Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

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Hallo Martin,

die vom Schenk ist vielleicht schon stark pigmentiert, dann liegt das auf dem Flakonboden und muss aufgerührt werden. Das sind so Mittelalter-Geschichten, die Tinten sind für Tauchfeder gemacht, für Füller sind dann suboptimal.

Viele Grüße
Thomas
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Haben die Ausfällungen auf dem Flakonboden denn noch eine Funktion, wenn man sie mit der Feder aufs Papier bringt? Oder ist die Tinte dadurch bedeutend schwächer?
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Gast1 hat geschrieben:
13.10.2024 19:44
... Auf irgendwelche theoretischen molaren Verhältnisse zwischen Gallussäure und Eisen kann man sich bei der Tinte nicht verlassen, weil nirgends Gallussäure ist.
Ach so, dann ist das ein auf Erfahrung beruhendes Verhältnis, das war mir nicht klar. Danke für die Aufklärung.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
14.10.2024 16:40
Gast1 hat geschrieben:
13.10.2024 19:44
... Auf irgendwelche theoretischen molaren Verhältnisse zwischen Gallussäure und Eisen kann man sich bei der Tinte nicht verlassen, weil nirgends Gallussäure ist.
Ach so, dann ist das ein auf Erfahrung beruhendes Verhältnis, das war mir nicht klar. Danke für die Aufklärung.
Es ist eine Kombination aus jahrhundertelangen Erfahrungen (man ist ja nicht mehr der Jüngste und man kennt sie alle :) ) und aus älteren Analysen von Ausfällungen. Aber ich bin auch nicht 100% sicher, wie Du an +10% und -20% siehst, rechne ich im Zweifelsfalle mit irgendwas zwischen einem geringen Gerbsäuremangel und einem größeren Gerbsäureüberschuß. Aber im Zweifelsfall ist ein geringer Gerbsäureüberschuß besser als ein großer Eisenüberschuß. Am Anfang fällt das nicht auf, Tinten mit Eisenüberschuß können sehr schwarz werden, aber sie bleiben es nicht lange.
Downfall hat geschrieben:
14.10.2024 8:14
Haben die Ausfällungen auf dem Flakonboden denn noch eine Funktion, wenn man sie mit der Feder aufs Papier bringt? Oder ist die Tinte dadurch bedeutend schwächer?
Mit Gerbsäureausfällungen kann man nicht viel anfangen, aber Eisentannatausfällungen sind das Pigment Atramentum, die Tinte wird immer mehr eine Pigmenttinte. Das Aufschütteln bringt da auf alle Fälle was, das sind aber, wie gesagt, keine Füllertinten.
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

Bei Eisentannatausfällungen kann man sehr gut mit Tafelessig verdünnen und Wasser. Taugt zwar nicht im Füller; kann allerdings sehr gut mit der Tauchfeder verschrieben werden. In alten Rezepten wird dies als sehr gute Tinte bezeichnet.
Da man als Schwabe nichts verkommen lässt, werden Ausfällungen bei mir gesammelt, aufgearbeitet und mit der Tauchfeder verschrieben. Verwende da gerne die Brause Ornament 500 oder die Börsenfedern, jeweils mit Ober- und Unterfeder versehen.
Einmal im Tintenfass eintauchen reicht dann für 4 bis 6 Zeilen auf dem A4 Block liniert.
Sofern die Ober- und Unterfedern nicht mehr passend angeboten werden - man kann sich diese sehr leicht aus dem Blech einer Sprühdose herstellen.

Viele Grüße

Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

"Ausfällungen" kann man auch kaufen. :) https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... entum.html
Das Pigment ist aber nicht so beständig wie Kohlenstoff.
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Gast1
Danke für den Hinweis. Für mich sind diese Ausfällungen ein Nebenprodukt. Der anfallende Bestand (Ausschwenkmaterial des Tintenfasses) wird gesammelt mit Essig und Wasser versetzt und mit der Tauchfeder verschrieben.
Kaufen werde ich das Zeugs nicht!
Tinte aus Kohlenstoff (Ruß) habe ich auch schon mal ausprobiert. Hat funktioniert! Aber war nicht so meine Richtung.
Man kann eben nicht alles machen! Und ich stell ja nur meinen Eigenbedarf her. Handeln werde ich nie damit!
Andererseits:
Wenn ich das, was bei mir in den Regalen schlummert, verbrauchen will, dann muss ich noch mindestens 200 Jahre arbeiten.
Aber ich möchte nächstes Jahr im November in den Ruhestand gehen. Dann beginnt die 2. Jugend!

Grüsse
Helmut
maggutefueller
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von maggutefueller »

Gast1 hat geschrieben:
14.10.2024 22:15
"Ausfällungen" kann man auch kaufen. :) https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... entum.html
Das Pigment ist aber nicht so beständig wie Kohlenstoff.
ist das problemlos anmischbar? vorteile? nachteile?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

maggutefueller hat geschrieben:
15.10.2024 13:00
Gast1 hat geschrieben:
14.10.2024 22:15
"Ausfällungen" kann man auch kaufen. :) https://www.kremer-pigmente.com/de/shop ... entum.html
Das Pigment ist aber nicht so beständig wie Kohlenstoff.
ist das problemlos anmischbar? vorteile? nachteile?
In der Form ist es nicht wasserlöslich, wenn Du das mit Bindemittel und Wasser anmischst, hast Du eine 100%ige Pigmenttinte (aber keine Nanosuspension, sondern eine Kalligraphietinte, die Du immer wieder aufrühren musst). Man kann versuchen, mit den hier mehrfach genannten Mitteln den Eisentannat-Komplex wieder teilweise in Lösung zu bringen, ob das praktisch funktioniert, weiß ich aber nicht. Wir reden hier von 2 unterschiedlichen Sorten von Eisengallustinten, die eine ist für Füller gemacht und kann das auch. Die andere ist traditioneller und kommt aus einer Zeit, in der es noch keine Füller gab. Martin hat die vom Schenk mal ohne und mit aufschütteln gezeigt. Die Tinte pigmentiert im Tintenfass mit der Zeit immer mehr, das haben diese Tinten früher auch so gemacht.

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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Helmut hat geschrieben:
15.10.2024 9:24
... dann muss ich noch mindestens 200 Jahre arbeiten.
Tja, das führt zum zweiten Teil des Problems. Wenn man eine Tinte hat, deren Schriftzüge diesen Zeitraum überstehen, braucht man jetzt nur noch was zu schreiben, das in 200 Jahren noch irgendwen interessiert. Ich habe am Wochenende mal wieder mein Midi-Keyboard abgestaubt, muss aber sagen, der Bach liegt immernoch vorne.Bild
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Gast1
hmmmmm! Glaubst Du ernsthaft, daß die breite Masse der zukünftigen Bevölkerung in 200 Jahren noch in der Lage ist unsere Schrift zu lesen??????
Gib mal heute einem Abi-Anwärter ein Schriftstück von 1700 in die Hände und staune was da rüberkommt! Ich erlebe das ja fast täglich. Und das Archiv was wir auf der Dienststelle halten müssen beginnt ab 01.01.1900. Alles was davor ist gehört in die Gemeinde- bzw. Kreisarchive. Grundbuchangelegenheiten gehen an das Grundbuchzentralarchiv, ebenso Servitudenbücher und die Meßurkunden welche zur Erstellung des Servitudenbuches erforderlich waren.
Seit mehreren Jahren wird mir immer wieder von jungen Kollegen eröffnet wie das weitergehen soll, wenn ich im Ruhestand bin.
Aber Nachwuchs wird ja keiner mehr für diese Tätigkeit ausgebildet. Zitat: Für die e-Akte nicht mehr erforderlich!
Fazit: Drücken Sie bitte auf Taste F1 dann kommt Hilfe (und wenn da nichts kommt - A-Karte).

Grüße
Helmut
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Da meine Tinte nach ausreichender Oxidation (etwa zwei bis drei Tage auf den meisten Papieren) einen leichten Einschlag ins Braune zeigt, deutet das doch eher auf einen Gerbsäureüberschuss hin?

Das Problem ist, wenn man jetzt etwas Beständiges schaffen möchte, aber erst in drei Jahren feststellt, dass die Tinte nicht ausgewogen ist :)
Aber vermutlich ist das einfach unmöglich im Voraus definitiv zu beurteilen.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
16.10.2024 11:06
... Das Problem ist, wenn man jetzt etwas Beständiges schaffen möchte, aber erst in drei Jahren feststellt, dass die Tinte nicht ausgewogen ist :)...
Dann schaue halt nach einem Jahr, bei einem deutlichen Eisenüberschuss vergilbt die relativ schnell. Und ein leichter Gerbsäureüberschuss macht die Tinte nicht aggressiver zur Cellulose.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Helmut hat geschrieben:
15.10.2024 16:45
... Gib mal heute einem Abi-Anwärter ein Schriftstück von 1700 in die Hände und staune was da rüberkommt! ...
Das Problem sind ja nicht die vielen Abi-Anwärter, sondern dass die das alle schaffen. :)
Heute schreiben wir amerikanische Buchstaben, die gibt's auch in 200 Jahren noch. viewtopic.php?p=443776#p443776
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

@Downfall, Du brauchst dazu nur eine Tinte. Du legst das Eisensulfat vor und erhöhst sukzessiv das Tannin und schreibst jeweils einen Absatz incl. welches Mischungsverhältnis es ist. Nur Mut, auch bei Elon Musk sind die Raketen erst beim vierten Versuch nicht explodiert. :)
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