Mahlzeit!
Nun bin ich auch mal wieder dazu gekommen, Unfertiges zu fotografieren. Folgendes Foto von gestern früh - Fotoqualität ist nicht so dolle, da ich aufgrund der Hitze ziemlich verdunkeln musste
4 Rohlinge aus Gmund-Baumwollpapier. Sie sehen schon ziemlich nach Büchern aus, sind aber noch sehr weit davon entfernt. Die Deckel passen von der Höhe her schon, ragen aber in der Breite noch deutlich über den Buchblock hinaus und müssen zugeschnitten werden. Die vorläufige Verbindung aus Packpapier zwischen Deckeln und Rücken ist fertig. Als nächstes werden die Rückenpappen zugeschnitten und auf das Packpapier aufgeleimt. So haben sie gleich die korrekte Rundung und sitzen an der richtigen Stelle.
Was man nicht sieht: auch auf der Innenseite sind die Deckel bereits über ein Stück Schirtinggewebe und die Heftbänder fest mit dem Buchblock verbunden. Um zu verhindern, dass überschüssige Feuchtigkeit in den Buchblock gelangt, liegen die dünnen Plastikfolien zwischen Vorsatzpapier und Deckeln.
Eine gewisse Herausforderung an mein Vorstellungsvermögen: im Prinzip muss man mit der Herstellung des Vorsatzpapiers, lange bevor der Buchblock überhaupt gemacht wird, entscheiden, wie das fertige Buch einmal aussehen soll. Mittlerweile führe ich eine kleine Tabelle, um das alles nicht im Hinterkopf behalten zu müssen.
Dieselben vier Kandidaten einen halben Werkstatttag später:
(Angi, eins davon ist Deines!

)
In der Zwischenzeit habe ich die Deckel aufgeleimt und wo geplant mit falschen Bünden versehen. Die Lederstücke werden zugeschnitten und an den Kanten, vor allem an Kopf- und Fußende des Rückens, gründlich ausgeschärft.
Das ist, glaube ich, eine meiner Lieblingsarbeiten: ein Stück Leder zu einem Buchrücken zu formen. An dieser Stelle sieht man schon viel von dem Charakter, den das Buch später einmal haben wird. Jedes Buch hat inetwa die gleiche Seitenzahl, aber dadurch, dass jeder Buchblock händisch einzeln gerundet und bearbeitet wird, ist die Wölbung bei jedem Rücken ein bisschen anders. Das sollte in einer Profiwerkstatt vermutlich anders aussehen, mich stört es aber nicht.
An dieser Stelle kann dem Buchblock allerlei zustoßen, auch färbt das angefeuchtete Leder manchmal ab, also werden die Buchblöcke in Frischhaltefolie eingeschlagen.
Ich werde mal versuchen, die weiteren Schritte für diese vier Bücher auch zu dokumentieren.
Hier kann ich noch zeigen, was letztes Wochenende fertig geworden ist - zum Glück habe ich die Bücher vor dem Münsteraner Stammtisch noch fotografiert, denn da haben sie mich schon wieder verlassen.
A5, Tomoe River (240 Blatt), blaues Ziegenleder und Ebru-Marmorpapier:
Ebenfalls aus Tomoe-River-Papier, mit grünem Leder und Ebru:
Die erstmal eigenartige Kombination aus Grün- und Rosatönen im Einbandpapier gefällt mir hier besonders gut. Dieses wohnt jetzt übrigens bei Else Marie. *wink*
Besonders an den Tomoe-Büchern ist, dass sie sehr schön flach liegen.
Und das Gleiche nochmal mit japanischem Yuzen-Papier.
Viele Grüße, frohes Schreiben & Binden von
Barbara