Natürlich war ich sofort geneigt raus zu finden, was ist der Unterschied.
Ganz am Anfang bedarf es glaube ich erstmal ein wenig Klärung, ich habe hier schon einige Male gelesen, das dieses und jenes Papier ein "Velinpapier" ist. Ich bin nicht so sicher ob das so eingeordnet ist, wie es einzuordnen ist. Velinpapier im ursprünglichen Sinne bezeichnet besonders glattes und feines Pergament (denn das bedeutet Vélin). Erreicht wurde das durch den Schöpfrahmen. Hangeschöpftes Papier wir durch einen Holzrahmen mit einem siebartigen Gitter geschöpft. Daraus ergibt sich die typische Struktur mit Längs- und Querrillen, kennt glaube ich jeder vom Büttenpapier. Beim Velinpapier wurde aber eine andere Art Sieb verwendet, ein Égoutteursieb, das viel feiner ist und eine glatte Oberfläche prägt, meist mit Kupfer- oder Bronzedrähten bespannt.
Die Funktion ist im Grunde heute dieselbe wie vor 250 Jahren, nur heute ist dieses Sieb auf eine Walze gespannt und mit Hilfe dieses Siebes werden im Wesentlichen Wasserzeichen geprägt und die Oberflächenbeschaffenheit definiert.
Das bedeutet aber, der Papierproduktionsprozess hat mit der ursprünglichen Variante "Velinpapier" nur noch wenig zu tun, außer das immer noch ein Égoutteursieb verwendet wird, aber eben viel differenzierter. Ein glattes Égoutteursieb ergibt eine Oberfläche die als Vélin bezeichnet wird, ein strukturiertes Égoutteursieb kann alle möglichen Variationen ergeben, meist aber eine gerippte oder strukturiertere, meist als Vergé bezeichnet.
So kann man die beiden Varianten die Clairefontaine anbietet auch leicht unterscheiden, Vélin ist die samtig, glatte Variante, Vergé die gerippte, strukturiertere Variante. Beides im Grunde dasselbe Papier, beide haben ein gepasstes Wasserzeichen, beide gibt es in drei Farbvarianten, Weiß, Natur und Elfenbein, nur das Finish ist verschieden und das Layout der Wasserzeichen.

Clairefontaine C, Vélin, Natur

Clairefontaine C, Vérgé, Natur
Ich muss sagen, so im Überblick fällt mir kaum ein Unterschied auf, beide Papiere schreiben sich hervorragend. Natürlich ist das Vergé etwas rauer, aber wirklich superglatt ist das Vélin ja auch nicht. Nachdem ich jetzt eine Weile geschrieben habe, wird es auf lange Sicht wohl der naturfarbene Papier werden, in der Vergé Oberfläche. Die gerippte Haptik hat wirklich etwas für sich.
Zu beiden habe ich auch Ausschnitte aus den Scans angefertigt:

Clairefontaine C, Vélin, Natur

Clairefontaine C, Vérgé, Natur
und:

Clairefontaine C, Vélin, Natur

Clairefontaine C, Vérgé, Natur
Auf dem Vergé Papier wird die Schrift im kleinsten Detail unruhiger, aber ich muss auch sagen, das ist viel weniger spektakulär als ich das vermutet hätte. Die Haptik hat mich da anderes erwarten lassen. Irgendwo hat mich meine Vorliebe für sehr glattes Papier wohl auch subjektiv vorbelastet.
Interessant ist bei dem Papier auch der Blick auf das Wasserzeichen. Das ist für mich jetzt nicht der Grund ein Papier zu kaufen, aber wenn ich mir diese beiden Varianten anschaue, dann nehme ich natürlich die Vergé Variante:

Clairefontaine C, Vélin, Elfenbein

Clairefontaine C, Vergé, Elfenbein
Ich habe für das erste Foto mal die Elfenbein Variante verwandt, einfach weil der Kontrast höher ist.
Hier ist das Vélin Papier noch einmal in Natur:

Clairefontaine C, Vélin, Natur
Was mich wirklich beeindruckt hat, wie gut Clairefontaine das Wasserzeichen im Griff hat. Das Papier hat 120g/m² und trotzdem kann man das Wasserzeichen sehr gut erkennen und zeichnet wirklich scharf. Das können Zanders und Neusiedler IMO nicht so gut, da gibt es bei 80g/m² schon weniger Kontrast:

Zanders Gohrsmühle, 80g/m²

Neusiedler Japan Post, 80g/m²
Mein Fazit? Das ist mein Briefpapier, sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, exzellente Qualität. Aber wer weiß was da noch hinter der nächsten Ecke lauert.......
Mark