Hallo in die Runde,
im April startet im Stadtarchiv in Wuppertal eine Ausstellung, auf der auch alte Schreibgeräte usw. gezeigt werden.
Hier der Link: https://www.wuppertal.de/kultur-bildung ... tseite.php
Schaut mal rechts unten bei Ausstellung, da ist der Flyer zu finden.
Ich habe auch einige Füller beigesteuert.
lg
mecki
Hi
Etwas peinlich für das Stadtarchiv fand ich allerdings die Ankündigung, dass Schreibgeräte von Faber, Pelikan und Schneider zu sehen wären. Kein Wort über die großen ehemaligen Füllerfabriken am Ort, wie Matador oder Buschle. Ich hatte deshalb mal dort angefragt, ob das in Wuppertal in Vergessenheit geraten ist. Na ja, vielleicht war es auch nicht das Thema.
Gruss, Frodo
Hi
Die Antwort kam diesmal sofort. Das Stadtarchiv zeigte sich interessiert an der Füllhalterporduktion am Ort doch ging das Thema der projektierten Ausstellung eher in Richtung "Bildungsgeschichte des Schreibens". Aber ich denke, dass wir irgendwann einmal noch etwas über Füller aus Wuppertal erfahren werden. Näheres über PN.
Gruss, Frodo
Da soll noch mal jemand sagen "das Internet macht blöd"!
Ich wußte gar nicht, daß es hier in Wuppertal mal Füllerhersteller gab. Habe das auch noch nie in alten Büchern oder Berichten gelesen. Man spricht viel lieber von Friedrich Engels, den Garnwebern und Bleichern (zu deren Gedenken regelmäßig ein großes Fest im Stadtteil Heckinghausen gefeiert wird).
Es gibt Tage, da frißt du den Bären und es gibt Tage, da frißt dich der Bär. - Der Dude
Ja, die Füllhalterindustrie war natürlich viel zu unbedeutend, als dass etwas darüber in öffentlichem Interesse in Stadtarchiven gespeichert worden wäre.
Die drastisch veränderte soziale Situation der Weber nach der Entwicklung des mechanischen Webstuhls ist durch geschichtlich notierte Unruhen in der arbeitslos gewordenen Bevolkerung hinlänglich bekannt und auch in der Literatur dramatisiert worden. Gesellschaftliche Härten durch technische Umwälzungen in der Stahl- oder Montanindustrie haben zu geschichtlich erwähnten Arbeitskämpfen, Bildung von Gewerkschaften und schließlich der Entstehung einer sozialen Gesetzgebung beigetragen. Dem Füllermacher an der Werkbank wurde nirgendwo ein Denkmal gesetzt. Der Beruf des Hartgummidrehers, der übrigens zur holzverarbeitenden Industrie gehörte, war auch kein anerkannter Ausbildungsberuf, ein durch Schließung der Firma arbeitslos gewordener Arbeiter trug natürlich seine Geschichte nicht vor sich her. Auch der Firmenbesitzer hatte wenig Interesse, die Geschichte seines Werkes, welches durch Eigen- oder Fremdverschulden an die Wand gesetzt worden war, für die Nachwelt zu dokumentieren. Viele der einstmals großen Füllerfabriken sind nach und nach verebbt, gerade diejenigen, die sich viel zu lange rühmten, den besten Füller der Welt herzustellen. Eine der wenigen Fabriken der Branche, die bei bestem Bestand an einen Interessenten weiterverkauft wurden, war Hebborn/ Luxor, welche unter Parkers Leitung mit dem Namen Luxor- Pen noch einige Jahre an gleichem Ort weiter produzierten.
Die im Jahre 1895 gegründete Firma Matador war eine der ersten der Schreibgerätebranche und, dass sie mit Soennecken, Montblanc und Kaweco in einem wirtschaftlichen Kartell zusammengeschlossen war, zeigt die Bedeutung des Werkes im ersten Vietel des Jahrhunderts. Über die Schließung der Fabrik und die Löschung der Traditionsmarke, möglicherweise in den 60er Jahren ist in Sammlerkreisen bisher nichts bekannt. Der Wohnort der letzten Besitzerin, Marga Löwen, war die Kleinstadt Neviges, ein Ort, an dem nach Angabe des Grimme- Online- Preis Gewinners Norbert Molitor, fast nichts passiert. Vielleicht stellt man sich unter der Betriebsleiterin, die auch eigene Patente eingereicht hatte, eine zufriedene Mäzenin vor, die nach ihrer Berufstätigkeit in einer Villa auf dem Lande zwischen Golfplätzen ihern Lebensabend verbracht hatte. Aber: Frau Löwen war auch im winzigen Ort Neviges völlig unbekannt.
Ohne Spuren verlieren sich auch die Aufenthaltsorte vieler weiterer herausragender Personen aus der Füllerbranche: Heinrich Koch (mglw. USA) und Rudolf Weber (mglw. Südafrika), beide Kaweco bis 1929, Hermann Böhler (mglw. Chile), aber auch aus der neueren Geschichte. U. Mutschler, Reform (mglw. Mexico).
Wirtschaftlich erfolgreiche Firmen sammeln häufiger ihre Historie, die Darstellung der langen Tradition gehört heute zur "Corporate Identity", manchmal gibt es auch eigene öffentlich zugängliche Museen, wie z.B. bei Faber oder betriebliche Sammlungen wie bei MB oder Pelikan. Für die bekannten Traditionsmarken, aber insbesondere für den unbekannten Rest sind eben die Sammler die "Frontschweine" der Museen und Archive, wenn auch, ehrlich gesagt, das meiste Marerial, was in Kleinarbeit zusammengetragen wurde, nirgendwo in Büchern erscheint.
Gruss, Frodo
Danke, Frodo, für deine detaillierte Beschreibung. Ich finde es auch schade, dass man von den alten Firmen so wenig weiß. Selbst bei noch existierenden Firmen (z.B. Lamy) ist die Firmengeschichte nur wenig publiziert.
Viele Grüße, patta
Die Hälfte dessen, was man schreibt, ist schädlich, die andere Hälfte unnütz. - Friedrich Dürrenmatt
Ich finde auch erstaunlich, dass z.B. die Fa. Tropen (heute Tropen Schröder Kunststofftechnik) nicht mal auf ihrer Webseite die Vergangenheit erwähnt. Ich habe mal für die gearbeitet und das überhaupt nicht gewusst. Dabei hatte die ja früher doch einen großen Namen und heute ist es 08/15 Spritzguss-Bude.
Wobei...gerade über Tropen gibt es in "Andreas Lambrou: Füllfederhalter (Fountain pens vinage and modern)" etwa 5 Seiten, was von der Bedeutung der Fabrik her relativ viel ist. So weit ich gehört habe war Lambrou selbst mal Vertreter für Tropen- Füller und hat diesen Abschnitt auch selbst geschrieben. Aber schade ist es schon, dass die Firma selbst kein Interesse an ihren historischen Produkten hat. Die Tropen Füller sind meistens für den Export hergestellt worden, deshalb sind sie im englischsprachigen Raum bekannter als in Deutschland.
Gruss, Frodo
Hallo Schreib- Fans
Gerade habe ich vom Ausstellungs- Macher eine Rückmeldung zum bisherigen Verlauf der Präsentation bekommen. Ich hatte ja Kontakt zum Wuppertaler Stadtarchiv aufgenommem und noch ein paar Matadors und Beschreibungen historischer Füller und Federn geschickt. Die Marke "Matador" sowie die Bedeutung Wuppertals als Füller- Stadt war im Archiv bisher nicht bekannt gewesen. Die Veranstaltung zur Geschichte des Schreibens scheint aber schon jetzt sehr erfolgreich zu sein. Zitat: << Die Ausstellung läuft hervorragend, die Feedbacks sind überwältigend >>. Das finde ich sehr erfreulich. Sehr eigennützig habe ich auch gleich um eventuelle Rüchsprachen von früheren Mitarbeitern der Füllhalter- Industrie gebeten. Diese könnten sicher den "Matador- Thread" bei Penex sowie bei FPN etwas aufmischen.
Anlage: Bericht zur Eröffnung aus der Wuppertaler Zeitung.
Gruss, Frodo
Dateianhänge
WZ v. 09.04.2016 k.JPG (303.54 KiB) 6001 mal betrachtet
"aber auch der Elberfelder Matador ist mit dabei"
Falls noch Infos aus Wuppertal kommen, berichte doch bitte weiter, Frodo, ist wie immer hochinteressant!
blackboro hat geschrieben:War denn jetzt jemand schon dort und kann berichten, ob es sich lohnt? Habe es bis dato leider noch nicht dahin geschafft.
Ich werde die Ausstellung nicht besuchen, hatte aber doch auf einen Kurzbericht und ein paar Fotos eines ortsansässigen penex- Mitglieds gehofft, Martin "sugaldago" aus Wuppertal zum Beispiel war doch eigentlich eingangs auch recht erfreut über die Präsentation. Auf der anderen Seite muss ich natürlich auch zugeben, dass das Interesse an altem Schribgerät hier sehr nebensächlich geworden ist.
Gruss, Frodo