Letztes Beispiel: Moore 5 bzw. 88 von Montblanc: Da hat jemand im Auftrag von Montblanc die Hülle eines Füllhalters Moore nachempfunden (auch das muss natürlich gekonnt sein und kostet) und Montblanc setzt Preise von 65 bzw. 31 k€ an. Die Masse Gold (weiss eine Spur teurer als gelb wegen Legierungsunterschieden) spielt kaum eine Rolle, aber die vom Hersteller voreingestellte "Seltenheit", mit der er als Erstverkäufer seinen Wunschpreis möglichst hoch ansetzt, um die Mehrzahl einer Auflage verkaufen zu können.
Auch andere Hersteller (z.B. Pilot in der Marke Namiki in deren Linie Emperor) greift auf alte Objekte und Ideen zurück. Dort sind aber die Künstler der Hersteller selbst absolut massgeblich, dort wird sehr fein einzelstückweise gearbeitet, dies mit wohl sehr viel grösserem Aufwand als bei Richemont, Abteilung Montblanc, wo dasselbe, eventuell abgewandelte Design verschiedentlich angewandt wird. Jede Emperor ist ein Kunstwerk für sich. Es ist auch vom Künstler signiert und niemals anonym. Die Preise dieser echten einzeln angefertigten Kunstwerke liegen um ein mehrfaches tiefer als die gewisser Montblanc-Stücke, wo man nicht den Namen eines verdienten Künstlers und dessen Leistungen zahlt, sondern den berühmten Namen einer Person dem Montblanc (in unkünstlerischer Weise, aber kommerziell zumindest in einem kurzfristigen Zeithorizont sehr geschickt seine Füllfederhalter "widmet", wobei diese Widmung an sich keine Leistung ist, aber der Fabrikant vom Namen des Bedachten so profitiert, als ob der Füllhalter von diesem selbst stammte.
Montblanc ist dafür das Paradebeispiel, aber bei Weitem kein Einzelfall. Für mich ist der innere Wert des gewählten japanischen Beispiels "Namiki Emperor" weit höher als der der meisten Montblanc-Füllhalter. Obwohl ich schon gewisse Montblancs der originellen Idee halber oder einfach, weil sie mir gefallen haben, gekauft habe. Ärgerlich sind allerdings abgespeckte, künstlerisch reduzierte Stücke, die einfach daran denken lassen, dass etwas sehr Schönes fehlt, aber im gegebenen Moment nicht erschwinglich gewesen ist. Da kaufe ich lieber gar nichts. Eine vereinfachte Version, die einen dauernd daran erinnert, was eigentlich fehlt, ist nicht wenig, sondern eben nichts wert. Das gilt für ästhetische Sammelgegenstände ganz besonders.
Vermehrt werde ich eigentliche Kunstwerke von Künstlern selbst statt kommerziell ausgenutzte Widmungen an Berühmtheiten aller Art von anonymen Marketing-Personen und Kunst-Technikern kaufen. Diese echten Kunstwerke müssen mir natürlich sehr gut gefallen. Dass die Preise solcher (z.B. eben japanischer) Füllhalter auch in der obersten Preiskategorie sehr viel günstiger und tiefer sind, kommt mir dabei sehr entgegen.
Wer natürlich pompöse manchmal eben dreidimensionale Aussenbauten um Füllhalter den diskreteren und feinen Kunstwerken direkt an der Füllhalter-Aussenseite vorzieht, wird nie einen Pilot-Namiki kaufen. Zum Glück denken nicht alle gleich
