rot oder Eisengallus).
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