Ueberpolitur???

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agathon
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Ueberpolitur???

Beitrag von agathon »

Hallo zusammen,

In letzter Zeit ist mir hier im Forum immer mal wieder dieser Begriff ueber den Weg gelaufen. Ich selbst meine das Gemeinte zu kennen, habe ich doch einige Federn, die nach sehr intensiver Politur, allerdings stets nur mit Micromesh 12000, fantastisch weich laufen, eine wahre Wonne ist es, damit zu schreiben, aber der Kontakt zum Papier geht gefühlt etwas verloren? Kennt das jemand? Auch meine ich, dass die Federn nun deutlich breiter laufen. Kann das sein, da ich ja eigentlich nicht geschmiergelt habe, sondern, wie gesagt, nur 12000er verwendet habe.

Grüße

agathon
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bella
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von bella »

ich kenne das .... die laufen dann zwar fast lautlos und natürlich klaglos wie auf Bohnerwachs, erzeigen aber kein interessantes Schriftbild, sondern schreiben wie ein Filzstift.

Ganz schwer auszudrücken, aber ich mag lieber diejenigen die problemlos schreiben, aber doch irgendwie ein feedback geben, das Metall der Feder und Papier zwei unterschiedliche Materialien sind die meine Hand zusammenbringt

Bei den "weichgespülten" helfen zwei 8ten auf der mittleren Körnung der Nagelpolierfeile
drasir
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von drasir »

Man darf einfach nicht dem falschen Eindruck erliegen dass 12000 Micromesh nicht schmiergelt. Natürlich ist es sehr fein und nimmt nur wenig Material pro Zug weg, ich selber habe aber in meinen Anfängen damit die ein oder andere günstige Stahlfeder damit "platt poliert". Im Zweifelsfall geht das dann doch schneller als man glaubt. Dass die Federn dann breiter laufen erkläre ich mir auch damit.

Ich persönlich mag glasglatte Federn, (wenn man Feedback will kann man ja einfach raues Papier nehmen :D ) "Überpolitur" setzt für mich dann ein wenn man die Innenkanten des Schreibkorns auch verrundet, es somit wunderbar in jeder Richtung flutscht aber sich auch ein Babypopo einstellt und es dann auf glattem Papier zu Anschreibproblemen kommt.

Du scheinst ja schon Erfahrung mit dem polieren zu haben, Anfängern kann ich (vor allem bei weichen Goldfedern) nur empfehlen die Feder ohne Tintenleiter zu polieren und darauf zu achten dass die Schenkel nicht auseinandergedrückt werden (z.b. mit einem Holzblock der von Oben ein spreizen verhindert).
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Killerturnschuh
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von Killerturnschuh »

Micromesh ist eine feine Sache, wenn man es behutsam einsetzt. Ich habe teures Lehrgeld gezahlt, da ich ausschließlich mit Goldfedern schreibe.
Inzwischen achte ich jedoch auf ein paar Dinge: Niemals Tinte im Füller während der Bearbeitung, und so blöd es klingt die Feder erfühlen.... :oops:
Es empfiehlt sich auch immer verschiedene Körnungen bereit liegen zu haben. Bei Federn die tatsächlich nur überpoliert sind ist oft wirklich nur geringfügiges Aufrauhen des Schreibkorns erforderlich. Ansonsten beginne ich mit einer gröberen Körnung, und arbeite mich dann fast bis zur feinsten Körnung vor
Schnell sind ein paar Achten zu viel gefahren und dann wird die Auflagefläche breiter,
Salve

Angi

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Tenryu
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von Tenryu »

Ich mag möglichst glatte Federn. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich für gewöhnlich sehr geschwind schreibe. Eine irgendwie rauhere Feder bremst dann meinen Schreibfluß, was ich als unangenehm empfinde. Fürs Schönschreiben hingegen ist ein gewisses Feed-back aber durchaus erwünscht. Die Asiaten bevorzugen sogar Federn, die wir eher als rauh oder fast schon kratzig empfinden würden. Was vor allem daran liegt, daß sie keine verbundenen oder runden Linien schreiben, sondern fast nur gerade oder abgewinkelte kurze Striche, die sehr präzise gesetzt werden müssen.

Ich pflege neue Federn schon gerne mal etwas nachzupolieren. Aber überpoliert habe ich noch keine. Den letzten Feinschliff bekommt eine Feder ohnehin erst beim Schreiben, wenn sie sich durch leichte Abnützung an die individuelle Handschrift anpaßt.
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Killerturnschuh
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von Killerturnschuh »

Tenryu hat geschrieben: Ich pflege neue Federn schon gerne mal etwas nachzupolieren. Aber überpoliert habe ich noch keine. Den letzten Feinschliff bekommt eine Feder ohnehin erst beim Schreiben, wenn sie sich durch leichte Abnützung an die individuelle Handschrift anpaßt.
"Überpolierte Federn" sind meiner Erfahrung nach eher eine Sache der Hersteller. Die fühlen sich erst einmal so an, als wären sie mit mit etwas überzogen. Nach ein paar Seiten platzt dann der Knoten und die Feder zeigt ihr Gesicht. So nehme ich es jedenfalls oft wahr.
Salve

Angi

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bella
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von bella »

wenn man dieses "versiegelte" bei einr neen Feder los werden möchte und kein Werkzeug zur Hand hat ..... schwungvolle Achten auf Packpapier oder einer der Papiertüten die uns im Supermarkt als umweltfreundliche Alternative angedreht werden .... reicht oft schon.
uhrmel63
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von uhrmel63 »

Vor kurzem habe ich die Feder eines Jinhao, der auch nach einen Schleifen mit Schleifpapier Körnung 2000 noch etwas kratzte, mit Autosol Metal Polish bearbeitet. Ich hatte die Politur auf Papier aufgetragen und mit dem Füllhalter über das Papier gezogen. Die Linie sah nach Metallabrieb aus. Die Feder lief danach geschmeidiger, fühlte sich aber nach Filzstift an. Hat das schon mal jemand probiert?

Viele Grüße

Martin
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bella
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von bella »

In Politurpasten ist meist auch Öl oder Wachs ..... und genau das ist jetzt auf Deiner Feder ... damit bist Du den Weg rückwärts .... von der kratzigen zur überpolierten Feder :mrgreen:
Ich würde einen MicrofaserLappen nass machen, Spüli drauf, die Feder paarmal drüber und abspülen. Dann solltest Du den Belag los sein und das eigentliche Schriftbild der Federbeurteilen können.
Andreas-54
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von Andreas-54 »

uhrmel63 hat geschrieben:Vor kurzem habe ich die Feder eines Jinhao, der auch nach einen Schleifen mit Schleifpapier Körnung 2000 noch etwas kratzte, mit Autosol Metal Polish bearbeitet. Ich hatte die Politur auf Papier aufgetragen und mit dem Füllhalter über das Papier gezogen. Die Linie sah nach Metallabrieb aus. Die Feder lief danach geschmeidiger, fühlte sich aber nach Filzstift an. Hat das schon mal jemand probiert?

Viele Grüße

Martin

Bei den Jinhao-Federn (auch bei anderen) habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie sich neu oft etwas kratzig anfühlen, weil die Federschenkel nicht ganz exakt ausgerichtet sind. Das sieht man besser mit einer guten Lupe. Dann reicht es meist, sie vorsichtig auf genau gleiche Höhe hinzubiegen und sie schreiben wunderbar gleitend. Ganz ohne Politur.
Aber ich finde es auch angenehmer, wenn die Feder auf dem Papier etwas Feedback gibt und nicht zu weich schwebt. Da finde ich die Kaweco-Federn z.B. sehr gut.

Schönen Gruß
Andreas
uhrmel63
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von uhrmel63 »

Danke an Bella und Andreas,

ich habe heute den Jinhao wieder benutzt und hatte den Eindruck, dass die Feder nicht mehr ganz so wie geschmiert läuft. Offensichtlich schreibt sich die Politur mit der Zeit wieder ab. Wahrscheinlich habe ich jetzt auch die Schenkel auf eine Ebene geschliffen.
Viele Grüße
Martin
Andreas-54
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Re: Ueberpolitur???

Beitrag von Andreas-54 »

uhrmel63 hat geschrieben:Danke an Bella und Andreas,

ich habe heute den Jinhao wieder benutzt und hatte den Eindruck, dass die Feder nicht mehr ganz so wie geschmiert läuft. Offensichtlich schreibt sich die Politur mit der Zeit wieder ab. Wahrscheinlich habe ich jetzt auch die Schenkel auf eine Ebene geschliffen.
Viele Grüße
Martin
Durch das Schreiben verändert sich die Federspitze immer noch ein bischen ("Einschreiben").
Aber leicht verbogene Schenkel werden nicht weggeschliffen, sondern sollte man vorsichtig auf genau gleiche Höhe biegen.
Dazu sollte man aber eben eine gute Lupe verwenden (z.B. einfacher Fadenzähler), um das vorher und nachher gut kontrollieren zu können.

Schönen Gruß
Andreas
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